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Diogenes der weise Mann Aus den antiken Tagen, Der fing es äußerst pfiffig an, Sich glänzend durchzuschlagen. Er lockte durch Genügsamkeit Zwar Anfangs war er auch ein Mensch, Das wußt' er aber Alles sich Denn aufmerksam auf dies und das, Der Lehrsatz, den er um sich warf, Nur, falsch verstanden späterhin Von Jüngern tölpisch aufgefaßt Der Geist ist willig, schwach das Fleisch, |
So war er denn ein Schoppenglas Gewohnt herumzutragen, Daß wenn er an der Quelle saß, Er könnt' ein Schlückchen wagen. Nun ging er einstmals über Land Da schlug er gleich sich hinter's Ohr Und hochbegeistert hüpft er heim, Doch seine Schüler wollten noch |
So thät er, wie war er gewohnt, Auch einen Mantel tragen, Daß er bei Wind und Wetter konnt' Sich leicht in's Freie wagen. Im tiefen Mantel eingemummt Da sah er einen Fechtersmann, Da schlug er gleich sich hinter's Ohr Und hochbegeistert hüpft er heim, Doch seine Schüler wollten dann |
So war er siebzig Jahr gewohnt, Frisirtes Haar zu tragen, Damit er mit Manier sich konnt' Auf die Agora wagen. Drum führt er unter'm schlichten Kleid Da ging er einst in der Natur, Und ehe noch: »beim Herkules!« Und gleich schlug er sich hinter's Ohr Die Götter haben in die Hand Er schleudert seinen Kamm hinweg, Doch seine Jünger, ausgehaust, |
So thät er, wie er war gewohnt, Soliden Knaster rauchen, Was er so beim Spazieren konnt' Wie beim Dociren brauchen. Nun ging er mutterseel'nallein Als er wohl einen Feldschütz sah, Da trat er diesen Menschen an; Und gleich schlug er sich hinter's Ohr »Natur hat dir das Kraut gedürrt« Und hochbegeistert hüpft er heim, Die Schüler ließen, das Gesetz |
So war er Seife lang gewohnt Mit sich herum zu tragen, Damit er von der Arbeit konnt' Die Konsequenzen wagen. Nun ging er einst so vor sich hin Da sah er Einen, ganz berußt, Und gleich schlug er sich hinter's Ohr Bewundernd hüpft hierauf er heim, Die Jünger aber, um den Ruhm |
Nun pflegt' er auch sein Haus sogar Mit sich herumzutragen, Die Tonne, daß er, wo er war, Ein Schläfchen konnte wagen. Da ging er einst um Mitternacht So wird er einen Kerl gewahr, Gleich schlug er da sich hinter's Ohr Und selig, daß er Solches fand, Doch seine Jünger, als er todt, |
So pflegt' er eine Nachtlatern Am Tage anzuzünden, Um, was er wünschte gar so gern, Um Menschen aufzufinden. Als nun gerad ein Sonnenstrahl Da schlug er gleich sich hinter's Ohr Und tiefbewegt versetzt er dann Die Schüler aber wollten sein |
Einst lag der Alte vor der Stadt Korinthus in der Sonne, Und schmauchte sein Kartoffelblatt Mit philosoph'scher Wonne. Da thäten Stutzer aller Art Der hört mit voller Seelenruh Da kam auch mit dem Hofgeschmeis Tritt dann aus dem Gefolg heraus, Darauf versetzt mit sanftem Ton Da wollte das Gefolg ihn flott Doch staunend rief der hohe Herr: Die Schüler haben's nachgemacht |
Zum Abschluß dieses Lehrgedichts Ist nöthig, daß ich preise, Wie er gestiegen in das Nichts, Diogenes der Weise. Drum war's ein schöner Sommertag, Da schlich der krumme Tod heran, Zwar hatt' ich lang vor dir Respekt, Diogenes entgegnet dem: Da schrack der Tod zusammen sehr, Du bietest mir das leere Nichts, Da sagt der Tod, den Fuß im Grab': Jedoch Diogenes versetzt: Und sieh! der Tod, erstaunt, gerührt So starb Diogenes; allein |