Ludwig Eichrodt
Gedichte in allerlei Humoren
Ludwig Eichrodt

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»Heinrichs« letzter Gedanke

        Mich langeweilet das B – – ll,
Die Freiheit, die Lektüre,
Der Lieder murmelreicher Quell
Zur Gosse sich verliere!

Ich, des Jahrhunderts Dichterheld,
Kann reden wie Menschengeschick dumm,
Ich rufe hinaus in die nachtende Welt:
Cacatum jam est pictum.

Da steh' ich so ganz, so gar allein,
Was ist aus mir geworden?
Ich lebe, das kolossalste Schwein
Von Epikurs Kohorten.

Und doch hat Niemand für so viel Geld
So feine Verse gedichtet,
Ich habe die Nothdurft der ganzen Welt
Durch meine Werke verrichtet.

Die jauchzenden Völker – an meinem Sarg
Sie brechen in wildes Geheul aus,
Es brechen Laster tantalisch arg
Und vorprometheische Gräu'l aus.

Es hauchen die Rosen Leichenduft,
Das Kichern verlernen die Veilchen,
Und lüstern balgen an meiner Gruft
Die Hexen sich mit den Heil'gen.

Die Sonne tröpfelt als siedendes Gold
In die Rachen der Pharisäer,
Der Mond vom Himmel herunterrollt
Auf den Pabst und seine Schwäher.

Das jüngste Gericht erscheint alsbald
Mit dem liebenswürd'gen Leviathan,
Und hinter dem Finger der Vorsehung krallt
Seine Teufelsfaust der Satan . . .

Doch du, mein Verleger, verzeihe du mir,
Wenn ich jetzt Nichts mehr schmiere,
Bedenke, daß ich ein Laxier
Statt Versen bei mir führe.

Mein liebes Liebchen, wenn du weinst,
Daß ich dich habe vergessen –
Bedenke, daß die Trüffeln einst
Ich wundersgern gegessen.

Mein holdes angetrautes Weib,
Bald wirst du mir entlaufen!
Werd' eine Hur zum Zeitvertreib,
Ich will den Gram versaufen.

Mein süßes deutsches Publikum,
Dein Liebster war ich ja immer;
Besorge nur ferner meinen Ruhm,
Es fällt auf dich der Schimmer.

Jehovah mein, erbarme dich,
Wenn ich dich oftmals betrübet,
Du liebest alle Menschen, ich
Hab' jedes Mensch geliebet.

Nun schwebet mir vor nichts Anderes, als
Der Weltnachtstuhl voll Gestankes,
Ich walle, den Strick um meinen Hals,
Zum heiligen Strome Ganges;

Ich mache dort in der Gegend herum
Das Paradies ausfindig,
Ich werde wie ein Erzengel dumm,
Wie Adam und Eva unmündig.

Gazellenaugen glotzen mich an,
Die Lotos bekomplimentirt mich,
Den Buckel küßt mir ein heiliger Mann
Und eine Lady skizzirt mich.

Ich hänge mich auf am Palmenbaum
Wie Absalon mit den Haaren,
Versunken in süßlieben Traum,
Ankommt mich's, abzufahren.

Einst, wenn sie nimmer wird drangsalirt
Die Welt, so wett' ich, daß man
Zu meinem Grabe pilgern wird
incl. Tullius Maßmann.

 


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