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Belustigungen mit der Wärme.

370. Die Feuerprobe. Du weißt, daß vor alten Zeiten eine Art Gottesurteil darin bestand, daß der Verklagte ein glühendes Eisen eine Strecke weit in der bloßen Hand tragen mußte. Blieb seine Hand unverletzt, so galt dies als ein Beweis seiner Unschuld. Willst du im kleinen diesen Versuch wagen, so bedecke deine Hand mit einer Schicht ganz trockenen, weißen Sandes. Auf diesen kannst du getrost einen Schlüssel oder einen anderen eisernen Gegenstand legen, den du auf dem Ofen erhitzt hast. Du wirst keine Empfindung der Hitze haben. Es könnte sogar jemand einen eisernen, bis zur Rotglut erhitzten Körper tragen, ohne dadurch verletzt zu werden. Du wirst dich natürlich nur mit einem mäßig heißen Gegenstande begnügen, um nicht auf andre Weise Unglück zu haben. – Als sich die Engländer in Gibraltar gegen die spanische Flotte verteidigten, schaffte man die glühenden Kugeln von dem Ofen aus nach den Batterien in hölzernen Tragkästen, die zur Hälfte mit trockenem Sande angefüllt waren. Die hölzernen Gefäße blieben durchaus unversehrt.

371. Das Feuermachen der Wilden. Nimm einen etwa 20 Zentimeter langen, runden Stab aus hartem Holze, versieh ihn an beiden Enden mit einer stumpfen Spitze und verdünne ihn nach der Mitte zu etwas. Schlinge hierauf die Sehne eines Bogens um ihn, stemme seine Enden gegen zwei weiche, aber vollkommen trockene Bretter und bringe ihn durch Hin- und Herschieben des Bogens in Umdrehungen. Durch die Reibung der Spitzen im Holze werden sich dieselben nach einiger Zeit so erhitzen, daß sie anfangen, zu glühen. Man kann an ihnen Zunder (verkohlte Leinwand) oder Feuerschwamm anzünden.

372. Nachweis, daß das Innere einer Kerzenflamme nicht heiß ist. Ein Stück starkes, weißes Notenpapier oder ein Kartenblatt halte so in die Flamme einer Wachskerze, daß es dicht über das Ende des Dochtes zu liegen kommt. Laß es so lange in der Flamme, bis es zu rauchen anfängt. Das Anbrennen mußt du zu vermeiden suchen. Dann ziehe das Blatt rasch hinweg. Du wirst auf demselben einen braungesengten, kreisrunden Streifen finden, der von Ruß geschwärzt ist; das Innere desselben ist aber völlig weiß und unverletzt geblieben. Dies ist eine Folge davon, daß im Innern der Flamme sich keine Hitze entwickelt, sondern nur im Mantel derselben.

373. Die Sicherheitslampe. Es ist dir bekannt, daß der berühmte Humphrey Davy die Benutzung einer Lampe aus feiner Drahtgaze für die Bergleute vorschlug, durch welche die Entzündung der explodierenden Grubengase verhindert werden sollte. Von der Wirksamkeit einer solchen Sicherheitslampe kannst du dich sehr leicht überzeugen, wenn du im Besitze eines Stückchens Drahtgaze bist, wie solche gegenwärtig zu Fliegenfenstern u. dgl. vielfach verwendet wird. Du hast nur darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Maschen nicht zu weit sind. Hältst du das Drahtgeflecht auf die Flamme einer Kerze und drückst es in derselben abwärts, so wird die Flamme durch den Draht so weit abgekühlt werden, daß die durch letzteren hindurchziehenden, brennbaren Gase sich nicht entzünden und demnach nicht fortbrennen können. Hältst du einen brennenden Papierstreisen über das Drahtnetz, so werden sich die Gase entzünden. Ein oben auf das Drahtnetz gelegtes Stückchen Kampfer beginnt zu verdampfen; die weißen Dämpfe ziehen aber abwärts durch das Gazenetz und entzünden sich an der Flamme, während der Kampfer selbst so lange ohne Flamme bleibt, bis das Drahtgeflecht eine größere Hitze erhält.

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Die Davysche Sicherheitslampe.

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Erklärung der Sicherheitslampe.

374. Ein gezeichnetes Geldstück durch das Gefühl finden. Nimm an einem kalten Winterabende fünf oder sechs gleiche Münzen, zeichne eine von ihnen mit einem eingeritzten Kreuze oder mit einem Striche, und lege sie, etwa zehn Minuten lang, hinaus auf den Fensterstock, so daß sie vollständig erkaltet, während die übrigen die Wärme des Zimmers annehmen. Hast du unbemerkt das Geldstück hereingeholt, so zeige alle vor, zeichne scheinbar jetzt erst das Kreuz oder den Strich auf die eine Münze und laß alle in einen Hut oder ein geeignetes Gefäß legen und tüchtig untereinanderschütteln. Es wird dir, selbst bei verbundenen Augen, nicht schwer fallen, das erkaltete Geldstück mit Hilfe deiner tastenden Fingerspitzen herauszufinden.

375. Warm oder kalt. Wie man sich nicht immer auf sein Gefühl verlassen kann, zeigt folgender Versuch. Setze drei Becken mit Wasser auf den Tisch. In dem Becken zur Linken sei das Wasser so kalt als möglich, darum thue ein wenig Eis oder im Winter auch Schnee dazu. Das Wasser im Becken zur rechten Hand sei so heiß als möglich, jedoch so, daß man sich nicht verbrennt. Im mittelsten Becken sei lauwarmes Wasser. Stecke die linke Hand in das eiskalte Wasser, die rechte Hand in das heiße, laß beide ein wenig darin und tauche sie dann beide zugleich in das laue Wasser des mittleren Beckens. Die rechte Hand wird das Wasser kalt empfinden, der linken dagegen wird es warm vorkommen. Man erkennt daraus, daß unser Gefühl bei der Beurteilung der Wärme sehr unzuverlässig und unzureichend ist.

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Das Licht in der Flasche.

376. Das Licht in der Flasche. Zu diesem interessanten Versuche wählst du dir eine Glasflasche, die etwa 18 Zentimeter hoch und 10 Zentimeter weit ist. Die Öffnung möge etwa 2 bis 3 Zentimeter im Durchmesser halten. Auf dem Boden der Flasche befestigt man ein Lichtchen und zündet es an. Es wird sehr bald die Flasche mit dickem Rauche füllen und verlöschen, denn es verbraucht die brennbare Luft rasch und neue strömt nicht zu. Es erstickt, wie ein Mensch, der in eine Kiste ohne Öffnung geschlossen worden ist. Steckt man aber senkrecht in die Mündung der Flasche einen passenden Metall- oder Glasstreifen, sodaß zwei getrennte Öffnungen entstehen, so wird das Licht sich erholen und ruhig fortbrennen. Durch die eine Öffnung der Mündung wird Luft hineinziehen und durch die andere die unbrauchbare Luft wieder hinausgehen. Daß dem wirklich so ist, davon kann man sich sehr leicht überzeugen, wenn man einen brennenden Wachsstock oder Papierstreifen in der Nähe der Mündung ausbläst. Der Rauch derselben wird durch die eine Öffnung in die Flasche dem brennenden Lichte zugezogen, während er durch die andre wieder herausströmt.

377. Glasstöpsel auszuziehen. Es kommt mitunter vor, daß sich ein eingetriebener Glasstöpsel in dem Flaschenhälse so festsetzt, daß er sich nicht herausdrehen läßt. Beim Anwenden größerer Gewalt wird dann leicht der Flaschenhals abgebrochen oder die ganze Flasche zersplittert. Man sucht in solchem Falle den Flaschenhals zu erwärmen, und zwar, indem man die Flamme der Spirituslampe daran schlagen läßt, bis er so warm ist, daß man die Hand noch daran erleiden kann. Man hütet sich, gleich zu stark zu wärmen, damit die Flasche nicht springt, und versucht, durch gelindes Drehen den Stöpsel zu lüften. Zum Erwärmen kann man sich auch eines Bindfadens bedienen, den man einmal um den Flaschenhals schlingt und durch Ziehen mit beiden Händen rasch hin- und herbewegt, während eine andere Person die Flasche hält.

378. Die feste Klammer. Laß dir vom Schmiede oder vom Schlosser aus 5–7 Millimeter starkem Eisendrahte ein Rechteck biegen, dessen eine lange Seite ein ausgeschnittenes Stück hat, welches um ein klein wenig länger als seine Öffnung ist. Fasse das Drahtrechteck mit Zangen und halte die lange Seite desselben über mehrere nebeneinanderstehende Spirituslämpchen. Durch die Wärme der Flammen wird das Metall bald soweit ausgedehnt, daß sich der ausgeschnittene Teil einfügen läßt. Nach dem Erkalten aber zieht sich das Eisen zusammen und hält das eingesetzte Stück fest. Erst nach abermaligem Erhitzen fällt es von selbst aus.

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Die feste Klammer.

379. Das Heben der Glasröhre. Auf einen Aufbau von Büchern lege das Ende einer vielleicht einen halben Meter langen und wenige Millimeter starken Glasröhre und beschwere es durch ein aufgelegtes Buch und ein Gewicht, so daß die Röhre sich in wagerechter Lage befindet. Stecke in den Kork eines kleinen Fläschchens einen Draht und biege ihn so um, daß er der Öffnung der Röhre gegenübersteht. Setzt du nun unter die Glasröhre, nahe dem Bücherstoße, ein brennendes Spirituslämpchen, so wird die untere Seite stark erhitzt; sie dehnt sich aus und bewirkt dadurch ein Heben der Röhre, was man deutlich durch ein Abweichen des hervorstehenden Endes von dem Drahte in der Flasche bemerkt.

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Das Heben der Glasröhre.

380. Ein einfacher Wärmemesser. Kaufe dir einen Probiercylinder (ein etwa 1½ Zentimeter weites, an einem Ende zugeschmolzenes Glasrohr), fülle es ein wenig mit Wasser, verschließe es mit einem durchbohrten Korke und führe durch denselben ein vielleicht 20 Zentimeter langes, dünnes Glasrohr, welches du gut mit Siegellack verkittest, bis zum Boden ein. Tauche hierauf deine Vorrichtung erst in einem Gefäße mit heißem Wasser, dann in kaltem Wasser vollständig unter, so wird sich die lange Röhre, infolge des Zusammenziehens der Luft, mit Wasser füllen. Beim Gebrauche hast du nur nötig, diesen Wärmemesser mit dem zu prüfenden Körper, der Hand, einer Flüssigkeit u. dgl., in Berührung zu bringen, und die in der engen Röhre steigende oder fallende Flüssigkeitssäule zeigt dir den Grad der Wärme ungefähr an. Recht sichtbar ist die Veränderung der Oberfläche des Wassers, wenn man es mit Tinte, Anilin, Waschblau oder Lackmus gefärbt hat.

381. Beim Auflösen und Verdampfen wird Wärme verbraucht. Stelle den in voriger Nummer beschriebenen Wärmemesser in ein Gefäß mit Wasser und bezeichne den Stand der Flüssigkeitssäule in der Röhre durch einen mit Tinte ausgeführten Strich oder durch eine dünne, verschiebbare Korkscheibe. Schüttest du hierauf einige Löffel Soda oder Kochsalz in das Wasser und bringst den Stoff durch Umrühren schnell zum Auflösen, so wirst du bemerken, daß dein Wärmemesser ein Sinken der Wärme anzeigt.

Netzt du ein Leinwandläppchen mit Benzin oder Schwefeläther und schlägst es um die Probierröhre deines kleinen Apparates, so wird dich ein sofortiges Sinken der Flüssigkeit belehren, daß beim Verdunsten viel Wärme verbraucht wurde.

382. Ein Freund der Wärme. Schneide im kalten Winter zwei gleichgroße Vierecke von etwa 10–15 Zentimetern Seitenlänge aus schwarzem und weißem Tuche oder Stoffe und lege sie auf den frischgefallenen Schnee, der von der Sonne beschienen wird. Nach einiger Zeit wirst du bemerken, daß der Schnee unter dem schwarzen Tuche schmilzt, während dies unter dem weißen nicht geschieht.

Nimm deinen in Nummer 380 beschriebenen Wärmemesser und halte ihn in einiger Entfernung von einem Blechtopfe mit glänzender Außenseite, dessen Wasserinhalt durch eine Spiritusflamme ins Kochen gebracht wird. Beruße dann die Außenseite des Topfes über einer rauchenden Petroleumlampe, koche wiederum Wasser in ihm und prüfe nun vergleichsweise aus einiger Entfernung die Veränderung des Wärmemessers. Du wirst finden, daß die schwarze, rußige, rauhe Außenseite des Topfes schneller eine größere Menge Wärme ausstrahlt, als die früher glänzende, ebene. Jetzt wirst du dir es auch erklären können, warum ein eiserner Ofen schneller wärmt, als ein Kachelofen.

383. Papier vor dem Verbrennen zu schützen. Legst du ein Stück Eisen oder Messing, etwa ein Lineal aus solchem Metalle, auf ein Blatt Schreibpapier, faßt letzteres so zusammen, daß es ganz straff anschließt, und hältst es dann über die Flamme des Lichtes, so wird es nicht anbrennen, da das Metall die zugeführte Wärme sofort aufnimmt und weiter leitet. Nimmst du dagegen, statt des Eisens, ein Stück Holz, so wird das Papier sehr bald sengen und, wenn du es nicht entfernst, Feuer fangen. Das Holz leitet die Hitze nur sehr langsam weiter, und dieselbe läßt sich deshalb im Papiere sehr rasch bis zur Entzündung des letzteren steigern.

384. Eis in heißem Wasser. Nimm eine sehr lange Probierröhre, bringe auf den Boden derselben ein Stück Eis, welches, durch Blei oder einen Stein beschwert, am Grunde bleibt, wenn die Röhre bis nahe ihrem oberen Ende mit Wasser gefüllt wird. Erhitzt du nun das Wasser in der geneigt gehaltenen Röhre dicht unter seiner Oberfläche über einer Spiritusflamme, so wird dasselbe sehr heiß werden, ehe das unten befindliche Eis zu schmelzen beginnt. Du erkennst hieraus, daß Wasser ein schlechter Wärmeleiter ist.

385. Der papierene Kochtopf. Biege aus einem Stück Papier eine trichterförmige Tüte zusammen und verhindere ihr Aufgehen durch Anstecken an eine Stricknadel. Fülle sie voll Wasser und halte sie über eine Flamme. Die Nadel dient dir als Stiel, so daß deine Finger nicht in die Nähe der Lampe geraten. Nach einiger Zeit wird das Wasser kochen, ohne daß die Wände des Papiergefäßes von der Flamme verzehrt würden.

386. Der kleine Schmelztiegel. Mische 3 Teile gepulverten Salpeter, wie er zum Einpökeln des Fleisches genommen wird, mit 1 Teil Schwefelblumen und 1 Teil Sägespänen von Buchenholz, welche du dir auch durch Raspeln eines Stückes trockenen Buchenholzes verschaffen kannst. In eine ausgehauene Vertiefung eines großen Ziegelsteines stellst du eine Nußschale, die du mit dem bereiteten Pulver füllst. Lege oben darauf ein dünnes Stück Messingblech oder einen Pfennig und häufe einen Berg der Mischung auf. Zündest du dann das Pulver an, so wirst du, nach der raschen Verbrennung desselben, am Boden der Nußschale eine Metallkugel finden, die durch die entstandene Hitze aus dem Bleche zusammengeschmolzen ist.

387. Die Lampe ohne Feuer. Wickle über einen Schieferstift etwa 10 Zentimeter eines sehr dünnen Platindrahtes spiralförmig auf und befestige ihn aufrecht im Dochte einer Spirituslampe. Ist nach dem Anbrennen derselben der Draht ins Glühen geraten, so lösche die Flamme durch Überdecken derselben mit einem leeren Gefäße aus. Nach dem Abheben desselben wirst du ein Fortglühen des Drahtes bemerken, welches durch die langsame Verbrennung des entströmenden Gases bewirkt wird. Gut ist es, wenn du dem Spiritus ein wenig Äther zusetzest. Denselben Versuch kann man auch in etwas andrer Weise machen. Man schüttet in ein Kelchglas etwas Äther und paßt einen Pappdeckel darauf, der an einer Seite einen kleinen Ausschnitt hat, also nicht völlig das Glas schließt. In der Mitte der Deckels bringt man die Platindrahtspirale an, die aber, beim Auflegen des Deckels, nicht bis auf den Äther selbst reichen kann. Dann macht man den Draht rotglühend und legt den Deckel mit dem glühenden Drahte auf das Glas. Die Ätherdämpfe unterhalten hier das Glühen ebenfalls.

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Eine Lampe ohne Feuer.

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Lampe ohne Feuer anderer Art.

Nimmt man statt gewöhnlichen Spiritus Kölnisches Wasser, so kann man den glühenden Platindraht als Mittel zum Räuchern benutzen.

388. Verschiedene Siedepunkte. Bringe Öl in einem thönernen Gefäße zum Sieden und entferne es dann aus der Ofenröhre. Tauche nun eine mit Wasser halbgefüllte Probierröhre in das Öl, so wird bald darauf das Wasser ebenfalls sieden. Stelle hierauf den Versuch so an, daß du ein mit Weingeist oder Äther gefüllte Probierröhre in Wasser eintauchst, welches eben gekocht hat, so wird auch der Inhalt dieser Röhre sieden.

389. Das Kochen durch kaltes Wasser. Fülle eine sogenannte Kochflasche bis an den Hals mit Wasser, welches du über einer Spirituslampe zum Kochen bringst. Um ein Zerspringen der Flasche zu verhüten, läßt du die Flamme nicht gegen die Glaswand schlagen, sondern stellst ein Stück Drahtgeflecht (Drahtgaze) unter. Mit einem bereitgehaltenen Korke verschließt du während des Kochens die Öffnung, indem du die Flasche mit der, durch einen mehrfach zusammengelegten Lappen geschützten, linken Hand vom Feuer nimmst. Nach dem Erkalten des Wassers kannst du es bald wieder zum Sieden bringen, wenn du die umgekehrt gehaltene Flasche mit kaltem Wasser übergießt.

390. Das Kochen mit Dampf. Verschließe eine halb mit Wasser gefüllte Kochflasche mit einem durchlöcherten Korke, durch den du den kurzen Schenkel einer U-förmig gebogenen Röhre einführst, deren langer Schenkel bis zum Boden einer danebenstehenden, ebenfalls mit Wasser gefüllten, aber unverschlossenen Flasche führt. Bringst du nun das Wasser in der Kochflasche zum Sieden (Beobachte die in voriger Nummer angegebene Vorsichtsmaßregel!), so gehen die Dämpfe durch das Rohr in das Wasser der zweiten Flasche über und bringen es nach einiger Zeit ebenfalls zum Kochen. Du kannst auf diese Weise Wasser in einem Gefäße kochen, dessen Wände die Einwirkung einer Flamme nicht aushalten können.

391. Das plötzliche Erstarren. Fülle einen Probiercylinder zum vierten Teile mit unterschwefligsaurem Natron, einem nicht giftigen Salze, welches du für etwa fünf Pfennige beim Droguisten kaufst. Halte die Röhre in einen Topf mit sehr heißem Wasser und schwenke sie so lange darin hin und her, bis auch das letzte Körnchen zerschmolzen ist. Entfernst du den Probiercylinder nun aus dem Wasser und stellst ihn aufrecht beiseite, so kühlt sich die entstandene Flüssigkeit ab, ohne zu erstarren. Die Kristallisation des Salzes kann man aber sofort herbeiführen, wenn man die Röhre nach dem Erkalten heftig schüttelt oder einige Körnchen desselben Salzes hineinfallen läßt.

Setzt man im Winter ein Glas mit Wasser längere Zeit der Kälte aus, so bildet sich oft erst das Eis, wenn eine heftige Erschütterung den Wasserspiegel in Bewegung brachte.

392. Die kleine Gasfabrik. Kaufe dir eine Thonpfeife, wie sie Kinder oft zum Herstellen der Seifenblasen benutzen, fülle den Kopf derselben mit kleinen Stückchen Kohle oder mit Sägespänen und verschließe die Öffnung durch ein mit Lehm angekittetes Stück Blech oder mit einer Schieferplatte. Bringst du den Pfeifenkopf in die große Flamme einer Spirituslampe, so wird dem langen Rohre ein unangenehmriechender Qualm entströmen, der beim Anzünden mit heller Flamme brennt.

Drehst du einen Bogen Zeitungspapier nach Art einer Zuckertüte zusammen, machst nahe der Spitze eine Öffnung hinein und brennst sie an ihrem offenen Ende an, so wird, bei senkrechter Haltung, der dem oberen kleinen Loche entströmende Rauch ebenfalls beim Anbrennen als Gasflamme leuchten. Daß dieser Versuch nicht in der Nähe der Fenstergardinen oder sonstiger leichtbrennbarer Gegenstände gemacht wird, braucht wohl nur erwähnt zu werden.

393. Ein kleiner Dampfcylinder. Zu einem Kochfläschchen oder Probiergläschen, wie es bei chemischen Versuchen gebräuchlich ist, fertige dir einen Stöpsel aus einem Holzstäbchen, das du mit Werg und Talg umwickelst. Das Glas muß gleichweit sein, so daß der Stöpsel sich bequem in demselben hin- und herschieben läßt. Du füllst in das Glas etwas Wasser und bringst dasselbe über der Spiritusflamme zum Kochen. Sobald letzteres stattfindet, steckst du den Stöpsel in das Glas – er wird durch den sich entwickelnden Wasserdampf rasch wieder bis zur Mündung geschoben werden. Entfernst du hieraus die Lampe vom Kochgläschen, so daß letzteres sich abkühlt, so wird auch der Stöpsel wieder in das Glas einsinken. Durch Erhitzen und Abkühlen des Wassers bringst du also den Stöpsel zum Hin- und Herschieben und hast dadurch dieselbe Bewegung im kleinen hervorgerufen, wie sie der Kolben in dem Cylinder einer Dampfmaschine, ebenfalls durch den Wasserdampf getrieben, ausführt.

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Ein kleiner Dampfcylinder.

394. Das Absprengen von Flaschen. Oft braucht der kleine Physiker Glasgefäße, die er sich leicht durch Absprengen alter Weinflaschen herstellen kann. Er nimmt einen 30–50 Zentimeter langen Wollfaden und netzt ihn durch Eintauchen mit Spiritus. Er legt denselben an der Stelle durch Aufwinden und Drehen auf die Flasche, wo der Sprung erfolgen soll. Hierauf zündet er den Faden an und dreht während der Verbrennung des Spiritus fortwährend die wagerecht gehaltene Flasche. Nach dem Verlöschen der Flamme taucht er die Flasche schnell, mit dem Boden voran, in ein bereitgehaltenes gefülltes Wassergefäß bis über den Wollfaden ein. Er hört einen »Knack«, und die Flasche wird an der gewünschten Stelle gesprungen sein. Etwaige Unebenheiten schleift man auf einer Sandsteinplatte unter Anwendung von Wasser ab.

395. Eis über dem Feuer zu machen. Auf ein Becken mit glühenden Kohlen setzt man einen Teller mit einer Mischung aus Schnee, Eisstücken und Kochsalz. Hierauf kommt ein Teller mit kaltem Wasser. Sowie durch die Wärme der Kohlen das Eis zu schmelzen beginnt, wird so starke Kälte erzeugt, daß das Wasser in dem oberen Teller gefriert.

396. Unverbrennliche Stoffe. Tränke einen Zwirnsfaden 3–4 mal nach einander in starker Kochsalzlösung und hänge an ihm einen leichten Ring aus. Beim Anzünden wird zwar der Faden brennen, doch behalten seine Ascheteilchen, infolge der aneinanderhaftenden Salzkristalle, noch so viel Zusammenhang, daß sie den Ring tragen können.

Dieser Versuch läßt sich dahin abändern, daß man ein viereckiges Stück Musselin an den Ecken mit vier Fäden versieht, ebenfalls mehrmals mit gesättigter Salzlösung tränkt und dann trocknet. Hängt man nun diese Vorrichtung nach Art einer Hängematte aus, in welche man ein ausgeblasenes Ei bettet, so wird es auch nach dem Verbrennen der Hängematte immer noch getragen werden.


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