Ludwig Eichrodt
Gedichte in allerlei Humoren
Ludwig Eichrodt

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Dröstliche Hülsenblüthen

Der Mittwoch

(Eine westphälische Vision)
 

        Posaunen hauchen wilden Geisterlaut,
Dazwischen hürchelt banges Orgelstöhnen,
Leis wuchert bst! der Andacht Heidekraut –
Da steh ich in dem Dom – umringt von Schönen.
Sieh dort, die Blonde unter Kerzgeflimmer!
Ein einsam gramgeboren Frauenzimmer,
Sie zupft, ha! mit dem Finger, prickt und pocht
An der Laterne quirlendem Gedocht.

Und drüben an der schmerlegrausen Säul,
Hohlhüstelnd ragt die schwimmelnde Matrone,
Der Blick des Auges schwärmt dahin wie Pfeil,
Aufschwirrend durch des Lebens Nachtschablone.
Hi! Still! na! o ich bin verloren,
Zerrückt, zerknistert, gluthig angeschmoren,
Was ist das, die Laterne spritzt und kocht –
Auch sie zupft, zirpft am eigenen Lebensdocht.

Und Käuzchenschrei ruschelt mit Geierpfiff
Wirr durch der Halle wimmerfahlen Brodem –
Verfallenes Gemäuer, eingestürztes Schiff,
Glockengebraus, Gespensterschwadenodem . . .
Und Mitternacht! Dann plötzlich Lichtgefunkel,
Da wälzt sich aus des Dienstags Trümmerdunkel,
Der frühlichtflimmernde Mittwoch empor,
Und säuselt Schauerwollust in das trunkne Ohr.

Hahu! regnet es nicht? Saugt nicht den Dust
Des molchgesäugten giftiggelben Schwadens
Natur? zückt greiser Blitz in wunde Brust,
Verzweifelnd an dem Glücke des Entladens?
Scheu flattert auf der Troß der Quazaquelen,
Die Lampe schüttert lächelnd im Verschwehlen,
Und gleich dem glühen Spülicht tropft das Oel
Herunter auf des Brodems Angstgeschwehl.

Hui! ich erwach'! des Traumes Vampyr flieht,
Und schon an der Gardine zupfen Strahlen
Der Morgensonne bst! Frohlock', Gemüth!
Die Lerchen zitschern weg die lecken Qualen.
Des Kummers feuchte Moderkatakombe
Stürzt donnernd ein, und nur die müß'ge Rompe
Der glitzerhaften Qualerinnerung
Schlirrt noch einmal – und du bliebst jung!

Kling klar! Johann! die schwarzen Schimmel vor!
Spann an! wir fahren heut noch durch die Heide,
Dort, wo die Krähe duckt, die Kröt' im Moor,
Dort soll versausen meiner Seele Freude.
Lang ist der Tag – drum gleich der Wetterwolke
Ausbrechen laß' die Bracken bis zum Kolke!
Wie geigt die Grill, wie brodelts im Gestumpf!
Sehr mangelt mir der Sitz . . . hinaus zum Sumpf!

 


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