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106. Feinde im Erdboden. Es hausen in unsern Gärten eine ganze Menge kleiner Feinde, die ihr Zerstörungswerk im Verborgenen treiben und mitunter erst dann an den Verwüstungen erkannt werden, wenn es zu spät ist, ihnen zu wehren. Einem aufmerksamen Knaben wird es bei hinreichender Ausdauer und Unverdrossenheit gelingen, seine Pfleglinge gegen die meisten derselben zu schützen.
Beim Umgraben des Bodens achtet er genau darauf, ob etwa Regenwürmer oder Engerlinge (die Larven des Maikäfers) mit ans Tageslicht gefördert werden. Er sammelt sie in einem Topfe und füttert dann die Hühner damit, denen sie eine ganz besondere Delikatesse sind.
107. Feinde der Pflanzen. Die Blumen und Blattpflanzen seines Gärtchens prüft er täglich genau. Bemerkt er in einem Blatte Löcher oder angefressene Stellen, so kann er sicher auf einen Feind schließen, der in der Nähe ist. Sind ein paar Blätter zusammengezogen oder ist ein Blatt tütenförmig zusammengerollt, so mag er daselbst ein Versteck vermuten, in welchem die Raupe eines Schmetterlings, einer Blattwespe oder eines Käfers ihr Wesen treibt. Bei Tage halten sich die meisten dieser kleinen, gefräßigen Tiere auf der Unterseite der Blätter oder in den angedeuteten Schlupfwinkeln auf, die sie sich selbst herstellen. Dort müssen sie aufgesucht und vertilgt werden. Vom Boden des Beetes und von den benachbarten Wegen liest man sorgsam auch alle abgefallenen Blätter, Zweige u. dgl. auf, da unter diesen das Ungeziefer sich gern verbirgt. Ein scharfes Auge habe man besonders auch auf die kleinen Käferarten, die gern junge Zweige abstechen, Blüten anbohren und in Gemeinschaft mit kleinen Motten und Asseln, Ohrwürmern u. dgl. vielerlei Unheil anrichten. Obstbäume sucht der Gärtner wohl durch Ringe zu schützen, die er um die Stämme legt und mit Teer u. dgl. bestreicht. Die Raupennester, welche während des Winters auf den Obstbäumen bemerkt werden, muß man vor dem Ausbruche des Laubes (bis zum 1. März) beseitigen. Wer höhere Bäume besitzt, deren Spitzen er mit der Hand von der Leiter aus nicht erreichen kann, bedarf deshalb notwendig einer Raupenschere, die an einer langen, dünnen Stange befestigt ist.
108. Schutz der Obstbäume. Die Stämme der Obstbäume müssen alljährlich im Frühjahre mit Kalkwasser bestrichen werden. Auch kann man, um das Aufkriechen von Raupen und andern Tieren zu verhindern, einen mit Teer u. dergl. bestrichenen Pappstreifen so mit einem Bindfaden um den Stamm binden, daß er nach unten zu absteht und so für die Tiere ein unüberwindliches Hindernis bildet.
109. Ohrwürmer und Schnecken. Die Ohrwürmer und Asseln fängt man leicht, wenn man auf die Blumenstöcke während der Nacht Blumentöpfe umgestülpt aufsteckt und etwas Moos in dieselben stopft. Die Tiere kriechen am Morgen in das Moos hinein und lassen sich dann leicht herausklopfen und töten.
Gegen die lästigen Ackerschnecken, die auch des Nachts ihr Unwesen treiben und einen unverwüstlichen Appetit besitzen, wird neuerdings der Guano als sehr wirksames Mittel empfohlen. Sobald die Schnecken des Abends aus ihren Verstecken bereits hervorgekrochen sind, streut man den Guano dünn über die heimgesuchten Beete. Die Schnecken sollen davon sterben. Ist am andern Morgen ein sehr heißer Tag zu erwarten, so muß man aber mit der Brause die Beete begießen, damit der Guanostaub von den Pflanzen abgespült wird, da letztere sonst durch denselben Schaden leiden. Gegen eben diese Schnecken leistet auch eine Kröte vortreffliche Dienste. Triffst du ein solches rubinäugiges Wesen in deinem Garten, so töte es nicht, sondern freue dich über dasselbe, da es an deinem Beete die Rolle eines Polizeimannes spielt.