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Ebenso wie die Engländer und Franzosen hatten auch die Russen im September 1916 kein Glück mit ihren weiteren Massenstürmen an der östlichen Front. An der Hindenburgfront beschränkten sie sich auf Demonstrationen bei Swiniuchy (westlich Luck), dagegen griffen sie in den ersten Septembertagen in Ostgalizien nördlich des Dnjestr in breitester Front längs der Zlota Lipa an; aber über Anfangserfolge kamen sie nicht hinaus. Auf dem Nordflügel der Angriffsfront zwischen Trustobaby und Zawalow (etwa 35 Kilometer nördlich des Dnjestr, an der Zlota Lipa) kamen ihre Angriffe unter dem Feuer unserer Artillerie überhaupt nicht zur Entwickelung. Auch die russischen Versuche, uns von den unlängst eroberten Höhenstellungen in den Karpathen zurückzutreiben, mißglückten.
Die rumänischen Truppen hatten, unmittelbar nachdem der Kriegszustand erklärt worden war, einen Angriff gegen die österreichisch-ungarischen Grenzschutz-Abteilungen im transsylvanischen Gebirge und in den Karpathen unternommen. In dem ersteren Abschnitt waren die Vorstöße gegen die Linie Hermannstadt–Kronstadt gerichtet. Anscheinend beabsichtigten die Rumänen, sich durch einen Ueberfall in den Besitz der südlich dieser Städte befindlichen drei wichtigsten Pässe zu setzen, um sich dadurch die Einmarschstraßen nach Siebenbürgen zu öffnen. Die Vorstöße erfolgten mit verhältnismäßig schwachen Kräften, die nur aus mehreren Bataillonen bestanden. Es handelte sich also mehr um einen überraschenden Ueberfall, als um einen Vormarsch größerer Verbände. Die Vorstöße wurden überall abgewiesen und die Rumänen zurückgeworfen, wobei verschiedentlich Gefangene in die Hände der österreichisch-ungarischen Truppen fielen. Weiter nördlich fanden in den Karpathen ebenfalls Grenzschutzkämpfe mit rumänisch-russischen Abteilungen statt. Anscheinend hatte bereits eine enge Verbindung dieser beiden Heeresteile stattgefunden. Nach russischen Blättern sollte bereits Mitte August 1916 eine Militärkonvention zwischen Rußland und Rumänien abgeschlossen worden sein, wonach Rumänien verpflichtet war, seine Truppen im unmittelbaren Anschluß an das russische Heer zu verwenden. Die Russen wollten den Kräftezuwachs, den ihnen der Hinzutritt Rumäniens verschafft hatte, zunächst auf ihrem südlichen Flügel verwenden, wo durch die erfolgreiche Offensive der Mittelmächte in der Bukowina die Lage für sie allgemein ungünstig geworden war und wo ihre eigene Südflanke bedenklich bedroht erschien.
Am 1. September wurde amtlich gemeldet: »Südwestlich von Luck gelang es den Russen, Boden zu gewinnen. Den Gegenangriffen deutscher Truppen mußten sie unter schwerer Einbuße wieder weichen. Zwei Offiziere, 407 Mann blieben gefangen in unserer Hand. Neue Angriffe erfolgten heute früh; sie wurden abgewiesen. Zwischen den von Brody und Tarnopol heranführenden Bahnen lebte das russische Artilleriefeuer merklich auf. An der südlichen Bahn schritt der Gegner zum Angriff. Bei Zborow hat er auf schmaler Front Vorteile errungen. Sonst ist er – zum großen Teil durch Gegenstoß deutscher Truppen – zurückgeworfen. Heftige Kämpfe haben sich auf der 24 Kilometer breiten Front zwischen der Zlota Lipa bei Nossow und dem Dnjestr abgespielt. Im nördlichen Teil dieses Abschnittes brachen russische Angriffe vor unserer Front zusammen. Weiter südwestlich mußte dem feindlichen Drucke etwas nachgegeben werden. Südlich des Dnjestr haben tapfere hessische Regimenter im Abschnitt von Stanislau den russischen Ansturm gebrochen. In den Karpathen blieben Teilangriffe des Feindes gegen den Stepanski und südöstlich davon ergebnislos. Südwestlich von Schippoth haben ostpreußische Truppen ihre Stellungen gegenüber den Anstrengungen überlegener Kräfte restlos behauptet.«
Am 2. September wurden in harten Kämpfen bei Karolnica in Galizien 1200 Russen gefangen.
An der Zlota Lipa, südöstlich von Brzezany und an der Najarowka scheiterten am 5. und 6. September mehrfach russische Angriffe unter erheblichen Verlusten. In den Karpathen hatten deutsche Unternehmungen südwestlich von Zielona und westlich von Schippoth Erfolg. Stärkere feindliche Angriffe wurden südwestlich Schippoth abgeschlagen.
Nach mehrfachen vergeblichen Stürmen starker feindlicher Kräfte gegen die Höhen östlich des Cibotales bemächtigte sich der Feind am 10. September einzelner Teile dieses Frontabschnittes. An den übrigen Teilen der Karpathenfront war verhältnismäßige Ruhe eingetreten. In Ostgalizien südöstlich und südlich Brzezany versuchte der Feind abermals, unsere Linien zu durchbrechen. Er wurde überall unter für ihn großen Verlusten abgewiesen. Das tapfere Verhalten der in dieser Gegend kämpfenden ottomanischen Truppen verdient besonders hervorgehoben zu werden. In diesen Kämpfen büßte der Feind 1000 Mann an Gefangenen und fünf Maschinengewehre ein.
In den östlichen Karpathen fanden an allen Tagen äußerst schwere Kämpfe statt. Stellenweise mußten unsere Truppen dem starken Drucke nachgeben.
Die Kämpfe zwischen der Zlota Lipa und dem Dnjestr am 7. und 8. September stellten sich als Versuche der Russen dar, unter Ausnutzung ihres Geländegewinnes vom 6. September in schnellem Nachstoß auf Bursztyn durchzubrechen und sich gleichzeitig in den Besitz von Halicz zu setzen. Die geschickt geleitete und ebenso durchgeführte Verteidigung des Generals Grafen von Bothmer hatte diese Absicht vereitelt. Die Russen erlitten ungewöhnlich schwere Verluste.
Nördlich von Stara Czerwiszcze brach ein mit starken Massen geführter russischer Angriff am 12. September unter schweren Verlusten vor unseren Hindernissen zusammen. In den Karpathen wurden feindliche Angriffe in Gegend der Baba Ludowa in der Cimbroslawa Wk. und am Kapul abgeschlagen, im Gegenstoß an der Cimbroslawa 1700 Gefangene gemacht.
Rußlands Heere verbluteten in den wütenden Herbstschlachten 1916 ebenso wie Frankreichs Jugend im Westen. Zu welchen Mitteln das volkreiche Rußland griff, um seine Armeen wieder aufzufüllen, zeigte die Nachricht, daß es in seinen innerasiatischen Schutzgebieten – besonders in Turkestan – die mohammedanische Bevölkerung mobilisierte. Es wurde aus russischer Quelle gemeldet: »Nachdem der Ukas des Zaren über die Einberufung der mohammedanischen Bevölkerung zur Arbeitsleistung im Rücken der Armee bekannt gemacht worden war, versammelten sich am 24. Juli etwa 1000 Mohammedaner in den Straßen von Taschkent und überfielen die Polizeireviere, wobei mehrere Polizeibeamte teils leichte, teils schwere Verwundungen erhielten und ein Polizeiwächter erschossen wurde. Es gelang der Polizei, 25 Mohammedaner gefangen zu nehmen, die auf Anordnung des Hauptkommandierenden des Turkestaner Militärbezirks vor ein Militärgericht gestellt wurden.«
Die wütenden Massenangriffe der Russen in Wolhynien, in Galizien, in der Bukowina und in den Karpathen wiederholten sich auch in der letzten Hälfte des sechsundzwanzigsten Kriegsmonats.
Am 18. September wurde gemeldet: »Westlich von Luck verhinderten wir durch unser Sperrfeuer ein erneutes Vorbrechen des Feindes aus seinen Sturmstellungen gegen die Truppen des Generals von der Marwitz. Es kam nur östlich von Szelwow zu einem schwächlichen Angriff, der leicht abgewiesen wurde. Viele Tausende gefallener Russen bedecken das Kampffeld vom 16. September. Zwischen dem Sereth und der Strypa endeten die wiederholten russischen Angriffe auf die Gruppe des Generals von Eben mit in, gleicher Weise verlustreichem, völligem Mißerfolge, wie am vorherigen Tage. In schweren Kämpfen haben sich türkische Truppen, unterstützt durch die ihnen verbündeten Kameraden, westlich der Zlota Lipa der Angriffe des überlegenen Gegners erfolgreich erwehrt. Deutsche Truppen unter dem Befehl des Generals von Gerok traten beiderseits der Narajowka zum Gegenstoß an, dem die Russen nicht standzuhalten vermochten. Wir haben den größten Teil des vorgestern verlorenen Bodens wieder in der Hand. Abgesehen von den hohen blutigen Verlusten hat der Feind 3500 Gefangene und sechzehn Maschinengewehre eingebüßt.«
In den Karpathen wurden in den nächsten Tagen russische Angriffe abgeschlagen. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen des Generals v. Bernhardt stürmten unter Führung des Generalleutnants Clausius den stark befestigten russischen Brückenkopf nördlich von Zarecze am Stochod und verfolgten den Feind bis auf das Ostufer. 31 Offiziere, 2511 Mann und 17 Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Bei Perepelniki (zwischen Sereth und Strypa) nahm eine deutsche Jägerpatrouille zwei Offiziere, achtzig Mann gefangen. Der Gegenangriff an der Narajowka brachte uns weitere Erfolge. Die Zahl der Gefangenen war auf mehr als 4200 gestiegen. In den Karpathen von Smotrec bis in die Gegend von Kirlibaba lebhafte Kämpfe. Verschiedene starke russische Angriffe wurden zurückgeschlagen. Im Ludowa-Gebiet erlangte der Gegner kleine Vorteile. Beiderseits von Dorna Watra erlitten Russen und Rumänen bei vergeblichen Sturmversuchen schwere Verluste.
Westlich von Luck gegenüber den Truppen des Generals von der Marwitz kam die Wiederaufnahme der feindlichen Angriffe in den nächsten Tagen nur teilweise zur Durchführung, während an den meisten Stellen die russische Infanterie auch durch das auf sie gerichtete Feuer der russischen Artillerie nicht zum Verlassen ihrer Gräben zu bewegen war. Abends und nachts brachen Angriffe in starken Wellen vor; sie scheiterten wiederum unter größten Verlusten. Der vorübergehend bei Szelwow eingebrochene Gegner wurde restlos zurückgeworfen.
Die Rumänen wurden am 20. September über den Szudusk-Paß zurückgeworfen. Zwei Tage darauf wurde auch der Vulkan-Paß den Rumänen abgenommen. Darauf zogen sie Verstärkungen heran und kamen in den Besitz benachbarter Kammhöhen der Siebenbürger Alpen, so daß unsere Truppen am 24. September wieder zurückgenommen wurden.
Auffällig war, daß die Russen jetzt nicht mehr ihre langen überschwänglichen »Siegesberichte« veröffentlichten, sondern amtlich meldeten: »An der Front keine besonderen Ereignisse!« Dabei erhielten sie in furchtbaren Schlachten täglich gewaltige Schlappen!
Bei der Armee der Heeresgruppe des Generalobersten von Tersztyansky standen zwischen Pustomyty und Zaturcze die verbündeten Streitkräfte des Generals von der Marwitz in den nächsten Tagen unter dem Anprall starker russischer Massen. Die Kampfesweise des Gegners gipfelte wie immer in skrupellosem Hinschlachten der in tiefen Kolonnen vorgetriebenen Angriffstruppen, in deren Mitte sich auch die Garde befand. Nur östlich von Swiniuchy war der Kampf noch nicht entschieden. Sonst wurde der Feind überall unter den schwersten Verlusten geworfen.
Am 25. September wurden die Stellungen zwischen Zlota Lipa und Narajowka abermals mit gewaltigen russischen Kräften angegriffen. Aber wie immer ganz vergeblich.
Zu gleicher Zeit, als Engländer und Franzosen zu ihrem Hauptstoß ansetzten, suchten auch die Russen vorwärtszukommen. Es lautete darüber die amtliche Meldung vom 26. September: »Sechsmaliger Ansturm starker feindlicher Kräfte bei Manajow schlug vollkommen und unter blutigsten Verlusten fehl. Ein russisches Riesenflugzeug wurde bei Borguny (westlich von Krewo) nach hartem Gefecht von einem unserer Flieger abgeschossen; in derselben Gegend unterlag auch ein russischer Eindecker im Luftkampf.«
In den letzten Tagen des sechsundzwanzigsten Kriegsmonats erlitten die Russen noch eine schwere Niederlage bei Korytniza, wo sie große Verluste hatten und 4000 Gefangene nebst 33 Maschinengewehren in unserer Hand lassen mußten. In Galizien kämpften neben den deutschen und österreichisch-ungarischen auch türkische Truppen mit gleicher Tapferkeit.
Am 29. September konnte vom siebenbürgischen Kriegsschauplatz gemeldet werden, daß die Rumänen bei Hermannstadt geschlagen und gegen das Gebirge zurückgedrängt waren. Am 30. September wurde der Bericht vervollständigt durch die Meldung von einem großen Sieg zwischen Hermannstadt und dem Roten-Turm-Paß. Der Bericht lautete: »An der Ostfront sind die rumänische Nord- und zweite Armee im Goergeny-Gebirge, aus der Linie Parajd–Oderhellen (Szekely-Udvarhely) und von Folgaras her zum Angriff übergegangen. Im Goergeny-Gebirge wurde der Feind abgewiesen. Weiter südlich wichen die Sicherungstruppen aus. Deutsche Truppen fielen vorwärts des Haarbaches, südlich von Henndorf (Hegen) eine der rumänischen Kolonnen mit Erfolg an, warfen sie zurück, nahmen 11 Offiziere, 591 Mann gefangen und erbeuteten drei Maschinengewehre. Die am 26. September eingeleitete Umfassungsschlacht von Hermannstadt (Nagy Szeben) ist gewonnen. Unter dem Oberbefehl des Generals von Falkenhayn haben deutsche und österreichisch-ungarische Truppen starke Teile der ersten rumänischen Armee nach hartnäckigen Kämpfen vernichtend geschlagen. Nach schweren blutigen Verlusten flüchteten die Reste der feindlichen Truppen in Auflösung in das unwegsame Bergland beiderseits des von uns durch kühnen Gebirgsmarsch bereits am 26. September früh im Rücken des Gegners besetzten Roten-Turm-Passes. Hier wurden sie von dem verheerenden Feuer bayerischer Truppen unter dem Generalleutnant Krafft von Delmensingen empfangen. Der Entlastungsstoß der rumänischen zweiten Armee ist zu spät gekommen. Unsere Truppen kämpften mit größter Erbitterung, nachdem bekannt wurde, daß die mit der Entente für die durch Deutschland bedrohte Kultur kämpfenden habgierigen Rumänen wehrlose Verwundete ermordet hatten. Die Zahl der Gefangenen und die zum Teil in dem bergigen Waldgelände verstreute, sehr erhebliche Beute stehen noch nicht fest.«