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Der Seekrieg im Oktober 1915.

Die Italiener verloren in den letzten Septembertagen eines ihrer stärksten Kriegsschiffe. Es hieß »Benedetto Brin«. Und zwar ging es in geheimnisvoller Weise zugrunde, genau so, wie schon früher der englische »Bulwark« und andere Panzer zugrunde gegangen waren. Bei der Explosion des »Benedetto Brin« wurden auch drei weitere im Kriegshafen von Brindisi liegende Schiffe der Kriegsflotte schwer beschädigt. Einzelheiten fehlten, da die Zensur alles unterdrückte. Der Eindruck der Nachricht von der Explosion in Italien war ungeheuer. Die öffentliche Meinung vermutete, daß ein feindliches Unterseeboot in den Kriegshafen eindrang und den »Benedetto Brin« torpedierte. Die Marine-Verwaltung tat natürlich alles, um dies zu bestreiten und die Katastrophe auf andere Weise zu erklären. Die römischen Blätter behaupteten, es handele sich um Attentate ausländischer Agenten. In Brindisi wurden zahlreiche Leichen geborgen, die alle furchtbar verstümmelt waren. Die Bevölkerung war niedergeschmettert.

Das Wiener Ministerium des Aeußern richtete an die diplomatischen Vertretungen der verbündeten und der neutralen Mächte nachstehende Verbalnote: »Am 18. Juli ist der italienische Kreuzer »Giuseppe Garibaldi« von einem österreichisch-ungarischen Unterseeboot torpediert und versenkt worden. Wie aus einer Meldung des österreichisch-ungarischen fünften Divisionskommandos hervorgeht, hißten einige der italienischen Torpedofahrzeuge, welche sich näherten, um die Ueberlebenden zu bergen, die Genfer Flagge und griffen das Unterseeboot an, als es neuerlich auftauchte. Die österreichisch-ungarische Regierung protestiert energisch gegen dieses Vorgehen der italienischen Marine, welches eine offenkundige Verletzung der grundlegenden Bestimmungen der zehnten Haager Konvention vom Jahre 1907 darstellt. Die Botschaft (Gesandtschaft) wird gebeten, das Vorstehende zur Kenntnis ihrer Regierung bringen zu wollen.«

Eine Straßensperre auf dem Dolomitenpaß.

Im Mittelmeer wurden Anfang Oktober über ein Dutzend englische und französische Schiffe von deutschen U-Booten versenkt.

Ein Petersburger Blatt meldete das Auftauchen eines deutschen Unterseebootes an der Küste der Krim-Halbinsel, südlich von Sebastopol, ungefähr in der Höhe des Kap Chersones. Das Unterseeboot tauschte mehrere Schüsse mit einer Küstenbatterie aus, brachte ein Geschütz zum Schweigen und verschwand dann wieder in südöstlicher Richtung.

Eine kühne Tat hatte ein deutsches Wasserflugzeug im Rigaischen Meerbusen vollbracht. Auf der Rückfahrt von einem Aufklärungsfluge am 12. September vormittags, 20 Seemeilen nordwestlich Dünamünde, sichtete das Wasserflugzeug aus 1500 Meter Höhe einen russischen Zweimastschoner. Dieser hatte den Kurs nach Dünamünde und wurde von einem Schlepper geführt. Der Führer des deutschen Wasserflugzeuges ging im Gleitfluge auf 100 Meter herunter. Der Beobachter des Flugzeuges schüchterte die Besatzung durch seine Waffe so ein, daß alle Mann an Deck kamen und die Hände hoch hielten. Dadurch wurde jeder Rammversuch verhindert. Das Flugzeug ging dann auf das Wasser längsseits des Schoners nieder. Der Beobachter kam an Bord und befahl der Besatzung, auf den Schlepper zu gehen. Der Schoner führte eine Eisenladung, die nach Riga bestimmt war. Er trug den Namen »Ila«. Durch Leckschlagen des Schiffsbodens wurde er versenkt, und das deutsche Wasserflugzeug setzte danach wohlbehalten seine Rückkehr fort.

Am 8. Oktober gab die deutsche Regierung bekannt: »In letzter Zeit sind in der Auslandspresse fortlaufend Angaben über deutsche Verluste im U-Boots-Kriege veröffentlicht und immer größere Verlustziffern genannt worden. So gibt der Zeitungsdienst der englischen Großfunkenstation Poldhu vom 5. Oktober unsere U-Bootsverluste schon zu sechzig an. Dieser in ganz bestimmter Absicht maßlos übertriebenen Meldung gegenüber erklären wir, daß die tatsächlichen Verluste an deutschen U-Booten weniger als ein Viertel der genannten Zahl betragen. Ferner wird von der Auslandspresse an die Veröffentlichung dieser Verlustziffern die Vermutung geknüpft, daß Deutschland nur durch seine Verluste zu einer gewissen Einschränkung des U-Bootskrieges gezwungen sei. Demgegenüber stellen wir fest, daß die Zahl der jetzt verfügbaren U-Boote erheblich größer ist als zu Beginn des U-Bootskrieges.«

Unser U-Bootkrieg zeichnete sich durch eine ganz besonders empfindliche Wirksamkeit an kritischer Stelle für unsere Feinde aus. Sie hielten ihre ertragreiche Jagd unter den Truppen- und Material-Transportschiffen im östlichen Mittelmeer. Das war für England und Frankreich eine außerordentlich bittere Tatsache.

Ein schöner Erfolg der deutschen U-Boote wurde am 12. Oktober bekannt: Der Kapitän des griechischen Dampfers »Patris« berichtete, er habe gestern nacht den drahtlosen Hilferuf des französischen Truppen-Transportdampfers »Samblin-Haver« erhalten, der von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden war und etwa 100 Seemeilen östlich von Malta mit über 2000 algerischen Schützen an Bord sich in sinkendem Zustand befand. Als die »Patris« die Unfallstelle erreichte, war der Dampfer »Samblin-Haver« mit allen an Bord befindlichen Truppen gesunken. Englischen Torpedobooten gelang es, nur 90 Mann, zum größten Teile Verwundete, zu retten. »Samblin-Haver« war vor der Katastrophe auf der Fahrt nach Mudros.

Der englische Dampfer »Borneo« wurde unweit Kreta von einem österreichisch-ungarischen Unterseeboot angehalten, dessen Kommandant die Ausladung der Passagiere in die Rettungsboote befahl. An Bord des Dampfers brach Panik aus, dreißig Griechen ertranken. Inzwischen war ein aus der Richtung Aegypten auf Mudros zufahrender, mit indischen Truppen vollbeladener Transportdampfer erschienen. Das Unterseeboot machte sich sofort an seine Verfolgung, reinigte das Deck des Transportschiffes mit Maschinengewehrfeuer und versenkte den Dampfer. Darauf kehrte das Tauchboot zum »Borneo« zurück, dem es die Weiterfahrt erlaubte, nachdem es sich überzeugt hatte, daß die Passagiere griechischer Nationalität waren.

Ueber die Ergebnisse des Handelskrieges im Monat September wurde bekannt gegeben: Es wurden versenkt durch Unterseeboote: 29 Dampfer mit 103 316 Brutto-Registertonnen, sieben Fischereidampfer mit zirka 1200 Registertonnen und zwei Transportdampfer mit 19 849 Brutto-Registertonnen. Außerdem sind durch Minen untergegangen: sechs Dampfer mit 20 612 Brutto-Registertonnen. Alles »feindliche Dampfer verschiedener Nationen«. Zusammen 144 977 Brutto-Registertonnen. Das waren für vier Wochen recht schöne Erfolge, die den Cityleuten in London starke Kopfschmerzen machen mußten. Sie wurden daher auch recht unruhig – zumal nach dem erneuten großen Zeppelin-Bombardement – und fingen an, recht kräftig auf ihre verantwortlichen Staatsminister zu schimpfen.

Ein guter Beobachtungsposten in einem zerstörten Hause in Flandern.

Oesterreichische Truppen beim Minenlegen im Gardasee.


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