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408. Wie macht man einen Magneten? Magnetsteine kommen schon fertig in der Natur vor, ja in manchen Ländern bilden sie sogar große Berge, z. B. im Ural in Rußland. Von solchen Magnetbergen erzählte man in alten Zeiten wunderbare Geschichten. Man sagte: Wenn ein Schiff in die Nähe eines Magnetberges käme, so ziehe die Kraft des letzteren alles Eisenwerk des Schiffes an sich, ja sogar alle Nägel aus den Planken heraus. Das Schiff zerfiele deshalb in Trümmer, und die Mannschaft müsse elendiglich ertrinken. Steige jemand, der eiserne Nägel an den Schuhen habe, auf einen Magnetberg, so käme er nicht wieder davon los, er müsse denn die Schuhe ausziehen und barfuß davonlaufen. Die gepanzerten Ritter des Altertums vermöchten gegen die Kraft eines solchen Zaubers nichts auszurichten, sondern würden, samt ihren Waffen, an dem Magnetfelsen hängenbleiben, wie Fliegen an der Leimrute. So ist es in Wirklichkeit jedoch nicht. Ein Magnetberg besteht aus zahllosen, einzelnen Steinen, und jeder derselben ist ein Magnet für sich und zwar ein ziemlich schwacher. Die Bergleute arbeiten Magnetsteine mit den gewöhnlichen, eisernen Werkzeugen los, ohne viel von der Magnetkraft zu spüren; jedoch findet man auf den Steinen den Eisenstaub in Häufchen gruppiert, die fast wie Moos aussehen.
Bestreicht man mit einem solchen natürlichen Magnetsteine ein Stück Stahl, so wird letzteres selbst zu einem Magneten. Willst du dir einen Magneten herstellen, statt etwa für zwanzig Pfennige einen solchen zu kaufen, so ist es ohne Schwierigkeit möglich. Du bedarfst dazu eines Stahlstabes, eines Feuerschürers oder stählernen Kohlenklopfers. Je länger derselbe und je mehr er etwa verrostet ist, desto besser ist er dazu. Binde ihn an einen starken Seidenfaden und hänge ihn senkrecht auf, dann berühre ihn mit der Kohlenzange etwa in der Mitte und streiche mit derselben nach dem oberen, sowie nach dem unteren Ende hin, an jeder Seite vielleicht zehnmal. Du darfst aber nicht wieder rückwärts streichen, sondern mußt durch die Luft im Bogen zur Mitte zurückkehren und immer in derselben Richtung nach oben fahren, so wird der Stahlstab magnetische Kraft erhalten und ein kleines Schlüsselchen, eine Nähnadel u. dgl. anziehen und halten. Hängst du den Stab jetzt an einem dünnen Seidenfaden in der Mitte auf, so wendet er sein unteres Ende nach Norden und sein oberes nach Süden; das untere Ende ist zum Nordpole des Magneten geworden, das obere zum Südpole.
Die Umwandlung eines Stahlstabes in einen Magneten, die wir auf diese Weise künstlich bewerkstelligt haben, geschieht in der Natur auch von selbst. Wenn die Schüreisen während des ganzen Sommers müßig im Gestelle senkrecht gestanden haben, sind sie gewöhnlich zu Magneten geworden. Dasselbe findet statt bei den senkrechten Eisenstangen der Gitter, bei den Leitstangen der Blitzableiter u. s. w. Stets ist bei ihnen das obere Ende zum Südpole und das untere Ende zum Nordpole geworden. Auch die eisernen Reifen der Wagenräder erleiden dieselbe Veränderung; ihr oberes Ende wird zum Südpole, ihr unteres zum Nordpole. Dreht sich das Rad, so verändert sich sofort auch die Verteilung der magnetischen Kraft im Reifen, da das untere Stück bei uns immer den Nordpol darstellt. Du kannst dich leicht davon überzeugen, wenn du die Magnetnadel eines Kompasses in seine Nähe hältst. Das obere Reifenstück wird den Nordpol der Magnetnadel anziehen, da stets die verschiedennamigen Pole Zuneigung zeigen; das untere Stück zieht den Südpol der Nadel an.
In den Werkstätten der Schlosser und Schmiede sind die meisten Feilen etwas magnetisch: gewöhnlich wirst du finden, daß sie mehr oder weniger Eisenfeilspäne anziehen.
409. Der Magnetstrich. Hast du einmal einen Magneten, so kannst du mit seiner Hilfe so viele andre machen, als du Stahlstücke hast. Weiches Schmiedeeisen eignet sich nicht dazu, wohl aber sind Näh- und Stricknadeln, Messerklingen dazu tauglich. Willst du einen solchen Stahlgegenstand magnetisch machen, so legst du ihn auf den Tisch, hältst ihn in der Mitte fest und streichst mit einem Pole eines fertigen Magneten von der Mitte aus bis zu einem Ende, kehrst im Bogen durch die Luft wieder zur Mitte zurück und führst diese Strichbewegung etwa 10 bis 20 male aus. Hierauf verfährst du mit der andern Hälfte des Stahlstabes ebenso, nur streichst du sie mit dem andern Pole des Magneten. Hierbei wirst du wiederum die Erfahrung machen, daß der Nordpol des Magneten im Stahlstabe einen Südpol erzeugt.
Bist du im Besitze eines Hufeisenmagneten, so kannst du mit ihm den sogenannten Doppelstrich ausführen. Du setzt beide Pole zu gleicher Zeit auf den Stahlstab und fährst etwa 30mal aus dem Stabe von einem Ende zum andern hin und her, ohne den Magneten aufzuheben oder zu wenden. Das dem Südpole des Magneten nahe liegende Ende des Stabes ist dann zum Nordpole geworden.
410. Die magnetische Kette. Gewöhnliches, weiches Eisen wird nicht dauernd zu einem Magneten, dagegen läßt es die magnetische Kraft gut durch sich hindurchwirken. Hängst du ein Schlüsselchen an den Magneten, so kannst du unten an das Schlüsselchen einen kleinen Nagel halten, und er wird angezogen werden. Dieser Nagel wird wieder einen zweiten Nagel anziehen, der zweite einen dritten und so fort. Du erhältst eine Kette von Nägelchen, die um so länger wird, je stärker der Magnet ist.
411. Welche Stoffe zieht ein Magnet an? Weiches Eisen wird vom Magneten besser angezogen als Stahl. Der Magnet zieht auch andre Dinge an, aber in viel schwächerem Grade, z. B. alle Eisenerze, Bolus, Rötel, Kobalt, Tripel, Basalt, Wasserblei, Zink, Messing. Willst du dich davon überzeugen, so lege die genannten Dinge in ein Uhrschälchen und laß dies auf dem Wasser in einem Becken schwimmen. Bringst du den Magneten an die eine Seite des Beckens, so wird sich das Uhrschälchen allmählich dorthin bewegen.
412. Figuren aus Eisenfeilspänen. Laß dir vom Schlosser etwas Eisenfeilspäne geben und siebe sie durch einen feinen Durchschlag, damit die gröberen Stücke beseitigt werden. Hältst du den Magneten an diese Feilspäne, so hängen sich dieselben an den beiden Polen in niedlichen Strahlen an, als seien es kleine Moospflänzchen. Schütte die Feilspäne auf ein Blatt steifes Papier und halte den Magneten auf die Unterseite des Papieres, so werden sich in gleicher Weise die Feilspäne aus dem Papiere zu niedlichen Gruppen und Strahlen formen. Jedes einzelne Eisenkörnchen zieht das nächste an und wird selbst wieder zu einem Magneten. Je stärker der Magnet ist, desto länger werden die Strahlen.
413. Aufbewahrung des Magneten. Wenn du deinen Magneten aufbewahrst, so wirst du gut thun, wenn du ihn in ein Schächtelchen mit trockenen Feilspänen legst. Willst du aber seine Kraft vermehren, so hänge ihn auf, bringe unten ein Eisenstückchen daran, und an dieses hänge eine kleine Wagschale (Papiertütchen). In die letztere legst du nach einigen Tagen ganz kleine Gewichte, vielleicht einige Körnchen Feilspäne, und fährst damit fort, sowie der Magnet an Tragkraft zunimmt. Ein größerer Magnet kann auf diese Weise dahin gebracht werden, daß er Gewichte von mehreren Pfunden trägt.
414. Verwendung des Magneten. Da der Magnet selbst kleine Eisenteilchen anzieht, so kannst du ihn gelegentlich auch zu einer Nutzleistung verwenden. Eine feine Nähnadel, welche etwa in eine enge Ritze der Dielen oder des Tisches gefallen ist, kann er dir wieder hervorziehen. Sollte etwa der chinesische Thee mit Eisenfeilspänen gefälscht worden sein, um sein Gewicht betrügerischerweise zu vermehren, wie es auch schon vorgekommen ist, so wird der Magnet dir den Kunstgriff des Kaufmannes bald verraten, wenn du ihn in die Theeblätter hältst. Ja man hat schon Eisensplitterchen mittels des Magneten aus dem Auge gezogen, in welches sie unglücklicherweise gesprungen waren. Der Magnet wird dir auch bald anzeigen, ob ein Kästchen, eine Figur u. dgl. innen aus Eisen bestehe, ohne daß du die Politur und den äußeren Anstrich durch Schaben zu verletzen brauchst.
415. Mohammeds Sarg. Du hängst den Magneten an die Wand, bindest eine Nähnadel an einen feinen, leichten Faden und lässest sie wie ein Bleilot senkrecht herabhängen. Hierauf wendest du dich zu den Anwesenden, welche dir aufmerksam zuschauen, und sprichst: »Meine Damen und Herren! Sie werden davon gelesen haben, daß der Sarg des Propheten Mohammed aus Eisen besteht und zwischen zwei überaus mächtigen Magneten so aufgehangen ist, daß er frei in der Luft schwebt. Ein neuerer Reisender, Namens Burton, ist so glücklich gewesen, als verkleideter Muselman das Grab des großen Propheten zu besuchen; bis dahin war dies noch keinem Christen geglückt, denn jedem Andersgläubigen war das Betreten des Heiligtums bei Todesstrafe verboten. Burton hat nun gesehen, daß Mohammeds Sarg weder aus Eisen ist, noch in der Luft hängt, sondern auf der Erde steht wie andre Särge. Die Geschichte mit den Magneten war nur daraus entstanden, daß man eine Grundrißzeichnung des Grabes für einen Längsdurchschnitt gehalten hatte. Mohammeds Sarg hängt also nicht zwischen zwei Magneten, auch nicht, wie jener Irländer durch Namensverwechselung meinte, zwischen zwei Kometen; trotzdem aber will ich Ihnen jetzt zeigen, daß die Sache ausführbar ist. Stellen Sie sich vor, diese Nadel sei der eiserne Sarg des Propheten. Dort an der Wand ist ein Magnet. Jetzt nähere ich mich mit der Nadel dem Magneten, so daß die Nadel in dessen Wirkungskreis gerät, und sofort wird sie angezogen. Sie würde auf den geheimnisvollen Stahl zueilen, wenn nicht der Faden sie daran hinderte; so aber bleibt sie frei in der Luft schweben, der Faden hat eine schräge Richtung, statt eine senkrechte, und die Aufgabe mit dem freischwebenden Sarge ist völlig gelöst.«
416. Einen Schlüssel an einem gemalten Nagel aufhängen. Über den Magneten, der an der Wand hängt, befestigst du einen Bogen starken Papieres so, daß die Mitte des Bogens gerade auf dem Magneten liegt. Dies geschieht nur, damit du genau weißt, an welcher Stelle der Magnet verborgen ist. Jetzt verkündigst du deinen Freunden, du seiest ein überaus geschickter Maler, wie ein solcher bis jetzt noch nicht dagewesen. Du sagst:
»In alter Zeit lebte in Griechenland ein Maler, der alle Dinge so täuschend zeichnete, daß man sie für wirkliche hielt. Malte er ein Pferd, so fingen die lebendigen Pferde an zu wiehern, wenn sie das gemalte erblickten. Hatte er Früchte dargestellt, so kamen die Vögel herbeigeflogen und versuchten, davon zu picken, da sie dieselben für natürliche hielten. Der griechische Künstler verstand es, Pferde und Vögel zu täuschen; ich werde aber jetzt einen Nagel an dieses Papier zeichnen, der so genau wie ein wirklicher Nagel aussieht, daß sich selbst ein Schlüssel täuschen läßt und daran hängen bleibt!« Du zeichnest mit Bleistift oder einem Pinsel einen Nagel oder vielleicht nur einen Punkt auf die Stelle des Papieres, unter welcher der Magnet verborgen ist, und hängst dann ein kleines Schlüsselchen scheinbar daran.
417. Die magnetische Zeichnung. Mache durch Streichen mit einem Magneten (vgl. Nr. 409) mehrere starke Stricknadeln magnetisch und zerbrich sie dann in 2 Zentimeter große Stücke, indem du die Nadel mit der Rund- und Flachzange in der Mitte faßt und durch Umbiegen halbierst. Mit den entstandenen Teilen verfahre ebenfalls so, bis die Stücke die gewünschte Länge erhalten. Jedes dieser kleinen Stäbchen ist nun ein Magnet für sich, mit Nord- und Südpol.
Zeichne auf ein starkes, weiches Brett einen großen Namenszug oder ein Bild, ein Gesicht, einen Baumzweig, eine Hand u. dgl. Bohre auf den Umrissen Löcher in Zentimeterentfernung mit einem feinen Bohrer ein und schlage in dieselben deine kleinen Magnete als Nägel ein. Hast du hierauf die Fläche mit einem aufgeklebten, dünnen Papierbogen überzogen, so ahnt niemand die darunter befindliche Zeichnung.
Sage deinen Freunden, daß du als Schnellmaler ein Bild aufs Papier zaubern könntest. Bei Ausführung dieses Kunststückes schüttest du auf das wagerecht gehaltene Brett feingesiebte Eisenfeilspäne. Beim senkrechten Stellen der Zeichnung wird das gewünschte Bild nach Abrinnen der nicht festgehaltenen Späne deutlich sichtbar erscheinen, denn die feinen Eisenteilchen werden an den Stellen des Papieres haften, unter welchem sich die Enden der Magnetstäbchen befinden.
418. Der gefoppte Vogel. Ein Gänschen herzustellen, welches auf dem Wasser eines Beckens schwimmen kann, hat keine Schwierigkeit. Besitzest du nicht bereits ein solches aus Blech, so machst du den Leib aus einem Korke und arbeitest den Hals und die Flügel aus Wachs daran. An der Unterseite des Leibes mußt du aber etwas Schweres anbringen, vielleicht ein wenig Blei oder Eisen. In dem Schnabel des Gänschens verbirgst du eine Stahlnadel, die magnetisch gemacht ist. Außerdem steckst du einen magnetischen Stahlstab, vielleicht eine stählerne Stricknadel, in ein Stückchen Holz (einen dünnen Holunderzweig) und verkittest das eine Ende mit etwas Brot, das andre mit einem Stückchen Kork. Du sagst hierauf deinen Zuschauern: Man erzähle von einem griechischen Bildhauer, der so geschickt gewesen, daß er aus Marmor ein Mädchen gemacht habe, das hernach lebendig geworden sei. So weit hättest du es zwar noch nicht gebracht, allein eine Gans könntest du auch machen, die gerade so viel Verstand habe, als eine Gans brauche. Sie könne nämlich ganz genau unterscheiden, was für sie zu essen tauge und was nicht. Ist im Schnabelende der Gans etwa der Südpol des einen Magneten verborgen, so wird das Gänschen herbeigeschwommen kommen, wenn du ihm den Nordpol deines Stäbchens mit dem Brote vorhältst. Es wird aber sofort fliehen, wenn du den Südpol mit dem Korke zeigst.
In gleicher Weise kann man auch kleine Fische angeln oder kleine Kähnchen führen, wenn in ihrem Innern ein kleines Magnetstäbchen verborgen ist.
419. Die bezauberte Uhr. In vielen Taschenuhren ist die sogenannte Unruhe aus Eisen. Hast du nun einen starken Magneten unter der Tischplatte verborgen und legst oben darauf eine Taschenuhr, so wird letztere stillstehen. Rückst du sie an eine andre Stelle, so wird sie wieder weiter ticken. Du kannst dies so oft wiederholen, als du willst, ohne der Uhr damit zu schaden. Sobald du sicher bist, daß der Versuch gelingt, kannst du ihn auch nebenher zu mancherlei Scherz benutzen. So kannst du vielleicht behaupten, daß du eine andre ziemlich zeitraubende Verrichtung, einen Vortrag, ein umständliches Experiment, in der Zeit von nur einer Minute ausführen willst. Du hast nur nötig, die Uhr über einen verborgenen, starken Magneten zu legen. Rückst du die Uhr dann von ihrem Platze, so tickt sie lustig weiter. Du hattest während des Stehens der Uhr Zeit, deine Arbeit auszuführen.
420. Die Maus aus dem Loche. Auf einem kleinen Holzrahmen spannst du ein Stück festen, glatten Papieres straff auf, das den Fußboden darstellt. Dicht unter demselben bringst du eine Scheibe aus Pappe oder Holz an, die sich drehen läßt, und auf derselben befestigst du einen Magneten. Wenn du die Scheibe in Bewegung setzest, wird sich der Magnet unter dem Papiere in einem Kreise rückwärts oder vorwärts bewegen, je nachdem du drehst. Oben auf das Papier stellst du aus einem zusammengefalteten Kartenblatte eine Höhle dar, dies ist das Mäuseloch. Ein Mäuschen machst du entweder aus einem Büschelchen grauer Watte oder aus einem Pelzstückchen, versiehst es mit einem Schwanze von Bindfaden und leimst an den Bauch der Maus eine stählerne Schreibfeder in der Weise, daß die Wölbung nach unten liegt, das Fortgleiten also möglichst leicht von statten gehen kann. Setzest du nun das Mäuschen auf das Papier und drehst die verborgene Scheibe, so wird das Tierchen davonlaufen, in das Mäuseloch kriechen, aus demselben wieder hervorkommen, wie du es haben willst. Es wird sogar rückwärts- und seitwärtshüpfen, wenn es dem gleichnamigen Pole des Magneten nahe kommt und von diesem abgestoßen wird. Das Umdrehen der Scheibe wird leicht durch einen Schieber bewerkstelligt, der mit einem Faden in Verbindung steht, welchen man um die Welle der Scheibe geschlungen hat. Du ersiehst es deutlich aus der obenstehenden Figur.
Das Häuschen ist bei dem abgebildeten Spielzeuge, welches käuflich zu haben ist, aus Holz gearbeitet und mit zwei Thüren versehen, die sich in leichtbeweglichen Angeln drehen.
421. Der magnetische Kreisel. Steckst du ein dünnes Eisenstäbchen (Drahtstift) durch das Mittelloch eines Knopfes, so hast du einen kleinen Drillkreisel erhalten, den du auf dem Tische tanzen lassen kannst, indem du ihn zwischen dem Daumen und dem Zeige- oder Mittelfinger losschnellst.
Während er tanzt und schnurrt, hältst du oben einen dünnen, doppelten Pappdeckel daran, in welchem ein kräftiger Magnet versteckt ist. Der Magnet wird den Kreisel anziehen, dieser aber in hängender Stellung ungestört fortwirbeln, ja dieses sogar noch länger fortsetzen, als er es auf dem Tische gethan haben würde. Du mußt natürlich darauf achten, daß das obere Ende der eisernen Kreiselachse auch glatt und zum leichten Drehen geeignet ist, so daß die Reibung möglichst vermieden wird.
422. Der Kompaß. Lege ein Magnetstäbchen (Magnetnadel) auf ein Stückchen Kork und setze dies auf eine Schüssel mit Wasser. Du kannst den Kork drehen, wie du willst, stets wird sich der Magnet allmählich wieder in eine und dieselbe Richtung zurückbegeben; das eine Ende desselben wird nach Norden zeigen, das andre nach Süden. Noch einfacher wird dein Kompaß, wenn du eine nach Anleitung von Nr. 409 magnetisch gemachte Nähnadel sofort auf dem Wasser schwimmen läßt (vgl. Nr. 265).
Hast du in deinem Zimmer, etwa nach dem Schatten der Mittagssonne oder nach dem Stande des Polarsternes, die Mittagslinie (die Richtung Süd-Nord) genau ausgezeichnet, so wirst du auch finden, daß der Nordpol der Magnetnadel ein wenig (15 Grad) nach Westen abweicht (Deklination der Magnetnadel).
Beim Mechanikus kannst du käuflich einen Kompaß, in Messinggehäuse mit Glasdeckel, erhalten, der dir bei deinen Ausgängen, besonders im Walde, von großem Nutzen sein kann. Du findest durch die Magnetnadel stets die Richtung, in welcher du deinen Heimweg zu nehmen hast. Im Zimmer gibt dir dein Kompaß genau an, wie du die Landkarte auszubreiten hast, damit die Länder und Städte richtig vor dir liegen.
423. Die ungleiche Wage. Schiebe durch einen Kork eine starke Stricknadel und bringe eine zweite dünnere, quer zu ihr, im Korke an, die als Achse auf dem Rande zweier gleichhohen Gläser aufliegt. Durch Vor- und Rückwärtsschieben des Korkes bringe die große Nadel, ähnlich einem Wagebalken, in Gleichgewichtslage. Mache dann, ohne den Kork zu verschieben, nach Anleitung von Nr. 409, die Nadel magnetisch, und du wirst bemerken, daß sie – in der Stellung der Magnetnadel aufgelegt – sich mit ihrem Nordpole der Erde zuneigen wird. Sie ist also dort scheinbar schwerer geworden. Diese Erscheinung rührt von der Anziehungskraft des magnetischen Nordpoles der Erde her.
424. Der Deckenläufer. Eine magnetische Spielerei, die öfter mit einem Elektromagneten im großen ausgeführt wird, kannst du auch in deinem Puppentheater zeigen.
Lege die bei Beschreibung der Geistererscheinung in Nr. 352 erwähnte Glastafel, nachdem du sie durch einen an den Ecken aufgeklebten Papierbogen undurchsichtig gemacht hast, so mit den Rändern auf die senkrechten Seitenwände des Theaters auf, daß sie als Decke die Bühne abschließt. Versieh eine kleine, vollständig bekleidete Puppe mit eisernen Nägeln an den Füßen, lege oben auf die Scheibe einen starken Hufeisenmagneten und halte von unten die Figur, mit nach oben gerichteten Beinen, gegen die Unterseite der Scheibe. Sie wird an der Stelle haften bleiben, an welcher sich der aufgelegte Magnet befindet. Führst du letzteren auf der Scheibe hin und her, so folgt ihm das Männchen und wandelt lustig an der Decke hier- und dahin.
425. Das geheimnisvolle Kästchen. Nimm ein kleines, viereckiges Kästchen mit Klappdeckel, etwa ein sogenanntes Ringkästchen, wie man es vom Goldarbeiter beim Kaufen eines Ringes erhält, und fülle dessen unteren Teil bis ziemlich zum Rande mit wagerecht eingeleimten Pappstücken, von der Größe der inneren Grundfläche, aus. Fertige hierauf aus starker Pappe eine Scheibe, die einen etwas kleineren Durchmesser hat, als die schmale Innenseite des viereckigen Kästchens lang ist. Mit der Spitze eines scharfen Messers schneide aus dieser Scheibe ein Kreisviertel und einen Schlitz, in der aus der Abbildung ersichtlichen Form, aus. Stelle dir nun durch Streichen und Brechen einer Stricknadel (vgl. Nr. 417) einen kleinen Magneten her, der in den Schlitz paßt. Befestige ihn durch übergeklebte Papierstreifen und überziehe die ganze Scheibe mit schön gemustertem Glanzpapier. Hast du dann auf den erhöhten Boden des Kästchens ein Stück weißes Papier geklebt, so legst du die Scheibe so auf dasselbe, daß ringsum ein gleichgroßer, freier Rand bleibt. Hierauf bohrst du mit einem Drillbohrer ein Loch durch die Mitte und drehst ein kleines Schräubchen oder schlägst ein Nägelchen ein. Die Scheibe läßt sich jetzt leicht um sich selbst drehen. Kaufe dir nun einen Kompaß kleinster Art, setze ihn auf das Kästchen, dessen Rücken von dir abgekehrt ist, und die Magnetnadel wird sich, beeinflußt durch den in die Scheibe eingeleimten, kleinen Stabmagneten, nach irgend einer Himmelsgegend einstellen. Drehe die Scheibe so lange, bis die Nadel von dir aus nach der Gegend zeigt, welche wir auf einer vor uns ausgebreiteten Karte mit Norden bezeichnen. In dieser Stellung schreibe auf das Papier, welches der Scheibenausschnitt freiläßt, einen Namen, der mit N anfängt, wie Nero. Drehe dann die Scheibe so, daß der aufgesetzte Kompaß die Ostrichtung der Karte angibt, und schreibe in den Ausschnitt einen Namen mit O, wie Otto oder Oskar. Verfahre ebenso mit den übrigen Himmelsgegenden, wobei du die Namen Sixtus (Süden) und Wilhelm (Westen) benutzen kannst. Fügst du deinen Kompaß am Ende einer entsprechend weiten, 5 bis 7 Zentimeter hohen Pappröhre ein, so ist dein geheimnisvolles Kästchen fertig.
Beim Gebrauche gibst du das Kästchen einer zweiten Person und läßt die Scheibe, von dir ungesehen, auf irgend einen Namen einstellen. Du nimmst alsdann das geschlossene Kästchen, hältst es so, daß der Rücken desselben von dir absteht, stellst dein wunderbares Fernrohr auf und ersiehst aus der Richtung der abgelenkten Magnetnadel, welcher Name eingestellt wurde.
Noch geheimnisvoller wirkt das Kästchen, wenn du die Kompaßröhre mit einer gleichen, aber leeren, geschickt vertauschen kannst, die du vor- und nachher als vollständig unverdächtig den Zuschauern zur Untersuchung gibst.