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Der Aufstand in Irland.

Die Irländer wurden seit mehr als drei Jahrhunderten von den Engländern geknechtet und in ihrer nationalen Erhebung geknebelt. In den Ostertagen tobte – wie schon öfter – in Irland ein wütender Aufruhr. Wir erfuhren, daß die »Sinn-Feiner« (irischer Geheimbund mit dem Titel »Wir selbst« = sinn-fein) am Ostersonntag die Sprengstofflager der Steingruben bei Blessington plünderten und Dynamit in einem Automobil nach Dublin führten. Sie hielten am Ostermontag eine große Parade mit geladenen Gewehren ab, worauf die Führer Ansprachen hielten. Bei ihrer Zurückkehr erfolgte ein Zusammenstoß mit den nach der Kaserne marschierenden Soldaten. Die Sinn-Feiner schossen auf die Soldaten, von denen mehrere, unter diesen zwei Offiziere, getötet wurden. Die Soldaten töteten zwei Sinn-Feiner. Dies Gefecht war das Signal für den Aufstand, der sich schnell durch das ganze Stadtzentrum verbreitete. Auf dem Postamt fanden heftige Kämpfe statt. Das Postamt wechselte dreimal die Besatzung. Ueberall im Zentrum wurden Barrikaden errichtet. Die Straßenbahnwagen und andere Fuhrwerke wurden umgeworfen, der Stadtteil Stephens Green wurde mit Stacheldrahtzaun umgeben, ebenso Four Courts. Die ganze Bibliothek wurde geleert. Man benutzte die Bücher, um Deckungen herzurichten. Die Aufständischen in Dublin zählten allein 12 000 Mann. Sie waren mit Gewehren versehen und verfügten über einige Maschinengewehre. Die Anzahl der Toten und Verwundeten war sehr groß. Der Widerstand gegen die Truppen war überaus verzweifelt.

Mit den schärfsten Mitteln ging England gegen die Anführer der Iren vor. Dutzende von Todesstrafen wurden in wenigen Tagen vollstreckt. Die Ruhe aber kehrte nicht so bald in die »grüne Insel« zurück. Der Aufruhr kam den Engländern sehr ungelegen, zumal auch die amerikanischen Iren für das unterdrückte Volk Partei ergriffen. Den bisherigen Vizekönig von Irland und den bisherigen Zivilregenten setzte die englische Regierung ab.

Die Spuren des Aufstandes in Irland: Die Zerstörungen in Dublin nach den Straßenkämpfen.

Der Gewaltakt gegen unsere Konsuln in Saloniki.

Der Vertreter einer Berner Zeitung hatte eine Aussprache mit dem ehemaligen österreichisch-ungarischen Generalkonsul in Saloniki, Kwiatkowski. Dieser erzählte: »Französische Truppen drangen am 30. Dezember 1915 gewaltsam in das Konsulat ein, indem sie die Dienerschaft beiseite schoben. Dann begann ein förmlicher Sturm auf die Bureaus. Die Türen wurden erbrochen. Ich stellte mich den Eindringlingen entgegen, protestierte gegen ein derartiges Vorgehen und verlangte General Sarrail zu sprechen. Man hörte mich nicht, die Schränke wurden aufgebrochen, die Kasse ausgeraubt, die Akten durchwühlt und dann einfach mitgenommen. Zwei Gendarmen packten mich in rohester Weise und durchsuchten meine Taschen. Ich wandte mich an die Offiziere und fragte: »Sehen Sie denn nicht, wie man mit mir verfährt?« Achselzucken und höhnisches Lachen war die Antwort. Noch schlimmer wurde mit den anderen Konsuln verfahren. Der deutsche und der türkische Konsul wurden mit vorgehaltenem Revolver bedroht. Der bulgarische Konsul war nicht zu Hause, als die Franzosen in das Konsulat eindrangen. Als er heimkam, fand er ein Bild der Verwüstung, denn es wurde schon seit einer halben Stunde dort gehaust. Ich wurde dann mit den Beamten und Amtsdienern in ein gewöhnliches Lastauto gesteckt, und fort ging's. Auf meine Frage, wohin, bekam ich keine Antwort. Auf den Wagen hatten sich Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett gesetzt. Einige Oesterreicher und Oesterreicherinnen, die zufällig des Weges kamen, wurden ebenfalls gepackt und auf den Wagen geladen. Beim Oberkommando wurde Halt gemacht. Dann wurden wir auf ein Leichterboot gebracht. Durch die Luke, durch die man Warenballen wirft, mußten wir in den untersten Schiffsraum hinuntersteigen. Matrosen mit aufgepflanztem Bajonett übernahmen die Bewachung. Was wir an Beleidigungen und Beschimpfungen zu erleiden hatten, ist unglaublich. Mit diesem Boot wurden wir auf den Dampfer »Memphis« gebracht, eines der ältesten Schiffe. Am 31. Dezember kam noch die Familie des deutschen Konsuls hinzu, die eben mit der Bahn nach Saloniki gekommen und unter falschen Vorspiegelungen zum Kai gelockt worden war. Keinem der auf diese Art Verschleppten war erlaubt worden, eine Handtasche oder auch nur das Geringste mitzunehmen. Die Fahrt nach Toulon dauerte neun Tage. Mit knapper Not entkamen wir den zahlreichen deutschen U-Booten. In Toulon wurden wir von Schiff zu Schiff gebracht. Auf keinem ließ man uns länger als zehn Tage. Am 9. Januar 1916 kam noch der österreichisch-ungarische Konsul von Mythilene zu uns, ein alter, schwer leidender Herr, der ebenfalls verschleppt worden war. Mit mir waren der Konsulatsattaché Seemann, fünf Sekretäre, vier Amtsdiener, das Küchenpersonal und die auf der Straße zusammengeraubten Oesterreicher und Oesterreicherinnen. Was mit unseren Privatgütern geschehen ist, weiß ich nicht. Vierzehn Tage vor unserer Entlassung erhielten wir durch die Vermittlung der amerikanischen Botschaft aus Oesterreich Geldmittel, und nun konnten wir uns Luxusgegenstände, wie Seife und Handtücher, gestatten. Drei Wochen vor unserer Entlassung wurden der türkische und bulgarische Generalkonsul freigegeben, während der deutsche Konsul samt seiner Familie im März 1916 noch der Befreiung harrte.«

Gedicht eines Austauschgefangenen.

Während der Heimreise aus Rußland hatte Professor Zuchhold (Liegnitz) auf der Fahrt von Haparanda durch Schweden nachstehende Verse verfaßt. Der Verfasser war als Offizier der Landwehr im November 1914 schwer verwundet worden und geriet in russische Gefangenschaft.

Mir klingt mein Schellengeläute wie Lerchengesang so lind,
Mir ist, als flöge mein Schlitten so leicht wie Wolke und Wind.
Hei, wie er den Schnee durchschneidet, wie er in jähem Sprung
Sich stürzt zum Strome nieder, mächtig wie Adlerschwung!
So springt das Kind aufjubelnd, wenn ihm die Mutter winkt,
Dem schützenden Arm entgegen, der tröstend es umschlingt.
So fliegt zum Wald der Vogel, der seinem Gitter entfloh,
Voll Angst vor dem Verfolger und doch schon freiheitsfroh.
Es poltert unter den Hufen das Eis, es knirscht wie Sand,
Und Sprung um Sprung rückt näher, näher das freie Land.
Mich grüßt die flatternde Flagge wie der Giebel vom Vaterhaus!
Herz, Herz, das ist die Freiheit! Und alle Not ist aus!

Das Plateau von Vielgereuth (Folgaria).


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