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Pseudonym für Johann Georg Friedrich Zetter,
geboren 1819 zu Mülhausen, wurde in der deutschen und französischen Schweiz erzogen, bereiste sodann Süddeutschland, wo er zu Uhland und Schwab in Beziehungen trat, und lebte später als Kaufmann in seiner Vaterstadt, wo er 1872 tödlich verunglückte.
*
Hoch auf dem Berg, an grüner Halde,
Da steht das kleine Försterhaus
Und schaut aus seinem dunklen Walde
Weit in die klare Welt hinaus.
Von seiner Schwelle hocherhoben
Send' ich dir jubelnd meinen Gruß,
Mein
Elsaß, das ich ewig loben,
Land, das ich ewig lieben muß.
Mein Auge kann nicht satt sich schauen
An deiner Wälder Pracht und Glanz,
Am goldnen Segen deiner Auen
Und deiner Dörfer schmuckem Kranz.
Keck stürzt der Strom, voll mut'gen Strebens
Von deiner Berge hohem Wall;
Der Pulsschlag deines reichen Lebens
Regt sich vernehmlich überall.
Doch sieh! wie schön entrollt sich heute
In nächster Näh' ein andres Bild:
Heim kehrt mit der errungnen Beute
Der Förster aus dem Jagdgefild.
Ein Riese schier! – Mit stolzen Blicken,
Am Mützlein einen Brombeerstrauß,
Den blanken Stutzen auf dem Rücken,
So tritt er aus dem Wald heraus.
Acht Knaben springen, seine Söhne,
Mit freud'gem Gruß an ihm empor;
Es schallen hell, wie Glockentöne,
Die Kinderstimmen mir ins Ohr.
Der eine nimmt ihm aus der Tasche
Das tote Wild und schwingt es frei,
Der andre prüft, ob in der Flasche
Wohl noch ein Restchen übrig sei.
Des Vaters Büchse faßt der Dritte
Und kommandiert den Einzug jetzt,
Derweil ein andrer sich zum Ritte
Keck auf das schlanke Windspiel setzt.
Und wie den Vater sie geleiten
Aufjubelnd nun zum Abendschmaus,
Da tritt, das kleinste Kind zur Seiten,
Die Mutter grüßend aus dem Haus.
Der Mann, vom Arm der Lieb' umschlungen –
Die dämmernde Waldeinsamkeit –
Das schmucke Haus, die muntern Jungen –
Des Vaters fröhliches Geleit –
Der Quell, hinrauschend mit Frohlocken –
Der Herden munteres Gebrüll
Und fern im Tal die Abendglocken –
Es ist ein köstliches Idyll!
Am Lindenbaum, zunächst dem Hause,
Wo, längst gedeckt, das Tischlein steht,
Da sammeln alle sich zum Schmause
Und spricht der Förster das Gebet.
Die Schüssel dampft in ihrer Mitte
Und in dem Kruge perlt der Wein;
Wie gern willfahr' ich da der Bitte,
Des frohen Mahles Gast zu sein!
Schenkt ein, schenkt ein! Dir soll es gelten,
Du freier Stamm hoch überm Land,
Der, wie entnommen andern Welten,
Hier oben sein Genügen fand;
Hier, wo der Menschen dumpfes Streben
Sich wie am Fels die Woge bricht,
Und wo die Stunden all entschweben
In unverrücktem Gleichgewicht.
Euch soll es gelten, junge Riesen,
Ihr muntern Knaben, frischer Schlag,
An welchen sich so schön erwiesen,
Was Bergluft und Natur vermag!
Die Brust im Wind, schlank aufgeschossen,
Mit klarem Aug' und heiterm Sinn,
Von goldnen Haaren reich umflossen,
So schreitet ihr durchs Leben hin.
Von all dem flauen Zwitterwesen,
Das anderwärts zutage bricht,
Gottlob, ist keine Spur zu lesen
Auf eurem frischen Angesicht.
Gesund und stark an Leib und Seele
Und wie die Lerche froh und frei,
So steht ihr da, und eure Kehle
Verkündet laut, wie wohl euch sei.
Wenn einst, die ihr in freien Lüften
So wunderbar herangereift,
Wenn einst, den eignen Herd zu stiften,
Ihr keck zum Wanderstabe greift:
O trage dann auf seine Scholle
Ein jeder diesen frohen Mut,
Dies Herz, das frische, jubelvolle,
Und dieser Wangen Rosenglut.
Und drunten, wo zugrund allmählich
Die alte Kraft und Sitte geht,
Und wo, in ihrem Wahne selig,
Die Unnatur am Ruder steht;
Wo, angeweht vom Hauch der Sünde,
Der Stamm geknickt ist und geschwächt, –
Du tüchtige Schar, da zeug' und gründe
Ein neues, blühendes Geschlecht.
* * *
Gottlob! Wir sind zur Stelle!
Umblitzt vom Morgenschein
Betret' ich deine Schwelle,
Du süße Heimat mein.
Bekränzt, in Jugendschöne,
Liegst du aufs neu vor mir
Und Morgenglockentöne
Wehn segnend über dir.
O traute Morgenglocken,
Wie lausch' ich eurem Sang,
Wie jauchzet mit Frohlocken
Mein Herz in euren Klang!
O heimatlich Geläute,
Wie weckst du in der Brust,
Die wieder auflebt heute,
Die süße Heimatlust.
Der Specht, im Wald verborgen,
Er hämmert an den Ast,
Er hämmert: Guten Morgen!
Und: Wie bekam die Rast?
Indes in stiller Feier
Der Himmel schöner blaut,
Der lächelnd durch die Schleier
Der prächt'gen Waldnacht schaut.
Von Maienblüt' umhangen
Tret' ich ins Feld hinaus
Und ferne seh' ich prangen
Mein trautes Vaterhaus.
Da schwinden alle Schmerzen!
Ich wandle, still gerührt,
Die Straße, die zum Herzen,
Zum Mutterherzen führt.
* * *
(Benediktinermönch im Kloster Weißenburg um 868)
Der geistigen Befreiung unsrer Ahnen
Rang feindlich noch die Sprache Roms entgegen,
Da wagtest du's, die
deutsche Kunst zu pflegen,
Ein
deutsches Lied zu singen den Germanen.
Sprich, hattest du wohl ein geheimes Ahnen,
Daß diese Sprache, allen überlegen,
Berufen sei, einst in ihr Gold zu prägen
Der Dichtkunst Höchstes und es anzubahnen?
Noch war die Sprache nur ein kindisch Lallen,
Die jetzt, befreit von allen läst'gen Banden,
Weithin erklingt, volltönig und metallen.
Mich aber freut's, daß in
Alsatiens Landen,
Daß in den Weißenburger Klosterhallen
Die Wiege deutscher Poesie gestanden.
* * *