Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Die Zwingburg

        Gebrochen ist der alte Twing,
Ringsum ergrünt sein Mauerring,
Der Eppich schwankt im Fenster,
Versunken in der Erde Schoss
Tief unter das besonnte Moos
Sind Ritter und Gespenster.

Wo durch das tiefgewölbte Tor
Die zornge Fehde schritt hervor
Und liess die Hörner schmettern,
Da hat sich, duftig eingeengt,
Ein Zicklein ans Gesträuch gehängt
Und nascht von jungen Blättern.

Wo wildverträumt Frau Minne stund,
Zerrann auf blauem Himmelsgrund
Der kecke Bau des Erkers;
Wo im Verlies der Hass gegrollt,
Ist in das weiche Gras gerollt
Ein Quaderstein des Kerkers.

Und wo den Teich vom Hügelhang
Herab die trotzge Feste zwang,
Ein finster Bild zu spiegeln,
Da rudert, von der Flut benetzt,
Der Burg zerstörtes Wappen jetzt:
Ein Schwan mit Silberflügeln.

 


 


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