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René Prévot,

geboren 1880 zu Moosch, Ober-Elsaß, besuchte das Gymnasium in Mülhausen und studierte in Straßburg und München. Zurzeit im Felde.

*

Kleines Lied

Wo kommen die kleinen Lieder her,
Die mir wie Fieber gar so sehr
Im Blute schlagen,
Als jubelten Amseln sehnsuchtschwer
In sinkenden Julitagen?

Die du mir lächelst ein Leben lang,
Daß mir so manch ein Lied gelang,
Was mir tiefinnen singt so leise,
's ist heute wieder deine Weise,

Die du dem goldnen Herbst gestohlen
Und mir nun täglich spenden mußt
In Winternächten, süß verhohlen,
Wie Weineslust
Auf trunknen Lippen brennt,
Gleich Wünschen, die zu späte kamen,
Wenn meine Sehnsucht deinen Namen
Wie einen Lenzgedanken nennt!

* * *

Wanderung

Die Erde dampft vom nächt'gen Regen,
Rast hält der Pflug am Ackerrand,
Und Himmelsbläue überland:
Des Wochenwerkes Sonntagssegen.

Durch Feldgeröll und Waldesmoos,
Im Knopfloch eine Heckenros',
bin schmucker Bursch auf schlechtem Schuh,
Schlendr' ich der Morgensonne zu!

Mich jagt nicht irrer Sehnsucht Hast,
Mich drückt nicht stummer Liebe Last. –
Bin wie die Erde morgenfrisch
Und ess' mich satt an fremdem Tisch,
Geh meine Wege nie zurück
Und trag' im Ranzel all mein Glück!

* * *

Meine Berge

Lehrt mich, meine stolzen Berge,
Wie man würdig Kronen trägt:
Herrenkrone, so der Abend
Golden an die Stirn euch prägt, –
Weisenkrone, so der Winter
Euch um kühle Schläfen schlägt.

Lehrt mich, da ich nachts euch lausche,
Eures Friedens groß Gedicht, –
Eures Zornes Sturmgebärde,
Die den Trotz der Tannen bricht, –
Euer stummes Talverachten
Und, die Stirne tagumloht,
Wachsen lehrt mich kühn im Leben
Nur nach eigenem Gebot!

* * *

Schritte

Schritte, die sich hastig jagen,
Bang an deiner Schwelle zagen:
Öffne deine Türe, du!
Kleine Schrittchen auf heimlichen Stufen
Innig leise nach dir rufen,
Tragen dir die Liebe zu!

Fremde Schritte, die längst verklangen
In den stummen, endlos bangen
Nächten deiner Einsamkeit:
Schritte all der lebenswunden
Füße, die nicht heimgefunden
Irgendwo in Welt und Zeit ...

Endlos übers harte Pflaster
Schleichen Liebe, Leid und Laster,
Tragen dir das Leben zu ...
Öffne deine Seele, du!

* * *

Zufriedne Nacht

Die Nacht steht offen wie ein friedlich Haus.
Die Sterne schaun wie Schwestern weiß heraus –
Und du, mein stilles Herz, so still wie nie,
Wie Windesschweigen so voll dunkler Tiefe,
Als ob geheimes Leben in dir schliefe,
Und rings im weiten All nur deine Melodie!

Nacht der Zufriedenheit,
So fremd du meinem Leid,
Wunschlose Heimat meiner irren Sterne,
Verweile sanft: – Nie streift wie heut mich wieder
So leis ein Raunen ungeahnter Lieder,
So bang ein Glück aus namenloser Ferne.

* * *

Der Kämpfer

Horch: es wächst um dich ein Meer,
Schäumt und bäumt sich schwellend schwer,
Hüllt und füllt dich bis zum Rand. –

Und du fühlst: wie Urgestein
Reckt hinauf in Sturm und Stille
Ungebändigt sich dein Wille
Aus verwehter Dünen Sand
In die Wolke hoch hinein,
Reißt den Blitz aus ihrem Schoß,
Schreibt sich an die Himmel groß: –

Brande, Welt, an meinen Strand!

* * *


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