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Mechanik.

257. Der japanische Flieger. Eine sehr einfache Flugmaschine kann man sich mit Hilfe eines Messers aus einem Stück Zigarrenkistenholz herstellen. Man schneidet von einem Brettchen einen linealähnlichen, 2 bis 3 Zentimeter breiten Streifen ab und bohrt genau in der Mitte desselben ein Loch von der Stärke eines Schieferstiftes ein. Mit einer Feile schrägt man nun auf einer Hälfte des Streifens die rechte, auf der zweiten Hälfte die linke Seite messerartig zu, indem man die nach unten stehenden Kanten so weit wegfeilt, daß an der vorderen Hälfte, bei a, an der hinteren, bei b, eine Schneide stehen bleibt. Hierauf schnitzt man ein rundes Stäbchen von der Größe und Stärke eines Federhalters und steckt es von unten in das Loch des Brettchens. Faßt man nun den fertigen Flieger in der aus der zweiten Abbildung ersichtlichen Weise und bringt ihn durch Reiben mit den Händen in eine schnelle, quirlähnliche Umdrehung, so wird er als Luftschraube hoch emporwirbeln.

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Der japanische Flieger.

Eine ähnliche Spielerei ist unter dem Namen »Die Fledermaus« in Spielwarenhandlungen zu kaufen. Es ist dies eine aus Bambusstäben und Papier hergestellte Flugvorrichtung, die ein paar durch eine Gummischnur in Umdrehung versetzte Windflügel hat, welche die Fledermaus hoch emporheben.

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Das Drehen des Fliegers.

258. Die lange Schere. Mit der Laubsäge schneidet man aus Ahornholz, wie es zu Laubsägearbeiten benutzt wird, gegen zwanzig 12 Zentimeter lange und 1 Zentimeter breite Streifen aus. Außerdem fertigt man zwei 15 Zentimeter lange Stäbchen, die an einem Ende große, scherenartige Löcher zur Einführung der Finger haben. Hierauf bohrt man mit dem Drillbohrer in jedes Stäbchen drei Löcher, eins genau in der Mitte und an jedem Ende, 1 Zentimeter vom Rande entfernt, die zwei anderen. Nun verbindet man je zwei Teile in der Mitte durch eingedrehte, kleine, rundköpfige Messingschrauben, deren an der Unterseite durchdringende Spitzen mit der Feile weggenommen werden. Die zu Kreuzen vereinigten Streifen werden mit ihren Enden ebenfalls durch Schrauben vereinigt. Die großen, mit Scherenöffnungen versehenen Teile werden an dem einen Ende des langen Stäbchengitters befestigt, und die Schere ist fertig. Führst du die Finger in die großen Öffnungen ein und drückst sie zusammen, so verlängert sich die Schere ganz bedeutend, im anderen Falle verkürzt sie sich. Sollte das Drücken etwas schwer gehen, so reibt man an den Vereinigungsstellen etwas gewöhnliche, trockene Seife ein. Diese Spielerei besteht aus einer Vereinigung vieler gleicharmiger Hebel.

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Die lange Schere.

259. Der kleine Flaschenzug. Viel Vergnügen bereitet es einem Knaben, wenn er im stande ist, selbst physikalische Instrumente anzufertigen. So läßt sich bei Benutzung einer Laubsäge leicht ein Flaschenzug herstellen. Von zwei großen und zwei kleinen, leeren, hölzernen Zwirnrollen sägt man die zwei vorstehenden, scheibenartigen Ränder ab ( a, a¹), so daß von der Rolle nur noch eine kurze Walze ( b) übrig bleibt. Je zwei dieser abgefallenen, gleichen Scheiben leimt man mit ihren kleineren Flächen auf einer hölzernen, passenden Achse fest zusammen. Hierauf fertigt man aus 2 Zentimeter breiten Streifen von Zigarrenkistenholz zwei vierseitige Rahmen, deren jeder zwei Rädchen aufnehmen soll und deshalb die ausgesägten Löcher zur Aufnahme der Radachsen aufweist. Vor dem Zusammennageln des Rahmens setzt man eine große und eine kleine Rolle ein. Der fertige Rahmen, die sogenannte Flasche, wird oben und unten mit zwei eingeschraubten, kleinen Messingösen versehen. Hierauf wird ein biegsamer, nicht zu starker Bindfaden in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise um die Schnurenräder geführt, und der Flaschenzug ist zum Gebrauche fertig.

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Der kleine Flaschenzug.

260. Die kletternde Kugel. Ist man im Besitze einer aus Papier geformten, hohlen Kugel, so kann man dieselbe zu folgendem Kunststücke umarbeiten. Man sägt dieselbe in der Mitte durch, fertigt aus einer Stricknadel oder aus Draht eine Achse in der Länge des Kugeldurchmessers und bringt dieselbe in einer der Halbkugeln, durch später einzuleimende, durchlochte Papierstreifen, drehbar an. Aus zwei Zwirnrollen von verschiedenem Durchmesser sägt man, nach Anleitung der vorigen Nummer, zwei Schnurenrädchen aus. Die zusammengeleimten Scheiben derselben befestigt man unbeweglich auf einem passenden Holzzapfen, den man, behufs Einführung obenerwähnter Drahtachse, durchbohrt und in der Halbkugel drehbar befestigt. Um jedes der Rädchen schlingt man einen dünnen, glatten Bindfaden, dessen Ende im Schnurenlaufe festgeknotet wird. Der Faden der großen Rolle ist zum größten Teile aufgerollt, während der der kleineren lang herabhängt. Durch die eingebohrten und geglätteten Löcher in der Halbkugel, ab, werden die Fäden nach außen geführt und am Ende mit angeknüpften Ringen versehen, um ein Zurückfahren zu verhindern. Ist alles so weit fertig, so wird die zweite Halbkugel wieder angeleimt.

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Die aufsteigende Kugel.

Hält man nun die Kugel an dem nach oben führenden, langen Faden der kleinen Rolle und zieht am zweiten, so steigt die Kugel empor; läßt man mit dem Ziehen nach, so sinkt sie wieder. Das Warum ist hier leicht einzusehen. Wenn sich durch das Ziehen der Faden von der großen Rolle abwickelt, muß der zweite sich auf der mit in Umdrehung gesetzten, kleinen Rolle auswinden und infolgedessen die Kugel heben. Bei geschlossener Kugel ist dieser Vorgang jedoch Unkundigen unerklärlich.

261. Die folgsame Kugel. Leichter ausführbar als die kletternde Kugel ist die herabsteigende und auf Wunsch anhaltende Kugel. Verschaffe dir eine große, hölzerne Kugel, etwa aus einem Kegelspiele, und bohre von zwei entgegengesetzten Stellen Löcher so ein, daß sie sich nicht in dem Mittelpunkte der Kugel, sondern seitwärts von ihm treffen und so ein Durchsehen unmöglich machen. Hierauf ziehe eine passende, wollene, 1 1/2 Meter lange Schnur durch die Öffnung, die du oben und unten mit Knoten versiehst, um ein Zurückfahren zu verhindern. Das eine Ende der Schnur hältst du nun in der erhobenen, rechten Hand, während das andere durch Aufsetzen der Fußspitze am Boden festgeklemmt wird. Bei schlaffer Schnur gleitet die Kugel infolge ihrer Schwere herab; spannst du aber die Schnur durch Straffziehen an, so wird die Kugel sofort in ihrer Bewegung innehalten, weil die Reibung des Fadens im »krummen Loche« zu groß ist. Geschieht das Anziehen und Nachlassen der Schnur möglichst unbemerkt, so wird das auf Befehl erfolgende Marschieren und Halten der Kugel bei den unkundigen Zuschauern große Verwunderung erregen.

262. Die einfache Wage. Eine einfache, aber höchst brauchbare Wage kannst du dir selbst aus einigen Metern Bindfaden und zwei viereckigen, zu Wagschalen geeigneten Brettchen herstellen. Schlage in den Rand eines von der Wand abstehenden Brettes oder Regales zwei Nägel in der Entfernung eines Meters ein und befestige an ihnen die Enden eines 1 1/2 Meter langen Bindfadens, in welchem du, genau in seiner Mitte, einen großen Knoten geknüpft hast. Bohre nun in die als Wagschale benutzten viereckigen Brettchen die Löcher zur Durchführung der vier Schnüre ein, verknote dieselben und verknüpfe deren Enden in einer Länge von 30–40 Zentimetern. Hierauf befestige diese Wagschalen an dem langen Bindfaden, indem du sie in gleicher Entfernung rechts und links vom mittelsten Knoten festbindest. Hast du hinter letzterem ein Stück Papier mit Kopierzwecken an der Wand oder einer vorstehenden Leiste befestigt, auf welchem du durch einen Strich oder Pfeil die Stellung des Knotens bei unbelasteten Schalen angibst, so ist die Wage zum Gebrauche fertig. Gesetzt, du willst das Gewicht eines Brotes ermitteln, so lege es auf eine Wagschale. Dieselbe wird sich sofort senken und die ganze Vorrichtung beiseite ziehen. Setzest du aber auf die zweite Wagschale ein Gewicht nach dem andern auf, so wird die Wage sich mehr und mehr horizontal stellen, bis der mittelste Knoten wieder genau vor dem Striche angekommen ist.

Da bei dieser einfachen Wage keine Reibung der Achsen und Zapfen stattfinden kann, so geht sie sehr genau.

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Die einfache Wage.

Sie kann, wenn sie in kleinerem Maßstabe aus Heftzwirn und Zigarrenkistenbrettchen ausgeführt wird, auch zum Wiegen sehr kleiner Gegenstände benutzt werden. Da nicht jedem Knaben kleine Gewichte zur Verfügung stehen, so sei hier ein Verzeichnis des Gewichts unsrer Reichsmünzen gegeben, mit Hilfe dessen sich verschiedene Gewichtssummen zusammenstellen lassen.

TAbelle

Hieraus lassen sich zusammenstellen:

TAbelle

263. Kraftübertragung. Lege ein Streichholz so über ein zweites, daß die Kuppe auf dem Tische aufliegt, während sein kurzes anderes Ende jenseits des ersten ein wenig in die Höhe ragt. Über dieses lege nun ein drittes Holz gleichlaufend dem ersten so, daß seine Kuppe wenig über das hochstehende Ende des zweiten herausragt. Über das untere Ende des letzten legt man ein weiteres Hölzchen, auf dieses wieder eins und so fort, wie aus der Abbildung ersichtlich ist. Drückt man nun mit dem Zeigefinger auf das zuletzt gelegte Stäbchen, so hebt sich die Kuppe des ersten und senkt sich wieder beim Nachlassen des Druckes. Stellt man auf das erste Hölzchen einen leichten Gegenstand, der bei kleiner Grundfläche leicht umfällt, so kann man ihn aus weiter Entfernung durch diese Vereinigung vieler Hebel umwerfen.

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Kraftübertragung.

264. Das Schraubenkaroussell. Kaufe dir in einer Eisenhandlung für 10 Pfennige 1 1/2 Millimeter starken, geglühten Eisendraht, und winde über einen starken, runden Stab (Besenstiel) eine ungefähr 50 Zentimeter hohe Spirale mit weiten Gängen. Klopfe hierauf mit einem Holzhammer einen halben Meter desselben Drahtes auf harter Unterlage gerade, und drehe um ihn 3-4 mal die Mitte eines dritten Drahtes von 25 Zentimetern Länge. Verbinde nun diese drei Teile derartig, daß du den zuletzt angefertigten Draht auf den zweiten steckst, letzteren in die Mitte des aus der Spirale gebildeten Rohres schiebst und seine Enden mit denen des Schraubenganges, unter Benutzung einer Drahtzange, durch Zusammendrehen vereinigst. An den Enden des zwischen den Spiralgängen nach außen kommenden Drahtes werden zwei gleiche Holzmännchen oder sonstige geeignete, gleichschwere Körper drehbar angebracht. Wird nun das Spielzeug senkrecht gehalten, so senkt sich der wagerechte Draht infolge seiner Schwere nieder, muß aber den Windungen des Schraubenganges folgen und sich immer drehend auf der schiefen Ebene hinabwinden. Unten angekommen, werden die Männchen durch Umdrehen des Apparate veranlaßt, ihre Drehungen von neuem auszuführen.

Am oberen und unteren Ende der zusammengewundenen Drähte können Brettchen angebracht werden, so daß das Spielzeug gestellt und gestürzt werden kann.

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Schraubenkaroussell.


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