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Dan erwachte am Sonntagnachmittag mit Schmerzen, aber er fühlte sich glücklich. Er lag noch ein paar Augenblicke ruhig und schaute sich lachend in dem prachtvollen Schlafzimmer um. Kaum konnte er glauben, daß es Wirklichkeit war.
Als er klingelte, erschien der würdevolle Butler Wheatley selbst. In seinem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck von Heldenverehrung, und er trug ein Paket Zeitungen unter dem Arm.
Dan sah seine Freunde, die Fischer, auf der Vorderseite.
»Die können warten«, meinte er. »Wie geht es Mr. Lawrence?«
»Er ist so vergnügt wie ein Fiedelbogen. Seit zehn ist er schon auf!«
»Ein großartiger Mann!«
»Er hat nach Ihnen gefragt, aber angeordnet, Sie nicht zu stören, bevor Sie klingelten.«
»Ich werde mich gleich nach ihm umsehen.«
Er traf den Millionär in seinem Arbeitszimmer im zweiten Stock. Mr. Lawrence war nichts von den schlimmen Erfahrungen anzumerken, die er hinter sich hatte. Er saß an seinem Schreibtisch, rauchte die unvermeidliche Zigarre und drehte eine Reihe von Visitenkarten zwischen den Fingern. Die Diener brachten ständig neue herein. Und durch das Fenster bemerkte Dan eine große Menschenmenge, die sich unten in der Straße ansammelte.
»Besucher, die sich nach meinem Befinden erkundigen«, sagte Lawrence ironisch und zeigte auf die kleinen Karten. »Und eben, als ich ans Fenster trat, um einen Blick hinauszuwerfen, fingen die Leute plötzlich an, mich zu grüßen und die Hüte zu schwenken. Ich glaube, ich bin über Nacht populär geworden. Ich komme direkt in Verlegenheit.«
Er legte drei Visitenkarten gesondert auf den Tisch. »Ich habe sie bitten lassen, zu warten«, sagte er. »Ich dachte, es würde ganz vergnüglich sein, sie beieinander zu sehen.«
Dan las die Namen: Mr. Ashley Barnes, Mr. Nikolas Malata, Mr. D. D. Beddington. Er zuckte die Schultern.
Der Millionär beauftragte einen Diener, die Herren in Abständen von je einer halben Minute nacheinander hereinzuführen.
Ashley Barnes, elegant und aalglatt wie immer, trat zuerst ein. Seine Stirnlocke war sorgfältig angeklebt. »J. M., ich war wie vor den Kopf geschlagen, als ich von diesen unerhörten Ereignissen las«, rief er. »Das ist das Schrecklichste, was ich jemals gehört habe! Das geht uns alle an! Ein solcher Kerl müßte gerädert und gevierteilt werden, Hängen ist viel zu gut für ihn!«
Seine entrüsteten Ausrufe wurden abgeschnitten durch das Erscheinen Malatas. Der Mann hatte ein rotes Gesicht und vorstehende Augen, aber er war tadellos gekleidet. Die beiden sahen sich keineswegs freundlich an.
»Ich hatte keine Ruhe, bevor ich mich nicht persönlich nach Ihnen erkundigt hatte«, sagte Malata in seinem etwas zu korrekten Englisch. »Und es freut mich, daß ich Sie so wohl und munter treffe. Nach den Zeitungsberichten zu urteilen, müssen Sie eine fürchterliche Zeit durchlebt haben!«
Der kleine Beddington kam herein wie ein schnuppernder Terrier. Bei dem Anblick der beiden anderen war er etwas bestürzt, aber er packte den Arm des Millionärs, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte.
»Das ist sehr nett von Ihnen, daß Sie mich haben heraufkommen lassen«, begann er, »trotzdem wir uns das letzte Mal etwas hitzig verabschiedet haben. Es bedeutet auch nichts. Ich belle zwar, aber ich beiße kaum. Stellen Sie sich vor, was ich gestern fühlte, als ich von Ihrer Entführung las! Aber nun freue ich mich um so mehr, daß Sie wieder in Sicherheit sind.«
»Natürlich kann ich nicht jeden sehen«, erwiderte Lawrence trocken, »nur ein paar gute Freunde, wie Sie zum Beispiel.«
Sie empfanden die Ironie seiner Worte, und es trat ein peinliches Schweigen ein.
»Ich bin froh, daß der Mann tot ist«, rief Beddington schließlich. »Nun kann ich wenigstens ruhig schlafen.«
»Wer – Joe Penman?« fragte der Millionär. »Oh, Joe war ein Gentleman auf seine Art. Ich habe ihn während der Fahrt sehr schätzen gelernt. Er wollte mich nur um eine Million Dollars erleichtern, aber ein anderer Schuft hatte geplant, mich ermorden zu lassen.«
Alle drei drückten aufs neue ihr Entsetzen und ihren Abscheu aus.
»Ich könnte einen Mann achten, der mir eine Pistole vorhält und sie abdrückt«, fuhr Lawrence fort, »aber dieser gemeine Halunke hat Männer gedungen, die tapferer waren als er selbst, um mich zu töten.«
Ashley Barnes warf einen argwöhnischen Blick auf Malata und Beddington; Malata sah Barnes und Beddington mißtrauisch an; Beddington musterte die beiden anderen wütend. Der Millionär beobachtete die drei mit grimmigem Vergnügen.
»Woher wissen Sie das?« fragte Malata schließlich.
»Joe Penman hat es mir erzählt. Mein Feind versuchte, ihn für einen Mord zu gewinnen, aber Joe dachte, bei einer Entführung käme mehr für ihn heraus.«
»Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer es sein könnte?« erkundigte sich Barnes.
»Nein, Penman wußte es nicht. Ein Rechtsanwalt trat für den Betreffenden an ihn heran.«
»Vielleicht ist das Ganze nur eine Erfindung«, meinte Beddington. »Sie können doch nicht glauben, was ein Betrüger wie Penman sagt.«
»Ich hoffe, Sie haben recht«, erwiderte Lawrence.
»Und ich hoffe, Sie vergessen unsere geschäftlichen Schwierigkeiten«, erklärte Beddington ernst. »Wenn ich in der Sache etwas für Sie tun kann, dann verfügen Sie bitte über mich. Diese Geschichte geht uns alle an, und wir müssen zusammenhalten.«
Barnes und Malata erklärten, daß das auch ihre Meinung wäre.
In dieser Weise ging die Unterhaltung noch eine Weile fort, dann verabschiedeten sie sich. Sie trennten sich, sobald sich die Tür des Arbeitszimmers hinter ihnen geschlossen hatte; jeder wollte zu verstehen geben, daß er allein ging, wie er allein gekommen war.
»Was für eine Komödie!« sagte Lawrence grimmig. »Zwei von ihnen sind unschuldig, und jeder von ihnen ist aufrichtig argwöhnisch auf die beiden anderen. Einer ist schuldig, und er gibt vor, die zwei anderen in Verdacht zu haben. Welcher ist nun der Schuldige, Dan?«
»Beddington.«
»Woher wissen Sie das?«
»Er benutzte das Wort ›Betrüger‹. Sie hatten ihm aber nicht erzählt, daß Joe irgend jemand betrogen hat. Sie sagten nur, daß ein Rechtsanwalt an ihn herangetreten wäre.«
Die Augen des Millionärs leuchteten auf.
»Gut, das genügt. Wie wäre es mit einem Prozeß? Kann man Beddington etwas nachweisen?«
»Das wird sehr schwierig sein«, entgegnete Dan nüchtern. »Joe Penman und Silver Buckley sind tot. Es wird davon abhängen, was wir aus Whitey Morgan herausbringen.«