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Sechzehntes Kapitel.

Gesunken unter den wütenden Angriffen eines verzweifelten Abenteurers, seiner Religion, seiner Bildung, seiner Herrscher, seiner edelsten Männer, seiner Tempel, selbst seiner Geschichte beraubt, war ganz Mexiko, nachdem es in die Hände der Spanier zu fallen das Unglück gehabt, aus einem blühend selbständigen Staate eine ungeheure Domäne, seine Bewohner eine disponible Horde geworden, der man noch eine Wohltat zu erweisen glaubte, wenn man sie, zu Hunderten, zu Tausenden wie das Vieh an eine wüste Soldateska verteilte. Ihres Eigentumes, ihrer Äcker, zum Teile selbst ihrer Weiber und Kinder beraubt, herdenweise in die Bergwerke getrieben oder zum Lasttragen über unwegsame Gebirge verdammt, war die Geschichte dieses beispiellos mißhandelten Volkes drei Jahrhunderte hindurch ein fortwährendes Gemälde der unmenschlichsten Bedrückung gewesen, dem selbst die zu seinem Besten gegebenen Gesetze dadurch, daß sie gewissenlosen Beamten zur Vollziehung anvertraut waren, zu unheilbarem Krebsschaden wurden. In ihre Dörfer eingebannt, aus denen sie nur gerissen wurden, um ihren Peinigern zu fronen, hatten sie im stumpfen Dahinbrüten alles verloren, was den Menschen als solchen bezeichnet; nur das Gefühl ihrer Entwürdigung, die Erinnerung an die ausgestandenen Leiden und ein instinktartiges, düsteres Sehnen nach blutiger Rache waren geblieben.

Dem schwächsten Verstande war durch die Gewalttaten klar geworden, daß, solange der Spanier herrsche, der Mexikaner unbedingt Sklave bleiben müsse; daß er nie hoffen dürfe, an der Verwaltung seines Landes wieder Anteil zu nehmen. Von diesem Augenblicke an begann der Entschluß zu wurzeln, sich der Spanier auf jede nur mögliche Weise zu entledigen. Damals war eine Verschwörung die unmittelbare Folge gewesen, zu der sich an hundert der angesehensten Mexikaner mit mehreren Hunderten aus den Mittelklassen und dem Militär vereinigt hatten, mit dem festen Vorsatze, das schandbare Joch abzuschütteln, als die Verräterei eines der Verschworenen, der die Verbündeten in der Beichte verriet, ihren Ausbruch zwar nicht vereitelte, aber beschleunigte.

Es war um neun Uhr abends am 15. September 1810 gewesen, als Von Ignacio Allende y Unzaga, Kapitän im königlichen Regiments de la reina, von Gueretaro kommend, in die Wohnung des Pfarrers von Dolores, Padre Hidalgo, stürzte, mit der Nachricht, daß die Verschwörung, die Mexiko von der verhaßten Herrschaft der Spanier befreien sollte, entdeckt, und daß der Befehl erlassen sei, die Verschworenen tot oder lebendig einzubringen. Den sicheren Untergang vor Augen, beratschlagten die beiden Verschworenen eine Stunde und traten dann unter ihre Freunde, den festen Entschluß verkündend, ihr Leben an die Freiheit des Vaterlandes zu setzen. Zwei Offiziere, die Leutnants Abasalo y Bellera und Aldama, mit einem Haufen lustiger Musikanten, Tisch- und Hausgenossen des Cura, vereinigten sich mit den Aufrührern, und mit diesen, dreizehn an der Zahl, begann die große mexikanische Revolution.

Während Hidalgo, ein Kruzifix in der Linken, ein Pistol in der Rechten, auf das Gefängnis losstürzt und die Verbrecher befreit, dringt Allende mit den übrigen in die Häuser der Spanier, zwingt sie, ihr Silber und bares Geld auszuliefern, und dann mit dem Geschrei: »Es lebe die Freiheit! Nieder mit der Fremdregierung!« stürmten alle in die Straßen von Dolores. Die ganze indianische Bevölkerung schließt sich an den geliebten Cura an; in wenigen Stunden ist der Haufen der Empörer auf einige Tausend gestiegen, wozu auf dem Zuge nach Miguel el Grande achthundert Rekruten vom Regimente des Kapitäns stoßen. Unaufhaltsam vordringend, wirft sich die losgelassene Rotte mit den Worten: »Tod den Spaniern!« auf San Filipe; in drei Tagen steigt sie auf zwanzigtausend; zu Zelaya angelangt, schließt sich ein mexikanisches Infanterieregiment mit einem Teile des Kavallerieregimentes del principe an sie an. Weiter fortschwellend, wirft sie sich, unter dem steten Rufe: »Tod den Spaniern!« auf Guanaxuato, die reichste Stadt Mexikos, wo eine dritte Truppenabteilung sich zu ihr schlägt. Von allen Seiten strömen nun die Indianer herbei, und die Horde wächst auf fünfzigtausend an. In Guanaxuato, wird die feste Alhóndega Alhóndega de granaditas, ein Getreidemagazin. im Sturm genommen, die sämtlichen Spanier und Kreolen, die sich mit ihren Schätzen dahin geflüchtet, niedergemacht; über fünf Millionen harte Piaster fallen den Aufrührern als Beute in die Hände. Der Fall dieser Stadt zieht eine ungeheure Menge Indianer aus allen Teilen des Reiches herbei; die Horde steigt auf achtzigtausend Mann, worunter aber kaum viertausend Gewehre sind. Unaufhaltsam drängt sie über Valladolid nach Mexiko vor, wirft den Obersten Truxillo bei Las Cruces über den Haufen und zieht am 21. Oktober die Hügel von Santa Fé herab, die Hauptstadt des Königreiches im Angesichte, in deren Mauern dreißigtausend Leperos nur des Zeichens zum Angriffe harren, um den Kampf innerhalb der Stadt zu beginnen. Bloß zweitausend Linientruppen sind zur Verteidigung der Hauptstadt vorhanden; Calleja, der Oberfeldherr, ist hundert Stunden von Mexiko; ein anderer Obergeneral der Graf von Cadena, sechzig; der Rücken ist gleichfalls von den Patrioten aufgeregt; auf der Straße von Tlalnepatla rückt ein Patriotenchef zur Unterstützung Hidalgos heran; der Vizekönig trifft bereits Anstalten zum Abzuge nach Veracruz; das Schicksal von Mexiko ist, allem Anscheine nach, seiner Entscheidung nahe, ein rascher Angriff und die Herrschaft der Indianer ist wieder hergestellt. Aber am folgenden Tage zieht sich Hidalgo mit seinem hundertundzehntausend Mann starken Schwärme zurück; Mexiko ist gerettet; aber die Leidensgeschichte der Patrioten fängt nun an.

Am 7. November bei Alculco von dem vereinigt spanisch-kreolischen Heere geschlagen, trifft bald darauf Allende bei Marfil ein gleiches Los, und eine dritte Schlacht bei Calderón entscheidet das Schicksal des ersten Feldzuges, dessen Urheber, Hidalgo, mit fünfzig seiner Gefährten bald darauf, verräterischerweise bei Acalito gefangen genommen, mit seinem Leben büßt.

Über einen Aufstand erbittert, der ihrem Könige seine Suprematie und ihnen selbst die Ausbeutung des reichsten Landes der Erde zu entreißen gedroht hatte, fingen die Spanier an, darauf hinzuarbeiten, sich nicht nur der Rebellen selbst auf alle mögliche Weise zu entledigen, sondern auch der Möglichkeit einer künftigen Empörung vorzubeugen. Vierundzwanzig große und kleine Städte mit zahllosen Dörfern waren bereits von den Spaniern von Grund und Boden aus zerstört, ihre Bevölkerung ohne Unterschied vertilgt worden, aus keiner anderen Ursache, als weil sie die Insurgenten vorzugsweise begünstigt hatten. Noch nicht zufrieden mit den Hunderttausenden, die Feuer und Schwert gefressen, hatten sich die blinden Legitimitätsdiener nicht entblödet, im Namen des dreieinigen Gottes und der heiligen Jungfrau die feierlichste Amnestie durch den Mund der Kirche zu verkünden, um die leichtgläubigen Elenden, die diesen Versicherungen trauten, ohne Erbarmen zu vertilgen. Eine so entsetzliche Treulosigkeit ließ natürlich keine Möglichkeit einer Wiederaussöhnung mehr zu, und die plötzliche Wendung, die der Gang der Revolution zu gleicher Zeit zu nehmen anfing, schien endlich die ganze Bevölkerung gegen diese elenden Tyrannen vereinigen zu wollen.

Unter den Abenteurern, die, Ruhm oder Beute suchend oder von Haß gegen die Unterdrücker angetrieben, sich zu Hidalgo auf seinem Triumphzuge von Guanaxuato nach Mexiko gedrängt hatten, war auch sein Jugendfreund und Schulgefährte Padre Morellos, Rector Cura, Der Pfarrer; weltgeistlichen Standes heißen sie Rectores Curas, die Klostergeistlichen Padres Curas. von Nucupetaro gewesen. Von dem Generalissimus Hidalgo brüderlich aufgenommen, hatte er von diesem den Auftrag erhalten, die südwestlichen Provinzen des Königreiches in Aufstand zu versetzen. Mit diesem gefährlichen Auftrage ausgerüstet, hatte sich der sechzigjährige Priester, bloß von fünf Anhängern begleitet, in die Intendanzen seiner neuen Militärdivision begeben, war in Petalan auf zwanzig Neger gestoßen, die er durch das Versprechen der Freiheit ihm zu folgen bewog, und bald darauf von mehreren Kreolen mit ihrem Anhange verstärkt worden.

Ungleich seinem Vorgänger, fing dieser Priester den Krieg im Kleinen, nach Art der Guerrillas an. Allmählich die Sphäre seiner kriegerischen Tätigkeit erweiternd, hatte er mehrere nicht unbedeutende Siege über die spanischen Generale in einem sechzehnmonatlichen kleinen Kriege davongetragen. Das Gerücht schilderte ihn als einen ernsten Mann, ganz das Gegenteil vom leichtsinnig raschen Hidalgo, begabt mit einem durchdringenden Verstande, von tadellosen Sitten und weit liberaleren Ansichten, als man sie von einem mexikanischen Priester und seiner beschränkten Erziehung hätte erwarten sollen; der Einfluß, den er auf die Indianer ausübte, sollte ans Unglaubliche grenzen. Dieser Mann war nun an der Spitze einer kleinen Armee in Mexiko angekommen; die bedeutendsten Chefs des Patriotenkorps, darunter Vitoria, Guerero, Bravo, Ossourno, hatten sich seinen Befehlen unterworfen, und das moralische Übergewicht seines Namens schien endlich bewirken zu wollen, woran es seit dem Tode Hidalgos gefehlt hatte: Übereinstimmung in den Kriegsoperationen der Patrioten und eine Disziplin unter den Truppen, die dem Lande Vertrauen einflößen konnte.

Auf diesen Mann nun begann Mexiko die Augen sehnsuchtsvoll zu richten. Er oder keiner, war der allgemeine Glaube, konnte das Land befreien. Tausende von Kreolen hatten sich bereits an ihn angeschlossen, und Tausende waren auf dem Punkte, diesem Beispiele zu folgen. Der Enthusiasmus nahm stündlich zu, und selbst der gewisse Tod, der jeden traf, der auch nur Wünsche für Mexiko laut werden ließ, konnte die Aufregung unter der jüngeren kreolischen Bevölkerung nicht stillen. Die reifere Mehrzahl schwankte jedoch noch immer unentschlossen. Gänzlich in der Gewalt der Spanier, fehlte es ihnen ebensosehr an der Kraft, sich ihren Tyrannen zu entziehen, als am Willen, sich an die neuen Befreier anzuschließen. Der mißlungene Versuch Hidalgos hatte ihr Vertrauen auf die Möglichkeit einer Befreiung erschüttert, die Grausamkeiten der Indianer gegen ihre Brüder ihre Begeisterung eingeschüchtert. Noch gellte ihnen das Wut- und Rachegeschrei der Indianer in die Ohren. Würde Morellos auch imstande sein, Caleja die Spitze zu bieten, gegen den Hidalgo und Allende mit ihren Hunderttausenden das Feld bei jedem Zusammentreffen verloren hatten? Selbst im Falle eines Sieges imstande sein, Kriegszucht und Ordnung unter den zusammengelaufenen Scharen aufrecht zu erhalten? Würden die Abenteurer, von denen die meisten Abteilungen des Patriotenheeres befehligt waren, nicht vielmehr ihren Sieg benützen, um das unglückliche Land mit allen Schrecknissen, die einen zuchtlosen, siegtrunkenen Rebellenhaufen begleiten, heimzusuchen? Solches waren die Fragen, die sich Tausenden der einsichtsvolleren Bürger nicht nur der Hauptstadt, sondern des Landes aufdrängten und ihre Tatkraft in dem Augenblicke hemmten, wo diese zur Vertreibung der Spanier in Wirksamkeit treten sollte. Alle haßten die Spanier bitter und blutig. Alle hatten gelitten und litten noch immer unter den unerträglichen Anmaßungen und der Gesetzlosigkeit dieser bigotten, nimmersatten Eindringlinge; aber diese Eindringlinge hatten trotz ihrer Gesetzlosigkeit Ordnung gehandhabt, deren Wert nun in der allgemeinen Zerrüttung so fühlbar geworden war. Die persönliche Sicherheit und die Rechte des Eigentums, wenn auch häufig verletzt, waren doch nie so en gros über den Haufen geworfen worden. Hatten diese Gründe schon auf die Gesinnungen und das Betragen der Mehrzahl der bemittelten Mittelklassen bedeutenden Einfluß geäußert, so mußten sie es noch weit mehr bei dem hohen Adel, der bei einem Umsturze der Ordnung natürlich am meisten zu verlieren hatte. Wenn jedoch die Vorurteile gegen die Revolution unter der Mehrzahl des hohen Adels herrschend waren, so gab es auf der andern Seite wieder Männer unter dieser hohen Aristokratie, die den Stand der Dinge aus einem weit höheren, für sie und ihr Land ehrenvolleren Gesichtspunkte auffaßten. Eigentum und vorzüglich Grundeigentum ist eine Basis, deren Solidität auch dem schwächsten Verstande einen Halt gibt, den der geistreichere Eigentumslose vergeblich anspricht. Es liegt etwas Zähes, aber zugleich auch etwas Positives im Grundeigentum, das seinen Besitzer gewissermaßen zwingt, unabhängig von seiner persönlichen Vorliebe und seinen Vorurteilen, das Wohl des Landes zu berücksichtigen, in dem sein Eigentum liegt. So wahrhaft absurd daher auch das Benehmen der Mehrzahl dieser Hochadeligen im Anfange der Revolution gewesen, so kindisch lächerlich ihre Vorliebe für die wertlosen Auszeichnungen ihres königlichen Gebieters, so hatte es wieder unter ihnen Männer gegeben, die die Lage ihres Landes richtiger beurteilten und ungeachtet des servilen Kleides, das sie trugen, für die Freiheit ihres Landes größere Opfer gebracht hatten als die glühendsten, lautesten und ungestümsten Freiheitshelden je getan. Unter diesen hatte sich der Graf von San Jago besonders ausgezeichnet. Familienverhältnisse hatten ihm den seltenen Vorzug verschafft, seine Jugend in Spanien und den zivilisierten Ländern der alten Welt zuzubringen, und ihm so Gelegenheit gegeben, jene Erfahrungen zu sammeln, die nötig sind, um eine unabhängig richtige Ansicht der Verhältnisse seines eigenen Landes zu fassen. Von der Natur mit einem durchdringenden Verstande begabt, hatten die Demütigungen, die er sich von dem stolzen Spanier bloß deshalb hatte gefallen lassen müssen, weil er ein geborener Mexikaner war, ihm frühzeitig jenen tiefen Abscheu gegen die Bedrücker eingeflößt, den nur wieder derselbe reife und gebildete Verstand genugsam zu meistern imstande war. Die Eindrücke, die er im geselligen Leben der aufgeklärtesten Völker Europas und der aufgeklärtesten seines eigenen Weltteils empfangen, hatte er tief in seinen Busen niedergelegt und in die Einsamkeit seiner weitläufigen Besitzungen mitgenommen, wo sie ihm Nahrung in seinen trüben Stunden und Leitstern in seinem häuslichen und öffentlichen Leben wurden. So war allmählich ein ebenso fester als umsichtiger Charakter entstanden, der jedoch, ungeachtet seiner Umsichtigkeit und Klugheit, kaum für die Länge dem Argwohn der Beherrscher des Landes entgangen sein dürfte, wenn nicht ein herbes Los, das sein Familienglück kurz nach seiner Rückkehr aus Europa zertrümmerte, dadurch, daß es ihn zum Gegenstand einer allgemeinen Sympathie erhob, wieder beigetragen hätte, dem spanischen Mißtrauen eine andere Richtung zu geben. Er selbst hatte sich seit diesem Schlage gänzlich von der Welt zurückgezogen, ganz und allein in der Beförderung des Wohles seiner nächsten Umgebungen und zahlreichen Angehörigen Trost und Erholung suchend. Aber ungeachtet dieser Zurückgezogenheit hatte sich sein Einfluß zusehends vergrößert. Dieser Einfluß wieder, weit entfernt, in seiner Persönlichkeit hervorzutreten, war vielmehr in der festeren Haltung des Adels und der ihm zunächststehenden bürgerlichen Klassen bemerkbar geworden. Es lag etwas Geheimnisvolles in diesem Einflusse sowie in der Art, wie er ihn geltend machte. Gleich dem besonnenen, ruhig festen Seemanne, der jeden Windhauch kennt, schien sein durchdringender Blick schon lange vor dem Ausbruche der Revolution seine Maßregeln getroffen zu haben, um dem kommenden Sturm zu begegnen. Das Gerücht ging, daß er die Hauptveranlassung gewesen, die mehrere des mexikanischen Adels bewogen, sich an Jturrigaray anzuschließen. Er selbst war bei dieser großen politischen Maßregel nicht besonders hervorgetreten. Als jedoch der Plan sich wirklich zu einem günstigen Resultat neigte, hatte er sich gemäßigt und fest dafür erklärt, als das einzige Mittel, sein Volk und Land aus dem herabwürdigenden Zustande zu reißen und mit der Art und Weise, sich selbst zu beherrschen, stufenweise vertrauter zu machen, so Hand in Hand mit den spanischen Behörden fortzuschreiten, bis günstige Verhältnisse es erlauben würden, den Verband zwischen beiden Ländern gänzlich aufzulösen. Merkwürdig genug erklärte sich jedoch derselbe aufgeklärte Geist gegen eine plötzliche Freiheitserklärung, und zwar so bestimmt, daß eine bedeutende Anzahl ihm wieder ihr Vertrauen zu entziehen anfing. Vielleicht, daß er, die Schwächen dieses Volkes einsehend, die Unmöglichkeit voraussah, die Freiheit, selbst wenn sie erlangt würde, zu bewahren. Unterdessen wollten die Hellersehenden, ungeachtet dieses scheinbaren Rückzuges, deutliche Spuren seiner fortwährenden Tätigkeit bemerkt haben, und wirklich waren Symptome einer solchen im ganzen Lande zu fühlen, die um so auffallender wurden, als die Bedeutsamkeit der Hilfsmittel, die diesem unsichtbaren Agenten zu Gebote standen, und ihre Wirksamkeit alle Versuche der Behörde, sie zu entdecken oder ihnen auf die Spur zu kommen, auf eine Weise vereitelten, die diese in die größte Besorgnis versetzte. Das ganze Land war in der Tat durch diese unsichtbaren Agenten in seinen Gesinnungen und Ansichten revoltiert worden. Die Urheber dieser moralischen Revolution blieben jedoch in geheimnisvolle Dunkelheit gehüllt, und der Graf schloß sich mit dem ganzen Adel offenbar an die königliche Regierung an. Der neue Vizekönig hatte sich beeilt, den Grafen San Jago mit Beweisen von Freundschaft und Vertrauen zu überhäufen, die ebensosehr die Verwunderung der Uneingeweihten als das zufriedene Lächeln der Wissenschaft erregten. Andere Vorfälle hatten sich wieder ereignet, die das gute Verhältnis zwischen den beiden Gewaltigen zu zerstören drohten, und unter diesen der Machtspruch, der den Neffen des Aristokraten neuerdings nach Spanien verwies.


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