Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Die Kapelle der unschuldigen Kindlein

        Aus Henkerfäusten flogen zum Himmel sie empor,
Sie treten zwei und zweie hinein ins selge Tor,
Einand am Händchen haltend und singend wohlgemut,
Sie tragen in den Locken ein leuchtend Mal von Blut.

»Wir kommen in den Himmel – und solches ist uns lieb –
Weil das gelobte Kindlein statt unser unten blieb!
Wir litten für das Büblein den herben Todeskuss,
Den es am bittern Kreuze statt unser leiden muss!«

Die Engel alle kommen heran in hellem Flug,
Sie bringen schönes Spielzeug und Blumenlust genug.
Jetzt führen sie den Reigen mit Fiedel und Schalmei ...
Es klagt aus ferner Tiefe der Mütter Wehgeschrei.

 


 


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