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473. Scheinbares Eis. Willst du deinem Schwesterchen mitten im Sommer zum Scherze ein Glas Eis präsentieren, wenigstens eine Substanz, die ganz ähnlich wie Eis aussieht, so laß ein Lot Glaubersalz auf dem Ofen zu feinem Pulver zerfallen, schütte es dann in ein Trinkglas und gieße etwa drei Lot Wasser darauf, indem du es rasch mit einem Hölzchen umrührst. Es wird fast augenblicklich scheinbar zu Eis erstarren, indem sich das Salz mit dem Wasser zu einer durchsichtigen Masse verbindet.
474. Farbige Salzkristalle aus Alaun. Sehr schöne Kristalle gewinnt man leichterweise aus Alaun. Man löst Alaun in heißem Wasser auf, soviel als das Wasser aufnehmen kann. Läßt man diese gesättigte Lösung nachher erkalten, so scheidet sich ein großer Teil des Alauns in schönen Kristallformen wieder aus. Schöne Kristalle erhält man, wenn ein Wollfaden in die Flüssigkeit hineinhängt. Aus reinem Alaun setzen sich klare, eisähnliche Salzkristalle an; Chromalaun gibt wunderschöne dunkelrote Kristalle und Eisenalaun blaßviolette.
475. Eine Brillantkrone zu machen. Du fertigst zunächst eine kleine Krone aus Draht, zerspaltenen Weidenruten oder dgl., dann lösest du Alaun in kochendem Wasser in einem solchem Verhältnisse auf, daß du ein Pfund Alaun auf ein Liter Wasser rechnest, und schüttest die Lösung in ein Gefäß, das so tief ist, daß die Krone völlig hineingetaucht werden kann. Du hast alle Teile der Krone mit Flanellstreifen oder mit Wollfäden dicht umwickelt und hängst sie an einer Schnur in der Lösung auf. Vierundzwanzig Stunden lang lässest du sie ruhen; sobald du sie nachher herausnimmst, findest du sie mit schönen Alaunkristallen über und über bedeckt, so daß sie aussieht, als sei sie aus lauter Edelsteinen gefertigt.
Statt der Krone kannst du auch ein Körbchen oder einen ähnlichen Gegenstand machen und sich mit Kristallen überziehen lassen; desgleichen kann ein Stück Holzkohle, ein Pflanzenzweig u. dgl. dazu dienen. Gefärbte Kristallüberzüge kannst du hervorbringen, wenn du die Alaunlösung mit Farbstoffen mischest, so z. B. gelbe Färbung durch Curcuma, rote durch geröteten Lackmus, purpurne durch Abkochung von Blauholz, schwarze durch gewöhnliche Schreibtinte, blaue durch Kupfervitriol u. s. w.
476. Kochsalzkristalle zu bilden. Übergieße 20 Gr. Kochsalz mit 500 Gramm Wasser, setze das Gefäß auf den warmen Ofen, so daß sein Inhalt bis etwa auf den dritten Teil verdunstet, und stelle dann die Flüssigkeit in den Keller. Hier laß sie ruhig einen ganzen Tag lang stehen, und du wirst dann regelmäßige, durchsichtige Würfel aus Kochsalz ausgeschieden finden. Wenn du die zurückbleibende Flüssigkeit abermals abdampfst, so kannst du beim Abkühlen derselben zum zweitenmal dergleichen Kristalle erhalten.
Herrscht im Winter draußen eine Kälte von -10° C., und du setzest eine solche Kochsalzlösung ins Freie, so werden sich auch Kochsalzkristalle aus der Flüssigkeit ausscheiden, die aber die Gestalt großer, sechsseitiger Tafeln haben. Lässest du diese Kristalle im Freien, und wird die Kälte stärker, so bilden sich aus den sechsseitigen Tafeln kleine, würfelförmige Kristalle.
477. Kristalle von Soda. Kaufe in der Apotheke 500 Gr. Soda (kohlensaures Natron), das ungefähr 15 Pfennige kosten wird, und überschütte es in einem reinen Kochgefäße mit 750 Gr. Wasser. Am geeignetsten ist reines Regenwasser (destilliertes Wasser) hierzu. Setze dann das Gefäß in den Ofen und verdampfe die Flüssigkeit so lange, bis sich ein schwaches Salzhäutchen aus der Oberfläche zeigt. Am besten läßt sich dieser Versuch im Winter bei Kälte machen. Setzt man dies Gefäß mit der Salzlösung der Kälte aus, so bilden sich große, wasserhelle Kristalle von Soda.
478. Glas in Wasser aufzulösen. Das Glas ist zusammengeschmolzen aus einer Verbindung von Kiesel und alkalischen Salzen. Für gewöhnlich ist es in Wasser unlöslich. Pulverisiere aber ein wenig Glas in einem Mörser zu ganz feinem Mehlpulver und schütte dieses in etwas destilliertes Wasser. Hat es eine Zeitlang gestanden, und du hältst rotes Lackmuspapier (beim Droguisten käuflich) in die Mischung, so wirst du wahrnehmen, daß sich dieses blau färbt. Es ist dies ein sicherer Beweis, daß sich etwas Glas im Wasser aufgelöst hat.
479. Kampfer zu sublimieren. Einige Stücke Kampfer lege auf den Boden einer großen Glasflasche und stelle die letztere auf eine Platte, die bis 30 Grad erwärmt ist. Du sorgst dafür, daß die übrige Umgebung, besonders der Flaschenhals, kühl bleibt. In letzterem wird sich dann der Kampfer, welcher sich am Boden der Flasche in Luftform verwandelt, wieder in fester Gestalt als kleine Kristalle ausscheiden und ansetzen. Man hat auf diese Weise den Kampfer sublimiert, d. h. ihn aus der festen Form in die gasförmige und aus dieser wieder in die feste übergeführt.
480. Eine kleine Schnellessigfabrik. Auf einen Teller setzest du ein Näpfchen mit etwas Platinschwarz, das du in der Apotheke käuflich erhalten wirst. Über den Teller stellst du eine Glasglocke, die unten auf drei Hölzchen ruht, so daß Luft hinzutreten kann. Die Glocke kannst du dir aus einer Flasche herstellen, welche du nach Anleitung von Nr. 399 absprengst. In dem obersten Teile der Glasglocke muß eine Öffnung vorhanden sein, durch welche ein Glastrichterchen gesteckt werden kann, das in eine lange, feine Spitze ausgezogen ist. Durch den Trichter schüttest du Alkohol (starken Weingeist); dieser wird tropfenweise auf das Platinschwarz fallen, hier eine Erhitzung erleiden, sich in Essigsäure verwandeln und verdampfen. Die saueren Dämpfe schlagen sich dann an der kalten Wand der Glasglocke nieder und rinnen in Tropfen an dieser auf den Teller herab.
481. Brunnenwasser aus Kalkgehalt zu prüfen. Willst du untersuchen, ob das Trinkwasser, das du aus dem Brunnen entnimmst, einen Gehalt von Kalk besitzt, so löse etwas Kleesalz (Oxalsäure) in Regenwasser oder destiliertem Wasser auf und schütte etwas von dieser Lösung in ein Glas des zu prüfenden Wassers. Je mehr letzteres eine weiße, milchige Färbung annimmt, desto reicher ist es an aufgelöstem Kalke. – Noch vollständiger geschieht die Ausscheidung des Kalkes aus dem Wasser, wenn du die Kleesalzlösung vorher mit Ammoniak neutralisierst, d. h. so viel Ammoniak zusetzest, bis keine Rötung des hineingehaltenen Lackmuspapiers mehr entsteht.
482. Starke Kälte zu erzeugen. Man kann selbst im Sommer auf künstliche Weise Eis erzeugen, und im Winter mit Hilfe von Schnee und Chemikalien so starke Kältegrade hervorbringen, wie sie in der Natur selten oder nie vorkommen.
Mischt man zu Eis eine konzentrierte, kalte Lösung von Chlorcalcium, (vergl. Nummer 522), so schmilzt das Eis schnell, und das Thermometer weist eine Kälte von -30° nach. Schon gewöhnliches, gepulvertes Kochsalz zu zerstoßenem Eise gemengt, bewirkt ein Sinken der Temperatur auf -20°.
Löst man kristallisiertes, schwefelsaures Natron in Salzsäure auf, so sinkt die Temperatur um 25 bis 30°. – Wird ein Teil Chlorkalium in vier Teilen Wasser von 10° Wärme aufgelöst, so erhält man eine Lösung von -1°; hat man aber Wasser dazu verwendet, das nur 0° besitzt, so sinkt die Temperatur auf -11°. Eine sehr bedeutende Erniedrigung der Temperatur findet auch statt durch Auflösung von salpetersaurem Ammoniak in Wasser.
Eine kleine Eismaschine stellt man her, wenn in einem irdenen Topfe 50 Gr. Schwefelsäure in 25 Gr. Wasser gegossen und der Mischung 15 Gr. pulverisiertes, schwefelsaures Soda zugesetzt werden. Ein in diese Mischung gehängtes Gefäß mit Wasser zeigt nach einiger Zeit Eis.
483. Einen Eiszapfen an den Tisch gefrieren zu lassen. Zu diesem leichten Kunststückchen bedarf es weiter nichts, als daß man die Stelle des Tisches, an welche der Eiszapfen anwachsen soll, mit etwas Kochsalz bestreut.
484. Eine Schüssel an den Tisch gefrieren zu lassen. Dies läßt sich ebenfalls leicht bewerkstelligen, wenn man in der Schüssel eine Mischung aus Schnee und Salz hat und sie unten etwas mit Wasser bestreicht. Jenes Gemisch erzeugt eine so kräftige Kälte, daß das Wasser der Außenseite dadurch zum Gefrieren kommt.
485. Ein chemisches Wetterglas. Ein sehr interessanter Wetteranzeiger (Baroskop) kann in folgender Weise angefertigt werden. Sechs Gewichtsteile Kampfer löst man in so viel Teilen Spiritus, als hinreichend sind, den Kampfer gänzlich aufzunehmen. Einen Gewichtsteil Salpeter und einen Gewichtsteil Salmiak (am besten Ammonium carbonicum) löst man in einer hinreichenden Menge abgekochten Wassers (Regenwasser, destilliertes Wasser) auf. Dann schüttet man beide Lösungen in ein langes, cylindrisches Glas und verschließt dasselbe, nachdem es vollständig gefüllt ist, mit einem Korke, den man mit Siegellack oder Guttapercha verkittet.
Man hängt dann das Glas an die freie Luft, am vorteilhaftesten an die Nordseite des Hauses. Bei schönem, hellem Wetter wird die ganze Flüssigkeit rein und klar aussehen, bei bedecktem Himmel aber sich dieselbe auch trüben.
Man erkennt aus der Art und Weise, in welcher die Trübung eintritt, die Art der Wetterveränderung genau vorher. Bei großer Schwüle türmen sich Flocken in der Mischung auf, bei starkem Froste erhält sie das Aussehen, als sei sie mit einer Eisdecke belegt. Große, in der Flüssigkeit sich zeigende Flocken deuten auf ein nahendes Wettergewölk. Kleine Tüpfchen oder bloße allgemeine Trübung zeigen Regen, Nebel oder Schneeflocken an. Setzen sich eiskristallähnliche Flocken am Boden des Glases ab und steigen sie in demselben empor, so ist Kälte zu erwarten.
486. Bunte Kristalle zu erzeugen. Löse in einem Gefäße (einer Tasse oder einem Glase) Eisenvitriol auf, in einem andern Kupfervitriol, und zwar so viel, als sich überhaupt in dem Wasser auflösen kann. Verdampfe etwas Wasser, bis sich an der Oberfläche desselben ein sogenanntes Salzhäutchen zeigt. Hänge dann einen hübschen Kristall von grünem Eisenvitriol, den du an einen Faden gebunden hast, in die Lösung des Kupfervitriols, so wird sich um den Eisenvitriolkristall eine Schicht blauen Kupfervitriols absetzen. Nach einer Weile hänge ihn in die Eisensalzlösung, aus welcher sich um den blauen Kristall wieder eine grüne Schicht niederschlagen wird. Aus diese Weise kann man die blauen und grünen Schichten in beliebiger Weise abwechselnd vermehren und dieselben zuletzt schön sichtbar machen, wenn man den erhaltenen Kristall in der Mitte auseinanderschlägt.
487. Eine schöne Kristallgruppe zu machen. Von grünem Eisenvitriol, blauem Kupfervitriol, weißem Zinkvitriol, Soda, Alaun und Magnesia (Bittersalz) löse etwa je zehn Gramm besonders in Wasser auf und schütte dann die gesättigten Lösungen in ein gemeinschaftliches Gefäß. Dies stellt man an einen dunklen, ruhigen Ort und läßt es mehrere Tage lang unberührt stehen. Die Salzkristalle werden sich in verschiedenen Farben und Formen ausscheiden und reizende Gruppen bilden. Man schüttet dann langsam das Wasser ab und trocknet die Kristalle bei mäßiger Wärme. Will man sie jedoch längere Zeit aufbewahren, so ist es ratsam, sie unter eine Glasglocke zu stellen und ein flaches Gefäß mit Wasser hinzuzuthun, um so der Luft fortwährend Feuchtigkeit zuzuführen.
488. Kristalle aus weinsaurem Kali-Natron. Sehr hübsche, wasserhelle Kristalle, von der Gestalt vier- oder sechsseitiger Säulchen, erhält man aus der Mischung von Weinstein und kohlensaurem Natron. Um sie herzustellen, überschüttet man zunächst etwa 20 Gr. reinen Weinstein mit 60 bis 80 Gr. Wasser, erwärmt die Flüssigkeit und setzt dann 15 Gr. reines, kohlensaures Natron hinzu. Die Kohlensäure des letzteren Salzes wird unter Aufbrausen und Schäumen entweichen. Man prüft die Lösung mit Lackmuspapier. Wird blaues Lackmuspapier durch dieselbe noch rot gefärbt, so setzt man noch mehr kohlensaures Natron zu und fährt damit fort, bis rotes Lackmuspapier blau gefärbt wird. Diese Flüssigkeit schüttet man dann in einen verzinnten Kupferkessel und bringt sie am Feuer zum Kochen. Hat man sie dann durch Fließpapier filtriert, so stellt man sie in einer Porzellanschale einen Tag und eine Nacht in den Keller. Hier scheiden sich die obenerwähnten schönen Kristalle aus. Die übrigbleibende Flüssigkeit kann man nochmals abdampfen, um zum zweitenmal Kristalle aus ihr gewinnen.
489. Ultramarinblau zu machen. Ein hübsches Farbenkunststückchen ist folgendes. Du lösest etwas salpetersauren Kobalt auf, bringst einige Tropfen davon auf ein Stückchen Alaun und erhitzest es vor dem Lötrohre auf Kohle. (Vergl. Nr. 532.) Es wird die in der Flüssigkeit enthaltene Salpetersäure verdampfen, und das zurückbleibende Kobaltoxid wird den Alaun schön blau färben. Dies ist Kobalt-Ultramarinblau.
490. Braune und schwarze Eisenfarben zu machen. Die Schuhmacher bereiten die Farbe zum Schwarzfärben des Leders dadurch, daß sie Bier auf verrostete Eisenstücke, z. B. alte Nägel, schütten. Im Leder ist Gerbstoff vorhanden; mit diesem verbindet sich dann die Eisenlösung zu Tintenschwarz. – Die Färber lösen zur Herstellung einer Beize Eisen in Holzessig auf. – Eine hübsche, braune Farbe kannst du sehr leicht dadurch erhalten, daß du so viel Eisenfeilspäne in verdünntes Scheidewasser wirfst, als sich darin auflösen. Willst du auf blankem Eisen, Stahl u. dgl. schwarze Figuren hervorbringen, z. B. auf eine Messerklinge deinen Namen schreiben, so kannst du ein spitzes Hölzchen, in Salpetersäure (Scheidewasser) getaucht, dazu verwenden.
491. Eisenblau. Löse etwas Eisenvitriol in heißem Wasser auf und tauche ein Stückchen weißes Baumwollenband oder Zeug hinein. In einem andern Gläschen hast du etwas Blutlaugensalz in heißem Wasser aufgelöst und einige Tropfen Salpetersäure zugesetzt. In diese Lösung tauchst du dann den Zeugstreifen, so wird er sich bald schön blau färben.
Das aufgelöste Blutlaugensalz ist auch ein sehr gutes Mittel, um das Vorhandensein von Kupfer in einer Flüssigkeit zu entdecken. Ist nur wenig davon vorhanden, so entsteht eine purpurrötliche Färbung, bei größerer Menge erscheint die Flüssigkeit braunrot.
492. Weiß auf Gelb. Löse ein Stückchen Eisenvitriol, etwa so viel wie eine Erbse, in einigen Löffeln voll Wasser auf und bestreiche damit ein Stück weißes, ungeleimtes Papier (Fließpapier). Hat sich das Papier hinreichend vollgesogen, so bestreiche es mit Ammoniak. Letzteres entzieht dem Eisenvitriol die Schwefelsäure, und das Papier erscheint infolgedessen zunächst von dem ausgeschiedenen Eisenoxydul grünlich und beim Trocknen gelblich. Das Eisenoxydul wird dabei zu Eisenoxyd. Etwas Kleesalz (Oxalsäure) reibt man mit Wasser zu einem dünnen Breie an und malt mit einem in diese Lösung getauchten Tuschpinsel eine beliebige Figur auf das gelbe Papier. Die gelbe Farbe wird rasch verschwinden und das weiße Papier wieder zum Vorscheine kommen, da das Kleesalz das Eisenoxid auflöst. Man spült nachher das Papier noch einmal mit Wasser ab. In ähnlicher Weise erzeugen die Färber und Drucker auf Kattunen, Taschentüchern u. dgl. weiße Muster auf gelbem Grunde.
493. Kugellack zu machen. Koche 2 Gr. Rotholzspäne mit 24 Gr. Wasser etwa eine Viertelstunde lang. Es wird eine gelbrote Brühe entstehen, die du abgießest und mit 2 Gr. Alaun versetzest. Die Farbe wird hierdurch lebhaft rot werden. Nun gieße so lange von einer Lösung Pottasche oder Soda hinzu, als noch ein Niederschlag erfolgt. Letzterer ist schön rot und gibt, getrocknet, den bekannten Kugellack oder Wiener Lack.
494. Eine rote Rose in eine weiße zu verwandeln. Von dem berühmten Albertus Magnus erzählt man das Märchen, er habe, als ihn einst Kaiser Karl besuchte, schnell in seinem Garten allerlei liebliche Blumen durch seine große Zauberkunst wachsen und erblühen lassen. Ein kleines Wunder dieser Art kannst du auch hervorbringen, wenigstens das Verwandeln roter Blumen in weiße. Trägt ein Rosenstock etwa zahlreiche schöne, rote Rosen, so läßt sich eine davon leicht in eine weiße verwandeln, wenn du einen leeren Blumentopf umgestülpt darüberhältst und einige Streichzündhölzchen oder einen Schwefelfaden darunter verbrennst. Die dabei entstehende Luftart, die schwefelige Säure, welche dir durch ihren erstickenden Geruch längst bekannt ist, bleicht die Rose, und du kannst deinen Gästen zu ihrem Erstaunen zeigen, daß mitten unter den roten Rosen eine weiße gewachsen ist. – Wird die gebleichte Blume nachher in Wasser getaucht, so erhält sie ihre frühere rote Farbe wieder. Dasselbe geschieht auch von selbst wieder durch den Einfluß der Luft, nach ungefähr sechs Stunden. Hast du also etwa ein Monatsröschen heimlich gebleicht und schenkst diese weiße Rose deiner Schwester, so kannst du ihr sagen: sie solle das Stöckchen in einem Schranke oder Zimmer sicher verschließen und den Schlüssel in eigne Verwahrung nehmen, du würdest ein geheimnisvolles, sympathetisches Mittel anwenden, durch welches jene Rose in eine weiße verwandelt würde. Hierbei lassen sich mancherlei Scherze anbringen. So kannst du z. B. jene Rose abzeichnen und sagen: in demselben Grade, als du das Bild rot maltest, würde sich auch die Rose darnach färben, u. s. w.
Läßt man Tabaksrauch (etwa von der Zigarre oder Pfeife) an rote Blumen, vielleicht an die Schleifenblume ( Iberis) oder eine ähnliche ziehen, so werden diese grün.
495. Rot in Grün und Schwarz zu verwandeln. Auf eine Anzahl frischer Rosenblätter gieße etwas reinen Weingeist (Spiritus) und lasse ihn einige Tage darauf stehen, dann tröpfle etwas Scheidewasser hinzu, und die Flüssigkeit wird rot erscheinen. Wird dann Weinsteinöl zugetröpfelt, so verwandelt sich das Rot in Grün, und etwas aufgelöstes Eisenvitriol führt eine schwarze Färbung herbei.
496. Tinte zu entfärben. Galläpfeltinktur kannst du dir machen, indem du kleingestoßene, orientalische Galläpfel mit Weingeist übergießest und einige Tage stehen läßt. Tröpfelst du in die abgegossene Flüssigkeit etwas Eisenvitriollösung, so wird sie violett werden; thust du noch mehr von letzterer hinzu, so erhältst du, bei Zusatz von arabischem Gummi, schwarze Schreibtinte. Wird dagegen in diese Tinte Scheidewasser gegossen, so entfärbt sie sich wieder und wird klar.
497. Roten und weißen Wein. Läßt man weißen Wein über etwas Fernambukpulver stehen, so färbt er sich zu Rotwein; setzt man letzterem wieder einige Tropfen Zitronensaft zu, so wird er wieder in Weißwein verwandelt.
498. Blau und Rot. Lackmus, in Wasser gekocht, gibt eine sehr hübsche blaue Flüssigkeit; wird in dieselbe irgend eine Säure getröpfelt, Essig, Zitronensaft, Schwefelsäure, Scheidewasser etc., so färbt sie sich rot. Setzt man dann etwas Kalkwasser oder Pottaschenlösung zu, so wird die rote Farbe wieder in Blau umgewandelt. In ähnlicher Weise verhalten sich viele blaue Pflanzenfarben. Der Heidelbeersaft sieht rot aus; da der Speichel aber ganz ähnlich wirkt wie die Pottaschenlösung (alkalisch), so erscheinen Mund und Zunge schwarzblau, sobald du Heidelbeeren gegessen hast. Reibst du Zähne und Lippen mit einigen Tropfen Essig, Johannisbeersaft oder Zitronensaft, so erhalten sie wieder ihr natürliches Aussehen.
499. Eine Winterlandschaft in eine Sommerlandschaft zu verwandeln. Man zeichnet eine Winterlandschaft und malt sie in entsprechender Weise aus, oder wählt das Bild einer solchen, wenn man es fertig bekommen kann. Dann bereitet man eine Tinktur aus Safflorpulver, auf welches man Königswasser gießt. Letzteres gießt man klar ab, dann verdünnt man es mit ebensoviel reinem Wasser und bemalt mit dem in diese Flüssigkeit getauchten Pinsel alle die Stellen der Landschaft, welche bei dem sommerlichen Bilde grün sein müßten, also das Laubwerk der Bäume, das mit Schnee bedeckte Wiesenland u. s. w. So lange das Bild kalt ist, wird man nichts weiter sehen als die Winterlandschaft, sobald es aber der Wärme des Ofens oder der Sonnenstrahlen ausgesetzt wird, tritt das Grüne hervor, und die Winterlandschaft verwandelt sich in eine Sommerlandschaft.
500. Die Totenversammlung. Eine Spiritusflamme gibt zwar Hitze genug, aber ein sehr bleiches, blaßblaues Licht. Mischt man dem Spiritus etwas Kochsalz bei, so kommen zwischen den blauen Farben auch gelbe zum Vorscheine, und eine Gesellschaft, welche von solchen Flammen beleuchtet wird, erhält das Aussehen, als sei sie eine Versammlung von lauter Toten. Bringt man in den Docht etwas Chlorkupfer, so erzeugen sich sehr hübsche, grüne Flämmchen, welche die beleuchteten Gesichter noch schauerlicher erscheinen lassen.
501. Eine Schrift in eine andre zu verwandeln. Etwas Eisenvitriol wird in Wasser aufgelöst, und mit dieser Flüssigkeit schreibt man auf ein Blatt Papier. Nachdem die Schrift trocken geworden ist, wird nichts zu sehen sein. Hierauf fordert man einen andern auf, etwas auf dasselbe Papier zu schreiben, bietet ihm aber, statt eigentlicher Tinte, eine schwarze Flüssigkeit, die nur aus Gummiwasser besteht, in welches Kohlenpulver gemischt ist. Jetzt nimmt man ein Läppchen, taucht es in Galläpfeltinktur, löscht damit die zweite Schrift weg, und nach einiger Zeit wird die erste zum Vorscheine kommen. Hat man vorher etwa die Antwort auf eine Frage geschrieben, die man nachher den andern schreiben läßt, so kann diese Schriftveränderung zu manchem Scherze Veranlassung geben.
502. Zweierlei Schrift auf demselben Papiere. Auf dasselbe Papier läßt sich zweierlei Schrift in der Weise anbringen, daß die zuerst geschriebene zunächst unsichtbar ist und durch die zweite dem Auge Unberufener verdeckt wird. Man schreibt zuerst mit einer schwachen Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol). Sobald diese Schrift trocken ist, wird sie unsichtbar sein. Die zweite Schrift fertigt man mit einer Tinte, welche dargestellt ist aus einer Abkochung von Blauholz und chromsaurem Kalke. Diese Schrift erscheint auf dem Papiere schwarz, haftet aber nicht fest an demselben. Soll die zweite Schrift beseitigt und die erste hervorgerufen werden, so überstreicht man das Papier mit einer Flüssigkeit, bereitet aus Chlornatron (Kochsalz) und blausaurem Eisenkali; die schwarze, zweite Schrift wird dadurch verschwinden, die erste aber rosenrot zum Vorscheine kommen.
503. Eine geheime Schrift. Schreibe mit einer Abkochung von Stärke oder Reismehl auf Papier, so wird nichts zu sehen sein. Bestreicht der Empfänger des Briefes, der natürlich davon unterrichtet sein muß, letzteren mit Jodtinktur (Jod in Weingeist aufgelöst), so erscheint durch dieses einfache Mittel die Schrift deutlich violett auf hellerem Grunde. – Beim Ausbruche der letzten Empörung in Indien kam die erste Nachricht davon aus dem Innern des Landes an die englischen Behörden durch ein Schreiben, das auf obenangegebene Weise angefertigt war. Der Bote überreichte ein weißes Blatt, auf dem nichts weiter stand als das Wort Jodine; mit Jodlösung bestrichen, kam die Schrift zum Vorscheine.
504. Veränderliche Tinte. Will man jene Schrift (Nr. 501), die daraus entstanden ist, daß man mit Eisenvitriollösung geschrieben hat und die dann durch Galläpfeltinktur sichtbar geworden ist, wieder wegbringen, so braucht man sie nur mit etwas Salzsäure oder verdünnter Schwefelsäure zu überstreichen. Soll sie abermals wiederkommen, so befeuchtet man sie mit Weinsteinlösung; freilich ist sie dann gelblich.
505. Ein mineralogisches Chamäleon. Du weißt, daß das Chamäleon ein Tier ist, welches seine Farbe mannigfach verändern kann. Wer aus mineralischen Stoffen eine Mischung bereiten will, die einen ähnlichen Farbenwechsel zeigt, kann in folgender Weise verfahren. Drei Teile Salpeter und ein Teil Braunstein werden zusammengerieben, dann wird das Pulver in einem Tiegel so lange geglüht, bis das Schmelzen aufhört und es ein trockenes, erdiges Ansehen erhält. Wirft man etwas von diesem Pulver in ein Glas mit Wasser, so wird letzteres zunächst grün aussehen; diese Färbung geht nachher in Violett über, dann in Rötlich, und zuletzt wird die Flüssigkeit farblos. Der Braunstein setzt sich am Boden fest. Am besten ist es, man läßt sich das Braunsteinpulver vom Apotheker bereiten, der in der Herstellung solcher Sachen geübt ist. Will man es aufbewahren, so muß es in einer gutverkorkten Flasche geschehen, da es sich in freier Luft leicht verändert.
506. Sympathetische Tinte. Man kann eine sogenannte sympathetische Tinte in solcher Weise mischen, daß sie erst beim Erwärmen sichtbar wird. Es wird zu diesem Behufe 1 Gramm Kobaltoxyd in 4 Gramm Salpetersäure aufgelöst und mit 12 Gramm Wasser verdünnt, dem man 1 Gramm Kochsalz beigemischt hat. Will man diese Tinte zu einem Scherze benutzen, so kann man mit ihr irgend eine einfache Antwort: »Ja, nein, vielleicht« u. s. w., in die Mitte eines Zettelchens schreiben, das so groß ist wie ein Briefkouvert. Dieses Papier überreicht man einem Freunde und fordert ihn auf, obenan auf den Zettel irgend eine Frage zu schreiben und zwar so, daß niemand weiß, was er geschrieben hat. Ein Briefkouvert ist bereit, oder man nimmt gleich den Zettel so groß, daß man ihn selbst zu einem Kouverte zusammenbrechen kann. Die Hauptsache ist jetzt, es so einzurichten, daß der Siegellack über jene Stelle kommt, auf welcher die verborgene Schrift befindlich ist. Durch die Hitze beim Zusiegeln wird die Schrift sichtbar. Man adressiert den Brief an irgend jemand, etwa an einen verstorbenen Zauberer des Morgenlandes oder Ägyptens, und übergibt ihn dann dem Schreiber wieder mit dem Bemerken, er werde die Antwort gewiß schon darin finden. Letzteres wird zu seinem Erstaunen der Fall sein.
Statt der angegebenen Mischung kann man auch Kobaltoxyd in Essig auflösen und viermal soviel Kochsalz zusetzen, als man Kobalt genommen hat. In diesem Falle wird die Schrift mehr bläulich erscheinen; ja es wird bereits eine blasse Schrift sichtbar werden, wenn man nur mit einer gesättigten Kochsalzlösung schreibt.
507. Die Schrift im Innern eines Eies. Willst du für deinen Freund ein Osterei zurechtmachen, bei welchem die Schrift nicht außen auf der Schale, sondern innen auf dem Eiweiße zu sehen ist, so mußt du mit einer Mischung schreiben, welche du auf folgende Weise zubereitest. Es werden Galläpfel und Alaun fein gestoßen und scharfer Weinessig darauf gegossen. Hat der Essig einige Tage daraus gestanden, so kann er verwendet werden, um damit auf die Schale zu schreiben. Ist dies geschehen, so kocht man das Ei in Salzwasser hart. Beim Abnehmen der Schale sieht man die Schrift innen auf dem Eiweiße.
508. Philosophische Wolle. Da bei der Herstellung der sogenannten Lana philosophica oder philosophischen Wolle mit dem Schmelztiegel am Feuer gearbeitet werden muß, so ist es auch besser, du läßt dies Kunststückchen durch den Vater vornehmen. Es wird hierzu in einem eisernen Löffel oder Schmelztiegel etwas Zink gethan und über Kohlenfeuer kräftig erhitzt. Schließlich wird das Zink selbst anfangen, mit bläulichen Flammen zu brennen, und hierbei werden kleine, weiße Flocken aufsteigen und gleich Wollenstöckchen durchs Zimmer ziehen.
509. Milch in Blut zu verwandeln. Unter den Anklagen, welche man in alter, abergläubischer Zeit gegen sogenannte Hexen vorbrachte, war nicht selten auch die Beschuldigung, daß die verklagte Person Kühe bezaubert habe, so daß letztere Blut statt Milch gäben. Dieser Fall kann bei einem kranken Tiere wohl vorkommen. Will man aber guter Milch scherzweise das Ansehen geben, als sei sie in Blut umgewandelt, so läßt sich dies sehr leicht dadurch bewerkstelligen, daß man ein wenig Weinsteinsalz hineinthut. Geschieht dies unbemerkt, so wird die Verwandlung bei denen, welche das Mittel nicht kennen, großes Erstaunen erregen. Hast du etwa eine Messerspitze davon verstohlen in eine Tasse praktiziert, so sagst du zu deiner Schwester oder Mutter: du könntest ihnen ganz genau durch ein Orakel beweisen, daß du sie lieb hättest. Du würdest dreimal in diese Tasse hauchen, dann sollten sie etwas Milch in dieselbe schütten, und wenn diese sich in Blut verwandele, so möge dies das sicherste Zeichen deiner Liebe und Zuneigung sein.
510. Verfärbtes Band wieder herzustellen. Wenn man ein Stück rosenrotes Band in sehr verdünnte Salpetersäure (Scheidewasser) taucht, so wird es sich rasch entfärben und fahl aussehen. Taucht man hierauf das Band in eine alkalische Flüssigkeit, z. B. in Ammoniakwasser, in Pottaschenlösung, Kalkwasser u. dgl., so kehrt die frühere Rosenfarbe wieder zurück. Es ist dies eines der gewöhnlichsten Taschenspieler- oder Zauberkünstlerstückchen, durch welche auf Messen und Jahrmärkten Seifenhändler die Aufmerksamkeit des Publikums rege zu machen suchen und die Vorzüglichkeit ihrer sehr alkalischen Seife darthun wollen.
511. Eisen in Kupfer zu verwandeln. Hat man etwas Kupfervitriol in Wasser aufgelöst und steckt eine blanke Messerklinge, eine Stricknadel oder sonst einen polierten, reinen Gegenstand aus Eisen oder Stahl in die Lösung, so wird derselbe sofort kupferrot anlaufen. Es scheidet sich eine schwache Schicht Kupfer aus der Lösung aus und schlägt sich auf dem Eisen nieder, während sich eine ähnliche kleine Menge Eisen auflöst und mit der Schwefelsäure des Kupfervitriols schwefelsaures Eisenoxydul oder Eisenvitriol bildet. Fürchtet man, daß eine Speise oder ein Getränk, wie etwa grüner Thee, saure Gurken u. s. w., mit Kupfervitriol grün gefärbt und deshalb vergiftet sein könnte, so braucht man nur, wie oben angeführt, einen blanken, eisernen Gegenstand einige Sekunden hineinzustecken. Wenn kein deutlicher, roter Kupferüberzug entsteht, ist auch kein Kupfervitriol beigemischt worden.
512. Der Jupiterbaum. Um einen Zinnbaum oder Jupiterbaum wachsen zu lassen, löst man salpetersaures oder schwefelsaures Zinn in Wasser auf, schüttet die Lösung in ein Glas und hängt ein Streifchen Zink hinein. An letzterem scheidet sich das Zinn in schönen, weißglänzenden Blättchen aus, die ein allerliebstes Bäumchen aus Kristallen bilden.
513. Eierschalen mit erhabenen Figuren zu versehen. Die Figuren, welche du auf einer Eierschale erhaben erhalten willst, zeichnest oder malst du auf derselben mit geschmolzenem Talge oder einer ähnlichen fettigen Substanz auf. Darnach legst du das Ei in starken Essig; durch denselben werden die von dem Fette nicht bedeckten Stellen zerfressen und aufgelöst, die übrigen aber bleiben unverletzt und erscheinen deshalb, nachdem man das Fett in warmem Wasser abgewaschen hat, über den andern Stellen erhaben.
514. Bleichen mit Chlorwasser. Leitet man Chlorgas in Wasser, so erhält man Chlorwasser. Tauche starkes Papier, auf welches mit gewöhnlicher Schreibtinte geschrieben worden ist, in Chlorwasser, so wird die schwarze Schrift verschwinden, da das Chlor die Tinte zerstört. Soll die Schrift gänzlich beseitigt werden, so wäscht man das Papier noch einige Male in verdünnter Salzsäure und dann mit Wasser ab. Versäumt man dies, so bleibt das Eisensalz der Tinte noch im Papiere zurück und die Schrift kann durch Überstreichen mit einer Auflösung von Blutlaugensalz wieder zum Vorscheine gebracht werden. Sie erscheint dann blau.
515. Kohlensäure darzustellen. Schabe ein Stückchen weißer Kreide zu Pulver, schütte dies in ein Fläschchen, bringe im Stöpsel ein Leitungsröhrchen an und fülle durch einen kleinen Glastrichter mit langem Rohre in kleinen Quantitäten Salzsäure auf die Kreide. Letztere wird aufschäumen und aufbrausen; es wird Kohlensäuregas entweichen und durch die Glasröhre austreten. Man kann es, wie andre Gasarten, in einem Fläschchen mit Wasser auffangen. Das Kohlensäuregas hat keine Farbe, fast gar keinen Geruch und einen schwach säuerlichen Geschmack. Es ist dasselbe, welches im Bier, im Champagner, in kohlensauren Wässern u. s. w. das Schäumen und Prickeln hervorbringt.
Tauchst du in das Glas mit Kohlensäure einen brennenden Holzspan, so wird derselbe sofort verlöschen; wollte man ein Tier hineinthun, so würde es ebenfalls schnell sterben.
Es ist diese Luftart viel schwerer als die gewöhnliche, atmosphärische Luft, man kann deshalb ein sonderbares Kunststück mit ihr ausführen. Hat man nämlich ein Glas unter Wasser mit Kohlensäure gefüllt und seine Öffnung mit der Hand zugehalten, so kann man die Kohlensäure aus ihm heraus, durch die atmosphärische Luft hindurch, in ein andres, tiefer gehaltenes Gefäß füllen. Man sieht zwar nicht, daß etwas aus dem einen Glase in das andre fließt, kann sich aber leicht davon überzeugen, wenn man einen brennenden Holzspan in das untere Glas hält. Er wird ebenso rasch verlöschen, wie ein Licht, das man etwa vorher brennend in das obere Glas hielt.
516. Ein Knalleffekt. Reine Kohlensäure stellt man aus 2 Gramm doppeltkohlensaurem Natron und 1, 5 Gramm Weinsteinsäure, in Wasser aufgelöst, her. Da sich diese Gasart sehr plötzlich entwickelt, so kann man mit ihr einen schönen Versuch ausführen.
Fülle eine aufrechtstehende Champagnerflasche zu einem Drittel voll Wasser, löse doppeltkohlensaures Natron darin auf, während du die Weinsteinsäure in eine aus Papier gerollte, zusammengeklebte Röhre füllst, welche unten und oben mit einem Boden aus Löschpapier verschlossen wird. Am oberen Ende knüpfe einen Zwirnsfaden fest an, den du wiederum an der Unterseite des Korkes so befestigst, daß die Röhre bei verschlossener Flasche noch über dem Wasserspiegel schwebt. So ist dein Geschütz geladen. Willst du Feuer geben, so lege die Flasche wagerecht auf einem Tische im Freien, etwa im Garten, um, da das später ausströmende Wasser den Fußboden benetzt. Da jetzt das Wasser mit dem Inhalte des Röhrchens in Berührung kommt, erzeugt sich Kohlensäure, die sich einen Ausgang sucht und mit solcher Gewalt den Pfropfen austreibt, daß er als Geschoß mit lautem Knalle weit fortfliegt. Wurde die Flasche auf zwei runde Bleistifte gelegt, so wird sie, infolge des Rückschlages, weit zurückrollen.
517. Ammoniak zu entwickeln. Mische gut durcheinander 40 Teile feine Eisenfeilspäne, einen Gewichtsteil Salpeter und einen Teil Kalihydrat, und bringe das Gemisch in ein Probiergläschen, das durch eine Glasröhre mit einem Fläschchen Wasser in Verbindung steht. Erhitzt du das Gemisch über der Flamme der Spirituslampe, so wird sich eine Luftart von eigentümlich stechendem Geruche entwickeln, die von dem Wasser aufgesaugt wird. Es ist Ammoniak oder Salmiakgeist.
Mit Hilfe des Salmiaks (salzsauren Ammoniaks) läßt sich ebenfalls Ammoniak entwickeln. Man reibt etwas von diesem Salze mit gebranntem Kalke oder Kali zusammen; die Salzsäure wird dem Salmiak durch diese beigefügten Stoffe entzogen, und der Geruch verrät sofort das Freiwerden des Ammoniaks. Jene Mischung benutzt man zur Füllung der Riechfläschchen.
Willst du das Ammoniakgas aufbewahren, so mischest du etwa zwei Teile Salmiak und drei Gewichtsteile gelöschten Kalk mit 12 Teilen Wasser und erhitzest es gelinde in einem Kochfläschchen. Durch ein Glasröhrchen leitest du das Ammoniak nach dem mit kaltem Wasser gefüllten Glase, das die Vorlage bildet.
Ammoniakwasser bewahrt man dann am besten in einer Flasche mit eingeriebenem Glasstöpsel auf, da es Korkstöpsel mit der Zeit zerfrißt und sich dann verflüchtigt. Es ist eins der besten Hausmittel gegen mancherlei kleine Übel. Kräftiges Hineinriechen vertreibt mitunter schon gelinde Kopfschmerzen; Verletzungen der Haut, die durch Brennesseln oder Ameisen hervorgerufen sind, von Mücken-, Bienen- und Wespenstichen herrührende Wunden verlieren durch Einreiben mit Ammoniak den Schmerz und die Geschwulst, und in heißen Gegenden wird Ammoniak gegenwärtig ebenfalls gegen Stiche der Skorpione, Tausendfüße, gegen Bisse von Spinnen und Schlangen angewendet, sowie als bestes Mittel zum sofortigen Auswaschen der Wunde beim Bisse eines tollen Hundes empfohlen.
518. Stärke und Jod. Einen Theelöffel voll Stärke oder Arrowroot (Pfeilwurzmehl) rühre mit ebensoviel kaltem Wasser an, dann gieße etwas kochendes Wasser zu. Von dem gallertartigen Stärkekleister, den du erhältst, nimm ein klein wenig und mische es in einem Glase mit warmem Wasser. Tröpfelst du nun einige Tropfen Jodtinktur hinzu, so wird sich die ganze Flüssigkeit blau färben. Durch Jodtinktur kannst du genau erkennen, ob etwas Stärkemehl in einer Flüssigkeit enthalten ist. Umgekehrt kannst du auch durch etwas zugerührten Stärkebrei erkennen, ob sich in einer Flüssigkeit Jodtinktur befindet. Letztere ist ein heftiges Gift, muß also sehr vorsichtig behandelt werden.
Jod, das man in der Apotheke käuflich erhält, sieht aus, wie geschabtes Reißblei (Graphit), hat aber einen eigentümlichen, erstickenden Geruch. Jodtinktur kann man sehr leicht bereiten, wenn man etwas starken Weingeist auf einige Körnchen Jod gießt; es entsteht dann eine dunkelbraune Flüssigkeit.
519. Erkennungsmittel auf Schwefelsäure und schwefelsaure Salze. Um zu erkennen, ob in einer Flüssigkeit sich Schwefelsäure oder ein mit dieser Säure gebildetes Salz befindet, tröpfele man etwas aufgelöstes Chlorbarium hinzu. Es wird sofort eine Trübung entstehen. Hast du z. B. vorher in Wasser etwas Glaubersalz (schwefelsaures Natron) aufgelöst, so wird durch das hinzukommende Chlorbarium Chlornatrium (Kochsalz) und Schwerspat (Schieferweiß, schwefelsaure Baryterde) gebildet.
520. Ackererde zu zerlegen. Die fruchtbare Erde, welche den Garten- und Ackerboden bildet, ist ein Gemisch von mancherlei Erdarten. Um die wichtigsten davon kennen zu lernen, verfährst du in nachstehender Weise.
Zunächst bringst du eine Handvoll davon in einen Mörser oder auf einen Reibstein und zerreibst die Erde mit Wasser zu einem feinen Breie. Diesen bringst in ein Cylinderglas und rührst ihn mit einer größeren Quantität Wasser tüchtig durch. Wenn du dies dann ruhig stehen lässest, wird sich der Thon der Ackererde von dem Sande trennen und jeder dieser beiden Bestandteile eine Schicht für sich bilden, deren Verhältnis zu einander du nach den Durchmessern der einzelnen Schichten beurteilen kannst.
Willst du ermitteln, wieviel Kalk in der Erde sich befindet, so nimmst du 25 Gramm der letzteren, rührst sie mit 150 Gramm Wasser an, setzest dann 25 Gramm Salzsäure zu und lässest es einige Stunden lang an einem warmen Orte stehen. Bei dem Aufgießen der Salzsäure wird Aufbrausen entstehen; sobald dieses aufgehört hat, filtriert man die Flüssigkeit durch und spült das Fläschchen und das Filtrum mit warmem Wasser nach. Der durchgelaufenen Flüssigkeit setzt man so lange Ammoniak zu, bis sie deutlich den Geruch desselben zeigt. Es scheiden sich hierbei Eisenoxydhydrat und Thonerde in Gestalt brauner Flocken aus. Man filtriert abermals durch, um den Niederschlag zu beseitigen und kocht dann die durchgelaufene, klare Flüssigkeit. Dann setzt man konzentrierte Lösung von kohlensaurem Ammoniak oder Pottasche zu, und zwar so lange, als noch Niederschläge entstehen. Dieser Niederschlag ist kohlensaurer Kalk. Man trennt ihn von dem Wasser durch Filtrieren, wäscht ihn, durch mehrmaliges Aufgießen von warmem Wasser, aus, trocknet ihn sorgfältig auf Fließpapier und wiegt ihn dann.
521. Zweierlei unsichtbare Dämpfe sichtbar zu machen. Wähle dir zwei Gläser oder Becher von gleicher Mündungsweite. Das Innere des einen bestreiche mit Salpetersäure, das des andern mit Ammoniak. Beide bedeckt man mit je einem Kartenblatte. Die Gläser scheinen durchaus leer zu sein, denn die Salpetersäuredämpfe in dem einen und die Ammoniakdämpfe in dem andern sind unsichtbar. Nimmt man nach einer kleinen Weile die Kartenblätter weg und hält beide Gläser mit den Mündungen dicht aneinander, so erscheinen die Gläser mit dichtem, weißem Dampfe erfüllt. Es ist dies salpetersaures Ammoniak, aus der Verbindung der salpetersauren und ammoniakalischen Dämpfe entstanden. Würde man von diesen Dämpfen hinreichend ansehnliche Mengen erzeugen, so würde man aus ihnen Salpeter darstellen können.
522. Chlorcalcium herzustellen. Chlorcalcium ist ein Salz, das deshalb besonders interessant wird, da es, mit Schnee oder zerstoßenem Eise gemischt, eine so bedeutende Kälte erzeugt, daß man Quecksilber dadurch zum Gefrieren bringen kann (vgl. Nr. 489). Chlorcalcium herzustellen ist nicht schwierig. Du schüttest in etwas Salzsäure ungefähr halb so viel Wasser und wirfst dann Kreidestückchen hinzu. Die Kohlensäure der letzteren wird unter Aufschäumen entweichen. Du fährst mit Zusetzen von Kreide so lange fort, als Aufbrausen stattfindet, dann filtrierst du die Flüssigkeit durch und dampfst sie so weit ab, bis sie dick wie Sirup wird. Sobald sie erkaltet ist, bilden sich große, spießförmige Kristalle; diese bestehen aus Chlorcalcium. Man bringt sie auf Fließpapier und trocknet sie rasch mit demselben ab, da sie sonst leicht Wasser anziehen und bald wieder zerfließen. Will man sie aufbewahren, so muß solches in gut verstopften Gläsern geschehen. Um einen Versuch mit Erzeugung großer Kälte zu machen, setzt man die Kristalle in einem Metallgefäße während des Winters einige Stunden lang der Kälte aus, zerreibt sie dann im Mörser und mischt sie mit Schnee. Quecksilber läßt sich durch die dadurch entstehende Kälte in einen festen Körper verwandeln. Das Quecksilber erstarrt bekanntlich erst bei ungefähr -40° C., einer Kälte, welche mitunter in Sibirien, nie aber bei uns vorkommt. Es zieht sich dann stark zusammen und bildet regelmäßige Oktaeder und Nadeln.
523. Eine Zaubertinktur. Willst du eine Tinktur bereiten, mit welcher du leicht verschiedene Farben hervorbringen kannst, so koche einige Spänchen Blauholz (Kampecheholz) in Wasser, bis letzteres eine schöne, rote Farbe annimmt. Dann gieße die Flüssigkeit in ein Fläschchen aus undurchsichtigem Glase. Auf den Tisch stellst du drei Gläser von gleichem Aussehen. Das eine davon hast du mit starkem Essig ausgespült. In das zweite, das du mit Wasser ausgewaschen, hast du ein wenig pulverisierten Alaun gestreut, den man nicht bemerkt. Das dritte kannst du frei lassen. Schüttest du nun von deiner Tinktur etwas in das erste Glas, so wird sie strohfahl, gelblich werden, im zweiten Glase bläulichgrau bis schwärzlich, im dritten aber rosenrot bleiben.
524. Färben mit Zinnsalz. Zu etwas Zinnsalz (das käuflich zu haben ist) tröpfle Chlorwasser und zwar so lange, bis der Chlorgeruch verschwindet. Aus dem Zinnsalze wird dadurch Zinnchlorid. Denselben Stoff erhältst du auch, wenn du Zinnsalz mit Salpetersäure und Salzsäure kochst. Von den Färbern wird diese Flüssigkeit Zinnsolution oder Physik genannt und als wichtiges Beizmittel zur Befestigung der Farben in den Zeugen und zur Verschönerung derselben verwendet. Hast du Rotholzspäne in Wasser gekocht, so sieht die Flüssigkeit gelbrot aus, durch Zusatz von Zinnsolution wird sie aber schön purpurrot.
525. Salpeterkristalle. Eine Quantität Salpeter, etwa 250 Gr., schütte in ein Kochgefäß, übergieße ihn mit 125 Gr. Wasser und erhitze das Gemisch, bis es zu sieden anfängt. Sollte in der entstandenen Flüssigkeit sich etwa Unreinigkeit befinden, so gießt man sie durch ein Stück lockere Leinwand und stellt dann das Gefäß ruhig hin. Es schießen bald darauf Salpeterkristalle an, die zwar sehr klein sind, aber eine blendend weiße Farbe zeigen. Will man große Salpeterkristalle erhalten, so nimmt man viermal mehr Wasser als Salpeter, also etwa 1 Kgr. Wasser auf 250 Gr. Salpeter, den man zu Mehl gestoßen hatte, erhitzt die Lösung zum Sieden und läßt sie langsam abkühlen. Es bilden sich dann schöne, sechsseitige, lange Kristalle.
526. Kristalle von schwefelsaurem Kali. Du kaufst 500 Gr. schwefelsaures Kali, überschüttest es in einem flachen Kochgefäße mit 3 Kgr. warmem Wasser, filtrierst die Lösung durch Leinwand oder Fließpapier, dampfst sie so weit ein, bis sich ein Salzhäutchen auf der Oberfläche zeigt, und läßt dann die konzentrierte Lösung an einem Orte stehen, an dem sie nicht erschüttert und gestört wird. Sowie sie sich abkühlt, bilden sich große, wasserhelle, vier oder sechsseitige, säulenförmige Kristalle.
527. Der wunderbare Theelöffel. Eine Metallverbindung von vier Teilen Wismut, 2½ Teilen Blei und 1½ Teilen Zinn ist viel leichtflüssiger, als jedes der genannten Metalle für sich. Sie schmilzt bereits in Wasser, das der Siedehitze nahe ist. Läßt man aus einer solchen Legierung etwa einen Theelöffel anfertigen und legt denselben jemand vor, der den Zusammenhang nicht weiß, so wird er sehr erstaunt sein, wenn er findet, daß sein Löffel im heißen Thee mit dem Zucker gemeinsam zerschmilzt. Noch leichter schmelzen 5 T. Wismut, 3 Blei u. 2 Zinn.
528. Der Tanz auf dem Wasser. Das gewöhnliche Kochsalz besteht aus einer Luftart, dem Chlor, und aus einem leichten Metalle, dem Natrium. Letzteres aus Salz herzustellen ist etwas umständlich, du wirst aber dasselbe beim Apotheker zu kaufen bekommen. Auf frischem Schnitte glänzt das Natrium schön weiß wie Silber, an der Luft überzieht es sich aber rasch mit einer weißen Schicht; es darf deshalb nicht in einem Gefäße mit Luft aufbewahrt werden, noch weniger in einem solchen mit Wasser. Man verwahrt es in einem Glase mit wasserfreiem Steinöl.
Wirft man ein Stückchen Natrium auf das Wasser, so schmilzt das Metall sofort zu einer glänzenden Kugel zusammen, die auf dem Wasser hin- und hertanzt. Legt man das Natrium mit einem Stück Fließpapier auf das Wasser, so daß es an derselben Stelle bleiben muß, so entsteht eine kleine, blaue Flamme. Das Wasser wird durch die Einwirkung des Natrium in seine beiden Bestandteile, Wasserstoff und Sauerstoff, zersetzt; der letztere vereinigt sich mit dem Natrium, der Wasserstoff entweicht als Luft und wird durch die bei dem Vorgänge erzeugte Wärme entzündet. Der Vorsicht wegen ist dieses Experiment nur unter Beaufsichtigung Erwachsener auszuführen.
529. Kupfer und Schwefel zu vereinigen. Das Kupfer ist, wie du weißt, ein schön rot glänzendes Metall, der Schwefel sieht hellgelb aus. Wenn du beide vereinigst, so wird ein schwarzer Körper zum Vorscheine kommen.
Du kochst in einem Probiergläschen etwas Schwefel, bis er gehörig siedet. Es werden dann braunrote Dämpfe aufsteigen, denen du nicht zu nahe kommen darfst, da sie erstickend riechen. Darauf hältst du ein Streifchen sehr dünnen Kupferbleches mittels einer Zange in den Dampf und siehst, daß das Kupfer einige Augenblicke in lebhaftes Glühen gerät. Es verändert dabei seine Farbe und sonstige Beschaffenheit, es wird schwarzgrau und spröde und wiegt um ein Viertel schwerer, als vorher; es hat sich in Schwefelkupfer verwandelt.
530. Holzessig und Teer darzustellen. Du hast davon gehört, daß man durch trockene Destillation aus kienigem Holze Teer und Holzessig herstellen kann; in welcher Weise dies vor sich geht, davon kannst du dich durch einen kleinen Versuch leicht überzeugen. In ein Kochfläschchen thust du zu diesem Behufe kleingeschnittene Holzspäne, befestigst es an einem Halter und bringst eine schwache Spiritusflamme darunter. Die Mündung des Fläschchens ist mit einem Korke verstopft, letzterer aber von einer Glasröhre durchbohrt, die zweimal im rechten Winkel gebogen ist. Durch die Erhitzung beginnt das Holz, sich zu zersetzen und entwickelt mancherlei Gasarten, die ihren Abzug durch das Röhrchen nehmen. Sie gelangen durch dasselbe in eine zweite, etwas größere Flasche, die in ein Gefäß mit kaltem Wasser gestellt ist. Hier kühlen sie sich wieder ab und setzen sich zunächst an die Seiten des Glases an, um dann als Tropfen auf den Boden zu rinnen. Es sammelt sich zuunterst eine dunkle, harzige Flüssigkeit, der Teer, über dieser eine hellere, saure, der Holzessig. Im Stöpsel der größeren Flasche (der Vorlage) haben wir noch ein zweites senkrechtes Glasröhrchen eingefügt, durch welches das gleichzeitig entwickelte Leuchtgas seinen Abzug findet.
531. Atmosphärische Luft zu zerlegen. An einem Drahte befestige ein Stückchen Badeschwamm, das du mit Weingeist getränkt hast. Halte den angezündeten Schwamm unter ein umgestülptes, weites Glas, das mit seiner Öffnung in Wasser eintaucht. Es wird nicht lange dauern, so verlischt der Schwamm, denn er verbraucht die Sauerstoffluft im Glase rasch. In gleichem Maße wird das Wasser im Glase nachsteigen und nachher dasselbe ungefähr zum fünften Teile ausfüllen. Die übrigen vier Teile Luft im Glase sind ungeeignet, das Brennen zu unterhalten, man hat deshalb diese Luftart ehedem Stickstoff genannt, obschon sie zur Erhaltung unsers und des tierischen Lebens, als Verdünnungsmittel, eben so wichtig ist, wie die Sauerstoffluft. Durch diesen einfachen Versuch kannst du dich überzeugen, daß in der atmosphärischen Luft ungefähr zum fünften Teile Sauerstoffluft vorhanden ist, während die übrigen vier Fünftel von dem Stickstoffe gebildet werden.
532. Das Lötrohr. Das Lötrohr ist eine Messingröhre, welche im rechten Winkel umgebogen ist und in eine feine Spitze ausläuft. Mit Hilfe desselben läßt sich die Spitze der Spiritusflamme auf einen bestimmten Punkt leiten und an diesem eine besonders kräftige Hitze erzeugen. Die Spitze des Rohres wird an den Rand der Flamme oder ein klein wenig in dieselbe hineingehalten. Wenn du mit dem Lötrohre eine solche Stichflamme hervorbringen willst, darfst du nicht die aus der Lunge ausgeatmete Luft dazu verwenden, sondern mußt dich gewöhnen, Luft durch die Nase einzuatmen, die Backen aufzublasen und die Luft in unterbrochenem Strome durch das Lötrohr wieder ausströmen zu lassen.
533. Die Lötrohrversuche. Sehr hübsch sind solche Versuche mit Borax (Borsäure), einem Salze, das leicht mit Metallen Verbindungen eingeht und durch die Farben, welche sich dabei erzeugen, die Art des Metalles nachweist. Biege das eine Ende eines Platindrahtes (der in der Lötrohrflamme nicht schmilzt) zu einer kleinen Schleife, befeuchte letztere ein wenig und tupfe sie in pulverisierten Borax. Bläsest du die Spitze der Flamme darauf, so wird sich zunächst der Borax aufblähen, dann aber wird er zu einer klaren Glasperle schmelzen. Befeuchtet man diese Glasperle mit etwas Wasser und betupft sie mit Bleiglätte, bläst dann wiederum die Flammenspitze darauf, so schmilzt die Bleiglätte mit dem Borax zu einer farblosen, durchsichtigen Perle zusammen. Nimmt man zu der Boraxperle Eisenoxyd, so erhält man eine Perle von gelber Färbung; eine ebensolche Färbung gibt auch Antimon, Kupfer eine grüne Perle, Chromoxyd desgleichen; Kobaltoxyd gibt Blau, Braunstein gibt Violett, wenn er nur in kleiner Menge genommen wird; wendet man dagegen eine größere Menge an, so wird die Perle braunschwarz.
534. Zinn auf Kupfer zu löten. Wenn du zum Vergnügen Stückchen Zinn und Kupfer zusammenlöten willst, so wähle etwa einen blanken Kupferpfennig oder sonst ein Stückchen blankes, reines Kupfer dazu. Du streust etwas zerriebenen, sublimierten Salmiak auf das Kupfer und legst das Zinn darauf, dann erhitzest du die Metalle mit dem Lötrohre, indem du sie auf ein Stück Holzkohle legst und die Spiritusflamme darauf bläsest. Beide werden zusammenschmelzen und beim Erkalten vereinigt sein. Metalle können sich nur dann miteinander verbinden, wenn sie beide einen blanken Spiegel reinen Metalls zeigen. Beim Glühen nimmt aber Kupfer, wie es mehrere andre Metalle auch thun, sofort Sauerstoff aus der Luft auf und bedeckt sich mit einer Schicht Kupferoxyd, welche das Zusammenlöten mit dem Zinne verhindert. Durch die Salzsäure, welche beim Glühen aus dem Salmiak frei wird, wird das Kupferoxyd entfernt, die reine Kupferfläche bloßgelegt und die Vereinigung mit dem Zinne ermöglicht. – Statt des Salmiaks kannst du auch das erwähnte Boraxsalz oder Kolophoniumpulver anwenden.
535. Löten mit Lötwasser. Statt beim Löten Salmiak oder Borax anzuwenden, kann man sich auch eine Lötflüssigkeit in folgender Weise herstellen. Man löst 32 Gewichtsteile Zink in einer hinreichenden Menge Salzsäure auf und setzt dann 22 Gewichtsteile festen Salmiak zu. Hierauf dampft man das Ganze in einer Porzellanschale ein und löst dann so viel Salz in reinem Wasser auf, als man gerade bedarf. Dieses Lötwasser erspart die Mühe, die zu lötenden Gegenstände vorher blankputzen zu müssen. – Nachdem man die Fugen der zu lötenden Stücke mit Lötwasser bestrichen hat, erwärmt man sie mittels des Lötrohrs und der Weingeistlampe und hält dann ein Stückchen Lötzinn (Lot) daran. Sobald dieses fließt, zieht es sich in die Fuge ein und verbindet die Stücke. Leichtfließendes Lot, das man vom Klempner erhalten kann, wird durch Zusammenschmelzen von 2 Teilen Zinn und 1 Teil Blei hergestellt.
536. Glas zu machen. Du hast schon mancherlei von der Erfindung des Glases und von seiner Fabrikation gehört, so daß es dir gewiß Vergnügen machen wird, im kleinen die Sache einmal selbst zu versuchen. Tauche zu diesem Zwecke die Schleife, welche du am Ende eines Platindrahtes gemacht hast, in etwas Pottasche oder Soda, zerreibe ein wenig Sand ganz fein, tupfe ihn daran, dann bringe das Gemisch in die Spitze der Flamme; es wird zuerst ein Aufbrausen entstehen, und dann wird sich die Pottasche oder Soda mit dem Kieselsande zu einer kleinen Glasperle vereinigt haben.
537. Zucker zu zerlegen (analysieren). Die Chemiker behaupten, Zucker bestände aus Wasser und Kohle. Willst du dich durch einen Versuch selbst hiervon überzeugen, so überschütte 20 Gramm Zucker mit etwas Wasser, so daß ein dicker Sirup entsteht. Setze diesen in einem Porzellanschälchen auf einen Teller mit Sand in das Freie, schütte tropfenweise 20 Gramm starker Schwefelsäure langsam hinzu und rühre die Mischung fortwährend mit einem Glasstäbchen um. Anfänglich wird das Gemisch sich heftig erhitzen und schwarz werden, schließlich aber ein Stück fester Kohle übrig bleiben. Es ist zu raten, daß du dich beim Umrühren so weit als möglich davon entfernt stellst und den Arm ausgestreckt hältst, damit du bei etwaigem Spritzen der Mischung keinen Schaden erleidest.
538. Sauerstoff darzustellen. Die atmosphärische Luft, welche uns umgibt und welche wir atmen, besteht aus einem Gemenge zweier Luftarten, Sauerstoff und Stickstoff. Der Sauerstoff ist diejenige Luftart, welche sich beim Einatmen in der Lunge mit unserm Blute verbindet, die also für unser Leben am wichtigsten ist. Willst du Sauerstoff rein darstellen, so thue in ein Kochfläschchen oder in eine kleine Retorte etwas chlorsaures Kali, das du wohlfeil in der Apotheke zu kaufen bekommst. Du mischt ein wenig pulverisierten Braunstein oder etwas trockenen Sand bei, um ein zu heftiges Aufschäumen zu verhüten. Die Öffnung des Fläschchens wird mit einem Korke verschlossen und durch diesen eine Glasröhre gesteckt. Das freie Ende der letzteren leitet man in eine Schüssel mit Wasser. Unter dem Fläschchen bringt man eine Spiritusflamme an. Das Salz wird bald anfangen, zu schmelzen und zu kochen. Es entwickelt sich Sauerstoff und perlt in Gestalt von Luftblasen aus dem Glasröhrchen ins Wasser. Hier fängt man ihn in einem umgestülpten und mit Wasser gefüllten Glase auf. Man füllte das Glas vorher mit Wasser, verschloß seine Öffnung durch den Stöpsel, durch eine aufgelegte Glasplatte oder durch die Hand, kehrte es um und brachte es mit der Mündung ins Wasser der Schüssel. Es blieb auch dann noch mit Wasser gefüllt, wenn man den Verschluß beseitigte. Man stellt das Glas so, daß die Sauerstoffluftperlen in dasselbe gelangen und sich darin sammeln können. Sie verdrängen allmählich das Wasser. Der Bequemlichkeit wegen stellt man das Glas wohl auch auf eine sogenannte Brücke, d. h., auf ein wagerecht in der Mitte des Wassergefäßes liegendes Blechstück, das mit Öffnungen versehen ist. Ist ein Glas mit Sauerstoff gefüllt, so wird es verstöpselt und ein zweites zum Füllen aufgesetzt. – Man darf das Erhitzen des Kochfläschchens nicht zu lange fortsetzen; wenn dieses aus leichtflüssigem Glase besteht, fängt es sonst an, sich aufzublähen und zerschmilzt. Die Sauerstoffluft in den Gläsern zeigt keine Farbe, keinen Geruch und keinen Geschmack; es lassen sich aber mit ihr einige sehr hübsche Versuche anstellen, welche darthun, daß sie doch andre Eigenschaften besitzt als die atmosphärische Luft.
539. Holz in Sauerstoff zu verbrennen. Stelle ein Glas, das mit Sauerstoffluft gefüllt ist, vor dich auf den Tisch. Zünde einen Holzspan an, und nachdem er gehörig in Brand gekommen ist, bläst du ihn aus, so daß seine Kohle nur noch glüht; öffnest du nun den Stöpsel der Flasche und steckst den glimmenden Span in den Sauerstoff, so flackert derselbe plötzlich mit lebhafter, heller Flamme auf und verbrennt viel rascher, als vorher in gewöhnlicher Luft. Im Glase bleibt Kohlensäure zurück.
540. Zündschwamm in Sauerstoff zu verbrennen. An der gewöhnlichen Luft kommt der Feuerschwamm nur zum Glühen, niemals kommt es zur Bildung einer hellen Flamme. Klemmst du ein wenig Feuerschwamm an das Ende eines Drahtes, zündest ihn an und tauchst ihn dann in das Glas mit Sauerstoff, so wird er unter heller Flamme verbrennen. Er bildet mit dem Sauerstoffe Kohlensäure.
541. Eisen in Sauerstoff zu verbrennen. Mache das Ende eines sehr dünnen Eisendrahtes, den du in einen Korkstöpsel eingeklemmt hast, an der Spirituslampe glühend und stecke ihn in das Glas mit Sauerstoff. Das Eisen wird mit lebhaftem Funkensprühen verbrennen und dabei helles Licht verbreiten. Da kleine Teilchen glühenden Eisens hierbei abgeschleudert werden und auf den Boden des Glases fallen, so ist es gut, wenn du in letzterem für diesen Versuch ein wenig Wasser lässest. Das Eisen verbindet sich mit Sauerstoff zu Eisenoxyd. Besser als gewöhnlicher Draht eignet sich zu diesem Versuche ein Stück Uhrfeder, das man zunächst ausglüht, dann mit Schmirgelpapier glatt abreibt und, spiralig zusammengerollt, am Stöpsel der Flasche befestigt. Um die Uhrfeder ins Glühen zu bringen, steckt man ein Stückchen Schwamm an ihr Ende und zündet dasselbe vor dem Einbringen in den Sauerstoff an.
542. Schwefel in Sauerstoff. Umwinde einen biegsamen Eisendraht mit einem etwa 15 – 20 Zentimeter langen Stück Schwefelfaden, wie man ihn zum Bleichen von Korbwaren, Strohhüten u. dgl. benutzt. Brenne ein Ende desselben an und tauche ihn in die mit Sauerstoff gefüllte Flasche. Sofort wird er schnell mit hellleuchtender Flamme verbrennen.
543. Künstliche Weintrauben aus Harz. In einem Tiegel bringe über schwachem Kohlenfeuer Harz zum langsamen Schmelzen, tauche den Kopf einer Thonpfeife in ähnlicher Weise in das flüssige Harz, wie du es beim Anfertigen der Seifenblasen zu thun pflegst, und blase dann vorsichtig durch das Rohr. Es werden schöne Harzblasen entstehen, die traubenartig aneinanderhängen, und, wenn sie mit blauem Farbenstaube bepudert werden, ganz das Ansehen von Weintrauben erhalten.
544. Stärke in Gummi zu verwandeln. Die echten Gummisorten kommen von mehreren Arten Akazien, Tragant u. s. w. Sie lösen sich in Wasser zu einem klebrigen Schleime auf und werden beim Malen, Färben, Drucken u. s. w. vielfach benutzt. In neuerer Zeit bereitet man Gummi vielfach aus Stärke. Du kannst im kleinen einen Versuch machen. Zu diesem Zwecke mengst du 15 Gr. Stärke mit 4 Gr. Wasser, und 4 Tropfen Salpetersäure gut durcheinander und läßt die Mischung wieder an der Luft trocknen. Ist dies geschehen, so stellst du das Näpfchen auf eine Ofenplatte, die so weit erhitzt ist, daß sie schwach zischt, wenn du sie mit dem feuchten Finger berührst. In dieser gleichbleibenden Wärme lässest du die Mischung einige Stunden stehen. Die Salpetersäure ist dann völlig verschwunden und die Stärke in Gummi umgewandelt. Die Zeugdrucker und Zeugbereiter benutzen dieses künstlich erzeugte Stärkegummi (Dextrin) jetzt häufiger als das ausländische, natürliche, weil es viel wohlfeiler ist als dieses und dieselben Dienste verrichtet.
545. Aus Stärke Sago zu machen. Der echte Sago wird aus dem Marke mehrerer Palmenarten bereitet; viel Sago aber wird auch aus gewöhnlicher Weizen- oder Kartoffelstärke gemacht. Das das möglich ist, davon kannst du dich leicht überzeugen.
In einem Porzellanschälchen feuchte etwas Stärke mit Wasser an, bringe sie über gelindes Feuer und rühre sie, während des Erhitzens, ununterbrochen um. Es verwandeln sich die weichen Stärkemehlkrümelchen in harte, hornartige Kügelchen. Überschüttest du diese mit kochendem Wasser, so lösen sie sich nicht zu Brei auf, wie es die Stärke thut, sondern sie quellen nur zu einer durchscheinenden, gallertartigen Masse auf; sie sind zu Sago geworden.
546. Stärke in Zucker zu verwandeln. Es ist dir bekannt, daß Zucker aus dem Safte des Zuckerrohrs, der Runkelrüben und des Zuckerahorns bereitet wird; der Chemiker versteht es aber, sogar aus gewöhnlicher Stärke von Kartoffeln und Weizen Zucker herzustellen. Es gibt ansehnliche Fabriken, welche sich damit beschäftigen und den gewonnenen Zucker entweder noch als Sirup oder, von diesem getrennt, als festen, weißen Zucker verkaufen. Besonders wird solcher Stärkezucker vielfach beim Versüßen der Weine, bei Herstellung gewisser Backwaren, beim Einmachen von Früchten u. s. w. gebraucht. Um dir eine Vorstellung zu verschaffen, auf welche Weise eine solche Verwandlung zu bewerkstelligen sei, stellst du den Versuch im kleinen in folgender Weise an. Du bringst 50 Gr. Wasser, mit 20 Tropfen Schwefelsäure versetzt, in einem Näpfchen zum lebhaften Kochen. In einem andern Schälchen hast du 20 Gr. Stärke mit etwas Wasser angerührt, diese bringst du allmählich theelöffelweise zu dem kochenden Sauerwasser. Du darfst nicht die ganze Stärke auf einmal dazuthun, damit das Wasser nicht aus dem Kochen kommt. Einige Minuten lang lässest du das Kochen noch fortdauern, dann schüttest du so lange Kreidepulver zu der Flüssigkeit, als noch ein Aufbrausen stattfindet. Man neutralisiert dadurch die etwa noch vorhandene Schwefelsäure. Hierauf filtriert man die Flüssigkeit ab und kocht sie so lange, bis sie dick wird. Sie bildet dann einen eigentlichen Sirup, der fast ebensosüß schmeckt, wie Runkelrüben- oder Zuckerrohrsirup. Aus demselben läßt sich, wenn auch schwieriger, selbst kristallisierter Zucker herstellen.
547. Pottasche zu machen. Du verbrennst im Ofen einige Stücke Holz, achtest aber darauf, daß die übrigbleibende Asche nicht mit Asche von Braunkohle, Steinkohle u. dgl. verunreinigt wird. Die Holzasche sammelst du in einem Filtrum aus Fließpapier (Papiertüte), das du in einen Blech- oder Glastrichter gethan hast, und übergießest sie mit warmem Wasser. Die durchtröpfelnde Flüssigkeit ist die bekannte Lauge. Sie schmeckt eigentümlich herbe und färbt rotes Lackmuspapier blau. In einer Porzellantasse oder einem Kochschälchen stellst du die Flüssigkeit in den Ofen, bis alles Wasser verdunstet ist. Es wird in dem Gefäße ein weißgrauer Salzüberzug bleiben, der Pottasche ist.
548. Seife zu kochen. Seife ist ein Ding, das du täglich mehr als einmal in der Hand hast; du möchtest gern wissen, wie sie gemacht wird. Du kannst den Versuch in folgender Weise anstellen. Als Kochgefäß nimmst du einen kleinen Kupferkessel, füllst ihn mit schwacher Lauge (Pottasche in Wasser aufgelöst) und bringst ihn über dem Feuer zum Kochen. Sobald die Lauge siedet, schüttest du etwas Rüb- oder Baumöl hinzu. Die helle Flüssigkeit wird dadurch sofort trübe und weißlich werden. Du fährst mit dem Zutröpfeln des Öles fort, bis die Flüssigkeit dicklich wird. Sollte sich auf der Oberfläche derselben Öl schwimmend zeigen, so hast du bereits zu viel hinzugethan und mußt wieder soviel Lauge zugeben, bis das überschüssige Öl verschwindet. Durch das Zuschütten wird die Flüssigkeit aus dem Sieden gekommen sein. Man läßt sie von neuem aufkochen. Es verbinden sich Lauge und Öl miteinander und bilden Seifenleim. Man nimmt den Kessel vom Feuer weg oder löscht das letztere aus und streut Kochsalz in die Flüssigkeit; der Seifenleim verdichtet sich zu einer festeren Masse, welche sich von der übrigen Lauge trennt. Jetzt läßt man das Ganze abkühlen, schöpft dann die Seifenmasse ab, entleert den Kessel, füllt ihn von neuem mit starker Lauge, bringt diese zu heftigem Sieden und thut die abgeschöpfte Seifenmasse nochmals dazu. Eine Zeitlang wird mit Sieden fortgefahren und dabei die Flüssigkeit umgerührt, um das Überlaufen derselben zu verhüten. Die Seifenstücke werden allmählich fester, es werden einzelne Platten entstehen. Dann läßt man das Ganze abkühlen und erhält beim Erkalten eine feste, weiße Kernseife.
549. Bier zu brauen. Du trinkst zu Zeiten auch wohl ein wenig Bier mit, besonders wenn Geburtstag oder sonst ein Fest ist; natürlich möchtest du auch gern wissen, wie der interessante Trank gemacht wird. Du hast schon bemerkt, daß es sehr vielerlei Arten von Bier gibt. Der Brauverständige teilt sie vorzugsweise in zwei Gruppen und nennt die eine obergärige, die andere untergärige Biere. Zu der letzteren Abteilung gehören die Lagerbiere und sogenannten bayrischen Biere. Der Brauer wird dir auch sagen, daß das Bereiten des Bieres ein schwieriges Ding ist und besonders bei der Herstellung des Lagerbieres gar vielerlei mit großer Sorgfalt beobachtet werden muß, um ein schönes, haltbares Getränk hervorzubringen, das von den Feinschmeckern und Bierkennern gepriesen wird. Wenn wir zusammen zum Spaße einmal dem Brauer ins Handwerk kommen wollen, so versuchen wir es mit einem Gebräu von obergärigem Biere, um überhaupt ein wenig Verständnis davon zu erhalten.
Wir kaufen uns vom Brauer etwas gequetschtes Malz, vielleicht 20 Gr. (Malz bereitet der Brauer aus Gerste. Er quellt diese in Wasser ein und läßt sie keimen. Vorher enthielten die Gerstenkörner nur Mehl, beim Keimen fängt das Mehl an, sich in Zucker zu verwandeln. Sind die Keimwürzelchen ein Stück hervorgekommen, so dörrt der Brauer das Malz, entfernt die Keime von den Körnern und läßt die letzteren durch ein paar Walzen etwas zerquetschen). Diesen zerquetschten Malz übergießest du mit 60 Gr. kaltem Wasser, rührst es durcheinander und schüttest unter fortwährendem Umrühren 80 Gr. kochendes Wasser dazu. Nun stellst du das Gemisch einige Stunden lang auf eine Stelle des Ofens, an welcher es gegen 65 bis 70° C. warm bleibt. Kostest du nach Verlauf dieser Zeit jene Flüssigkeit, so wirst du sie süßschmeckend finden. Die Brauer pflegen sie »Würze« zu nennen.
Willst du nun ein gewöhnliches, süßes Weißbier herstellen, so seihest du die ganze Mischung durch ein reines, feines Leinwandstückchen. Die durchgelaufene Flüssigkeit kochst du bei mäßigem Feuer noch ein wenig, bis sie klar und durchsichtig wird. Hat sie sich nun bis auf etwa 30° C. abgekühlt, so schüttest du ein Kaffeelöffelchen voll Hefe hinzu. Es wird nicht lange dauern, so wird dein Gebräu anfangen, zu gären, und nach einigen Tagen wird es sich klären.
Willst du, statt des Weißbieres, Hopfenbier erzeugen, das etwas bitter schmeckt und haltbarer ist, so steckst du während des Kochens ein oder zwei Hopfenzapfen in die Flüssigkeit und fischest sie beim Abkühlen wieder heraus.
Bei Herstellung des Lagerbieres ist das Verfahren zunächst dasselbe, nur wird die Würze, nachdem sie gekocht worden ist, rasch bis unter 10° C. abgekühlt, dann sogenannte untergärige Hefe zugesetzt und das Bier kühlgehalten. Es tritt hier eine sehr langsame Gärung ein, die erst nach Monaten beendigt wird. Die Lagerbiere werden gewöhnlich im Winter gebraut, in kalten Kellern aufbewahrt und im nächsten Sommer getrunken.
Wenn du dein gebrautes, obergäriges Bier an offener Luft länger stehen lassest, so geht die Gärung in demselben allmählich weiter. Das Stärkemehl der Körner hatte sich zuerst in einen zuckerartigen Stoff umgewandelt; dieser war in weingeistige Gärung übergegangen und hatte zugleich Kohlensäure gebildet; beim weiteren Verlaufe wird aber die Flüssigkeit sauer. Es wird im günstigen Falle Bieressig daraus entstehen, der sich aber nicht zum Trinken eignet.
550. Kautschuk. Das Kautschuk oder Federharz kennst du längst schon als Mittel, um Bleistiftstriche von Papier zu entfernen. Bei deinen chemischen Versuchen kann es dir gelegentlich gute Dienste thun, um Glasröhrchen, die zu Leitungen nötig waren, miteinander zu verbinden. Du brauchst nur die Endflächen eines Kautschukstückchens mit einem scharfen Messer zu beschneiden, so daß eine glatte, frische Schnittfläche entsteht. Dann biegst du das Gummistück über dem Glasröhrchen oder über einem Bleistift zusammen, drückst die frischen Schnittflächen dicht aneinander und umwickelst das Kautschukröhrchen mit einem Faden. Es wird eine luftdichte Röhre darstellen. Sollen zwei Glasröhren mittels der Kautschukröhre verbunden werden, so steckst du beide erstere von den entgegengesetzten Seiten in die letztere und bindest die Enden mit Fäden fest an. Ist die Kautschukröhre zu unfügsam, so tauchst du sie in heißes Wasser.
Der Kautschuk zerweicht selbst in kochendem Wasser nicht, er ist deshalb kein Gummi im Sinne der Chemiker; denn von Gummi verlangt man, daß es sich in Wasser vollständig auflöst. Ebenso ist er auch kein Harz, denn von diesem setzt die Chemie voraus, daß es sich in Spiritus auflöst. Willst du Kautschuk auflösen, so kannst du Äther, Terpentinöl oder Steinkohlenteeröl dazu verwenden. Zeuge, mit einer solchen Lösung überstrichen, werden wasser- und luftdicht.
Schmilzt man bei gelindem Feuer Kautschuk, das in Steinöl (Petroleum) aufgeweicht worden ist, mit Schellack zusammen, so erhält man einen sehr dauerhaften Kitt, durch den nicht nur Holz, sondern auch Stein und Eisen fest miteinander verbunden werden können.
Zündest du ein Kautschukstück an der Flamme an, so brennt es und rußt stark dabei. Beim Ausblasen bleibt eine zähe, schwarze Masse, geschmolzenes Kautschuk, zurück. Diese dient dir zum Bestreichen der Glasstöpsel für solche Flaschen, in denen Laugen aufbewahrt werden. Ohne diese Vorsichtsmaßregel kleben dieselben gern im Flaschenhalse fest.
551. Das Wasserstoffgasfeuerzeug. Das Wasserstoffgas hat man verwendet, um eine Art Feuerzeug herzustellen, dessen Einrichtung folgende ist. Ein weites Glasgefäß (Zuckerglas) ist mit einem Deckel versehen, der nur lose aufliegt, höchstens einen ringsum vorspringenden Rand hat, um sich nicht so leicht zu verschieben. In der Mitte des Deckels ist eine Flasche ohne Boden mit ihrem Halse luftdicht befestigt. Der Hals endigt in einem Messingröhrchen, das oberhalb des Deckels in eine knieförmig gebogene, feine Spitze ausläuft und durch einen Drücker ( e) leicht zu öffnen ist. Gegenüber der Mündung ist eine Messingkapsel mit etwas Platinschwamm ( f), der das ausströmende Wasserstoffgas entzündet.
In der Flasche hängt ein Zinkstück ( b). Man füllt die Flasche mit sehr verdünnter Schwefelsäure und läßt in dem äußeren Gefäße so viel Raum, daß die Flüssigkeit, die anfänglich in der inneren Flasche ist, hier noch Platz findet, sobald sie aus letzterer durch das Gas verdrängt wird. Die Säure füllt man zuletzt nach. Die Flüssigkeit wirkt auf das Zink, es entstehen schwefelsaures Zinkoxyd (Zinksalz) und Wasserstoff. Letzterer sammelt sich in der Flasche, drängt die Flüssigkeit vom Zinke weg, und die Gasentwickelung hört so lange auf, bis beim Gasverbrauche die Säure wieder Zutritt zum Zinke in der Flasche erhält.
552. Ein musikalisches Licht. In einem Glasfläschchen mischest du 20 Gramm gewöhnliche Schwefelsäure mit 100 Gramm Wasser, bringst etwas Eisenfeilspäne oder etwas Zink in die Mischung, verstöpselst die Flasche und steckst durch den Pfropfen eine feine Glasröhre oder, in Ermangelung derselben, das Röhrchen einer thönernen Tabakspfeife. Aus der Mischung wird sich Wasserstoffgas entwickeln, das du nach einiger Zeit am Ende des Röhrchens anzündest. Es brennt mit kleiner, blauer Flamme. Hält man über diese Flamme eine Glasröhre von etwa 50 Zentimetern Länge und 2 Zentimetern Durchmesser, so daß die Flamme völlig von der Röhre umgeben ist, so hört man ein lautes Tönen. Das Wasserstoffgas verbrennt in einer ununterbrochenen Folge kleiner Explosionen und bringt durch die Erschütterungen das Tönen der Glasröhre hervor.
553. Sumpfgas (Methan). Wenn du dich im Sommer am Rande eines Sumpfes oder schlammigen Grabens befindest, so wirst du aus dem Wasser Luftblasen in großer Menge aufsteigen sehen. Du kannst sie in einer Flasche leicht auffangen, wenn du dieselbe mit Wasser füllst, in ihren durchbohrten Kork einen Trichter steckst und sie unter Wasser umkehrst. Besonders lebhaft steigen die Blasen auf, wenn du mit einem Stocke das Sumpfwasser umrührst. Das Gas, welches du in der Flasche ansammelst, ist Sumpfgas, leichtes Kohlenwasserstoffgas, gewöhnlich verunreinigt durch etwas Stickstoff und Kohlensäuregas. Es ist dasselbe, das sich in manchen Kohlenbergwerken von selbst bildet und bei hinzugebrachtem Feuer unter Explosion entzündet. Hunderte von Bergleuten haben schon durch dasselbe ihr Leben verloren; man nennt es gewöhnlich »schlagende Wetter.«
Ende.