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Christian August Jäger,

geboren 1817 zu Mietsheim im Unterelsaß, gestorben 1893 daselbst.

*

Der Veitstanz

Was ist das für 'ne lust'ge Schar
Mit Pfeifen und mit Geigen?
Sie tanzt durch Dörfer und Städt' fürwahr
Den nimmermüden Reigen.

Die Elsassen sind allzeit lustige Leut'
Den Wirbel rasch zu drehen,
Doch solche grausige Lustigkeit
Ward nirgends je gesehen.

Zu Straßburg auf dem Roßmarkt sind
Die Tänzer gar nicht müde.
Der Pfeifer bläst nicht mit eignem Wind –
O daß euch Gott behüte!

Mit Wangen bleich und fieberrot,
Da kommen sie geflogen.
Wer ihnen naht, der wird zum Tod
Im Wirbel mitgezogen.

O flieht, daß euch des Pfeifers Weis',
Ihr Arme, nicht betöret!
Doch immer wird der wilde Kreis
Entsetzlicher vermehret.

Und durch die Straßen, wo sie ziehn,
Da ist ein Lachen, Keuchen,
Da sinken plötzlich viele hin,
Noch tausend hin als Leichen.

Der Pfeifer tanzet immer voran,
Sie folgen mit wilden Gebärden –
O armes Elsaß, muß dein Plan
Zu solchem Tanzplatz werden? –

Bei Zabern bei dem heil'gen Veit,
Da fanden sie endlich Ruhe,
Da hat man endlich eingeweiht
Mit Kreuzlein ihre Schuhe;

Mit Weihwasser und Chrysam rein,
In Sankti Viti Namen,
Da wurden entladen von ihrer Pein
Die Tänzer allesammen.

Von dieser heil'gen Wundertat
Ward Veitstanz er geheißen. –
O Gott, wahr' uns mit deinem Rat
Nur immer in rechten Gleisen.

* * *


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