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Georg Theodor Klein,

geboren 1820 in Straßburg, von wo er nach Besuch des heimischen Gymnasiums 1840 in ein Pariser Handlungshaus eintrat. Er kehrte mit diesem 1840 nach dem Elsaß zurück, lebte zunächst in Mülhausen, dann von 1852 in Straßburg, wo er 1865 starb.

*

Lenzahnung

Wohl schwingt der Lenzesfahnen
Nicht eine noch der März,
Doch zückt schon leises Ahnen
Durch mein erwachend Herz.

Auch dämmert schon ins Leben
Der Frühling keck empor.
Und seine Klänge beben
Leis durch der Träume Flor.

Drum, ob auch noch die Sonne
Auf kahle Fluren sieht,
Jauchzt schon mein Herz voll Wonne
Sein erstes Frühlingslied.

* * *

Frühlingsspenden

Das ist die rechte Frühlingszeit,
Wenn alles rings in Blüte steht
Und durch die bunte Herrlichkeit
Ein milder Gottesodem weht.

Zum Walde führt mein erster Gang
Frisch in die duft'ge Blütenwelt;
Von allen Zweigen tönt Gesang:
Hoflager da der Frühling hält.

Er schrieb ein lustig Kampfspiel aus,
Und sieh, die Preise sind bereit:
Der düftereichste Blütenstrauß,
Die höchste Liederseligkeit.

* * *

Sommermorgen

Auf dem Purpurgoldgefieder
Steigt der Morgen freundlich nieder
In das trübe Erdental;
Die es feindlich erst umweben.
All die Nebel rasch verschweben,
Sieger bleibt der Sonnenstrahl.

Also, du mein Herz, wenn Trauer
Ein dich hüllt in ihre Schauer,
Bebst entgegen du dem Licht,
Das mit neuen Hoffnungsstrahlen
Frisch in deine öden, kahlen,
Ausgestorbnen Räume bricht.

* * *

Herbstgedanken

I

Wenn des Herbstes Leichenstille
Sich zur Erde niedersenkt,
Und die feuchte Nebelhülle
In den trüben Lüsten hängt;

Wenn das Mutterherz, das liebe,
Der Natur zur Ruh' sich legt,
Und des künft'gen Lenzes Triebe
In der Grabesstille hegt:

Oh, da will es mich bedünken,
Als ob du, mein müdes Herz,
Auch so müßtest niedersinken
Zu der Ruhe erdenwärts.

Laß den Trieb nur in dir keimen,
Der jetzt eingeschlummert ist,
Bis dein Lenz aus dunklen Träumen
Neu erblüht zur rechten Frist.

II

Die Bäume trauern allenthalben,
Vom rauhen Sturme kahlgestreift;
Zur Ferne zogen längst die Schwalben,
Schon sind die Zweige frostbereift.

Mein Fuß rauscht in den welken Blättern;
Es gleicht Natur zu dieser Frist
Wohl einem Buch voll toter Lettern,
Das vor mir aufgeschlagen ist.

Ich lese drin mit düstren Sinnen
Und völlig wird es mir nun klar,
Warum aus meiner Brust tief innen
Der Frühling ganz verschwunden war.

Da hab' ich auch mit dunklen Lettern
Wohl eingeschrieben manchen Spruch
Auf meines Herzens welken Blättern –
Von Täuschungsweh und Treuebruch.

* * *

Gebet

Wenn von der Erde weg, der kalten,
Ein Traum mich oft zum Himmel trägt,
So dank' ich's jener Liebe Walten,
Die du mir tief ins Herz gelegt.

Du wecktest sie mit allen Blüten,
Die ihres Frühlings Kinder sind;
O woll' auch ferner sie behüten
Mit deiner reichen Huld, mein Kind!

Gib ihr den Segen, das Gedeihen,
Gib ihr den rechten Sonnenschein;
Dann wird ihr Lenz sich stets erneuen
Und wird ein ew'ger Frühling sein.

* * *

Himmelan

Noch eine kleine Weile,
Dann wird dir völlig klar,
Was hier in flücht'ger Eile
Dir unerklärlich war.

Wenn schwere Wetter toben
Durch deine Herzenswelt,
Getrost den Blick nach oben
Zum blauen Himmelszelt!

Dort muß es Friede werden
Mit allem deinem Streit:
Zum Himmel von der Erden
Ist nimmerweit so weit!

* * *

Die drei Brüder

Es waren einst drei Brüder,
Die gingen über Feld
Und klagten sich ihr Leide
Just auf der Heimatsscheide,
Wo hell ein Brünnlein quellt.

Hub an der Erst' zu sprechen:
Mein harrt ein süßes Lieb
Fern in dem fremden Lande,
Mich hielten Heimatbande –
Ach, ob es treu mir blieb!

Und also sprach der Zweite:
Weh, armes Herze, dir,
Der ich hat Treu' geschworen,
Sie ist für mich verloren,
Sie brach die Treue mir!

Da sprach der Dritte weinend
In namenlosem Schmerz:
Im schwarzen Sarg sie haben
Mein süßes Lieb begraben
Und mir, mir brach das Herz!

Nach wenig kurzen Monden,
Voll neuem Lebensmut,
Frisch kehrten zwei der Brüder,
Der Dritte kam nicht wieder –
Bei seinem Lieb er ruht!

* * *

Das Münster im Nebel

Was blickst du so umdüstert zur Enkelwelt herab,
Du altersgrauer Riese, du Vierjahrhundertgrab?
Schaust du aus alten Tagen in unsre Zeit hinein,
Mag es sich dir wohl regen sehnsüchtig im Gestein!

Tief unten in den Gassen treibt sich ein Leben bunt,
Das klingt so hell, das jauchzet aus tausendstimm'gem Mund,
Das regt sich und bewegt sich mit frischer Jugendkraft;
Das zieht so leichten Sinnes die Erdenwanderschaft!

Du aber blickst so trübe, mein Münster riesengroß,
Herab zur alten Reichsstadt bunt wimmelvollem Schoß!
Was ist es, das so sehr doch in Trauerflor dich hüllt?
Was ist es, das so sehr doch mit Wehmut dich erfüllt?

Wohl ist schon lang erloschen der alten Reichsstadt Glanz;
Entblättert liegt am Boden ihr stolzer Siegeskranz,
Und auch die treuen Ahnen ruhn all in tiefer Gruft;
Nur du ragst wie verwaiset in grauer Nebelluft.

Vollgült'ger Zeug' der alten, der frommen Väterkraft,
Sprichst Hohn du unsern Tagen in Weichlichkeit erschlafft;
Und ruhn sie auch im Grabe, die Glaubenshelden all,
Sie werden dich umschweben in der Erinnrung Hall'!

* * *


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