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Nur ungern lassen wir die mehrerwähnte, alte Ritterfeste Ehrenberg vorüber, die sich am linken Neckarufer über dem Dörfchen Heinsheim vielleicht auf römischer Grundlage erhebt und deren Ruinen einem Geschlecht angehören, das, nun längst erloschen, schon im zwölften Jahrhunderte vorkommt. Einer ihrer Bewohner verfolgte in den blutigen Tagen des Dreißigjährigen Krieges mit demselben Henkerbeile Hexen und Lutheraner.
Aber uns rufen drei Punkte, die des Schönen und Interessanten noch mehr enthalten und welche der Künstler, höchst glücklich in der Wahl seiner Standpunkte, auf einem Bilde zu vereinigen verstanden hat.
Gundelsheim,
seines einst altertümlichen Gewandes schon vor dreihundert Jahren durch den Bauernkrieg gewaltsam entkleidet, doch noch mit wohlerhaltenen Ringmauern und vielen alten Türmen versehen, ist ein im Besitze des Deutschordens blühend gewordenes Städtchen, von welchem unser Bild rechter Hand die letzten Häuser hinter dem Hügel hervorragen läßt. Schon im zweiundzwanzigsten Regierungsjahre Karls des Großen schenkte ein Siegfried mit seiner Gattin Wonehild dem Kloster Lorsch die Villa Gundolfesheim, und später kömmt es unter dem Namen Gundolnesheim vor. Schon frühe scheint eine angesehene Familie hier sässig gewesen zu sein; später ward die Stadt Eigentum des Deutschordens und demselben dieser Besitz von Kaiser Wenzel im Jahre 1398 bestätigt; er verblieb ihm auch bis zur Aufhebung des Ordens, da es denn mit der übrigen Umgegend an das Großherzogtum Baden kam. In seiner possierlich angestrichenen Kirche liegt, neben einigen Ordensrittern, der Bürger Balthasar Fuchs begraben, der sich einst im Bauernkriege ausgezeichnet hatte. Der Weinbau ist hier durch die Lage der Berge sehr begünstigt, und das Neckarufer hat ein überaus lachendes Ansehen. Unsere Blicke wenden sich indessen bald herauf zu der durch Alter dem Städtchen verschwisterten, efeuumrankten Ruine
Horneck,
deren gezackte, von Schutt unterbrochene Türme und Mauerzinnen, von unten herauf gesehen, wie halbausgebrochene Zähne aus dem Gebiß einer wilden und räuberischen Zeit aus dem gähnenden Schlünde der Vergangenheit in die Lüfte ragen. Die vorliegende Abbildung führt uns aber, um den Hinausblick auf die gegenüberliegende Burg Guttenberg gewähren zu können, in das Innere der Trümmer selbst und zeigt uns von diesen zur Rechten des Beschauers nur den stattlichsten und besterhaltenen Turm der Ruine mit der Kehrseite sich rechts und links fortsetzenden Mauerwerkes und zur Linken, glücklich versteckt, das moderne Schloßgebäude, das jetzt den einzigen Wohnsitz von Horneck bildet und das, von der Fronte gesehen, in seiner fensterreichen Regelmäßigkeit, blendend angestrichen, einen unangenehmen Kontrast mit den zerfressenen Resten des Altertums bildet.
Der Erbauer der alten Burg Horneck war, wahrscheinlich ums Jahr 1250, Konrad von Horneck, der mit seinem Sohne in der Burgkapelle begraben liegt. Die Familie, die schon vorher blühte, war eine Wohltäterin des Kollegiatstiftes Wimpfen, und Werner, ein Bruder Konrads, erscheint als Probst zu Wimpfen und zu Speyer. Wimpfen pries seine Frömmigkeit und Freigebigkeit. Aber schon um 1274 ging die Burg Horneck mit dem zu ihren Füßen gelagerten Städtchen Gundelsheim in die Hände des Deutschordens über, und auf der Burgkapelle zu Horneck stellte vor Zeiten ein Ölgemälde den Eintritt Werners von Horneck (vielleicht des obengenannten) in den Orden und seine Übergabe der Burg an diesen dar. Die mündliche Volkssage erzählt, er habe dies getan, als er sich, nach der frommen Sitte der Zeit, mit seinen Söhnen zu einem Kreuzzuge angeschickt. Die Tochter mußte über diesem heiligen Werke als Nonne nach Billigheim wandern und ein gebrechlicher Sohn im Elend zurückbleiben. Das Gemälde ist mit der Besitznahme des Schlosses durch die Krone Württemberg spurlos verschwunden und mit ihm die Wappen des Gemäldes, die den einzigen Aufschluß über die Horneckschen Familien, deren man dieses Namens fünf zählt, hätten geben können.
Horneck wurde nun von Zeit zu Zeit der Wohnsitz mehrerer Deutschmeister, deren Gebeine unter noch vorhandenen Grabsteinen in der Burgkapelle ruhen. Darunter war der ausgezeichnetste Jost von Venningen, ein gewandter Unterhändler und Friedenstifter, dessen sich der Pfalzgraf Friedrich der Siegreiche in allerlei Händeln bediente. Unter ihm wurde die Burg Horneck einer der Hauptsitze des Deutschordens in Deutschland. Sein und seiner Nachfolger Grabsteine sind sehr schön gearbeitet; sie stehen aufrecht an die Wand gelehnt und geben der Kapelle ein ernstes Aussehen.
Die Burg stand in Blüte bis zum Bauernkrieg. Da zog die aufrührerische Schar auch gegen die Besitzungen des Deutschordens zu Felde; in Neckarsulm hatte sie frischen Mundvorrat gefaßt und rückte vor Gundelsheim, um den Deutschmeister zu belagern; dieser aber, ohne die Ankunft der Aufrührer in seinem Gebiete zu ahnen, war zufällig mit seinen besten Kleinoden und einem Teile seiner Angehörigen zu Heidelberg; seine Abwesenheit entflammte die Rachgier der Bauern noch mehr; Stadt und Burg war augenblicks in ihren Händen, und nun schwelgten sie an den vorgefundenen Wein- und Kornvorräten und verwandelten die Burg zu großem Teile in einen Schutthaufen. Erst lange nach ihrem spät erfolgten Abzüge wurde diese wieder in wohnlichen Stand gesetzt, aber es blickt uns jetzt aus ihrer verfallenen, steinernen Umzäumung das oben beschriebene moderne Schloß entgegen, das mehr Raum hat als mancher königliche Palast und die Wappen aller deutschen Ordensmeister und Ritter enthalten haben soll. Das Schloß gehört jetzt einem Kaufmann, Herrn Sandel von Gall, und diesen Sommer (1836) wohnt Herr Wellesley, ein Neffe Wellingtons, Gesandtschaftssekretär am Stuttgarter Hofe, als Mietgast in demselben.
Hinter Horneck erhebt sich ein Kranz von Wäldern. Durch ein enges tiefes Seitentälchen führt der Weg zur nahen Wallfahrtskirche des heiligen Michaels, die auf der Abdachung eines mit Reben bekränzten Berges steht. Hier, wo jetzt der Dämonenbezwinger unter Traubenranken seinen kleinen Tempel hat, wurde vor sechzehn Jahrhunderten in dichtem Buchenwalde dem »besten und größten Jupiter« und der »Königin Juno«, derselben, die auf dem aventinischen Berge zu Rom einen herrlichen Tempel hatte und als Länderbeherrscherin angebetet wurde, von römischen Kriegern geopfert. Beim Eingang in die Kapelle steht in einer Mauernische ein römischer Altar. Eine schüsselartige Vertiefung, in der eine Öffnung angebracht ist, scheint die Bestimmung gehabt zu haben, das Opferblut aufzufangen und wieder abfließen zu lassen. Auf der rechten Seite sind ein Hahn und ein Opfermesser, auf der linken ein Krug, eine Pfanne und ein zweischneidiges Schwert eingehauen. Eine achtzeilige lateinische Inschrift sagt uns, daß es ein Votivaltar ist, den besagten Göttern Cajus Fabius Germanus, Benefiziar oder Gefreiter des Consuls, »B. Cos.«, was nicht, wie irrtümlich-komisch erklärt wurde, »bis Consul« heißt. für sich und die Seinigen errichtet hat. An die Stelle der heidnischen Opferstätte trat frühzeitig das christliche Gotteshaus. Eine liebliche Sage knüpft sich an seine Gründung. Als die Ufer des Neckars noch Wildnis waren, lebte in der Gegend ein heidnischer Jüngling und seine Braut, welche Christin war. Diese, nach vergeblichen Versuchen, ihren Verlobten zu bekehren, flüchtete in die Einöde, lebte unter den wilden Tieren, die von ihrem Jammer gerührt schienen und ihrer schonten, grub das Schicksal ihrer letzten Tage Bäumen und Steinen ein und war nach einigen Jahren dahingewelkt. Eines Tages verfolgt der Heidenjüngling auf der Jagd ein Wild, das er nicht erreichen kann, bis an die Stelle, wo er einen Rasenhügel und in Baum und Stein gegraben die rührende Kunde von dem letzten Geschicke seiner Geliebten trifft. Da warf er seine Götzen von sich, zog nach Worms zum Bischof und ließ sich taufen. Dann erbaute er aus Steinen und Holz eine Einsiedlerhütte auf diesem Berge, diente Gott und labte verirrte Wanderer. Zahlreiche Wallfahrten machten sich auf nach dem heiligen Manne. Endlich, als er alt und schwach geworden, pochte es in einer stürmischen Regennacht an seiner Zelle. Ein hoher Pilger trat herein. Der Greis zündete schnell ein Feuer an, die Kleider des Durchnäßten zu trocknen, setzte ihm Speise vor und warf sich selbst auf die Knie, sein Abendgebet zu verrichten. Da verklärte sich vor seinen Augen der Pilger zum milden Todesengel, der ihm Gottes Friedensgruß brachte und die Stirne des Betenden küßte, daß die Worte auf den Lippen erstarben und er zum sanften Schlummer niedersank. An der Stelle, wo sein Siedelhaus gestanden, erhub sich seiner Bekehrung zu Ehren die Kapelle Sankt Michaels des Satansüberwinders.
Zu unserm Bilde zurückgekehrt, werfen wir nun zwischen dem alten und neuen Gebäude der Burg Horneck einen Blick über den Neckar, auf das Dorf Neckarmühlbach und die zwischen zwei Waldbergen auf einem niedrigen Hügel mit gedecktem hohen Turm und bewohnbarem Schlosse hoch in die Lüfte steigende Burg Guttenberg. In dem freundlichen Dorfe Neckarmühlbach selbst verdient die hohe, heitere Kirche einer Erwähnung, deren luftige, offene Räume den Eindruck der freien Natur machen. Auf einer Steinplatte findet man hier eine kniende Familie ausgehauen. Es ist einer der Dynasten von Weinsberg mit seinem Hause, der erste Erbauer der Kirche. Ein Konrad von Weinsberg, nachmals berühmter Erzbischof zu Mainz, baute zunächst am Fuße seiner Burg 1393 die Euchariuskapelle, deren Äußeres unscheinbar ist, in deren Innerem aber der Kunstfreund zwei sehr alte, schön verzierte Altäre trifft, über deren einem ein Spitzbogen, dem andern ein arabischer Bogen sich wölbt. An einem derselben ist das Schnitzwerk von Wert. Das Wichtigste aber sind die altdeutschen Gemälde, die sich auf den vier Flügeltüren der beiden Altäre, außen und innen, befinden, die jedoch leider ihrer Zerstörung entgegengehen. Auf einem gemalten Tabernakel liest man die Jahreszahl 1492. Die kleine Kapelle ist von einem Friedhof umgeben.
Der Weg zu der Anhöhe, auf welcher die Burg Guttenberg ihre Schwestern Horneck und das Stammschloß Götzens von Berlichingen, den weiter unterhalb am Neckar liegenden hochgetürmten Hornberg, begrüßt, ist etwas steil, aber der Berg selbst nicht so wild und felsicht, sondern überall mit Fruchtbäumen bepflanzt und mit Rasen bedeckt. In weitem Umkreise zieht sich der Weg auf bequemen Stufen bis ans Burgtor. Dann erst gelangt man zwischen einer Masse von Ruinen durch fünf sehr starke Tore in den innern Burgraum, der das neuere Gebäude enthält, das weit in die Gegend hinausschaut. Die Burg ist sehr fest, mit vielen zum Teil wohlerhaltenen, gegen die Waldseite von Efeu zum Teil ganz verdeckten kleinern Türmchen versehen, aus deren Mitte himmelan der hohe Turm sich erhebt, der die Burg auch auf unserer Abbildung auszeichnet. Das neuere Gebäude ist nach dem Walde zu ebenfalls mit Efeu so überwachsen, daß kaum noch die verschlossenen Fensterläden Raum haben. Aus diesem Bau hat man den freien Ausblick auf Horneck, Hornberg und das Beinhaus der kleinen Michaelskapelle, mit dem reizendsten Niederblick ins Neckartal.
Namensursprung und Alter dieses Schlosses liegen im Dunkeln. Einer Familie des Namens Guttenberg verdankt es schwerlich seine Entstehung. Der Anblick der Burg lehrt, daß ihr Alter über die schriftlichen Nachrichten, die wir von ihr besitzen, hinaufreicht. Sie war ehemals Reichsgut, wurde 1330 von Kaiser Ludwig an seinen Bruderssohn, den Pfalzgrafen Rudolf, verpfändet, erscheint dann auf einmal im Besitze der Herren von Weinsberg als Lehen von Worms (1393), und mehrere Dörfer bilden nun ihr Zubehör. Einen Anteil an der Burg – wie, weiß man nicht – besaß um diese Zeit auch das berüchtigte Mitglied der Schleglergesellschaft Wolf von Wunnenstein, der gefürchtete Feind Graf Eberhard des Greiners von Württemberg, derselbe, von welchem Uhland im »Überfall im Wildbad« singt:
Da kommt ein armer Hirte in atemlosem Lauf:
»Herr Graf! Es zieht 'ne Rotte das untre Tal herauf.
Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt,
Daß mir's wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt.«
Und Eberhard erwidert:
»Das ist der Wunnensteiner, der gleißend Wolf genannt,
Gib mir den Mantel, Knabe! – Der Glanz ist mir bekannt,
Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut –
Bind mir das Schwert zur Seite! – Der Wolf, der lechzt nach Blut!«
Uhlands »Gedichte«, X, 432.
Nach dem Jahr 1427 empfing Konrad von Weinsberg von Bischof Friedrich von Worms das Schloß »Gudenburg« (Guttenberg) nebst mehren Dörfern zu Lehen. Aber der Aufwand dieses stolzen Reichserbkämmerers verschlang sein Gut, seine Witwe verkaufte das ganze Besitztum um 6000 rheinische Gulden an den reichen Hans von Gemmingen, der eine Landgräfin von Steinach zur Frau hatte, und von nun an trug diese Familie die Burg von Worms zu Lehen. Der reiche Hans war von so starkem Gliederbau, daß er einst an einem Tage von Amberg in der Oberpfalz bis nach Neuenfall am Kocher ritt und abends noch einem Jagen und Wettlaufen beiwohnte.
Bei dem Hofgerichte, das Friedrich der Siegreiche zu Heidelberg im J. 1462 abhielt, erschien Hans von »Gudenberg« als ein Doktor beider Rechte, ein Mann, der – wie sein Namensverwandter Reinhard von Gemmingen in seiner Chronik sagt – zu allen Sätteln gerecht war, reuten und reden konnt', Freunden bei Verträgen diente; gab einen Schützen ab und einen Streiter und lag trotz seines großen Reichtums doch nicht auf der Bärenhaut bis in sein achtzigstes Jahr.
Bei der Güterteilung von 1518 unter Pleickards von Gemmingen Kinder fiel die Burg an Dietrich von Gemmingen, den edeln Geistesverwandten der Sickingen und Berlichingen. Er ward unsterblich durch seine Anhänglichkeit an die Sache der Reformation. Zu einer Zeit, als das offene Bekenntnis der neuen Lehre, besonders in der Nähe mainzischer und deutschordenscher Besitzungen, nur Gefahr bringen konnte, hub er dem Freunde Luthers, Erhard Schnepf, welcher Prediger zu Weinsberg war, einen Sohn aus der Taufe, und als derselbe aus jener Stadt vertrieben ward, fand er bei Dietrich von Gemmingen, der sich von ihm in der Mühlbacher Kapelle das reine Evangelium predigen ließ, ein glückliches Asyl. So ward er der erste Edelmann im Kanton Kraichgau, der öffentlich der Sache Luthers beitrat. Er starb auf seiner Burg im Jahr 1526, wo er auch begraben liegt, und Schnepf, der indessen nach Wimpfen berufen wurde, hielt ihm eine rührende Leichenrede.
Dietrichs Bruder, Wolf von Gemmingen, war als Bekenner nicht weniger mutig. Als Karl V. im Schmalkaldischen Krieg ihn mit mehreren Edelleuten nach Heilbronn berief und sie persönlich aufforderte, der neuen Lehre zu entsagen, trat Wolf hervor und antwortete: »Es würd' mir leid tun, meinen Kaiser, der nächst Gott mein oberstes Haupt ist, zu betrüben; doch wollt' ich solchs noch eher tun denn Gott erzürnen.« Von diesem Wolf sagte das Sprüchwort, sein Hals sei krumm, aber sein Gemüt schlicht und eben. Dietrichs Sohn, Philipp, wohnte nach seinem Vater auf Guttenberg. Er war ein guter Mathematiker, reich an Instrumenten und Büchern, die nach seinem Tode an die Landschaden von Steinach und von da vielleicht in die Heidelberger Bibliothek übergegangen sind. Nachdem er lange Zeit der Pfalz gedient, zog er sich zu der Wissenschaft und ritterlichen Spielen auf seine Burg zurück, hielt eine seinem Reichtum angemessene Dienerschaft und einst auf der Burg ein festliches Turnier. Nach seines kinderlosen Sohnes Tod ging die Burg auf väterliche Verwandte über, die meist in der Mühlbacher Kapelle begraben liegen. Bis auf den heutigen Tag ist diese edle Familie im Besitze der Burg, deren protestantische Geschichte gegen die strengkatholischen Annalen des gegenüber in Trümmern liegenden alten Hornecks einen Gegensatz bildet, dem die Gestalt beider Schlösser entspricht.
Auf dem Wege neckarabwärts begegnet der Wanderer noch mancher Seltenheit und Schönheit, die hier zwar unabgebildet bleibt, aber doch nicht unerwähnt bleiben darf. Das freundliche Dorf Haßmersheim, vom nahen Neckar oft durch gefährliche Überschwemmungen heimgesucht und doch schon seit Karl dem Großen bestehend, sendet seine Schiffer rheinabwärts bis nach Holland. Der nahe »Hünenberg« ist dem Altertumsforscher wie dem Mineralogen merkwürdig; sein Gips wird weit und breit verführt.
Der turmreiche Hornberg ist durch Götz von Berlichingen, der ihn schon 1516 erkaufte, berühmt geworden. Hier verbrachte der Mann mit der eisernen Rechten den heitern Abend stürmischer Tage, schrieb seine Lebensgeschichte und starb, wie wir schon erzählt, im höchsten Lebensalter. Nach mancherlei Besitzern kam die Burg an das Geschlecht der Gemmingen. Sie ist aus Muschelkalk gebaut, die Torbogen, die geschmackvollen Tür- und Fenstereinfassungen aber sind aus Keupersandstein gearbeitet.
Das anmutig gelegene Dörfchen Hochhausen bewahrt ein altertümliches Denkmal, die Kapelle der heiligen Notburga, mit Bildern aus dem Leben der Heiligen, die zum Teil von hohem Werte sind. In geringer Entfernung ist die Grotte dieser Jungfrau, die von einem schwermütigen Echo beseelt wird. Notburga war, der Sage zufolge, die Tochter des Frankenkönigs Dagobert, der, auf dem Hornberg gelagert, das Reich gegen die Wenden beschirmte. Von einem abtrünnigen Franken, Samo, dem Führer der feindlichen Wenden, zur Gemahlin begehrt und an den Haaren herbeigeschleppt, verweigerte sie dem Heiden ihre Hand, und unter dem Gebet mit dem Schwerte von ihm bedroht, entfloh sie aufs jenseitige Neckarufer, wohin ihr eine von ihr längst gezähmte Hirschkuh nachfolgte. Von diesem treuen Tiere wurde sie aus der Schloßküche ihres Vaters gespeist, bis der Küchenmeister die Hindin entdeckte und, ihr folgend, auch dem König Dagobert den Weg zu seiner Tochter Zufluchtsstätte zeigte. Dieser ergriff die Widerstrebende, sie mit sich heimzuziehen, aber ihr Arm löste sich vom Leibe und blieb in seiner Hand. Entsetzt entwich Dagobert. Die Jungfrau heilte das Kraut, das ihr eine Schlange herbeibrachte. Den König trieben die Qualen des Gewissens aus der Gegend. Das Volk entdeckte die Heilige und ward scharenweise von ihr bekehrt. Sie lehrte es auch die Künste des Frankenlandes, den Boden bauen und mit Reben bepflanzen. Einst als die Ernte reif war, sprach sie: »Auch meine Erntezeit ist gekommen«, und bald darauf starb sie. Ihrem letzten Willen gemäß ward ihr Leichnam auf einem stierbespannten Wagen ins Feld geführt und, wo dieser stille stand, beerdigt. Darüber erhebt sich das Kirchlein zu Hochhausen, und in der Grotte steht ihr steinernes Bild, ein alt einfältig Werk aus grauer Zeit.
Nach dem hübschen Städtchen Neckarelz und mehren Dörfern erscheinen die Ruinen Dauchstein und Minneberg, die letzte durch eine rührende Sage verherrlicht. Minna, die einzige Tochter des Grafen von Hornberg, dem Ritter Edelmut heimlich verlobt, floh, einem verhaßten Ehebund auszuweichen, mit einer Dienerin in schweigender Nacht auf einem Nachen über den Neckar und lebte sieben Jahre lang verborgen in einer Felsenspalte, von der Dienerin genährt und, als langer Kummer sie in der Blüte ihrer Jahre hinwegraffte, auch begraben. Um diese Zeit kehrte Edelmut aus dem Heiligen Lande, wo er unter Bouillon gefochten, zurück und suchte die verlorne Geliebte vergebens. Der Zufall führte ihn in diesen Forst und das Bellen der Hunde in die Kluft, wo er von der überlebenden Dienerin Minnas Geschick erfuhr. Er erbaute auf dem majestätischen Berge die Trümmer, die der Wanderer noch bewundert.