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Unser Spielgefährte muß bei der Ausführung folgender Versuche beachten, daß sie nur bei vollständig trockener Witterung, am besten aber nur im Winter in der warmen Stube gelingen. Bei feuchtem, regnerischem Wetter versagt selbst die beste Scheibenelektrisiermaschine.
426. Elektrische Körper. Reibe eine Stange Siegellack auf dem Ärmel deines Tuchrockes oder mit einem Stücke wollenen Zeuges, bis sie sich etwas erwärmt. Halte sie dann über eine Anzahl kleiner Papierschnitzelchen, die du auf den Tisch gelegt hast, und du wirst zu deinem Vergnügen bemerken, daß die Papierstückchen schon aus ansehnlicher Entfernung nach dem Siegellacke hinfliegen und an demselben eine geraume Zeit hängenbleiben.
Mit einem Stücke Schwefel, einem Glasstabe, einem Stücke Bernstein oder einem Gummifederhalter wird dir der Versuch in derselben Weise gelingen. Die alten Griechen haben gerade am Bernsteine diese eigentümliche Naturkraft zuerst kennen gelernt und sie nach ihm benannt. Reisende erzählen, daß die Indianerkinder in Südamerika die harzreiche Fruchthülse eines Baumes zu einem ähnlichen Spielwerke benutzen.
427. Die elektrischen Seidenstrümpfe. Wie einmal sogar ein Paar Strümpfe zu einer Elektrisiermaschine geworden sind, davon erzählt man eine lustige Geschichte. Am Hofe eines Königs lebte im vorigen Jahrhunderte ein Naturforscher, der für gewöhnlich schwarzseidene Strümpfe trug, wie es bei den vornehmen Herren damals Sitte war. Eines Tages wird er plötzlich zum Könige befohlen. Er muß hierbei in weißseidenen Strümpfen erscheinen, will sich aber nicht erst die Mühe nehmen, die schwarzen auszuziehen, sondern zieht die weißen sofort darüber. Als er wieder in seine Wohnung zurückkehrt, will er sich der weißseidenen Strümpfe entledigen, da die doppelten Strümpfe ihn sehr erhitzt haben. Er zieht und zieht, aber der weiße Strumpf will nicht von dem schwarzen loslassen; endlich gibt der Mann dem Strumpfe ärgerlich einen tüchtigen Ruck, und beide Strümpfe gehen mit einem Male ab, der schwarze bleibt aber im weißen stecken. Er schleudert beide mißmutig von sich; sie fliegen an die tapezierte Wand und – bleiben, zum Erstaunen des Naturforschers, dort hängen. – Daß schwarze und weiße Seidenzeuge, wenn sie erwärmt und aneinandergerieben werden, Elektrizität entwickeln, das hatte der Mann bis dahin ebensowenig gewußt als ein anderer, und seine Strümpfe hatten ihm zu einer neuen Entdeckung verholfen.
428. Elektrisches Schreibpapier. Wenn du keine Seidenstückchen hast, um den lustigen Versuch nachzuahmen, so magst du zwei Stücke weißen Papieres statt jener nehmen, sie thun's auch schon. Lege sie auf den Ofen, damit sie tüchtig heiß werden, decke sie dann aufeinander und reibe das obere auf dem Tische tüchtig mit deinem Radiergummi (Gummi elasticum, Kautschuk). Du wirst sie dann nur mit Schwierigkeit voneinanderbringen können, denn die Elektrizität in denselben hält sie zusammen. Ziehst du sie im Finstern auseinander, so bemerkst du möglichenfalls auch einen kleinen Funken.
Du kannst sogar schon aus einem einzelnen Stücke weißen Papieres eine kleine Elektrisiermaschine herstellen, wenn du dasselbe auf einen polierten Tisch legst und tüchtig mit Wischgummi reibst. Es wird so stark elektrisch werden, daß es an seiner Unterseite mehrere leichte Gänsefedern anzieht, welche du in die Nähe bringst.
429. Das elektrische Löschpapier. Nimm ein Stück groben Löschpapieres, das aus wollenen Lumpen gemacht ist. Du schneidest es etwa so – groß, wie ein gewöhnliches Lesebuch, und legst es auf den Ofen. Nach einiger Zeit, wenn es gehörig trocken und tüchtig heiß ist, nimmst du es weg und reibst es zwischen deinem Tuchrocke und dem Ärmel auf beiden Seiten ein Weilchen. Durch die Wärme und das Reiben wird das Löschpapier so stark elektrisch, daß es von dem Holzgetäfel oder der Tapete der Zimmerwand nicht abfällt, wenn du es darandrückst.
430. Der sich drehende Stock. Lege einen Spazierstock oder einen Besenstiel so über eine Stuhllehne, daß er sich wagerecht im Gleichgewichte befindet. Machst du nun bei trockenem Wetter eine heißgemachte Postkarte durch Bürsten elektrisch, so wird sie, in die Nähe des Stockes gebracht, den Stock zum Drehen oder zum Fallen bringen, ohne mit ihm unmittelbar in Berührung gekommen zu sein.
431. Die elektrische Fensterscheibe. Bei größeren Elektrisiermaschinen wird die Elektrizität meistens durch die Reibung einer Glasscheibe erzeugt. Willst du einen Versuch im Kleinen machen, so lege eine Glasscheibe, nachdem du sie am Ofen erwärmt hast, mit ihren Rändern auf zwei gleichstarke, nicht zu dicke Bücher und reibe sie an der Oberseite mit einem schwarzseidenen Tuche oder einem Stücke Flanell. Unter die Glasscheibe hast du etwas Kleie gestreut. Sowie nun durch das Reiben Elektrizität erzeugt wird, fängt die Kleie lustig zu tanzen an; ihre Körnchen hüpfen bald an die Glasscheibe hinauf, bald fallen sie wieder auf den Tisch.
432. Das Spiel: Ano-Katho. Fertige dir einen Kasten aus Pappe, etwa 18 Zentimeter lang, 12 Zentimeter breit und 3 Zentimeter hoch. Klebe ihn innen mit Silberpapier aus und verschließe ihn durch eine aufgeleimte Glasscheibe, die du noch durch übergeklebte Randstreifen befestigt hast. Vor dem Auflegen der Scheibe bringst du ins Innere des Kastens kleine Würfel, Schlangen, Kugeln, Männchen u. dergl., die du mit einem dünnen, scharfen Messer aus dem Marke des Holunders oder der Sonnenrose ausschneidest. Ist der Kasten vollkommen trocken, so werden die leichten Gegenstände im Innern lustig auf- und abspringen, wenn du die Scheibe mit einem Lederbausche reibst, an welchem ein wenig abgeschabter Belag eines alten Quecksilberspiegels haftet.
433. Ein kleiner Blitzableiter. Du wirst gehört haben, daß man durch Metallstangen und Drähte die Elektrizität gut fortleiten kann und daß eben hierauf die Einrichtung des Blitzableiters beruht. Du kannst dir einen solchen Leiter bequem im kleinen darstellen, indem du den eisernen Kohlenklopfer oder Feuerschürer an einem Seidenfaden schräg aufhängst. In die Nähe seines unteren Endes legst du kleine Papierschnitzel, Kleie, Flaumfederchen, geraspelten Kork oder ähnliche, leichte Körperchen. Sowie du nun das obere Ende des Eisenstabes mit geriebenem Siegellacke oder der elektrisch gewordenen Glastafel berührst, wird das untere Ende desselben die Papierstückchen u. s. w. anziehen, ganz so, als ob sie in der Nähe des Siegellacks oder der Glasscheibe selbst wären.
434. Das elektrisierte Lineal. Bringe auf ein umgestürzt auf dem Tische stehendes Wasserglas ein möglichst langes, hölzernes Lineal und lege unter das eine Ende so viel Bücher auf den Tisch, daß zwischen dem obersten Buche und dem Lineale noch 2-3 Zentimeter Raum bleibt. Schütte einige Papierschnitzel oder kleine Federchen auf den Buchdeckel; dieselben werden emporhüpfen, wenn du dem andern Ende des Lineals einen am Ärmel geriebenen Hartgummifederhalter näherst.
Legst du das lange Lineal mit seiner Mitte auf ein in einem Likörglase aufrecht stehendes Ei, so kannst du es, bei Annäherung der geriebenen Hartgummistange, im Kreise herumziehen.
435. Die wandernde Feder. In die Mitte eines Brettchens errichte ein rundes Stäbchen und mache oben an demselben einen vorstehenden Arm. An letzterem hänge eine leichte Flaumfeder mittels eines sehr dünnen, seidenen Fädchens aus. An die eine Seite des Stäbchens stelle eine Stange Siegellack senkrecht fest; du brauchst sie nur mit dem unteren Ende anzukleben. Gegenüber befestigst du, ebensoweit von der Feder entfernt, senkrecht in einem Loche des Brettchens ein Glasstäbchen. Vielleicht findest du eine alte Röhre von einem zerbrochenen Thermometer oder Barometer; im Notfälle kann dir auch ein schlankes Medizinglas dazu dienen. Die Siegellackstange reibst du, ohne sie zu zerbrechen, mit einem Stückchen Flanell oder Tuch, das Glas dagegen mit einem seidenen Taschentuche. Im Siegellacke und im Glase ist Elektrizität erweckt worden und zwar in jedem eine andre Art. Die Elektrizität des Glases nennt man herkömmlicherweise positive und jene im Siegellacke negative Elektrizität. Jetzt lässest du die Feder an ihrem Faden herab, während du sie bisher auf die Stange zurückgeschlagen hattest. Sie wird, einem Uhrpendel ähnlich, von dem Siegellacke zum Glase wandern und von diesem wieder zurück zum Siegellacke. Bei dem letzteren sättigt sie sich mit positiver Elektrizität; hat sie hinreichend davon aufgenommen, so wird sie abgestoßen, schwingt bis zum Glase, wird von diesem wieder fortgeschleudert, um zum Siegellacke zurückzukehren. Dies Spiel währt so lange, bis die in den Stangen hervorgerufene Elektrizität verschwunden ist.
436. Das Elektroskop. Einen kleinen Apparat, mit dessen Hilfe man geringe Mengen Elektrizität erkennen kann, vermagst du dir leicht selbst anzufertigen. Kaufe dir eine sogenannte Kochflasche und schiebe durch den Kork derselben eine Messingstricknadel, an deren unterem Ende du zwei 4-5 Zentimeter lange und ½ Zentimeter breite Streifen Blattgold mit Siegellack ankittest. Das obere Ende der Nadel versieh mit einer Metallkugel, in deren Ermangelung du eine mit Stanniol überzogene Holzkugel verwenden kannst.
Bringst du nun einen elektrisierten Körper in die Nähe der Kugel des Elektroskopes, so werden die Blattgoldstreifen mit gleicher Elektrizität geladen und stoßen sich ab, so daß sie lange Zeit freischwebend nach den Seiten abstehen. Näherst du einen gegenteilig elektrischen Körper, so vereinigen sie sich sofort wieder, was sie auch thun, wenn der in der Kugel befindlichen Elektrizität Ableitung durch Berühren mit den Fingern gegeben wird.
437. Der Elektrophor. Wenn auch nicht jeder Knabe soviel Geschicklichkeit hat, sich selbst eine Elektrisiermaschine (Nr. 441) zu bauen, so dürfte es doch keinem schwer fallen, einen Elektrophor anzufertigen.
Zu diesem Zwecke läßt er sich beim Klempner aus Weißblech einen runden Kasten ohne Deckel, etwa 15 Zentimeter im Durchmesser, mit einem 1-1½ Zentimeter hohen Rande, anfertigen. In einen großen, mit Wasser gefüllten Topf hängt er einen kleineren, in welchem er 5 Teile Schellack, 1 Teil Terpentinharz und 1 Teil Wachs zum Schmelzen bringen will. Setzt er nun den großen Wassertopf in den Ofen, so wird durch die Wärme des kochenden Wassers der Inhalt des zweiten Gefäßes schmelzen. Durch fleißiges Umrühren sorgt er für gutes Mengen aller Bestandteile. Die dickflüssige Masse wird hierauf in den auf altem Zeitungspapiere möglichst wagerecht gestellten Kasten gegossen. An der Oberfläche etwa entstehende Bläschen tupft man mit einem Spane auf. Sollte nach dem Erkalten die Oberfläche der Masse nicht vollständig eben sein, so fährt man mit einem glühend gemachten Ofenhaken, in einer Entfernung von 1 Zentimeter, langsam über den Kasten, so daß eine oberflächliche Schicht schmilzt und sich ebnet. Der kleine Physiker schneidet dann, mit Hilfe einer Laubsäge, aus einem Zigarrenkistenbrettchen eine kreisrunde Scheibe, von etwa 10 Zentimetern Durchmesser, aus und rundet deren Rand mit einer Feile oder mit Sandpapier gleichmäßig ab. Dann überzieht er die Platte mit starkem Stanniol (Bogen 25 Pfennige), indem zuerst der Rand mit einem langen, mit Leim bestrichenen Stanniolstreifen beklebt wird, dessen umgeschlagene Seiten mit einem Federhalter oder einem Falzbeine gut verrieben werden. Hierauf schneidet er zwei Kreisflächen aus Stanniol, die etwas kleiner sind als die Scheibe, und klebt sie auf die Ober- und Unterseite derselben. Dann werden drei Messingösen kleinster Art nahe dem Rande eingeschraubt, ohne daß sie an der andern Seite durchdringen. Ist das Brett zu dünn, so daß die Ösen sehr wenig Halt hätten, dann genügt es, die Enden der Seidenfäden, die man sonst in die Ringe der Ösen einknüpfte, mit recht heißem Siegellacke anzukitten. Die Fäden werden durch einen Knoten vereinigt, so daß die Scheibe wie eine Wagschale schwebt.
Beim Gebrauche reibt man den erwärmten Harzkuchen mit einem Stück wollenen Zeuges, einem Felle, oder peitscht ihn mit einem Fuchsschwänze. Dann wird der Stannioldeckel aufgesetzt, mit dem Zeigefinger berührt und an den Fäden wieder emporgehoben. Bringt man nun den Knöchel der andern Hand in die Nähe desselben, so springt ein kleiner, elektrischer Funke über, und man vernimmt ein Knistern. Hältst du den Deckel nahe der Nase, so verspürst du einen schwefelähnlichen Geruch, den sogenannten Ozongeruch. Näherst du den Deckel deinen Augenbrauen, so empfindest du ein Sträuben derselben. Aufgeworfene, kleine Papierschnitzel oder Korkbrocken richten sich sofort auf und werden im hohen Bogen fortgeschleudert; auf dem Tische liegend, werden sie wiederum nach oben gezogen. Mit dem Elektrophor läßt sich, durch vielmaliges Übertragen des elektrischen Funkens, eine Leidener Flasche (Nr. 443) laden.
438. Die Lichtenbergschen Figuren. Mache durch mehrmaliges Berühren (nicht Reiben) den Harzkuchen unelektrisch und prüfe mit dem aufgesetzten Deckel, ob dies geschehen ist. Alsdann halte den Knopf einer Leidener Flasche gegen die Mitte des Kuchens und beschreibe von da aus einige willkürlich gezogene Linien. Stäubst du dann Hexenmehl (Lycopodium, vergl. Nr. 199) auf, so ordnen sich die einzelnen Teile zu einer merkwürdigen Figur. Eine wesentlich andre Zeichnung erhältst du, wenn du die Verstärkungsflasche an dem nach innen führenden Drahte faßt, den äußeren Beleg lädst und mit ihm dann die Mitte des Harzkuchens berührst. Es zeigen sich hierbei nicht, wie beim ersten Versuche, zweigähnliche Linien, sondern das Hexenmehl bildet kleine Häufchen, die sich, wie Inseln in dem Wasser, von dem dunklen Grunde abheben.
439. Der Kater als Elektrisiermaschine. In den alten Hexen- und Zaubergeschichten, die man in früheren Jahrhunderten erfand, spielt gewöhnlich auch eine schwarze Katze eine geheimnisvolle Rolle. Hast du etwa einen solchen schnurrenden Hausfreund, so kannst du abends im Dunkeln ihn zu einem elektrischen Kunststückchen benutzen, vorausgesetzt, daß du mit ihm auf so vertrautem Fuße stehst, daß er es sich gefallen läßt. Hat die Katze am Ofen gelegen, und ist ihr der Pelz tüchtig warm geworden, so ist's um so besser. Du setzest sie auf deinen Schoß, legst deine linke Hand vorn an die Brust und berührst mit Daumen und Mittelfinger die Schulterknochen des Tieres. Mit der rechten Hand streichst du den Schnurrer auf dem Rücken entlang, und so oft du solches wiederholst, wirst du in der linken Hand ein gelindes Prickeln verspüren, das von kleinen, elektrischen Entladungen herrührt. Nimmst du deine Tierstudien im Finstern vor, so siehst du auch kleine Funken aus dem Felle sprühen, besonders wenn du versuchst, rückwärts zu streichen, wobei die Reibung stärker ist. Hierbei sei aber vorsichtig; Hinz wird deinen wissenschaftlichen Eifer nicht lange gutheißen. Er möchte dich sonst etwa auch streicheln, daß du zwar nicht elektrisch, wohl aber blutritzig würdest.
440. Das elektrische Pendel. Als eines sehr einfachen Mittels, um zu untersuchen, ob ein Körper freie Elektrizität enthält, bedient man sich eines Kügelchens Holundermark, das mittels eines feinen Seidenfadens an einem gebogenen Drahte aufgehangen wird. Noch bester ist es, wenn der Draht mit etwas Siegellack in einer Glasröhre eingekittet ist, die man senkrecht in einem hölzernen Fuße befestigt. Hat man durch Reiben eine Stange Siegellack, ein Stück Bernstein oder einen Glasstab elektrisch gemacht, und hält man das leichte Pendel in die Nähe dieses Körpers, so wird das Kügelchen angezogen, sogleich aber wieder abgestoßen.
Du weißt, daß jedesmal beim Erwecken der Elektrizität beide Arten dieser Kraft erzeugt und voneinander getrennt werden. Mit Hilfe jenes Pendels kannst du auch leicht untersuchen, welche von beiden Elektrizitätsarten eben vorhanden ist. Du hast das Kügelchen jetzt etwa an eine geriebene Siegellackstange gehalten, es hat die Harzelektrizität (negative) aufgenommen; – nun hältst du es an ein geriebenes Bernsteinstück – es wird von demselben abgestoßen, da dies ebenfalls Harzelektrizität besitzt, und die gleichen Elektrizitäten sich abstoßen. Näherst du das Pendel dagegen dem geriebenen Glasstabe, so wird es von diesem angezogen, da die Glaselektrizität (positive) den Gegensatz zur Harzelektrizität bildet.
441. Wie eine einfache Elektrisiermaschine herzustellen ist. Bist du etwas geschickt in mechanischen Arbeiten, so kannst du dir wohl selbst eine einfache Elektrisiermaschine herstellen.
Du wählst eine möglichst große und starke Glasflasche aus, deren Seiten gleichlaufend sind, die also – abgesehen von dem kurzen Halse – eine Walze darstellt. Aus dem Boden läßt du dir ein Stück durch den Glaser herausschneiden, ebensogroß wie die Mündung. Du kannst dies Bodenstück auch durch Sprengkohle heraussprengen. Manche empfehlen auch, einen Wollenfaden in Terpentin zu tränken, und denselben in die Rundung des Flaschenbodens zu legen, in welcher man die Sprengung ausführen will, und ihn dann anzuzünden. Wer im Besitze eines zugespitzten Stahlhammers ist, führt mit demselben gegen die Mitte des Bodens einen kräftigen Schlag und erweitert das entstandene Loch durch Abschlagen kleiner Glassplitter bis zur gewünschten Größe.
Ist der Boden glücklich durchlöchert, ohne daß die Flasche zertrümmert wurde, so steckst du einen Stab mitten durch die Flasche und läßt ihn an beiden Enden noch ein Stück vorstehen. Du schnitzt ihn so stark, daß er fest in der Flasche sitzt. Auf einem etwas starken Brette errichtest du zwei kräftige, hölzerne Ständer mit Löchern, durch welche der Mittelstab der Flasche paßt. An einem Ende des letztern setzt du deine Kurbel an und richtest alles so ein, daß sich die Flasche, mittels der Kurbel, bequem umdrehen läßt.
An einer Seite der Flasche bringst du das Reibzeug an. Auf einem Brettchen befestigst du ein kleines Kissen aus Waschleder, mit Wolle ausgestopft und oben noch mit einem lose hängenden Stück schwarzen Seidenzeugs versehen. Das Kissen des Reibzeugs wird wagerecht so an ein Paar senkrechrechte Pfosten befestigt, daß es an der Flasche straff schleift und an dieser sich reibt. Um die Reibung zu vermehren, bedarf man eines geeigneten Amalgams.
Amalgam kannst du dir bereiten, indem du in dem Kopfe einer thönernen Tabakspfeife einen Gewichtsteil Zinn mit zwei Teilen Zink zusammenschmilzst und, sobald du das Gefäß vom Feuer hinweggenommen, langsam sechs Teile Quecksilber hinzuschüttest und die Mischung umrührst. Ist letztere erkaltet, so zerstößest du dieselbe im Mörser zu Pulver und vermischest sie mit Schweinefett zu einer steifen Salbe. Mit letzterer bestreichst du das Lederkissen, und deine Elektrisiermaschine ist fertig. – Zur Anfertigung des Amalgams empfehlen manche einen Teil Zinn, einen Teil Zink und zwei Teile Quecksilber, andre zwei Teile Zinn, drei Teile Zink und vier Teile Quecksilber. Bist du nicht bereits im Mischen geschmolzener Metalle geübt, so wird dir am besten der Apotheker deines Ortes das Amalgam bereiten. In größeren Droguengeschäften kauft man auch fertiges Amalgam.
442. Der Konduktor. Willst du zu dieser einfachen Elektrisiermaschine einen Konduktor (Sammler) anfertigen, so verfährst du in folgender Weise. Du befestigst auf einem hölzernen oder gläsernen Fuße einen wagerechten Holzcylinder von 6 Zentimeter im Durchmesser und etwa 15 Zentimeter Länge. An das eine Ende desselben setzest du, mittels eines Zapfens, einen kleinen Holzcylinder, 2 Zentimeter dick und 7 Zentimeter lang. Alle Enden der Cylinder sind abgerundet, der große trägt den kleinen in der Mitte des letzteren, und der kleine liegt wagerecht. Beide Cylinder werden mit Zinnfolie überzogen, und der kleine muß in etwa 1 Zentimeter Entfernung mit der Flasche gleichlaufend stehen, dicht unter der Stelle, an welcher das Seidenzeug aufhört. Nach der Flasche zu kann er mit einer Reihe 1 Zentimeter langer Nadelspitzen versehen sein. Der kleine Cylinder fängt die Elektrizität auf, die an dem Glascylinder erzeugt wird, und diese sammelt sich auf der Zinnfolie an. Willst du sie von hier aus weiter leiten, so darfst du die Leitung nur mit dem abstehenden Ende des großen Cylinders in Verbindung setzen. Man thut gut, wenn man das Reibzeug mit dem Fußboden durch eine Metallkette verbindet.
Wie man früher die Elektrisiermaschinen baute, ersiehst du aus nebenstehender Abbildung, die der »Naturlehre von Johann Gottlob Krüger, 1771« entnommen ist. Eine Glaswalze ward durch mit Handschuhen versehene Hände gerieben, und eine auf einer an seidenen Stricken hängenden Schaukel sitzende Person vertrat die Stelle des Konduktors.
443. Die Leidener Flasche. Einer der wichtigsten Apparate bei Versuchen mit Elektrizität ist die Leidener Flasche. Eine solche dient zur Aufnahme einen größeren Menge Elektrizität und ist nicht schwierig herzustellen.
Man kann dazu ein Zuckerglas benutzen. Hat man die Auswahl, so gibt man Gefäßen aus gleichdickem Glase, das rein und ohne Blasen ist, den Vorzug. Nicht jedes Glas ist zu einer Leidener Flasche verwendbar. Man probiert das gewählte Glas, indem man es, gut abgetrocknet, dem Konduktor oder dem Elektrophordeckel nähert. Springt ein Funke zum Glase über, der sich auch in der Hand fühlbar macht, so ist es ungeeignet. Das Innere des Glases legt man mit Zinnfolie aus und klebt dieselbe, nachdem man sie genau passend zugeschnitten hat, mittels Stärkekleister auf. Die Folie muß dicht am Glase aufliegen und darf nirgends Falten oder Risse zeigen. Um die Falten zu vermeiden, legt man das Zinn in Streifen von 5 bis 7 Zentimetern Breite. Ist ja irgendwo ein Riß entstanden, so wird er sorgsam ausgebessert. Am oberen Rande der Flasche wird ein etwa 5 Zentimeter breiter Streifen freigelassen. Benutzt man eine Flasche mit engem Halse, so füllt man sie dreiviertel voll reiner Eisenfeil- oder Messingspäne.
Die Außenseite der Flasche wird ebenfalls bis zu derselben Höhe mit Zinnfolie belegt. Den Deckel überzieht man, besonders da, wo er auf dem Rande des Glases aufliegt, mit Siegellack und führt einen starken Draht durch seine Mitte bis auf den Grund der Flasche. An dem oberen Ende des Drahtes wird ein Metallknopf befestigt.
Setzt man die Knöpfe mehrerer solcher Leidener Flaschen durch Metalldrähte in Verbindung, so entsteht eine elektrische Batterie. Schon in eine Leidener Flasche kann vom Konduktor aus eine ziemliche Menge Elektrizität geleitet werden, mehrere vermögen natürlich größere Mengen zu fassen.
Wird an dem inneren Belege einer Leidener Flasche die eine Art Elektrizität angesammelt, so sammelt sich an dem äußeren Belege gleichzeitig die andre. Um sich davon zu überzeugen, stellt man folgenden Versuch an. An einem Griffe von Glas ist ein gebogener, starker Draht befestigt, der an jedem Ende eine Metallkugel trägt. Man faßt das Instrument, den Auslader, am Glasgriffe, berührt mit der einen Kugel die Außenseite der geladenen Flasche, und sobald man sich mit der andern Kugel der Kugel nähert, welche am Mitteldrahte der Leidener Flasche befindlich ist, entsteht ein schwacher Knall, und ein Funke wird sichtbar. Es ist zu raten, die Flasche niemals zu stark mit Elektrizität zu laden, da sonst leicht die Kräfte beider Belege, des inneren und äußeren, sich ausgleichen können und durch den überspringenden Funken das Glas zersprengt wird. Die zerbrochene Flasche ist dann untauglich.
444. Der Jäger und die Vögel. Durch den Deckel einer Leidener Flasche bringst du zwei starke, gebogene Drähte an; der eine endigt in einem Metallknopfe, der andre trägt in seiner Mitte eine wagerechte Pappscheibe, mit Stanniol überzogen. An dem Knopfe des letzteren Drahtes sind, mit Hilfe feiner Seidenfädchen, mehrere kleine Vögelchen befestigt, die auf der Scheibe sitzen. Die Vögelchen fertigt man aus Kügelchen Holunder oder Sonnenrosenmark und klebt mit Gummi Köpfe von Papier, Flügel und Schwänze von Federstückchen an. So lange die Leidener Flasche noch keine Elektrizität enthält, sitzen die Vögelchen ruhig auf der Scheibe; leitet man von der Elektrisiermaschine aus Elektrizität nach der Flasche, so erheben sich die Vögelchen und suchen nach allen Seiten hin zu entfliehen, da sie alle dieselbe Art Elektrizität enthalten und diese sich abstößt. Jetzt kommt der Jäger, eine kleine Holzfigur mit angelegter Flinte aus Draht, vorn mit einem Metallknopfe versehen. Sowie er sich mit dem Gewehre dem kürzeren Drahte der Flasche nähert, springt ein Funke aus letzterer nach dem Gewehre über: Blitz und Knall – und sämtliche Vögel sinken getroffen auf die Pappscheibe zurück, da die Flasche jetzt keine Elektrizität mehr enthält.
445. Der elektrische Lampencylinder. Klebe einen Streifen Stanniol ringartig in die Mitte der Innenseite eines Glascylinders, indem du den mit Leim bestrichenen Streifen auf einen starken Stab legst, ihn so einbringst und andrückst. Klebe einen zweiten Stanniolstreifen außen von einem Ende des Cylinders bis 1 Zentimeter vom inneren Ringe entfernt. Darauf schlinge an der Stelle des inneren Ringes einen Draht um den Cylinder und knüpfe an das herabhängende Ende desselben eine Quaste aus feinen Seidenpapierstreifen. Reibe im dunklen Zimmer mit einem Cylinderputzer, um welchen du ein seidenes Tüchelchen gewickelt hast, tüchtig die Innenseite des Cylinders, ohne daß die haltende Hand den Stanniollängsstreifen berührt. Sofort teilt sich die entstehende, durch den Draht geleitete Elektrizität auch dem Büschel mit, und die einzelnen Streifen desselben stoßen sich gegenseitig ab.
446. Der Isolierschemel. Einen sehr interessanten Versuch raun man mit Hilfe eines Isolierschemels machen. Dieser ist ähnlich einem Fußbänkchen und ruht auf vier festen, gläsernen Füßen. Grüne Glasflaschen oder kleine, feste Likörgläschen lassen sich ganz gut hierzu verwenden. Wer sich auf einen solchen Schemel stellt und sich mit dem Konduktor der Elektrisiermaschine in Verbindung setzt, nimmt als lebendiger Konduktor die eine Art Elektrizität in seinen Körper auf. Naht sich ihm jemand und will ihn berühren, so springt ein elektrischer Funke über. Der elektrische Schlag wird von beiden gefühlt. Besonders empfindlich werden die Funken dann für beide, wenn sie durch die Kleidungsstücke hindurch ausgezogen werden. Sträuben sich die Haare des Isolierten nicht schon von selbst, so läßt sich letzteres leicht dadurch bewirken, daß ein andrer seine flache Hand oder eine breite Metallplatte über den Kopf desselben hält.
447. Die elektrische Spinne. Du machst aus einem leichten Holunderkügelchen den Leib einer Spinne und befestigst an demselben acht Beine aus Haaren oder Fäden. Hierauf hängst du das künstliche Tier, mittels eines langen Seidenfadens, auf und bringst es in die Nähe des Konduktors der Elektrisiermaschine. Auf die entgegengesetzte Seite hält man die flache Hand oder eine Metallscheibe. Die Spinne wird anfänglich vom Konduktor angezogen, dann, wenn sie mit Elektrizität gesättigt worden ist, von demselben abgestoßen. Dies Spiel wird sich so lange wiederholen als man Elektrizität durch die Maschine entwickelt.
448. Das elektrische Flugrad. Auf ein Brettchen kittet man senkrecht eine Glasröhre und in diese, mittels Siegellacks, eine zugespitzte Metallnadel. Man biegt dann ein Stück Messingdraht in Form eines S und schlägt in seiner Mitte eine Vertiefung ein, in welche die Drahtspitze eingreifen kann. Den tragenden Draht setzt man dann durch eine Kette mit dem Konduktor in Verbindung, und durch Ausströmen der Elektrizität wird der Draht in kreisende Bewegung versetzt, so daß er wie ein schwingendes Rad aussieht. Statt des wagerecht schwingenden S kann man auch ein ähnlichgeformtes Kreuz aus vier Strahlen machen, das sich senkrecht um eine horizontale Achse dreht.
449. Das elektrische Glockenspiel. Um ein solches Kunstwerk sich einzurichten, bedarf man zweier Glocken, wie sie gewöhnlich in den Weckuhren vorhanden sind. In die Aufstecklöcher derselben paßt man Holzpfropfen und steckt durch letztere einen Draht, der oben und unten knapp am Holze zum Ringe umgebogen ist. Eine dieser Glocken hängt man mittels eines Seidenfadens, die andre mit einem dünnen Metalldrahte, an einem gebogenen, wagerecht liegenden Träger auf. Zwischen beiden hängt an einem Seidenfaden ein kleiner Metallklöppel.
Man kann hierzu jeden beliebigen Nagel mit etwas dickem Kopfe nehmen. Die an dem Seidenfaden hängende Glocke wird durch eine Metallkette mit dem Boden in Verbindung gesetzt. Den Querbalken hängt man, mittels eines Häkchens, au den Konduktor der Elektrisiermaschine. Statt zweier Glöckchen kann man auch noch mehr anbringen und dieselben, wenn man die Auswahl hat, nach ihrer Tonhöhe auswählen. Sowie Elektrizität erzeugt wird, schlägt der Klöppel einmal an die eine Glocke, dann wieder an die andre und zwar um so rascher, je stärker der elektrische Strom ist.
450. Elektrische Tänzer. Auf zwei gleichgroße Holz- oder Pappscheiben leimt man Stanniol und setzt beide als Deckel und Boden in einen passenden Glascylinder. Die obere Scheibe verbindet man durch die Kette mit dem Konduktor. Die beiden Scheiben werden entgegengesetzte Elektrizität besitzen. Bringt man auf die unterste Scheibe einige Kügelchen Holundermark, so beginnen diese sofort auf und ab zu tanzen. Man stellt die Holundermarkkügelchen in der Weise her, daß man die harten Teile junger Holunderzweige abschält und das Mark in Kügelchen formt. Wenn man letzteres aus der Zweighöhlung herausstößt, bleibt es nicht so locker, selbst wenn man es sofort wieder auseinanderzieht. Noch leichter als Holunderkügelchen sind Markkügelchen aus dem Stengel der Sonnenrose.
Man kann auch ein trockenes Weinglas in der Art mit Elektrizität füllen, daß man den Knopf des Konduktors an seine Innenseite hält. Einige Markkügelchen hat man auf dem Tische auf einem Häufchen liegen. Man stülpt das Glas darüber, und die Kügelchen fangen zu tanzen an.
Je schwächer die Elektrisiermaschine ist, desto leichtere Kügelchen muß man anwenden. Für stärkere Maschinen kann man den Holundermarkstückchen eine längliche Form geben, sie oben und unten zuspitzen, mit Wasserfarbe ihnen Gesichter u. dgl. anmalen und sie durch feine Papierflitterchen und Zeugstreifchen zu kleinen Figuren aufputzen. Sobald dieselben zu tanzen anfangen, gibt es die ergötzlichsten Szenen. Die einen laufen einzeln oder in Gesellschaft mit den Beinen auf der unteren Scheibe umher, andre hüpfen nach dem oberen Deckel empor, und es sieht dann gerade so aus, als ob man ein Glas voll Koboldchen vor sich hätte. Denselben Tanz kann man auch schon mittels der zwei Stanniolscheiben erzeugen. Das Glas dient nur dazu, das Herunterfallen der Figuren zu verhüten.
451. Elektrisches Haarsträuben. Willst du dem zuschauenden Publikum zeigen, wie es ist, wenn jemand die Haare zu Berge stehen, so überziehst du einen Haubenkopf oder einen ähnlichgeformten Gegenstand mit Stanniol und bringst einen Metalldraht in der Weise damit in Verbindung, daß du von demselben die Leitungskette nach dem Konduktor führen kannst. Hast du eine Perücke mit langem, herabhängendem Haar, die du deinem Kunstwerke aufsetzen kannst, so ist es desto besser. In Ermangelung einer solchen schneidest du lange, dünne Papierstreifen und befestigst sie an dem Stanniol des Kopfes. Die Vorderseite verzierst du mit einem entsprechenden Gesichte. Sobald die Elektrizität der Maschine nach dem Haupte strömt, sträuben sich alle Haare desselben. Dasselbe Kunststückchen kann man auch in andern Formen ausführen. Man kann einen Löwen anfertigen, der, wenn er gereizt wird, zornig die Mähne sträubt, ein Stachelschwein, das seine Schwanz- und Rückenstacheln aufrichtet, einen Pfau, welcher ein Rad schlägt u. s. w.
452. Das kleine Gewitter. Du weißt, daß der Blitz nichts weiter ist, als ein elektrischer Funke in sehr großem Maßstabe. Bei Gewittern kannst du oft beobachten, wie sich die verschiedenen Wolken gegenseitig anziehen und wie der Blitz aus einer derselben nach der benachbarten überspringt. Man kann im kleinen dieselbe Erscheinung auf dem Tische nachmachen und verfährt dabei in folgender Weise. An den gegenüberstehenden Enden eines Brettes befestigt man zwei kleine Säulen. Kann man Glassäulen dazu verwenden, so ist's um so besser. Von einer zur andern zieht man, dicht nebeneinander, zwei seidene Fäden. Aus zwei Kartenblättern schneidet man Figuren aus, welche wie Wolken aussehen, und überzieht sie mit Zinnfolie. An beiden Seiten der Wolken bringt man vorstehende Stiftchen an, mit Hilfe welcher sie leicht auf den Seidenfäden entlang gleiten können. Eine Wolke hängt man an das rechte Ende der Schnur, die andre an das linke Ende derselben. Die einander zugekehrten Enden der Wolken versieht man mit je einer kleinen, vorstehenden Kugel von Metall. Man kann eingesteckte Stecknadeln mit großen Köpfen dazu verwenden. Die eine Wolke wird durch den Leitungsdraht mit der Außenseite einer gefüllten Leidener Flasche in Verbindung gesetzt, die andre mit der Innenseite derselben, so daß beide Wolken mit verschiedenartigen Elektrizitäten gefüllt werden. Ist die Füllung kräftig genug, so wird es nicht lange währen, bis sich beide Wolken anziehen. Sie nähern sich einander, und sobald sie bis auf etwa 2 Zentimeter aneinandergerückt sind, gleichen sich ihre Elektrizitäten aus, indem mit einem schwachen Knalle ein Funke überspringt. Der Funke ist der Blitz, der Knall ist der Donner. Wäre der Knall stark genug, und könnte er durch den Widerhall entsprechend wiedergegeben werden, so würde man auch das Rollen und wiederholte Knattern hören, wie es dem Donner der Gewitter eigen ist.
453. Der Blitzschlag ins Schiff. Denselben Versuch, den du bei den zwei Wolken (Nr. 452) gemacht hast, kannst du in veränderter Weise zu zahlreichen andern Unterhaltungen anwenden. So nimmst du eine Wolke weg, setzest auf das Brett ein flaches Gefäß mit Wasser und auf dieses ein Schiffchen, dessen Mast aus einem Drahte besteht. Die eine Elektrizität leitest du wie vorhin nach der Wolke, die andre nach dem Schiffsmaste. Schiff und Wolke werden sich nähern, und der Blitz wird in die Spitze des Mastes einschlagen. Bringt man im Rumpfe des Schiffes ein kleines Gefäß mit Spiritus in ähnlicher Weise an, wie es beim Donnerhäuschen geschieht, richtet man auch die Drahtleitung so ein wie dort, so kann durch den überspringenden, elektrischen Funken das Schiff in Brand gesteckt werden.
454. Das Donnerhäuschen. Du fertigst aus Pappe oder Holz ein kleines Häuschen mit Fenster und Thüren an, setzest in dasselbe ein Näpfchen mit etwas Spiritus oder Schwefeläther und leitest die eine Elektrizität nach demselben.
Das spitze Dach des Häuschens richtest du zum Abnehmen ein und steckst durch die Spitze desselben einen Draht, der oben und unten in einer Metallkugel endigt. Die untere Metallkugel reicht bis dicht über den Spiritus des Näpfchens. Das Donnerhäuschen ist auf das Brettchen gestellt, über dem die künstliche Wolke ruht. Die Elektrizitäten werden wie vorhin verteilt, die eine leitet man nach der Wolke, die andre nach dem Spiritusnäpfchen. Sobald die Wolke sich dem Häuschen hinreichend nähert, springt der Blitzfunke über und entzündet den darunter befindlichen Spiritus. Das Haus ist durch den Blitzschlag in Brand gesteckt.
455. Die Blitzröhre. Der elektrische Funken unsrer Elektrisiermaschine und der gewaltige Blitz der Gewitterwolke sind bekanntlich Geschwister und unterscheiden sich nur in der Stärke voneinander. Wir können nun, mittels einer sogenannten Blitzröhre, den kleinen, elektrischen Funken einen Weg beschreiben lassen, daß er selbst im äußeren Ansehen seinem Riesenbruder ähnelt. Suche dir zu diesem Zwecke eine etwas lange Glasröhre zu verschaffen. Schneide aus Stanniol rautenförmige Stückchen und klebe dieselben so in einer Schraubenlinie rings um die Außenseite der Glasröhre fest, daß sie sich ihre Spitzen zukehren, zwischen denselben aber etwas Raum leer lassen. Die Enden der Röhre versiehst du mit einem Metallverschlusse. In Ermangelung von Messinghülsen kannst du Korkstöpsel dazu verwenden, welchen du einen Überzug von Stanniol gibst; an dem einen Ende bringst du endlich einen Metalldraht mit einem metallenen Knopfe an. Sobald du letzteren dem Konduktor der Elektrisiermaschine näherst und einen Funken ziehst, wird derselbe von einem Stanniolblättchen zum andern überspringen, so daß im Dunkeln eine helle Zickzacklinie, ähnlich einem Blitzstrahle, sichtbar wird.
456. Die Blitztafel. Auf ähnliche Weise lassen sich auch allerlei andre Figuren mittels des elektrischen Funkens leuchtend darstellen. Man nimmt, statt der Glasröhre, eine Glasscheibe und klebt auf derselben schmale Stanniolstreifen in der Weise auf, wie die dunkle Linie auf der nebenstehenden Figur es andeutet. Das Stanniol bildet so einen fortlaufenden Streifen von einem Ende der Tafel zum andern und wird oben mit einem Metallknopfe in Verbindung gesetzt, der den elektrischen Funken aufzufangen hat. So lange der Stanniolstreifen ununterbrochen bleibt, wird der Funke im Nu ihn durchlaufen und nicht weiter sichtbar werden. Diejenige Figur, welche man elektrisch illuminieren will, zeichnet man jetzt auf die Glastafel, auf bestehender Abbildung ein O, und durchritzt an den Stellen, wo sie die Stanniolstreifen kreuzt, letztere mittels des Federmessers, so daß eine Unterbrechung des Stanniols in ähnlicher Weise stattfindet, wie bei der Blitzröhre. An jenen Stellen springt der Funke über und läßt die Figur, in elektrischem Lichte leuchtend, erscheinen. Es können auf diese Weise Namenszüge, Wappen, Kronen und alle möglichen Figuren dargestellt werden.
457. Der elektrische Sonnenschirm. Auf der Spitze eines starken Drahtes befestigst du eine Pappscheibe, die du mit Stanniol (Zinnfolie) überziehst. Ringsum klebst du lange Streifen von buntem Seidenpapiere an: blaue, rote, weiße, grüne; je bunter, desto besser. Die Streifen müssen, wie auf der beistehenden Abbildung angedeutet, etwas kürzer sein als der Draht. Leitest du nun Elektrizität nach dem Stanniol, so werden sich die Papierstreifen gegenseitig abstoßen, also von einander entfernen und so einen bunten Sonnenschirm darstellen.
458. Der lebendige Blitzableiter. Eine Anzahl Kinder fassen sich mit den Händen zu einer langen Reihe an; es können so viele sein, als es wollen. Nähert das erste dieser lebendigen Kette seinen Finger dem Konduktor der Elektrisiermaschine, so springt ein kleiner Funke aus demselben in den Finger über. Das Kind empfindet einen Schlag, besonders in den Armgelenken. Denselben Schlag fühlen aber alle die sich angefaßt halten, gleichzeitig, und wenn es hundert wären.
459. Der Sandregen. Befestige auf einem viereckigen Brettchen einen senkrechten Stab, den du nahe seinem Ende durchbohrst, um einen Draht einzuführen, in dessen angebogenem Ringe ein Trichter sitzt. Fülle denselben mit feinem Glimmersand oder mit feingesiebten Eisenfeilspänen und leite einen Draht vom Konduktor der Elektrisiermaschine hinein. Beim Drehen der letzteren werden die bisher in einem dünnen Faden ablaufende Sandkörnchen sich gegenseitig abstoßen und weit im Bogen niederfallen. Berührt man den Inhalt des Trichters mit einer großen, geriebenen Hartgummistange, so tritt derselbe Erfolg ein.