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Wie lang noch soll ich rufen
Euch Schläfern in das Ohr?
Taucht aus des Geistes Kufen
Noch kein Gedank empor?
Verlottert ist die Schraube
An jedem Fürstenthron,
Bald taucht empor der Glaube
Der Revolution.
Hinweg mit euren Klostern,
Hinweg mit eurem Dom!
Es kommt ein neues Ostern,
Ein Ostern ohne Rom.
Es braust durch deutsche Lande
Die Botschaft des Advent,
Euch wär' es ewig Schande,
Wenn sie euch schachmatt fänd'.
Der Freiheit Acker düngten
Die Ritter schon St. Jörgs,
Die Franklin und Washington,
Die Donnerer des Bergs,
Die Husse, Spartakusse,
Die Decius des Tods –
Mit dem Verrätherkusse
Flieht die Ischarioths!
Ich möcht' den Tag begehen,
Da jede Glocke ruft
Mit fürchterlichem Wehen
Die Tyrannei zur Gruft;
Da's von den Thürmen schallte,
Was jedes Herz bekennt:
Geschlossen ist das alte,
Der Knechtschaft Testament. |
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Ade, ihr Biedermänner,
Die Blut, ein Tropfen, schreckt!
Kein Gott hat noch im Jänner
Den Frühling auferweckt.
Es gilt ein Aderlassen,
Ein' Tummelplatz der Wuth,
Es werden alle Gassen
Strombette für das Blut!
Heran die Guillotine,
Heran das Beil des Volks;
Dein Heil, damit es grüne,
Proletariat verfolg's!
Der Strahl des Völkerlenzes
Bricht in die Nacht herein,
Ha, panem et circenses!
Nachtmahl von Brod und Wein!
Der Herrscher Vielerleiheit
Thut nun und nimmer gut;
Wohlan! die Braut heißt Freiheit;
Der Bräutigam heißt Blut.
Und Priester sind die Henker
Und Altar das Schaffot,
Jahrhundert du der Denker
Begrabe deinen Gott!
Den Samen der Betrüger
Verweht das Sturmgebraus –
Ihr aber, neue Pflüger,
Streut andern Samen aus.
Ihr wühlt mit freiem Pfluge
Und mit dem Roß der Wuth,
Und Euer Arnold Ruge
Jahrbücher schreibt mit Blut. |