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Während dieses Auftritts war Lawrence ruhig am Tisch sitzengeblieben und hatte achtlos mit den Karten gespielt, als ob er kein Interesse an den Vorgängen hätte. Aber jetzt mischte er sich ein.
»Ich glaube, Dan sagte die Wahrheit.«
Keiner antwortete ihm.
»Sie wollen doch schließlich das Geld haben, Joe.«
Keine Antwort.
»Und wenn man alles in Betracht zieht«, fuhr der Millionär fort, »würden Sie es vorziehen, mich gehenzulassen, wenn Sie es bekommen … Nicht, daß Sie einen Pfifferling darum geben, was mit mir geschieht, aber es würde Ihre Flucht erleichtern. Die Öffentlichkeit würde nicht so sehr empört sein. Habe ich recht?«
Joe knurrte eine Zustimmung.
»Dann schlage ich vor, daß Dan seine Freunde an Bord holt«, sagte Mr. Lawrence und legte die Karten zusammen. »Wenn Ihnen jemand folgt, werden Sie es selbst erkennen. Ein Flugzeug kann Sie nachts nicht verfolgen.«
»Gewiß!« erwiderte Dan eifrig. »Das ist der richtige Weg!«
»Einverstanden, Joe?«
Der Mann zögerte, aber sein Gesicht hatte sich etwas aufgehellt. Er war halb überzeugt.
In diesem Augenblick erschien einer von Joes Leuten in dem Eingang.
»Was wollen Sie?« fragte Joe barsch.
»Von Northport Bay kommt ein Schiff direkt auf uns zu.«
Joes Züge verzerrten sich, und eine Sekunde lang schien es, als ob er Dan niederschießen wollte.
»Wenn das Schiff auf Dans Veranlassung käme, würde es bestimmt nicht mit Lichtern fahren«, sagte Lawrence schnell.
Joe senkte die Waffe und eilte an Deck. Dan und der Millionär folgten. Mehrere Leute hielten am Bug Ausschau, und aller Augen waren auf das näherkommende Fahrzeug gerichtet. Niemand achtete auf Dan. Er langte über seinen Kopf, nahm hastig die Waffe vom Kabinendach und ließ sie in die Tasche gleiten.
Joe befahl ihnen, in die Kabine zurückzugehen. »Bat, du bewachst sie«, befahl er. »Halte sie ruhig. Waffen haben sie nicht.«
Der Mann schloß beide Kabinentüren ab, als sie drinnen waren, und steckte den Schlüssel ein. Dann setzte er sich an die vordere Tür, nahm einen Revolver heraus und spielte damit.
»Legen Sie das Ding weg!« sagte Lawrence. »Joe hat Ihnen gesagt, daß wir nicht bewaffnet sind.«
Seine ruhige Stimme klang so zwingend, daß der grobe, ungeschlachte Mensch unwillkürlich gehorchte.
Dan zog eine Jalousie zurück, um hinaussehen zu können. Joe hatte seine Leute nach unten geschickt, nur er und der Steuermann warteten an Deck. Im Scheinwerfer des Leichters zeigte sich das näherkommende Fahrzeug als eine schmucke Mahagoni-Jacht mit uniformierter Mannschaft. Der Kapitän nahm ein Megaphon an den Mund.
»Ahoi!«
»Ahoi!« erwiderte Joe, dessen Stimme plötzlich merkwürdig ruhig klang.
»Kapitän, wir haben zwei Ihrer Leute aufgenommen, die in der Bucht trieben«, kam die Stimme übers Wasser. »Wenn wir sie in ihrem Boot aussetzen, können Sie sie dann aufgreifen? Sie haben keine Ruder.«
»Natürlich!« antwortete Joe. »Und vielen Dank, Kapitän.«
Plötzlich klang die Stimme drüben scharf und hart: »Wo ist Ihr Bordlicht, Kapitän?«
»Danke, daß Sie mich darauf aufmerksam machen«, erwiderte Joe aalglatt. »Es ist ausgebrannt.«
Die große Jacht ließ das Boot nieder. Es wurde längsseit gebracht, und Joes beide Leute stiegen ein. Im Scheinwerferlicht war alles deutlich zu sehen. Mit dem Wind begannen sie dem Leichter entgegenzutreiben, und der Steuermann hielt eine Leine bereit, um sie ihnen zuzuwerfen. Die Maschinen der Jacht surrten und summten, sie beschrieb einen großen Kreis und schwand aus dem Gesichtsfeld. Der Scheinwerfer bestrahlte das treibende Boot.
»In dem Augenblick, in dem die zwei an Bord kommen, ist der Teufel los«, flüsterte Dan dem Millionär zu. »Können Sie durch die Deckenluke kommen?«
»Ein Mann kann vieles, wenn es notwendig ist.«
»Wenn ich Ihnen einen Wink gebe, stellen Sie einen Stuhl auf den Tisch und steigen hinauf. Mit dem Kerl hier werde ich schon fertig.«
»Wie wollen Sie denn das machen? Er ist bewaffnet.«
»Ich auch«, sagte Dan trocken.
Lawrence starrte ihn verwundert an.
»Laufen Sie nach hinten und lassen Sie sich hinunter. Meine Freunde warten in einem Kanu unter dem Heck. Nehmen Sie einen Rettungsring mit, falls Sie ins Wasser stürzen.«
Draußen war bereits eine laute Unterhaltung zwischen dem Ruderboot und dem Leichter im Gang.
»Was ist euch passiert …?«
»Unser Motor ist über Bord gegangen …«
»Wo sind eure Ruder …?«
»Wir sind angehalten worden …«
Dan ließ ruhig die Jalousie wieder herunter und sicherte sie.
»Jetzt!« sagte er dann leise zu Lawrence. Im gleichen Augenblick fuhr er herum und hatte den Browning in der Hand. »Hände hoch!« sagte er zu Bat.
Der Mann, der vollständig überrascht wurde, gehorchte sofort.
»Wenn Sie einen Laut von sich geben, sind Sie ein toter Mann«, flüsterte Dan.
Hinter Dan zeigte der Millionär, daß er sich trotz seiner Jahre und seines Gewichts behend und gewandt bewegen konnte. Er stellte einen Stuhl auf den Tisch, nahm einen Rettungsring unter einem Schrank hervor, kletterte auf den Tisch und auf den Stuhl und warf den Rettungsring auf das Dach. Es war eine schwere Aufgabe für ihn, sich durch die Dachluke zu zwängen, aber es gelang ihm ohne zu großen Lärm.
»Alles in Ordnung«, flüsterte er Dan zu.
Gleich darauf kamen eilige Schritte das Deck entlang, und es wurde heftig an der Tür gerüttelt.
»Aufmachen! Aufmachen!« brüllte Joe.
Bat schrie unwillkürlich: »Hilfe, Boß!«
Dan feuerte, und der Mann sank zu Boden.
Dann sprang Dan auf den Tisch und den Stuhl. Als er sich auf das Dach zog, stieß er den Stuhl mit dem Fuß fort, so daß dieser krachend zu Boden fiel. Der Beleuchtungskörper war in Reichweite seiner Füße, und er zerschmetterte ihn, so daß Dunkelheit in der Kabine herrschte.
»Holt eine Axt!« schrie Joe.
»Sie sind auf dem Dach!« rief jemand, und ein Kopf erschien über der Kante. Dan feuerte, und der Kopf verschwand.
Als Dan zu dem hinteren Deck eilte, war er dem Millionär dicht auf den Fersen. Er nahm die Pistole mit, die er dort hatte liegen lassen.
»Seid Ihr da?« rief er nach unten.
»Ja«, flüsterte Julia.
Lawrence kletterte über die niedrige Reling.
»Lassen Sie sich herunter, wir fangen Sie auf«, sagte Julia.
Dan sah um die Ecke des Deckhauses, und als er eine Gestalt das schmale Deck entlangkommen sah, feuerte er. Der Mann hielt an, und die Leute, die ihm folgten, zogen sich zurück. Dan sah um die andere Ecke, entdeckte aber niemand.
»Er ist glücklich hier gelandet – komm!« hörte er Julias leise Stimme.
»Es ist nicht Platz genug im Kanu«, erwiderte Dan. »Ich werde schwimmen!«
»Wir rühren uns nicht von der Stelle, bevor du kommst«, entgegnete Julia.
Er ließ sich hinab. Julia half ihm, in das überladene Boot zu kommen, aber dann flüsterte sie entsetzt: »Deine Schulter fühlt sich ganz feucht an. Die Wunde ist wieder aufgebrochen!«
»Das macht nichts – du mußt jetzt paddeln – paddeln!«
Das Boot schoß wie ein Pfeil dahin. Plötzlich entdeckten die Leute auf dem Leichter, daß die anderen geflohen waren, und rannten nach hinten. Sie gaben mehrere Schüsse ab, trafen aber nicht. Joe schrie mit lauter Stimme seine Befehle.
»Schafft Ruder bei für das eine Boot und laßt das andere auch herunter!«