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XVII.

Alle Gäste langweilten sich, als der Hausherr immer noch nicht aufhörte, seine Schätze zu zeigen. Aber ihm machte es ein unheimliches Vergnügen, sie von einem Schaukasten zum anderen zu führen. Schließlich ließ sich Christie auf einem anderen Sofa nieder und verbarg ein Gähnen hinter ihrer schönen Hand.

Der kleine D. D. Beddington nahm rasch die Gelegenheit wahr, sich zu ihr zu setzen. »Es scheint, daß zuviel Kunst Sie ermüdet?«

Christie lachte.

Beddington wirkte mit seinem struppigen grauen Haar, seinen scharfen Augen und seinem schlechtsitzenden Frack geradezu komisch, aber als er die Brille abnahm und Christie ansah, hatte sein Blick zwingende Gewalt. »Sie sind die schönste und glänzendste Frau, die ich je in meinem Leben gesehen habe.«

»Danke für das Kompliment.«

»Ich wünschte nur, ich wäre zwanzig Jahre jünger.«

»Ach, Sie sind doch noch nicht so alt?«

»Zu alt für eine Schönheit wie Sie. Ich kenne meine Grenzen. Aber ich kann Sie wenigstens bewundern.«

Sein scharfer Blick machte Christie unruhig. »Warum sehen Sie mich so an?«

»Ach, ich dachte nur ein wenig nach«, entgegnete Beddington und verzog das Gesicht. »Bei einer Frau weiß man nie, woran man ist.«

»Vielleicht machen Sie sich unnötige Gedanken.«

Er achtete nicht auf ihre Worte. »Hören Sie«, fuhr er mit besonderer Betonung fort. »Ich wollte Ihnen etwas sagen. Wenn Sie jemals in eine schwierige Lage kommen, wenden Sie sich ruhig an mich.«

»Wie sollte ich denn in eine schwierige Lage kommen?« Sie starrte ihn erstaunt an.

»Eine Frau, die so schön ist wie Sie und von so vielen Männern verfolgt wird, führt ein gefährliches Leben. Ich hoffe nicht, daß Sie in eine schwierige Lage geraten, aber wer kann das vorauswissen? Sollte es aber dazu kommen, dann können Sie auf mich zählen. Ich werde voll und ganz für Sie eintreten.«

Dan betrachtete von der anderen Seite des Raumes die vertrauliche Unterhaltung auf dem Sofa. Er behielt auch J. M. im Auge, um zu sehen, was er machen würde. Die letzte Vitrine war besichtigt, und der Millionär erhob nun seine Stimme, so daß ihn alle hören konnten.

»Wir wollen jetzt nach oben gehen. Einige meiner besten Stücke sind dort untergebracht.«

Er führte seine Gäste in die Halle, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als seiner Aufforderung zu folgen. Acht Personen standen in der Fahrstuhlkabine, die Wheatley bediente. Christie lehnte sich an Lawrences Arm, und er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte lächelnd. Dan beobachtete sie vom Hintergrund aus.

»Fahren wir jetzt in den Himmel?« fragte Ashley Barnes affektiert

Alle lachten.

Als sie ausstiegen, blieb Lawrence zurück, um dem Butler einen Auftrag zu geben. Dan sah, daß sein Chef ein paar Worte auf ein Blatt seines Notizbuches schrieb und es ausriß.

Sie kamen dann in einen großen Raum, den Lawrence den Renaissance-Saal nannte, und Malata richtete es so ein, daß er neben Christie ging. Gierig betrachtete er ihre schöne Gestalt mit seinen dunklen Augen. Er war selbst ein schöner, stattlicher Mann, aber aus seinen Zügen sprach Brutalität. Von diesem Saal führten mehrere Glastüren auf einen großen Balkon, der einen Ausblick in den herrlichen Garten gewährte. Einige der Türen standen offen.

»Wir wollen ein wenig an die frische Luft gehen«, schlug Malata vor, der eine sorgfältige Erziehung in England genossen hatte, nachdem er reich geworden war.

Christie nickte, und die beiden traten hinaus. Malata sagte sofort, als ob er eine Unterhaltung fortsetzte:

»Ich bin ein Mann, der nur wenig Worte macht. Ich gehe geradewegs auf mein Ziel los.«

»Und was ist Ihr Ziel?« fragte Christie gleichgültig.

»Sie!«

»Nun, und?« wandte sie sich lächelnd an ihn.

Malata liebte es nicht zu scherzen. »Ich bin sehr reich«, erwiderte er düster.

»Reicher als J. M.?«

»Nein, aber ich werde es bestimmt.«

»Das müssen Sie mir erst noch beweisen.«

»Ich werde etwas für Sie tun, was J. M. niemals tun würde – ich werde Sie heiraten!«

Christie sah in den Garten hinunter, während Malata ihr Gesicht studierte. Aber die Schminke verdeckte jeden Ausdruck. Er konnte nicht feststellen, wie die Frau seine Worte aufnahm.

»Sie selbst können mir Ihre Bedingungen stellen. Nennen Sie die Summe, die ich Ihnen am Tage unserer Hochzeit als Vermögen schenken soll. Natürlich handelt es sich nur um erstklassige amerikanische Papiere.«

»Sie gehen allerdings scharf auf Ihr Ziel los.«

»Ich kann einen Fürstentitel in meinem eigenen Lande kaufen, dann werden Sie Fürstin.«

»Ich müßte aber in Bessarabien leben.«

»Und wie herrlich und schön würde das Leben dort für Sie sein!« Seine dunklen Augen leuchteten begeistert auf. »In Amerika gibt es ja kein wirkliches Leben. Hier jagen nur alle Menschen nach Geld. In Bessarabien aber würden Sie in einem herrlichen Märchenschloß leben, fern von der Welt, auf dem Gipfel eines Berges.«

»Das wäre mir zu hoch.«

»Eine Schar von Dienern und Sklaven würde Sie umgeben, die auf Ihr Wort hören und Ihnen den geringsten Ihrer Wünsche von den Augen ablesen. Lockt das Ihren Ehrgeiz nicht?«

»Doch. Aber dann müßte ich Sie heiraten.«

»Ja«, entgegnete Malata mit einem Achselzucken. »Einen Mann müssen Sie doch schließlich nehmen.«

»Ach, Malata, ich möchte Ihnen etwas zeigen«, hörten sie plötzlich die Stimme des Gastgebers.

Malata packte Christie am Handgelenk. »Schnell, antworten Sie mir, bevor wir hineingehen!«

»Lassen Sie mich los!« protestierte sie. »Sie tun mir weh.«

Er gab ihre Hand frei.

»Ich muß Zeit haben, um darüber nachzudenken«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihm alles zu verheißen schien.

»Kommen Sie hierher«, bat J. M., als sie eintraten. »Ich möchte Ihnen meinen berühmten Cellini-Becher zeigen. Es gibt nur noch einen anderen in Amerika, und der ist lange nicht so schön wie meiner.«

Er hielt noch eine längere Rede darüber. Seine Gäste standen um ihn herum und hatten der Tür den Rücken zugekehrt. Als sie sich umwandten, war Christie verschwunden. Lawrence führte sie erbarmungslos zu dem nächsten Prunkstück.

Dan und Reed standen ein wenig abseits, als Wheatley auf sie zukam und einen Brief auf einem Silbertablett brachte.

»Für Sie«, sagte er zu Dan.

Als der junge Mann den Umschlag aufriß, sah er den Zettel, den Lawrence aus seinem Notizbuch gerissen hatte. Darauf standen die Worte:

 

»Bringen Sie Christie nach Hause.

J. M. L.«

Dan wurde rot und dann blaß, aber er wandte sich mit dem bekannten ausdruckslosen Gesicht an seinen Freund. »Ich muß fortgehen. Gib du auf den Chef acht.«

Dann folgte er dem Butler.


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