Ludwig Eichrodt
Gedichte in allerlei Humoren
Ludwig Eichrodt

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Eine anmuthige Geschichte

            Zu Freiburg, in die saubre Stadt,
Da kommen die schönen Mädel,
Zu dienen in der Kranzwirthschaft
Und in den Familien edel.

Sie kommen von dem Wald herab,
Aus den dunkelgrünen Tannen,
Die Lisbeths und die Th'reselein,
Die Annen und die Sannen.

Den kühlsten Wein und Gerstentrank
Reichen sie in den Schenken,
Und die lustigen Kinder mußt du dir
Recht schön und züchtig denken.

Am Freitag gehn sie in der Früh
Auf'm Wochenmarkt spazieren,
Sie schreiten so gesund und keck
Es ist zum Herzenverlieren.

Am Sonntag gehn sie in stattlicher Tracht
Zum ungeheuern Münster,
Da drinnen spielt das mystische Licht
So hell und auch so finster.

Da stellt man sich in den Seitengang
An die schöne gothische Säule,
Und hört die beste Opernmusik
Und sieht das Annemeile.

Das Annemeile das ist so schön,
So üppig und fein daneben,
Aus seinen süßen Wangen lacht
Das rosenrothe Leben.

Wenn ich sie seh mit dem Wimpernblitz
Und den reichen blonden Zöpfen,
Da muß ich zittern vor lauter Freud
Und frischen Athem schöpfen.

Wie die sich in den Hüften wiegt!
Das ist ein Reiz zu schauen –
Sie thut es Alles wie nach Musik,
Davor mir fast will grauen.

O Anne Marei, du schönes Kind,
Hast du vielleicht mich gerne?
So freundlich haben mich oft gegrüßt
Deine schwarzen Augensterne.

So seufzt ein lockiger Kaufmannssohn,
Gar schwungreich von Manieren,
Er mochte bei der Anne Marei
Sein Liebesglück probiren.

Drum stellt er sich des Nachmittags
Einst hinter den großen Bronnen,
Und thut, als ob er Kühlung sucht'
Vor'm heißen Schein der Sonnen.

Er zagt: ob sie wohl kommen wird?
Wohl auf dem Haupt den Kübel?
Zu trinken wird sie reichen mir dann,
Ich thu, als wäre mir übel.

So kommt das freundliche Anne Marei
Mit seinem holdseligen Lachen,
Und gibt ihm zu trinken, so wie er's wünscht,
Und läßt ihn Alles machen.

Er säuft den halben Kübel leer,
Mit Kunst darüber gebogen;
Er hat das Herz nimmer, aufzuschaun,
Ihm sind die Gedanken entflogen.

Da macht das freundliche Anne Marei,
Daß der Lockenkopf werden naß muß,
Der schüttelt sich wie ein Pudelhund
Und flieht mit Enthusiasmus.

 


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