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Die Landstraße entlang, unter der brennenden antiken Sonne, kam Herakles tatenlustig bei den Gütern des Augias an.
Aus den berühmten Ställen des Viehkönigs dünstete ihm der angehäufte Kompost von tausenden von Rindern, Schafen, Schweinen, Pferden entgegen, ein Gebirge Mist. Mit Windmaschinen wurden die furchtbaren Schwaden nach der anderen Seite, nach der Stadt hin gepustet, um das hohe dorische Schloß vor der Pestilenz zu behüten, während das Volk dem Geruch nicht entkam.
Allerlei Kriege und auch wichtige Friedensgeschäfte gingen der Großen Reinigung immer wieder vor. Übrigens hätten sich sogar die Sklaven nur widerwillig dafür ausbeuten lassen. Für solche Arbeit gab es keinen Lohnsatz, da brauchte man keinen geringeren als einen Erlöser.
Herakles aber wußte nicht, wer er war, er wußte nicht, ob man seine Hilfe wünschte. Herakles kam mit aller Kraft und tat es. Herakles raste, wenn er auf eine Aufgabe stieß.
Er fragte nicht erst die zusammenlaufenden aufgeregten Knechte, nicht die sehr erstaunten Verwalter noch den eilends hereinreitenden Oberdomänendirektor: Losarbeitete er. Er stürmte die Festung des Mistes, so daß die Herumstehenden erschrocken zurückwichen und dann mit unwillkürlich mitzuckenden Armen und Schultern bequem zusahen. Denn 19 drinnen schleuderte einer, die Sonne verdunkelnd, ganze Hügel heraus. Sie sahen seine gewölbten Muskeln blitzen, blitzen im Dung. Für sie alle arbeitete hier ein Gott.
Der Abend sank. Herakles schrie nach Licht, mit rührend rauher Stimme. Man stellte ihm Fackeln aus gedörrtem Dung hin. Auch der blanke Mond schien eifrig in die Höfe. Manchmal zeigte sich oben zwischen den marmornen Säulen der Augias, mit einem anderen dicken Herrn. Aufmerksam deutete er hinab, und der andere nickte geschäftsmäßig. Bald ging alles zu Bett, zufrieden mit des Herakles Arbeit, und man schlief ein, trotz der hörbaren dumpfen Stöße, die wie ein Erdbeben alle Lager erschütterten. Ihn aber kümmerte es nicht, daß er allein blieb. Er war ein Held und reinigte die Erde.
Um Mitternacht kam eine Frau. Sie trat aus dem Schatten der Mauern in den Mondschein.
Sie folgte dem Manne von den ausgeräumten Rinderställen zu den Pferdeställen. Mit reizenden und mit schaudernden Worten beim Anblick seines heftig bewegten Hauptes, das hoch aus dem Kot ragte, sprach sie von ihren schönen Gemächern, von einem Bad in duftenden Wässern. Er hörte es nicht, auch nicht, was die Dame dann mit innigen Worten von ihrer traurigen, faulen und sehr unreinen Ehe mit dem Augias flüsterte. Er sah nicht einmal ihre letzten Tränen, als er schweißtriefend von den erledigten Pferdeställen zu guter Letzt weiter zu den Schweineställen ging. Als er den ungeheuren Koben betrat, verschwand sie stumm in ihrem Palaste.
Am Morgen aber stand Seine Majestät König Augias, sich die Hände reibend, zwischen den Dünen des herausgeschaufelten Düngers. Schmunzelnd nahm der feiste Händler den Vertrag entgegen, wonach ihm alles für tausend Goldtalente verkauft wurde. 20
Herakles wurde schon draußen gesichtet, davonwandernd, hinschäumend in dem Fluß neben der Landstraße, nackt und bald erfrischt –
Einer neuen Tat marschierte er zu, arbeitswütig und ausgebeutet von der eigenen Stärke, in seinen Händen schlug das Blut wie hundert geschwungene Hämmer –
Er ging ohne Dank, ohne Zeit für Liebeslust, ohne Lohn –: Flammend winkte am Horizont der Oeta, der Gipfel, der Untergang des Großen Arbeiters Herakles, der reine Berg seines Todes. 21