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»Willkommen!« rief Jago lachend dem Grafen zu, den nur noch ein dreißig Fuß hoher Felsenvorsprung von dem Plateau selbst trennte: »Euer Gnaden, wohl bekomm's im Quartier der Freiheit!«
Seine Worte waren kaum gesprochen, als ein Schrei des wildesten Jubels aus der Barranca herauf erschallte und die Indianer zugleich von der Erde aufsprangen, während die längs dem Dickicht aufgestellten Mestizen und Zambos mit einem gellenden Gelächter hervor tanzten und die Dragoner so von allen Seiten einschlossen.
Der junge Graf zuckte betroffen bei dem unerwarteten Anblicke der mordgierigen Bande zurück, die, nach Blut lechzend, nur mit Ungeduld das Losungswort abzuwarten schien. Noch war er mit seinen Leuten in der Schlucht, und auf allen Seiten Feinde. Einen Augenblick schwankte er unentschlossen, und dann rasch vorspringend, rief er: »Es lebe der König!«
Keiner seiner Dragoner antwortete jedoch; bloß die zwei Offiziere wiederholten den Ausruf mit leiser, gedämpfter Stimme.
»Herr Graf tun Ihre Schuldigkeit«, sprach Jago mit vieler Ruhe; »jeder Widerstand ist aber vergeblich. Meine Leute können alle die Ihrigen in fünf Minuten mit Steinen tot werfen; ergeben Sie sich, oder Sie haben in der nächsten Minute aufgehört, zu sein.«
»Hund von einem Mestizen!« schrie Don Manuel vorspringend. »Wagst du es, so mit einem mexikanischen Kavalier zu sprechen?« und seinen Worten Nachdruck gebend, hob er rasch die Hand mit einer gespannten Pistole.
Der Ausbruch der Wut der Indianer, Mestizen und Zambos, der dieser Drohung folgte, war entsetzlich. Mehr denn hundert der Wütendsten waren wie Tiger auf den Jüngling zugesprungen, und es bedurfte all der Gewalt, die unser Arriero so augenscheinlich über diesen Haufen hatte, um sie zurückzuhalten, Don Manuel und seine Diener, die sich ihm angeschlossen hatten, nicht augenblicklich zu zerreißen.
»Alle tausend Teufel in allen siebzehn Höllen!« brüllte Jago dem rasenden Haufen zu, indem er mit beiden Füßen die Erde stampfte. »Habt ihr vergessen, wen ihr vor euch habt?« schrie er, auf die Dragoner deutend; dann wandte er sich gelassen und nicht ohne Würde ruhig zu dem Jünglinge, der sprachlos diesem seltsamen Auftritte zugesehen hatte.
»Don Manuel,« sprach er, »Ihr seid eigentlich die Ursache, daß wir in eine Klemme geraten, die, die heilige Jungfrau von Guadalupe weiß es, mir zum ersten Male in meinem Leben meinen Verstand zu kurz machte. Beinahe sollte ich schlimm von Euch denken; aber Ihr habt uns in der Stunde unserer größten Not einen Stein aus unserem Garten genommen, und so ist alles ausgeglichen. Ja, wir danken Euch für Euern Beistand; nicht aber wir so sehr als Mexiko, dem unser Leben zu Diensten steht, das in einer Stunde leicht wieder in derselben Klemme sein dürfte. Aber erlaubt mir, Euch zu sagen, daß wir Eure Befehle ebensowenig wie Eure Mittlerrolle anerkennen. Merkt es Euch wohl, wir erkennen weder die Befehle des Königs noch des Virey an, und es wäre wider den gesunden Menschenverstand, uns denen eines passabel edlen siebzehnjährigen Caballero zu fügen. Wir handeln einstweilen als Capitán unserer Truppen und als von der Regierung von Mexiko angestellter Offizier; als solcher unterhandeln wir mit Don Carlos, ohne einer Mittelsperson zu bedürfen. Wir bieten ihm und seinen Leuten Sicherheit für ihre Personen, ihr Gepäck und ehrliche Kriegsgefangenschaft gegen Auswechselung.«
Die Würde, mit der diese Worte gesprochen wurden, kontrastierte so seltsam mit dem Aufzuge des Sprechers selbst und seiner Umgebung, daß der junge Kapitän den Mann mit unverhohlenem Erstaunen ansah; aber indem seine Blicke beinahe spottend auf dem Capitán und seiner Bande ruhten, wurde unter seinen Leuten ein Gemurmel vernehmbar, das ihre Unwilligkeit, sich in den ungleichen Kampf einzulassen, nur zu deutlich bekündete.
»Herr Graf,« fuhr Jago fort, »von der Eskadron Major Ulloas haben Sie keinen Sukkurs mehr zu hoffen; denn sie ist ganz, wie sie leibte und lebte, in der Ewigkeit.«
»Señor Ulloa?« rief der Conde, ungläubig den Kopf schüttelnd.
»Würde Ihnen sonst wahrscheinlich das Viva el Rey! zugerufen haben, wenn Don Manuel sich nicht herabgelassen hätte, die Partei der Cavecillas just im entscheidenden Augenblicke zu ergreifen. Sein ritterlicher Sinn«, fügte er ironisch hinzu, »hat ihn freilich zu einer Art Caballerostückchen verleitet; aber die Nachwehen scheinen sich bereits einzufinden. Der Señor hat vergessen, daß der künftige Schwager des Virey ebensowenig Caballerolaunen wie ein Herz haben dürfe, sondern nur Gehorsam. Apropos, Graf! Seht Euch einmal die Garderobe meiner Rekruten etwas genauer an; schade nur, daß es so verdammt finster wird.«
Es lag wieder etwas so Boshaftes, eine so maliziöse Negerlaune in der Art, wie der Mann die letzteren Worte gesprochen, daß unsere beiden Edelleute ihn mit unverhohlenem Abscheu und wieder einem Interesse ansahen, das ihnen wechselseitig Fieberglut und Totenblässe auf die Wangen trieb. Jago selbst stand mit verschränkten Armen ganz gleichmütig, ohne das Schicksal seiner Gegner besonders drängen zu wollen; die Bestürzung unter den Dragonern war jedoch nun sichtlich allgemein geworden.
» Y basta!« rief er auf einmal. »Nehmen Sie die Ihnen angebotenen Bedingungen an?«
»Und wessen Wort«, fragte Carlos, »haben wir als Garantie für deren Erfüllung?«
Jago stieg die dreißig Stufen, die in den Felsen gehauen waren, hinab und flüsterte dem Kapitän einige Worte in die Ohren, die diesen nicht ohne Verwunderung zurückprallen machten. Einige Augenblicke sah der Graf den Arriero zweifelhaft an, und dann die dargereichte Hand ergreifend, salutierte er ihn auf eine achtungsvollere Weise, als man von einem jungen, hochstrebenden Aristokraten gegenüber einem Maultiertreiber hätte erwarten sollen. Während dieser wieder auf das Plateau zurückgekehrt war, hatte der Kapitän mit seinen Offizieren gesprochen, einige Worte mit seinen Leuten gewechselt, deren Gemurre eine schnelle Entscheidung mehr als rätlich zu machen schien, und sich dann an den Befehlshaber der Patrioten gewandt.
»Wir nehmen Ihre Bedingungen an, Kapitän, fügen jedoch hinzu, daß wir unsere Karabiner abliefern, aber Pistolen, Pferde und Seitengewehre behalten und beisammen bleiben.
»Die Pferde sind zu dieser Zeit nicht mehr die Ihrigen; das übrige gehen wir ein«, erwiderte Jago, der nun seinen Patrioten ein Zeichen gab, auf welches diese zurückwichen, um die Dragoner den letzten Felsenabsatz ersteigen zu lassen. Sie kamen einzeln heran, und so wie sie Mann für Mann auf das Plateau traten, so mußten sie auch ihre Karabiner abliefern, worauf sie längs dem Rande des Dickichts aufgestellt wurden. Als die Eskadron auf dem Plateau angelangt und die Karabiner abgeliefert waren, verbeugte sich Jago artig gegen den Kapitän, ihm bedeutend, er bitte um Entschuldigung, daß er ihn für einige Zeit sich selbst überlassen müsse; doch wolle er ihm die Unterhaltung mit Don Manuel um keinen Preis länger vorenthalten.
Der junge Militär war wie im Traum gestanden; er sah dem merkwürdigen Arriero nach, er blickte Don Manuel an, schaute dann hinüber auf das Schlachtfeld, wo die Leichen in der einbrechenden Finsternis in grausiger Nacktheit herüberstarrten, endlich trat er rasch auf den Jugendfreund zu.
»Und so ist es denn wahr?« fragte er mit zitternder Stimme, »und was meine Augen sehen, ist nicht ein Traumbild? Und Don Manuel – –« er hielt inne, als erschreckte er, die Worte auszusprechen, »und Don Manuel hat sich verblenden lassen, die Partei der Rebellen gegen seinen König zu nehmen?«
Der Jüngling war abgewandt gestanden, seinen stieren Blick zur Erde geheftet.
»Wer sagt das?« fuhr er empor. »Wer wagt dies zu behaupten? Teufel und Hölle! Wer?«
»Jesu Maria!« jammerte Alonso. »Und was haben Sie anders getan, Señor? Mit einem Streiche, in einer Minute Gott, Vaterland, Heimat, Leib und Seele verloren und verdorben. Gott verzeih' mir meine schwere Sünde! Was gingen Sie die Cavecillas an? Warum ließen Sie sie vom Major Ulloa nicht alle totschlagen, die Hunde? – Jesu Maria! Was soll aus uns werden? Heilige Jungfrau. Just als Major Ulloa am besten daran war, sie alle tot zu machen, riet der Teufel, Gott verzeih' mir meine schwere Sünde, unserem jungen Herrn, seine Pistole auf den Major abzuschießen; und wir – was konnten Diener anders tun?«
»Isabel!« rief der junge Don, mit geballter Faust sich vor die Stirne schlagend.
»Isabel?« fragte Graf Carlos befremdet.
»Nicht wahr, der Name, der jetzt angerufen wird, als wenn es die Jungfrau von Guadalupe wäre, befremdet Sie, Graf?« schaltete Jago ein, der wieder herbeigeschlichen war und den Don mit einer Mischung von Hohn und Verachtung anschaute. »Ja, Graf Carlos, da liegt eben der Haken, der Ihren passabel edlen Freund von Ihrer sehr edlen Schwester und von unserm armen Mexiko gerissen. Aber wir wollen Ihnen aus dem Wahne helfen, Don Manuel«, und mit diesen Worten nahm er einige Papiere aus dem Portefeuille und hielt sie ihm ernst vor die Augen.
»Nehmt, Señor!« sprach er in demselben kurz barschen Tone, »und laßt Euch helfen; und wenn Ihr glaubtet, die Schwägerin Sr. Exzellenz würde sich herablassen, sich einem passabel edlen Criollo hinzugeben – sie nennt Euch in ihrer Epistel an ihre Freundin noch mit ganz andern Namen – so wird Euch dieser Brief hoffentlich enttäuschen. Ihr seid ein so rüstiger Caballero als irgendeiner; aber der Oberst Ildefonso ist es auch, und noch dazu Bruder eines Herzogs. Und was die gütige Gesinnung des Virey für Euch betrifft, so werden diese Briefe an Barraxi, Castaños und Ballesteros Euch gleichfalls die Augen öffnen. Merkt es Euch: aus dem Wege wollten sie Euch haben, weil Ihr den Dublonsäcken Euers Onkels zu nahe standet; deshalb solltet Ihr nach Spanien. Leset einmal den Brief an Barraxi; er ist erbaulich und so herrlich durchgespickt mit Betrachtungen über die Notwendigkeit, außerordentliche Hilfsmittel bei der gänzlichen Erschöpfung der königl. Kasse herbeizuschaffen, daß Euer loyales Herz eigentlich vor Freuden hüpfen sollte, zu so großen Zwecken beiträglich geworden zu sein. Seht Ihr, Eure Interzessionen zugunsten der Cavecilla gegen den Henkersknecht Ulloa, den ich schon lange auf dem Korne hatte, tragen auch ihre Früchte. Es hat Euch vor einem Logis in Ceuta oder Mallorca bewahrt, oder vor einem noch weniger kostspieligen Grabe auf einem der zwanzig Schlachtfelder Spaniens.«
Graf Carlos erholte sich zuerst von dem starren Erstaunen, in das ihn die Worte des Arriero versetzt hatten, und indem sein Auge auf den jungen Don fiel, nahmen seine Züge einen Ausdruck von so unaussprechlicher Bitterkeit, von Schmerz und Hohn an, daß selbst Jago zurückschrak. Seine Brust hob sich, als wollte sie zerspringen; er versuchte zu sprechen, konnte es jedoch nicht. Noch einmal warf er auf den Jüngling einen solchen Blick, dann wandte er sich und eilte zu seinen Dragonern.
Don Manuel hatte wieder die Papiere mechanisch zur Hand genommen und sie konvulsivisch zusammengepreßt; dann riß er sie auseinander und stierte in sie hinein wie ein Wahnsinniger. Auf einmal sprang er in die Höhe, warf die Papiere zu Boden, und gebärdete sich wie ein Rasender, daß seine erschrockenen Diener meinten, er habe den Verstand verloren.
»Vermaledeite Esel!« rief Jago diesen zu, deren trostlose Gebärden und Hilfsleistungen den jungen Don nur noch in höhere Wut zu versetzen schienen. »Vermaledeite Esel! Was jammert Ihr, als wenn Euch Eure Bräute verloren und verdorben wären?«
»Don Manuell« sprach er rauher zum Jüngling, den er bei der Schulter anfaßte und kräftig rüttelte: »Erlaubt Eurem alten Freunde Jago eine Frage: Wollt Ihr hier bleiben, mit uns gehen oder nach Veracruz hinab? Wir brechen in einer Viertelstunde auf.«
Der Jüngling stierte ihm in das Gesicht, gab jedoch keine Antwort.
»Noch einmal, Don Manuell« sprach Fago. »Wollt Ihr nach Veracruz, so gebe ich Euch sicheres Geleit; selbst an Bord eines Schiffes der großen Republik oder der Engländer vermag Euch mein geringer Einfluß zu bringen. Wählt jedoch schnell; denn was Spanien betrifft, so werdet Ihr wohl selbst einsehen, daß Ihr Euch diesen Gedanken aus dem Kopfe schlagen müßt, außer Ihr wolltet in Ceuta Quartier nehmen; in Mexiko dürfte es gleichfalls für Euch zu heiß geworden sein.«
Der Jüngling gab noch immer keine Antwort, und der Arriero wandte sich mit dem Worten: » Y basta!« zu seinen Leuten.
Die Nacht war unterdessen völlig hereingebrochen, und auf mehreren Punkten des Schlachtfeldes waren Feuer angezündet worden. Eine Horde Indianer und Indianerinnen war gekommen, die wie Kobolde mit ihren Feuerbränden umherrannten, die Leichen beleuchteten und bei jeder in ein gräßliches Geheul oder ein ebenso gräßliches Gelächter ausbrachen, je nachdem der Gebliebene einer der Gachupins, wie sie ihre Feinde nannten, oder der Ihrigen war. Als sie diese Art Todestanz beendigt hatten, denn diese Sprünge sollten für eine solche Feier gelten, stellten sich die halbnackten Megären in eine lange Reihe auf und traten dann eine nach der andern vor, um jene Verwundeten zu empfangen, die die Indianer für sie bestimmt hatten und die sie sofort auf den Rücken luden und mit bewunderungswürdiger Sorgfalt und Geschicklichkeit die Barranca hinabtrugen. Wie Gespenster waren sie gekommen und wie solche schlichen sie sich fort; ein bloßer Wink des seltsamen Mannes, den wir als Arriero kennen gelernt haben, war hinreichend gewesen, die Gruppe der Indianerinnen zum Schweigen und zu einer Tätigkeit zu vermögen, die bei ihren ausgemergelten, kraftlosen Gestalten weit über ihre Kräfte zu gehen schien. Der Arriero selbst war nach seinem Siege ein ganz anderer Mann geworden. Zwar war bei all seiner anscheinenden Gemeinheit und Roheit schon früher etwas an dem Manne sichtbar geworden, das in hohem Grade zu interessieren fähig gewesen sein dürfte; seit der letzten Stunde jedoch stellte er wirklich mehr den Chef eines fliegenden Truppenkorps als den rohen Arriero vor. Seine Tätigkeit inmitten der absolutesten Anarchie war ebenso bewundernswert wie seine Ruhe und die gänzliche Gewalt, die er offenbar über alle Indianer, Mestizen und Zambos und über sich selbst hatte. Wohl fünfzig verschiedene Befehle und Berichte hatte er zu gleicher Zeit gegeben und empfangen. Keine der Indianerinnen war angekommen, mit der er nicht Worte oder Zeichen gewechselt hätte, und ein Wink war wieder hinreichend gewesen, sie verschwinden zu machen. – Ebenso groß war die Bewegung unter den Patrioten selbst geworden; mehrere Abteilungen hatten sich in Marsch gesetzt oder vielmehr in einen Trab, der sie schnell vom Schlachtfelde wegführte, ohne daß man gesehen oder gehört hätte, wo sie hingekommen waren. Auch hatte sich die Tätigkeit Jagos nicht auf die Patrioten allein beschränkt, jeden Dragoner hatte er seiner Aufmerksamkeit wert erachtet, und die Weise, wie diese aufgenommen wurde, verriet eine baldige gänzliche Hinneigung der Reiter zur Partei der Patrioten. Der junge Graf hatte nicht ohne Unruhe der nimmer ruhenden Beweglichkeit des seltsamen Mannes zugesehen; als jedoch die Eskadron sich teilte und der größere Teil sich in Bewegung setzte, während der andere noch ruhig stand, trat der junge Kriegsgefangene rasch auf seinen Besieger zu.
»Señor,« sprach er in einem festen, jedoch achtungsvollen Tone, »dies ist gegen die Bedingungen. – Wir bleiben beisammen.«
In diesem Augenblicke erschallte von der Barranca herauf ein langer gellender Schrei, den Jago, rasch an den Rand der Barranca vortretend, in einem ebenso gellenden Ton erwiderte; dann, zum Kapitän zurückkehrend, sprach er zu diesem: »Nun sind wir marschfertig. Meine Leute haben soeben Ihre Pferde in Beschlag genommen. Der Nachtritt dürfte indes ermüdend werden.«
»Wir bleiben jedoch beisammen«, wiederholte der Graf, sich die Lippen beißend.
»Vorausgesetzt, die Dragoner wünschen es«, fiel Jago scherzend ein. »Wir fechten für die Freiheit, Graf, und es wäre hart, unsere neuen Freunde derselben zu berauben.«
Und mit einem vielsagenden Lächeln erhob er seine Stimme und begann in rauhem, aber prachtvollem Aufschwünge:
»Freunde, die Freiheit....«
»Großer Gott!« rief der Conde. »Diese Stimme! Pedrillo – –!«
Doch Pedrillo ließ ihm keine Zeit zu weiteren Fragen. Die Patrioten hatten sich in Bewegung gesetzt, die Dragoner in die Mitte genommen, und alle begannen nun den majestätischen Chor:
Freunde, die Freiheit
Ruft uns ins Feld;
Wir schwören ihr zu leben
Zu sterben wie Cid, der Held.
Die Weise, einfach und rauh, aber melodisch und ergreifend, hatte die ganze Truppe in Begeisterung versetzt, welcher der junge Kapitän vergebens entgegenzuwirken bemüht war. In der raschen Bewegung war er mit Don Manuel fortgerissen worden, und so wohl berechnet war diese Bewegung gewesen, daß beide auf verschiedenen Wegen abgeführt oder vielmehr von dem Schwalle mit fortgezogen wurden, ohne daß sie auch nur eine Ahnung von ihrer Trennung gehabt hätten.