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241. Das reitende Streichhölzchen. Spalte mit einem feinen Messer ein Streichhölzchen bis dicht unter die Kuppe, biege die entstandenen Schenkel ein wenig seitwärts auseinander und lasse es so auf dem schmalen Rücken oder auf der nach oben gerichteten Schneide eines wagerecht gehaltenen Messers reiten, daß die Hölzchenenden auf der Tischplatte aufliegen. Wenn du dich nun auch bemühst, das Messer in der Hand möglichst ruhig zu halten, so wird doch die durch den Pulsschlag hervorgebrachte, geringe Erschütterung derselben genügen, das Hölzchen auf dem Messer hin- und hergleiten zu lassen.
Leimst du zwei in der Mitte eingeknickte Hölzchen als Beine an einen aus Kartonpapier geschnittenen Oberleib, so erhältst du ein Männchen, welches sich mit schleppenden, kleinen Schritten langsam und bedächtig fortbewegt.
242. Die Geisteruhr. Befestige an einem Fingerringe oder einem Knopfe einen dünnen Zwirnsfaden, erfasse das Ende desselben so mit den Fingern der rechten Hand, daß bei aufgestemmten Ellbogen und senkrecht gehaltenem Vorderarme der Faden bei der Innenfläche der zurückgebogenen Hand vorbei und unterhalb des Daumenballens über das Handgelenk an der Stelle läuft, wo der Puls an der sogenannten Speichenschlagader fühlbar ist. Der angeknüpfte Ring schwebt etwa 10 Zentimeter über dem Boden in einem leeren Wasserglase. Trotz ruhigster Haltung des Armes wird doch der Faden in Pendelschwingungen geraten, und durch Anschlägen des Ringes an die Glaswand ertönen helle, glockenähnliche Töne. Die Bewegung des Fadens wird durch den Pulsschlag des Armes hervorgebracht.
In früherer Zeit legte man dieser Spielerei dieselbe abergläubische Bedeutung unter, wie dem Rufen des Kuckucks, indem die Zahl der Töne die Anzahl der Jahre angeben sollte, nach deren Abläufe man ein freudiges oder trauriges Ereignis zu erwarten habe.
243. Die Zentrifugalkraft. Jedenfalls ist es dir bekannt, wie man ein in einen breiten Reifen gesetztes Glas mit Wasser umherschleudern kann, ohne daß der Inhalt ausfließt, doch läßt sich dieser Versuch auch ohne Reifen mit einem Weinglase anstellen. Du umfassest den Fuß desselben mit nach oben gewendeter Hand und schwingst es im Kreise umher, wobei der Arm sich zuerst nach außen bewegt und das Glas mit stets vorwärts gerichteter Öffnung im Kreise herumführt. Hauptsache bei der Ausführung ist, daß die Glasöffnung nur nach vorwärts und innen zeigt, da im anderen Falle der flüssige Inhalt durch die Zentrifugalkraft herausgeschleudert würde.
244. Die tanzende Eierschale. Nimm die Hälfte einer Eierschale, die sogenannte Spitze, und setze sie auf den angenäßten Rand eines Tellers, auf dem sie tanzen soll. Halte mit der rechten Hand den Teller in geneigter Lage und bringe die ausgesetzte Eierschale durch Anstoßen mit dem Finger in eine drehende Bewegung. Diese Umdrehung um sich selbst muß der entgegengesetzt sein, welche die Eierschale beim freiwilligen Abrollen erhalten würde. Durch geringes Neigen des Tellers will die Schale bis zur tiefsten Stelle herabgleiten, wodurch sie in immer schnellere Umdrehung gerät. Durch geschicktes Drehen und Neigen läßt man sie so auf dem Rande des Tellers umherrollen.
245. Die Münze als Kugel. Fasse zwischen Daumen und Zeigefinger jeder Hand eine Stecknadel und drücke die Spitzen von rechts und links so gegen den Rand einer auf dem Tische liegenden Münze, daß du letztere ein wenig emporheben kannst. Bläst du nun mit sehr spitzem Munde einen kräftigen Luftstrom gegen die untere Seite der Münze, so gerät sie in schnelle Umdrehung, wobei sie einer Glaskugel ähnlich sieht. Diese Bewegung dauert, infolge der Beharrung, nach Aufhören des Blasens noch eine Zeitlang fort.
246. Die tanzende Schüssel. Eine große, irdene (braune) Schüssel kann zum Tanzen gebracht werden, wenn man dieselbe umgestürzt so mit der linken Hand über den Tisch hält, daß ein Teil ihres Randes auf der Tischplatte aufliegt. Der gestreckte Zeigefinger der rechten Hand drückt gegen die Mitte der nach oben gekehrten Unterseite der Schüssel und führt schnell kleine Kreisbewegungen aus, so daß er dieselbe mit sich fortreißt. Sie kommt in eine wogende, taumelnde Bewegung, die durch schnelleres Kreisen des Fingers noch verstärkt wird. – Dieser Versuch ist nicht leicht ausführbar und dürfte wohl kaum das erste Mal gelingen, doch Übung macht den Meister. Zu raten ist aber, daß die Tanzversuche der Schüssel auf einem alten, gewöhnlichen Tische vorgenommen werden, da der scharfe Rand derselben leicht eine polierte, gute Tischplatte beschädigen würde.
247. Die kleine Windmühle. Zu einer optischen Spielerei, welche einerseits Ähnlichkeit mit dem Farbenkreisel, andrerseits mit der Papierschlange auf dem geheizten Ofen hat, benutzt man auch die Windrädchen aus Federn, welche wir bereits im Spielbuche angedeutet haben. In einer leichten Korkscheibe ist eine dünne Blechhülfe angebracht, die auch durch eine abgeschnittene Federpose ersetzt werden kann. Mitten durch die Blechhülse oder Federpose geht ein Drahtstift. Er bildet die Achse, um welche sich das Rädchen mit Leichtigkeit dreht. Rings im Umfange der Korkscheibe sind Taubenfedern eingesteckt und auf gleiche Länge zurechtgeschnitten, so daß sie eine Flügelscheibe bilden. Jede Feder steht etwas schräg, alle nach derselben Richtung, ähnlich den Flügeln einer Windmühle. Ein geringer Luftzug reicht dann schon aus, das ganze Rädchen in schnellen Umschwung zu bringen. Auf die äußere Seite des Federrades malt man mit Deckfarbe eine bunte Spirallinie. Beim Umschwingen des Rädchens sieht es dann täuschend so aus, als bewege sich die Spirallinie von innen nach außen, als sei sie eine lebendige Schlange, die dem Beschauenden entgegenlaufe.
248. Der Kreisel als Zeichner.
Bringst du an der Spitze eines solchen Kreisels, wie er zur vorigen Belustigung benutzt wurde, einen kleinen Bleistift an, und hältst während des Drehens ein Blatt weißen Papieres darüber, so beginnt der Bleistift zu schwanken und zeichnet eine feingewundene Schneckenlinie, deren Bogen nach außen immer weiter und deutlicher werden, wie uns nebenstehende, genaue Wiedergabe einer solchen Kreiselzeichnung erkennen läßt. Damit der Kreisel auf dem Tische nicht ausgleite, stellt man den unteren Teil in ein kleines Porzellannäpfchen, wie es sich in den meisten Farbenkästen vorfindet.
249. Der weite Wurf. Viel weiter, als mit der Hand, vermagst du einen Stein zu werfen, wenn du ihn in einen am Ende angespaltenen starken Rohrstock klemmst und letzteren durch eine plötzliche Schwungbewegung des Armes von hinten im Bogen nach vorn führst. Beim schnellen Innehalten in der Bewegung fliegt der Stein aus seiner Klemme heraus und in weitem Bogen durch die Luft.
Ähnlich, nur in größerem Maßstabe, waren die großen Belagerungsmaschinen der Alten gebaut, wie z. B. die Sambuca, die Archimedes bei der Belagerung von Syrakus herstellte.
250. Der physikalische Kreisel. Große, feingearbeitete Kreisel sind meist sehr teuer, doch kann man in Spielwarenhandlungen schon für 1 Mark einen sogenannten physikalischen Kreisel kaufen, mit dem sich sehr lehrreiche Versuche anstellen lassen. Wird die Achse dieses sich drehenden Kreisels unterstützt, so schwebt sie wagerecht, und der Kreisel trotzt lange Zeit dem Gesetze der Schwerkraft. Als Seiltänzer gleitet er auf einer gespannten Schnur hin und her, ohne zu schwanken. Untenstehende Abbildungen zeigen uns einen solchen physikalischen Kreisel in verschiedenen, möglichen Stellungen und Lagen.
251. Wie zeigt man die Abplattung der Erde? Man gießt so lange Weingeist in Wasser, bis in dieser Mischung ein Tropfen Öl nicht untersinkt, sondern schwebt. Es wird ungefähr die gleiche Menge Weingeist wie Wasser erforderlich sein. Dann taucht man das offene Ende einer zur Spitze ausgezogenen Glasröhre in ein Gefäß mit Öl, saugt diesen kleinen Stechheber voll Öl und verhindert dessen Zurücklaufen durch Aufdrücken des Zeigefingers auf das obere Ende. Die Röhre wird in die Mischung eingeführt und durch Nachlassen des Fingers eine große Ölkugel, etwa aus 50–80 Tropfen bestehend, schweben gelassen. Dann schiebt man auf eine dünne Stecknadel eine kleine Holzscheibe oder Holzkugel, die etwa 2 Centimeter vom Ende entfernt festsitzt. Hat man keine passende Scheibe, so kittet man eine Siegellackkugel an. Nadel und Kugel werden nun gut eingeölt, und der obere Teil der Nadel wird in ein 5 bis 8 Zentimeter langes Glasrohr gesteckt, in welchem er sich leicht drehen läßt, ohne sehr zu wanken. Nun setzt man die Nadel als Achse in die Ölkugel, so daß sich die Scheibe im Mittelpunkte derselben befindet, hält mit der linken Hand die Glasröhre und versetzt durch Reiben zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand die Achse in Umdrehung. Die mitkreisende Ölkugel wird in kurzer Zeit ganz deutlich die Abplattung an den Polen zeigen. Benutzt man statt der Stricknadel einen weichen Eisendraht, so kann man das aus der Glasröhre herausragende Ende desselben zu einer Kurbel umbiegen.
252. Der laufende Pfennig. Auf zwei auf dem Tischtuche liegende Streichhölzchen wird ein umgestürztes Glas so mit dem Rande gestellt, daß es gleichsam eine Brücke bildet. Unter dasselbe lege einen Pfennig und ersuche jemand, ihn hervorzuholen, ohne Glas und Münze zu berühren. Zeigst du ihm die Möglichkeit der Lösung, so führe nahe dem Glase mit dem Nagel des rechten Zeigefingers schabende, kratzende Bewegungen aus. Dem lockenden Finger wird der Pfennig ruckweise folgen und dem Bereiche des ihn deckenden Glases entfliehen.
253. Ein neuer Nußknacker. Schon oft vielleicht hat es dir Mühe gemacht, eine harte Nuß zu knacken, und doch ist dies leicht möglich. Du legst die Walnuß so vor dich hin auf den Tisch, daß ihre »Naht« nach dir zu weist. Auf dieselbe legst du das zweite Glied deines linken Zeigefingers und schlägst mit der geballten Rechten kräftig darauf. Deine Furcht, den Finger zu verletzen, ist grundlos, denn der starke Schlag schmerzt durchaus nicht, sondern zerknackt nur die Nuß.
254. Der durchbohrte Pfennig. Auf welche Weise ist es möglich, eine Nadel durch einen Pfennig zu schlagen? Dieses scheinbar unmögliche Kunststück läßt sich sehr leicht ausführen. Stecke eine gute, dünne Nähnadel in einen neuen Korkpfropfen in der Richtung seiner Achse, laß die Spitze derselben nur so wenig hervorstehen, daß sie beim Überfahren der Fläche mit dem Finger fühlbar ist, und dann verkürze die Nadel bis zur Länge des Korkes, indem du mit einer Kneipzange den hervorstehenden Teil abzwickst. Spitze und Öhr sind also nun oben und unten sichtbar. Den Pfennig lege auf zwei etwa ½ Zentimeter entfernt liegende Steine eines Baukastens oder auf einen Spalt in der Stubendiele und stelle den Kork, die Nadelspitze nach unten gekehrt, auf denselben. Hierauf führe mit einem größeren Hammer einen kräftigen Schlag auf die obere Fläche des Pfropfens aus, infolgedessen er sich zusammenpreßt, so daß die Nadel durch das Metall getrieben wird. Das Durchbohren des Pfennigs ist deshalb möglich, weil einmal die Nadel in dem zusammengepreßten Korke nicht seitwärts ausweichen kann, dann aber auch, weil das weichere Kupfer dem harten Stahle weichen muß.
255. Die Wirkung des Stoßes. Lege eine Anzahl großer, gleicher Münzen in einer Reihe auf den Tisch und schnelle durch plötzliches Strecken des eingebogenen, rechten Zeigefingers eine weitere Münze gegen die letzte der Reihe. Erfolgte der Stoß genau in der Richtung aller Münzen, so wird die der anstoßenden Münze entgegengesetzte abprallen, während die in der Mitte liegenden in vollständiger Ruhe verbleiben. Gelingt es dir, zwei Münzen zu gleicher Zeit gegen die letzte der Reihe zu schleudern, so werden auch die zwei ersten abgestoßen werden.
256. Zwei kämpfende Kräfte. Nimm einen großen Holzreifen und wirf ihn ein Stück nach vorn, doch so, daß du ihn durch Nachuntenbewegen der Hand in eine solche Bewegung versetzest, als sollte er bei dir vorbei nach hinten laufen. Dies geschieht auch sofort, wenn er den Boden berührt, da durch sein Auftreffen die Vorwärtsbewegung gehemmt wird, so daß seine ihm mitgeteilte Umdrehung ihn rückwärts laufen lassen kann. Es sieht merkwürdig aus, wenn der auf diese Weise nach vorn geschleuderte Reifen wie ein Bumerang der Wilden wieder zum Werfer zurückkehrt.
Eine ähnliche Wirkung wird erzielt, wenn du die angefeuchtete Spitze deines Zeigefingers auf eine große Kugel legst und letztere durch kräftiges Niederdrücken des Fingers nach vorwärts drängst. Sie wird ein Stück nach vorn gleiten, bis die ihr mitgeteilte Gegendrehung zur Geltung kommt und sie rückwärts treibt. Die Kugel läuft dann viel weiter zurück, als sie sich anfangs vorwärts bewegte.