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Ein Christmärchen.

Am Abend vor Weihnachten war's. »Eben fiel eine Sternschnuppe!« sagten die Leute – aber es war kein Stern, es war das Christkindlein, welches herniederflog. Von Fenster zu Fenster schwebte es und schaute in die Stuben; denn es wollte gerne wissen, was die Menschen sich wohl wünschten. Da hörte es gar absonderlich Zeug! – Ein junges Mädchen saß und schaute zum Nachthimmel empor. »Ach!« seufzten die rosigen Lippen, »daß mir Kunde von der Liebe würde! Von diesem süßen, wonnigen Rätsel, das Vater und Mutter mir nicht lösen können, von dem niemand mir genug zu sagen weiß!« – Christkindlein lächelte und flog weiter. Ein Jüngling stützt die glühende Stirn in die Hand. »Ich bin gefangen in den beschränkten Verhältnissen des Vaterhauses und der Kleinstadt, meine brennende Sehnsucht verlangt hinaus! – Ach, gebt mir ein Stück Welt, große, fremde, bunte Welt! Zeigt mir, wie es draußen ist! Gebt einen Spiegel, welcher wahres Leben zeigt!« – Weiter trugen das Christkind die Silberschwingen. Eine Kranke seufzte in den Kissen: »Ach gib mir Vergessenheit meiner Leiden! Laß mich einmal noch lachen und fröhlich sein!« – – »Ich bin einsam und verlassen, ach, gib mir Menschen! Menschen in mein trostlos stilles Stübchen, Menschen, die ich lieben kann!« – Langsam und traurig flog das Christkind weiter. Wie sollte es solch wunderliches Begehren erfüllen? Da brannte noch ein letztes Lichtlein hinter dem Fenster. Es schaute hinein. Da saß ein Menschenkind und schrieb – schrieb – schrieb. Von seinem Haupte ging ein lichtes Strahlen aus, das war das Feuer des Genius, welches hinter der Stirn flammte. Umher viele, viele Bücher, entstanden unter der fleißigen Hand. Na jubelte das Christkind laut auf, denn es hatte gefunden, was es brauchte. Flugs nahm es die zierlichen Bände und streute sie segnend aus – wie leuchtende Sterne fielen sie unter jeden Christbaum. Na waren alle Wünsche erfüllt. Die Jungfrau las hochklopfenden Herzens den süßen Psalter der Liebe, der Jüngling folgte dem Poet in hohem Geistesflug hinaus in die Welt und das Leben, die Kranke lächelte unter Tränen und vergaß ihre Schmerzen, und der Einsame war nicht mehr allein – viel liebe, teure Gestalten wohnten fortan in seinem Stübchen. – Der Dichter aber stand mit glückseligem Lächeln unter dem Christbaum und faltete die Hände. Sein Segenswunsch begleitete seine Bücher, und wo immer eine Hand darin blättert, klingt leise sein »Grüß Gott« empor.



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