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In Saloniki hatte sich im Januar ein französisches Heer gegen den Willen Griechenlands festgesetzt. Die verbündeten Deutschen, Oesterreicher und Bulgaren ließen sie ruhig sitzen. Aber sie wollten den Feind wenigstens standesgemäß begrüßen, und so konnte denn Feldmarschall Mackensen am ersten Februartage melden: »Eins unserer Luftschiffe griff Schiffe und Depots der Entente im Hafen von Saloniki mit beobachtetem guten Erfolge an.«
Einen prächtigen Streich leistete sich die deutsche Marine, indem ein rätselhaftes Fahrzeug durch Kaperfahrten im Atlantischen Ozean bewies, daß England die Meere – nicht beherrschte. Es wurde darüber berichtet: »Nach einem Telegramm aus Norfolk (Virginia) in Nordamerika ist der britische Westafrika-Dampfer »Appam«, der bisher vermißt wurde, am 1. Februar morgens in der Quarantänestation auf der Höhe von Old Point angekommen. Eine Prisenmannschaft von einem deutschen U-Boot soll den Befehl haben.«
Wie aus Newport News weiter gemeldet wurde, war der Dampfer »Appam« auf der Höhe der Kanarischen Inseln durch ein deutsches Kriegsschiff, angeblich ein U-Boot, aufgebracht worden, das kurz vorher einen anderen britischen Dampfer versenkt hatte. Außer den eigenen Passagieren hatte die »Appam« noch 138 Personen, die man von anderen Dampfern übernommen hatte, also zusammen 425 Personen, an Bord.
Die Engländer mußten mit süß-saurer Mine berichten: »Auf der »Appam« wehte die deutsche Kriegsflagge. Man glaubt, daß die deutsche Mannschaft sich lieber internieren lassen wird, als Gefahr zu laufen, bei der Wiederabfahrt aufgebracht und gefangen genommen zu werden. Der rechtliche Charakter der »Appam« wird von den Behörden Washingtons geprüft. Das deutsche Kriegsschiff, das den Dampfer »Appam« aufbrachte und mit einer Prisenmannschaft versah, soll den Namen »Möve« geführt haben. Es hatte vor der Aufbringung der »Appam« bereits folgende britische Dampfer versenkt: »Arthur Corbridge«, »Ariadne«, »Dromonby«, »Farringtonford« und »Clan Mactavish«.
Die Passagiere der »Appam« erzählten folgendes: »Am 15. Januar, morgens früh, näherte sich ein unbekanntes Schiff der »Appam« und feuerte zwei Schüsse an deren Bug vorüber. Der Kapitän der »Appam« glaubte, das fremde Schiff sei ein Seeräuber, und erwiderte mit zwei scharfen Schüssen, welche aber wirkungslos blieben. Jetzt wurden die Rettungsboote von der »Appam« herabgelassen, aber auch der fremde Dampfer setzte Boote aus und hatte Mannschaften auf das Deck der »Appam« klettern lassen. Als der englische Kapitän sah, daß weiterer Widerstand zwecklos war, ergab er sich. Der deutsche Leutnant zur See Berg kam dann mit einer Prisenbesatzung von 22 Mann an Bord, und das deutsche Schiff verschwand, nachdem es an Bord der »Appam« noch einen großen Teil der Gefangenen gebracht hatte, die von sieben englischen versenkten Schiffen auf der Reise im Ozean genommen waren. Die »Appam« traf in Amerika ein als deutsches Kriegsschiff unter der Bezeichnung »S. M. S. Appam«. Das Schiff war in ausgezeichneter Verfassung und hatte eine äußerst wertvolle Ladung, darunter eine große Menge Kakao. Leutnant Berg, ein kleiner, schmächtiger Herr mit kurzem Schnurrbart, erzählte über seine Reise: »Wir waren mit unserem Schiff nach fünfmonatiger harter Arbeit nur einige Meilen von dem Hafen Dakar entfernt, getrauten uns aber nicht hinein und blieben in der Nähe, um die »Appam« zu erwarten. Unsere Hoffnung, dieses Schiff zu erwischen, sank aber, als sich dessen Erscheinen stark verzögerte. Wir glaubten, daß die »Appam« von unserer Anwesenheit Kunde erhalten hätte und nach einem anderen Hafen gefahren wäre. Aber dann erschien der Dampfer doch noch. Wir haben die Fahrgäste mit großer Freundlichkeit behandelt und ihnen alle Bequemlichkeiten bereitet; die von einem anderen Schiffe geholten Verwundeten wurden von der Mannschaft verpflegt. Unser Plan war, nach Newyork zu gehen, aber wir erfuhren, daß Leichterschiffe sich in der Nähe von Newyork aufhielten, und setzten deshalb Kurs auf Norfolk. Dort hätten wir schon am Sonntag eintreffen können, wir machten aber einen Umweg über Kap Virginia, trafen keine englischen Kreuzer, dagegen aber mehrere Handelsschiffe, die wir leicht hätten erbeuten können, doch wäre dadurch unser Eintreffen in Newyork gefährdet gewesen. Unter den Passagieren der »Appam« sind fünf Kinder und zwanzig Frauen, alle sind wohl. Nachdem wir die »Appam« genommen hatten, erbeuteten wir noch ein anderes Schiff, aber dies war nicht wert, mitgeführt zu werden, darum versenkten wir es. Nur vier unserer Leute sind verwundet worden, und keiner ernstlich.«
Von der Obersten Heeresleitung der Alliierten zu Saloniki kam die Mitteilung, daß ein deutsches Unterseeboot dem Eingang des Hafens sich bis auf drei Kilometer nähern konnte und ein englisches Transportschiff torpedierte und versenkte.
Ueber die Feigheit der Engländer konnte man sich wieder ein Urteil bilden, als am 4. Februar der deutsche Marinestab folgendes meldete: »Am 31. Januar und 1. Februar hat ein deutsches U-Boot in der Themsemündung einen englischen armierten Bewachungsdampfer, einen belgischen und drei englische zu Bewachungszwecken dienende Fischdampfer versenkt. – Das Marine-Luftschiff »L. 19« ist von einer Aufklärungsfahrt nicht zurückgekehrt. Die angestellten Nachforschungen blieben ergebnislos. Das Luftschiff wurde nach einer »Reuter-Meldung« am 2. Februar von dem in Grimsby beheimateten englischen Fischdampfer »King Stephen« in der Nordsee treibend angetroffen. Gondeln und Luftschiffkörper waren teilweise unter Wasser; die Besatzung befand sich auf dem über Wasser befindlichen Teil des Luftschiffes. Die Bitte um Rettung wurde von dem englischen Fischdampfer abgeschlagen unter dem Vorgeben, daß seine Besatzung schwächer sei, als die des Luftschiffes. Der Fischdampfer kehrte vielmehr nach Grimsby zurück.«
Die österreichische Marine meldete am 4. Februar: »Am 25. Januar haben fünf, am 27. Januar zwei und am 1. Februar drei unserer Seeflugzeuge Durazzo und namentlich die Zeltlager neben der Stadt mit verheerender Wirkung bombardiert und sind trotz heftiger Beschießung durch Landbatterien und Kriegsschiffe jedesmal unbeschädigt zurückgekehrt. Am 2. Februar wurde Valona von drei Seeflugzeugen bombardiert; es wurden dort Hafenanlagen, Flottanten und Zeltlager mehrfach getroffen. Im heftigen Feuer der Land- und Schiffsbatterien erhielt eins der Flugzeuge in den Motor zwei Treffer, durch die es zum Niedergehen auf das Meer gezwungen wurde. Der Führer der Gruppe, Linienschiffsleutnant Konjovic, ließ sich ohne Zögern neben das beschädigte Flugzeug auf die durch Bora bewegte See nieder, und es gelang ihm, trotz des Feuers der Batterien auf Saseno und zweier mit voller Kraft heranfahrender Zerstörer, die zwei unversehrt gebliebenen Fliegeroffiziere in seinem Flugapparat zu bergen, das beschädigte Flugzeug gründlich unbrauchbar zu machen, mit der doppelten Bemannung gerade noch zurecht wieder aufzufliegen und nach einem Flug von 220 Kilometern in den Golf von Cattaro heil zurückzukehren.«
Bei dem Leichenschaugericht der Opfer des deutschen Luftangriffes in Staffordshire nahmen die Geschworenen das Urteil des Vorsitzenden an und einigten sich auf folgendes Urteil: »Daß die 13 Personen durch Explosivbomben getötet wurden, die von einem feindlichen Luftschiff abgeworfen waren, und daß ein Wahrspruch wegen vorsätzlichen Mordes gegen den Kaiser und den Kronprinzen als Mitschuldige zu Protokoll genommen würde.« Die Urheber dieser Albernheit konnten sich selbst noch als Helden, anderen Leuten aber nur als Narren vorkommen.
Ueber weitere Fliegerangriffe auf England meldete das Londoner Kriegsamt am 9. Februar: Um 3½ Uhr nachmittags näherten sich zwei deutsche Seeflugzeuge der Küste von Kent. Wenige Minuten später fielen drei Bomben in einem Felde in der Nähe von Ramsgate nieder und vier Bomben nahe der Schule von Broadstairs. Von den letzteren sind drei explodiert. Ein Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen, auch soll kein Schaden verursacht worden sein, außer an Fensterscheiben.« Nach einer weiteren Meldung wurden bei dem auf die Küste unternommenen Luftangriff zwei Frauen und ein Kind verletzt. Eine Anzahl Marine- und Militärflugzeuge stieg zum Angriff gegen die feindlichen Flieger auf, die sich sofort zurückzogen. Von einem Luftkampf wurde nichts gemeldet.
Einen schönen Seesieg meldete der deutsche Marinestab: »In der Nacht vom 10. zum 11. Februar trafen bei einem Torpedoboot-Vorstoß unsere Boote auf der Doggerbank etwa 120 Seemeilen östlich der englischen Küste auf mehrere englische Kreuzer, die alsbald die Flucht ergriffen. Unsere Boote nahmen die Verfolgung aus, versenkten den neuen Kreuzer »Arabis« und erzielten einen Torpedotreffer auf einen zweiten Kreuzer. Durch unsere Torpedoboote wurden der Kommandant der »Arabis«, ferner zwei Offiziere und 21 Mann gerettet. Unsere Streitkräfte haben keinerlei Beschädigung oder Verluste erlitten.«
Ueber den erneuten Luftangriff auf England wurde deutscherseits amtlich gemeldet: »Am Nachmittag des 9. Februar belegten einige unserer Marineflugzeuge die Hafen- und Fabrikanlagen sowie die Kasernen von Ramsgate (südlich der Themse-Mündung) ausgiebig mit Bomben.«
Am 12. Februar teilte der Marinestab weiter mit: »Ein deutsches Unterseeboot hat am 8. Februar an der syrischen Küste südlich von Beirut einen französischen Kreuzer (angeblich das französische Linienschiff »Suffren«) versenkt. Das Schiff sank innerhalb zwei Minuten.« – Später stellte sich heraus, daß der Kreuzer nicht »Suffren«, sondern »Chàrner« hieß.
Der amtlichen Veröffentlichung vom 11. Februar über die Vernichtung der »Arabis« durch unsere Torpedoboote war hinzuzufügen, daß, wie die nachträglichen Feststellungen mit Sicherheit ergeben hatten, auch das durch einen Torpedo getroffene zweite englische Schiff gesunken war. Des ferneren wurde festgestellt, daß im ganzen der Kommandant, der Schiffsarzt, ein Offizier, ein Deckoffizier und 27 Mann von der »Arabis« gerettet worden waren. Hiervon sind auf der Rückfahrt infolge des Aufenthaltes im Wasser der Schiffsarzt und drei Mann gestorben.
Das österreichische Flottenkommando berichtete: »Am 12. Februar nachmittags hat ein Seeflugzeuggeschwader in Ravenna zwei Bahnhofsmagazine zerstört, Bahnhofsgebäude, Schwefel- und Zuckerfabrik schwer beschädigt, einige Brände erzeugt. Die Flugzeuge wurden von einer Abwehrbatterie im Hafen Corsini heftig beschossen. Ein zweites Geschwader erzielte in den Pumpwerken von Codigoro und Cavanello mit schweren Bomben mehrere Volltreffer. Alle Flugzeuge sind unversehrt zurückgekehrt.«
Am 14. Februar wurde berichtet: »Der Kreuzer »Arethusa« stieß an der Ostküste Englands auf eine Mine. – »Arethusa« war einer der neuesten englischen Kreuzer; er war am 25. Oktober 1913 vom Stapel gelaufen. Er hatte 3560 Tonnen Deplacement und 29 Knoten Geschwindigkeit. Seine Armierung bestand aus zwei 15,2-Zentimeter-, sechs 10,2-Zentimeter-Geschützen. Die Torpedo-Armierung umfaßte vier 53-Zentimeter-Doppelrohre. Die Besatzung war 400 Köpfe stark. Der Untergang des Kreuzers »Arethusa« wurde in England sehr schwer verschmerzt, weil er wegen seiner Beteiligung an dem großen Seegefecht in der Nordsee eines der populärsten englischen Kriegsschiffe war. Die »Arethusa« vertrat eine ganz neue Klasse von Kreuzern, welche wegen ihrer sehr großen Schnelligkeit besonders dazu bestimmt waren, Torpedobootzerstörer-Flottillen anzuführen. Am 19. Febr. wurde amtlich bekannt gegeben: »Die britische Admiralität hat durch das »Reuter-Bureau« in einer Veröffentlichung vom 18. Februar den Verlust eines zweiten Kriegsschiffes bei dem Gefecht in der Nacht vom 10. zum 11. Februar auf der Doggerbank in Abrede gestellt, indem sie die deutschen Berichte als unwahr bezeichnet. Gegenüber dieser amtlichen Auslassung wird festgestellt, daß die Vernichtung eines zweiten Schiffes außer »Arabis« auf Grund einwandfreier Beobachtungen der deutschen Seestreitkräfte erwiesen ist. Die amtliche Veröffentlichung über den Verlust des zweiten Schiffes besteht daher nach wie vor zu Recht.«
Das österreichische Flottenkommando teilte mit: »Am Morgen des 16. Februar torpedierte eines unserer Unterseeboote vor Durazzo einen französischen Dampfer, der dann auf eine Untiefe auflief.«
Ueber einen neuen erfolgreichen Luftangriff auf England wurde amtlich gemeldet: »Am 20. Februar mittags griffen Marineflugzeuge die englische Küste an. Es wurden Fabrikanlagen in Deal, Bahn- und Hafenanlagen, sowie ein Gasometer in Lowestoft ausgiebig und mit gutem Erfolge mit Bomben belegt. Hauptbahnhof und Hafenanlagen in Lowestoft wurden mehrfach getroffen, der Gasometer brach unter der Wirkung einer Bombe zusammen. Ferner wurden in den Docks zwei Tankdampfer beworfen. Trotz Beschießung und Verfolgung durch feindliche Flieger sind unsere Flugzeuge sämtlich wohlbehalten zurückgekehrt.«
Lowestoft liegt an der Ostküste Englands nördlich der Themse-Mündung; Deal liegt an der Südostküste östlich von Dover.
Marineflugzeuge belegten am 20. Februar Flugplatz und Truppenlager von Furnes südöstlich von La Panne ausgiebig mit Bomben. Die Flugzeuge sind unversehrt zurückgekehrt.
Einen recht hinterlistigen Streich vollführten inzwischen die Engländer: Sie zwangen die portugiesische Regierung, die dort in Tajo liegenden deutschen Schiffe zu rauben. Die Nachrichten über diesen völkerrechtswidrigen Schiffsraub lauteten: »Die Zahl der auf dem Tajo ankernden deutschen Schiffe, die mit Beschlag belegt worden sind, beträgt 35.« Der »Temps« meldete, daß die Bestandsaufnahme und die Entladung der Schiffe sich ohne Zwischenfall vollzogen hätten. Die Schiffe einer portugiesischen Division nahmen vor den beschlagnahmten Schiffen Stellung, um jedem Versuch eines Widerstandes zu begegnen. Die Beschlagnahmungen wurden im Namen des Marineministers von Offizieren der Kriegsmarine mitgeteilt und die portugiesische Flagge gehißt. Das an Bord verbliebene deutsche Personal wurde ausgeschifft und durch portugiesisches Personal ersetzt. Nachdem alles beendet war, gab der Kreuzer »Vasco de Gama«, der die Flagge des Flottendivisionärs trug, 21 Schüsse ab. Die Regierung erklärte, daß es sich nicht um einen kriegerischen Akt handele, sondern um eine im öffentlichen Interesse gelegene Maßnahme, und daß der portugiesische Gesandte in Berlin beauftragt worden sei, dies der Kaiserlich Deutschen Regierung zu erklären.
Im Laufe des Monats Februar hatten unsere U-Boote auch wieder regelmäßig eine Reihe von feindlichen Handelsschiffen versenkt, deren Namen wir hier nicht einzeln anführen können. Nur Folgendes sei noch hervorgehoben: Das englische Paketboot »Maloja«, 12 800 Tonnen, war auf der Höhe von Dover untergegangen. Es sollte auf eine Mine gelaufen sein. Der Dampfer hatte 57 Passagiere an Bord und befand sich auf der Fahrt nach Bombay. Die Unglücksstelle befand sich zwei Meilen von Dover. Die heftige Explosion ließ die Häuser der Stadt erzittern. Ein anderer Dampfer, der den Schiffbrüchigen zu Hilfe eilte, lief ebenfalls auf eine Mine und verschwand. Der Dampfer »Maloja« war im Jahre 1911 in Belfast erbaut und Eigentum der Peninsular and Oriental Compagnie, derselben unter dem Namen P. und O. bekannten Gesellschaft, der auch die im Mittelmeer gesunkene »Persia« gehörte. – Der Postdampfer »Mecklenburg« (2885 Tonnen) der Zeelandlinie war auf der Reise nach Vlissingen auf eine Mine gelaufen. Das Schiff war verloren.
Eine schwedische Zeitung veröffentlichte einige Angaben über die russischen Verluste im Kriege bis Ende 1915. Das Blatt erhielt die Zahlen, die offiziell sind, aber nicht veröffentlicht werden, von einem durchreisenden Ausländer. Die Gesamtsumme der Gefallenen bis 31. Dezember 1915 betrug 1 942 610. Von den Offizieren sind seit Kriegsbeginn 125 433 tot, darunter 277 Generale.