Ludwig Eichrodt
Gedichte in allerlei Humoren
Ludwig Eichrodt

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Der Zechkumpan

        Ein Zecher soll dem Wein entsagen,
Die schlimmen Zeiten wollen's so –
Die ganze Welt erkrankt in Klagen,
Und kaum des Weines wird man froh.
Ihn aber kümmern nicht die Zeiten,
Wie sollt' ihm auch der Wein entleiden?

»Dem Weine hab ich' zugeschworen,
Ich liebe noch, was ich geliebt!
Noch«, ruft er, »sind wir nicht verloren,
So lang's in Deutschland Kreide gibt!
Es wären höhere Gewalten,
Die über mich ein Recht behalten.«

Er soll den Wein sich abgewöhnen,
Spricht auch der Arzt und fordert streng:
Denn die Natur zu lang verhöhnen,
Das, Freundchen, geht nicht in die Läng':
Nicht länger steh' ich für dein Leben,
Entsagst du nicht dem Saft der Reben.

Das Wort war in den Wind gesprochen,
Ein wahrer Zecher hört es nicht;
Bis beide Augen ihm gebrochen,
Erfüllt er seine Trinkerpflicht.
Und eher als den Geist der Reben
Hat er den seinen aufgegeben!

 


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