Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Abschied von Korsika

          Ölbaumsilber, Myrte, Lorbeer, Pinie,
Bald im Schnee der Heimat denk ich euer –
Sanfte Buchten, blaue Meereslinie,
Auf dem Abend dunkelnd Burggemäuer!
Aus der Schlucht erstrahlend Hirtenfeuer!

Lebet, Korsen, wohl, mir lieb geworden!
Vor den Kirchen lüpft ihr leicht die Hüte!
Gerne knallt ihr und ein bisschen Morden
Steckt seit alter Zeit euch im Geblüte –
Dass die Heilge Jungfrau euch behüte!

Klimmend am Gestein des Insellandes,
Lebet wohl, ihr hitzgen kleinen Pferde!
Wallend um die Krümmungen des Strandes,
Lebet, Schafe, wohl! Gedrängte Herde
Mit den weichsten Vliessen auf der Erde!

Lebet wohl, ihr grellen Hirtenflöten,
Um die Gunst der jungen Korsin werbend!
Lebet wohl, ihr warmen Abendröten,
In den weiten Himmeln selig sterbend,
Erst die Wolken, dann die Fluten färbend.

Märchen, aus dem Tageslicht verschollen,
An Ajaccios nächtger Hafenstiege
Töne fort im dumpfen Wogenrollen!
Ehernes Gedröhn der hundert Siege
Um des toten Welterobrers Wiege!

Schwer entsagt das Aug der offnen Ferne
Schwer das Ohr dem Meereswellenschlage –
Unter kältre Sonnen, blassre Sterne
Folget mir, ihr Inselwandertage,
Und umklingt mich dort, wie eine Sage ...

 


 


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