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Jetzt ward es still im weiten Gewölbe bis auf ein fernes Kettengerassel und ein Geheul von Stimmen, die, als wären sie durch eine metallene Röhre geleitet, grell und schneidend und wieder dumpf und unnatürlich an die Felsenwände anschlugen und verhallten, wie das Rauschen der an dem Riffe zerrissenen Wogen in der Ferne verhallt. Auf einmal wurden eilig-vorsichtige Schritte gehört, und zwei Gestalten traten in Begleitung des Oberalguazils ein, sahen sich sorgfältig nach allen Seiten um und winkten dem Manne, der sich von seiner harten Lagerstätte erhoben und auf sie zugetreten war. Nach einem kurzen Geflüster folgten die drei dem Verdugo durch einen finstern Gang in ein drittes Gewölbe. Es war gleichfalls durch eine Lampe erleuchtet, deren Licht aber so bleich und düster über die Wände hinfiel, als wollte es den Eintretenden erst allmählich mit den furchtbaren Dingen, die da zu sehen waren, bekannt machen. Mehrere ungeheuer dicke Pfeiler erhoben sich aus diesem Gewölbe. Längs den Wänden waren Tische und Bänke von verschiedenartigen Konstruktionen aufgestellt; einige sahen wie Koffer aus, andere wie Roste, wieder andere wie Wagen, aber alle waren von Eisen. An den triefenden Mauern und Pfeilern hingen armdicke Ketten, und Ringe und Haken standen hervor, in denen die Umrisse menschlicher Gestalten stehend, sitzend und kniend zu bemerken waren; ob aber tot oder lebendig, ließ sich im düstern Lampenscheine nicht entnehmen. Sie gaben aber kein Lebenszeichen von sich. Niedrige Türen oder vielmehr Löcher mit eisernen Gittern waren gleichfalls zu schauen. Das Ganze sah aus wie eine unterirdische Schlachtbank mit Behältern für die wilden Tiere.
In dieses Gewölbe nun waren die drei in Begleitung des wilden Handlangers der Gerechtigkeit eingetreten und beim Scheine einer Blendlaterne bis zu einem der Pfeiler vorgeschritten, hinter welchem zwei hielten und die andern sich eilig einem der in der Mauer angebrachten Löcher näherten, in das sie hineinkrochen. Es war eines jener Kabinette, wie sie die vizekönigliche Phantasie recht anschaulich gezeichnet, und die, von der erfinderischen Grausamkeit giftiger Herrendiener erfunden, um ihre Wut an den Schlachtopfern ihres Hasses zu kühlen, die passende Benennung infiernillos erhalten haben. Sechs Fuß Länge, sechs Fuß Breite und fünf Fuß Höhe. Kein überflüssiges Geräte. Ein Steinsitz, Ketten und Ringe. Auf einem solchen Sitze saß oder hing eine jugendliche Gestalt, den Hals in einem armsdicken Eisenringe, die Hände ausgestreckt wie ein Gekreuzigter, gleichfalls in Ketten hängend, das Haupt über den dicken Ring herabfallend. Dem Unglücklichen entstiegen hohle, aus tiefster Brust herauf gestöhnte Seufzer, die wie das letzte Wutröcheln des im rasenden Kampfe erliegenden Löwen zu hören waren und für einige Augenblicke die beiden zurückschaudern machten. Eine Kappe war so über Kopf und Gesicht gezogen, daß bloß der Mund und die Nase sichtbar waren.
Der Oberalguazil, denn er war es, der mit eingetreten, hatte sich dem Gefesselten genähert und versuchte, das Halseisen zu öffnen, sein Begleiter faßte ihn jedoch bei der Hand und hielt ihn zurück.
»Halt, Señor!« raunte er ihm in die Ohren; »denn wenn Sie die unrechte Feder erwischen, so knicken Sie ihm den Hals ebenso leicht zusammen, als wenn es ein Strohhalm wäre, und, bei San Lorenzo! ich glaube, dem Caballero geschähe eine Wohltat; ist der erste, den ich um Gottes und aller Teufel willen um den Tod brüllen hörte. Aber möge mich die unterste Hölle empfangen, wenn ich mir nicht gleich einbildete, daß diese Manga nicht in den Sack des alten Lorenzo wandern würde.«
Unter diesen Worten hatte er den Gefangenen entfesselt.
»Silencio!« bedeutete ihm der Oberalguazil. »Sie soll dir nicht entgehen.«
»Also Kleider soll er wechseln? Wollen Señor ihm behilflich sein? Denn vor einer Stunde dürfte er kaum den Gebrauch seiner Glieder erlangen. Es ist ein verdammtes Sturzbad, diese infiernillo, und so sind sie alle«.
Es war mit nicht geringer Mühe, daß der Oberalguazil dem Gefangenen das erste Kleidungsstück auszog, denn er war mehr tot als lebendig; ohne Regung, ohne Bewegung ließ er alles mit sich geschehen, sich die Manga vom Leibe reißen, die mit Seeotterfellen besetzte Jacke, die Beinkleider; er schien nichts zu fühlen; nur zuweilen stieg ein schmerzlicher Seufzer aus der tiefsten Brust herauf, und dann zuckte es durch den ganzen Leib. Der Jüngling mußte furchtbar gelitten haben.
»Die Unterkleider wollen wir ihm lassen«, sprach der Alguazil, der, beim Versuche ihm auch diese auszuziehen, den unwillkürlichen Widerstand fühlte, den auch der Bewußtlose instinktmäßig leistet, wenn seinem Schamgefühle zu nahe getreten wird.
»Das ist noch frisches, unverdorbenes Junggesellenblut«, murmelte der Verdugo, während der Oberalguazil seinen Mantel über den Gefangenen warf, ihn mit beiden Armen erfaßte und halb aus der Höhle schleppte, halb trug.
»Ist er es auch?« fragte eine der beiden Gestalten, die vor der infiernillo geblieben waren, die Kappe lüftend.
»Er ist es«, murmelte der andere. »Er ist es«, fiel der Oberalguazil ein.
» De pregonero á verdugo, sagt das Sprichwort«, brummte der Henker. »Hier aber geht's umgekehrt. Folgen Sie mir, Señorias, ich will Sie dahin führen, wo er so sicher schlafen soll wie die Ratten, die er zu seiner Gesellschaft haben wird.«
Der Verdugo führte nun die drei in einen Gang, aus dem er nach einer Weile in Begleitung des Oberalguazils und eines jungen Menschen zurückkam, dessen Gestalt und Haare dem soeben Entkleideten vollkommen glichen.
»Das ist einmal ein qui pro quo, das mir selten unter die Hände gekommen«, grinste der Henker.
Der unglückliche Gefangene hatte gleichfalls die Kappe vor dem Gesichte, schien jedoch weit weniger angegriffen.
»Jesu Maria! Wo bin ich, Señores? Um der Mutter Gottes willen!«
»Silencio!« bedeutete ihm der Verdugo, der ihn an die Mauer lehnte und seine Kleidung Stück für Stück abzureißen begann. Er hatte dies mit der Manga getan, und die Jacke war gefolgt.
»Heben Sie den Fuß,« sprach der Scharfrichter, »daß ich Ihnen die Beinkleider abziehen kann, den andern«, mahnte er, indem er sie abstreifte. »Das Hemd ist zwar nicht viel wert, mögen es jedoch mitnehmen. Die Botines und Schuhe passabel. Fürchten Sie nichts, Señoria! Sie sollen bloß die Robe wechseln.«
»Jesu Maria! Gnade, gnädiger Herr«, jammerte der Arme. »Ach, wenn meine arme Mutter, die in der Plateria wohnt, an der zehnten Ecke, da wo –«
»Wir wollen's ihr sagen, Señoria,« sprach der Verdugo in einem Anfalle von Rührung, »und sie kann vielleicht eine I ndulgencia plenaria Vollständiger Ablaß. lösen; denn mit Beichtvätern haben wir hier nichts zu tun. Bei uns geht es kurz, besonders seit die Folter abgeschafft ist. Für zwanzig Duros mögen sie jedoch die beste Indulgencia plenaria haben; sind wohlfeil, seit die Cavecillas aufgeklärt worden.«
Der arme Mensch horchte, und hielt die Ohren dem Sprecher hin, schien ihn aber nicht zu verstehen. Er zitterte wie Espenlaub, denn er stand nun nackt auf den kalten, nassen Pflastersteinen.
»Jesu Maria!« flehte der arme Junge wieder. »Was wollen Sie denn? Ich ging ja bloß, meinen jungen Herrn zu suchen. Was konnte der arme Cosmo anders tun? Wir haben gebeten, fußfällig, Maestro Alonzo, Pedro, ich, eben als Señor Ulloa so wütend auf die g ente irrazional einhieb. Jesu Maria, es ist so kalt.«
»Wird Ihnen schon warm werden, Señor. Unter unsern Händen wird es dem Kältesten warm. Da, nehmen Sie!«
Und nun reichte er ihm Stück für Stück dieselbe Kleidung, die der Oberalguazil zuvor dem Gefangenen in Nummer 3 abgezogen hatte. Der Unglückliche haschte danach und schlüpfte mit einer Hast hinein, die etwas Grausenhaftes hatte. Auf einmal hielt er inne, befühlte die Jacke, die Felle, die Goldborten und schrie dann mit einer erschütternden Stimme: »Jesu Maria! Das ist die Robe meines gnädigen Herrn.«
Einen Augenblick stand er zitternd, das Kleid an seinen Körper gepreßt.
»Machen Sie hurtig, Señor!« mahnte der Verdugo. »Wir haben nicht Zeit.«
»Jesu Maria! stöhnte der Arme nochmals, und dann steckte er die Hand mechanisch in die Jacke. Der Verdugo überwarf ihm den Mantel und zog ihn in Nummer 3.
Es ließen sich die Töne einer Glocke aus dem Gerichtsgewölbe hören. Die beiden horchten einen Augenblick und huschten dann durch das Gewölbe in den Gang hinein, aus dem die Töne herausschallten.
Nicht lange, so wurden neuerdings Fußtritte gehört, und es kamen der Verdugo, der Oberalguazil, der Alkalde und ein Blaumantel. Die letzteren hatten Blendlaternen.
»Verdugo!« sprach der Alkalde, »tut Eure Schuldigkeit. Nummer 3.«
Der Verdugo verschwand in der infiernillo. Es war Kettengeklirr zu hören, und dann kam er mit dem unglücklichen Jungen.
»Um der Liebe Gottes willen!« bat dieser. »Cosmo will ja gerne alles tun, alles bekennen.«
»Er spricht irre«, bemerkte der Alkalde.
»Jesu Maria!« stöhnte Cosmo wieder. »Wir haben gebeten, ihn beschworen, nicht zu schießen auf Major Ulloa. In meinem Leben will ich keine Flinte mehr in die Hand nehmen.«
»Diese Stimme –« bemerkte der Blaumantel.
»Ist verändert«, fiel ihm der Alkalde ein. »Der arme Junge hat Stimme, Mut und Verstand verloren. Ist aber immer so.«
»Na«, brummte der Verdugo. »Diese Armspange wird sich gerade für Eure Herrlichkeit schicken, zu dem Seeotterpelze«, und mit diesen Worten preßte er den Unglücklichen an die Mauer und legte ihm beide Arme in Ringe.
»Mutter Gottes, bitte für uns!« betete der arme Cosmo zwischen den Zähnen; dann erhob sich seine Stimme, und er brach in den wunderschönen Gesang aus: Madre dolorosa, dulcísima y hermosa, den er in den Schauern der Todesahnung so ergreifend schön absang, daß selbst der Verdugo für einen Augenblick innehielt und mit sichtbarer Rührung horchte.
Ein Wink vom Oberalguazil machte jedoch dieser Pause ein Ende.
»Ein wenig weiter zurück, Señoria« mahnte der Verdugo. »Die Beine auseinander, so daß Sie den Stein in die Mitte nehmen. Wollen Ihnen einen recht bequemen Sitz verschaffen.«
»Es ist kalt, grimmig kalt«, jammerte der Unglückliche. »O meine arme Mutter!«
»Den Kopf höher hinauf,« mahnte der Verdugo wieder, »sonst könnte Sie die zusammenschlagende Feder auf den Schädel treffen. So, jetzt sind Sie recht. Fürchten Sie sich nicht. Tun Ihnen nichts.«
Der Unglückliche stand nun mit ausgespreizten Beinen zwischen einem aus der Mauer vorragenden Steine, den Hals in einem ungeheuren Halseisen, die Arme ausgebreitet und in Ringen hängend.
»Bleiben Sie stehen, Señoria, bis wir Ihnen die Halskette befestigt. Zittern Sie nicht. Wir tun Ihnen ja nichts; ein paar Minuten, und Sie sind, wie Sie sein sollen.«
Unter diesen Trostworten hatte der Verdugo eine dünnere, am Steine befestigte Kette ergriffen und sie um den Hals des Schlachtopfers geschlungen, das zitternd und bebend stand und wie ein Lamm alles mit sich geschehen ließ. Der Arme hatte zu schluchzen aufgehört und betete leise und schnell Ave Maria in jener Todesangst, die in diesen gräßlichen letzten Momenten nachholen will, was sie früher versäumt.
»Wollen Eure Herrlichkeit das Urteil verlesen haben?« fragte der Alkalde den Blaumantel leise.
Dieser war gestanden ohne ein Wort zu sprechen.
»Wollen Don Ruy Gomez das Urteil verlesen haben? zischte der Alkalde nochmals.
Wieder keine Antwort.
Der Oberalguazil winkte dem Verdugo. Dieser drückte den Unglücklichen mit einer Hand auf den Stein nieder, das Knacken einer Feder ließ sich hören, der Stein fiel aus der Mauer.
»Jesus Maria und alle sieben Heiligen!« betete Cosmo. »Meine Mutter« stammelte er, aber die letzte Silbe war nicht mehr zu hören; dafür ließ sich das Knacken eines brechenden Gliedes vernehmen, und dann fiel die gestreckte Zunge aus dem Munde, die Augen traten aus den Höhlen, das Schlachtopfer hing, halb sitzend, halb stehend, in den Ringen – tot.
»Der letzte Seufzer«, sprach der Verdugo mit ungemein feierlicher Stimme.
Der Blaumantel war zusammengeschaudert und sah starr und sprachlos auf den Leichnam. »Das war der schönste Jüngling in Mexiko«, murmelte er. Dann eilte er, wie vom bösen Gewissen getrieben, der Türe zu.
»Leuchte Sr. Herrlichkeit«, sprach der Oberalguazil ernst. »Und möge seine Todesstunde so sanft sein, wie es die des Unglücklichen hier ward. Bei meiner Seele!« sprach er zum Alkalden, der noch immer sinnend stand. »Diese großen Herren glauben, unsereins sei eine Art Feuerzange, mit der sich Kastanien aus der Asche holen lassen.«
»An seiner schwachen Stelle getroffen«, versetzte der Alkalde. »Vergessen Sie den Gefangenen von Nummer 3 nicht, Adios!« Er rannte hastig fort.
»Kommen Sie, und zwar geschwind,« rief der Oberalguazil ängstlich, »in einer Viertelstunde dürfte es sonst zu spät sein. Nicht immer dürfen ein Oberalguazil und ein Alkalde blind sein.«
»Wo bin ich?« fragte der erste Gefangene aus Nummer 3, der, geführt von den beiden Blaumänteln, aus dem Gange in das Gewölbe trat.
»Wo selten einer mehr das Tageslicht erblickt; aber wer den Papst zum Vetter hat, sagt unser Sprichwort, darf das Fegefeuer nicht fürchten. Hüten sich Euer Gnaden jedoch vor der Hölle. Ein zweites Mal dürfte sie ihr Opfer nicht so leicht von sich geben.«
Und mit diesen Worten führte er die drei aus dem Gewölbe durch den Gang, das Verhörgewölbe, einen zweiten Gang, in die Loge. Von da wurde der Gerettete rasch durch Gänge und Hallen mit fortgezogen. Am Ausgange dieses furchtbaren Labyrintes wurde ihm Kappe und Mantel abgenommen, ein anderer umgeworfen und ein Offiziershut in die Stirne gedrückt. Die Strahlen des Mondes ließen einen weiten Hof schauen, von ungeheuern Mauern umfangen; sie schritten rasch einem Pförtchen zu, vor dem mehrere Personen standen.
Der Gefangene sah umher, stierte seinen Begleitern in das Gesicht, erkannte aber keinen. Auf einmal fühlte er seine Hand erfaßt, ein sanfter Druck preßte sie, ein tränendes Auge blickte in das seinige, und eine weiche Stimme flüsterte ihm »Adios!« zu.
Er schnappte nach Luft. »Jesu Maria! Isabel!«
»Still, Unglücklicher!« rief die Donna.
»Isabel!« rief der Jüngling, auf sie zustürzend und sie mit beiden Armen erfassend. Sie litt es, ohne Widerstand zu leisten. Ihr stolzes Auge war gebrochen, Tränen perlten ihre Wangen herab, sie sah wehmütig in das seinige.
Er hielt sie umschlungen, alles um sich her vergessend; aber indem er ihr in die Augen stierte, seine Lippen an die ihrigen gepreßt, wurde sein Blick plötzlich leuchtend, eine wilde Flamme schoß aus seinem Auge, der Geifer trat ihm aus dem Munde, seine Glieder zuckten. Es rüttelte ihn wie Fieberfrost. »Verräterin«, murmelte er, sie fester mit einer Hand umschlingend, während die andere unter dem Mantel suchte. »Verräterin!« wiederholte er mit hohler, dumpfer Stimme. Aber eine gewaltige Hand erfaßte ihn und riß ihn mit Riesenkraft von der Donna.
»Unsinniger!« schrie der Oberst.
»Don Manuel!« kreischte die halbohnmächtige Donna.
»Um Gottes willen fort von hier«, rief, die Pforte öffnend, der Blaumantel.
Der Oberst hatte den Geretteten durch das Pförtchen, der Blaumantel die Dame in den Hof zurückgezogen.
»Lassen Sie ab, junger Mann!« sprach diese stolz, sich von ihm losmachend. »Wir haben einen Kreolen begünstigt. Er war der erste, er wird der letzte sein.« »Wo ist der Oberst?«
»Fort mit ihm.«
»So kommen Sie!«
Und festen Schrittes ging sie denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Als sie im ersten Schlafgemach angelangt, zuckte sie zusammen und huschte hindurch wie eine flüchtige Verbrecherin. In ihrem Boudoir angekommen, warf sie sich auf eine Ottomane, hüllte das Gesicht in den Mantel und sah einige Minuten ohne ein Wort zu sprechen. Auf einmal sprang sie auf, warf den Mantel von sich und sprach:
»Wir sind Ihnen ein Andenken an diese Nacht schuldig. Sie haben uns eine Treulosigkeit verhüten geholfen. Nehmen Sie dies und denken Sie nicht geringer von uns, weil wir stark genug waren, unsere Liebe nicht morden zu lassen.«
Indem sie so mit dem Anstand einer Königin sprach, überreichte sie dem Kreolen einen kostbaren Brillantring, den dieser kniend empfing.
»Bei meiner Seele Seeligkeit! Sie verdienten Königin zu sein«, entfuhr dem Jüngling unwillkürlich.
»Wäre Isabel ein Mann, Mexiko sollte –«
»Frei – und das Ihrige sein«, ergänzte der Blaumantel.
»Und mein sein«, flüsterte sie. »Adios, fürchten Sie nichts. Sie haben um unser Haus Dank verdient.«
Sie schellte. Eine Dienerin kam, begleitete den Jüngling durch die Gemächer. Die Donna warf sich auf das Sofa.