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Kinder der verjüngten Sonne,
Blumen der geschmückten Flur,
Euch erzog zu Lust und Wonne,
Ja, euch liebte die Natur.
Schiller.
Oft wird viel von Erwachsenen gegen das Pflanzensammeln gesprochen und manchmal vielleicht wohl nicht mit Unrecht. Wenn ein unbedachtsamer Knabe Hunderte der schlanken Kornhalme unbarmherzig zu Boden tritt, um eine Kornblume auszuraufen, so ist das ebenso verwerflich, als wenn ein andrer den gesammelten Blumenstrauß, des Tragens müde, achtlos fortwirft. Für solche und ähnliche Naturfrevler ist das Folgende auch nicht geschrieben.
6. Vorbereitung zum Pflanzensammeln. Die Ausrüstung des Pflanzensammlers besteht aus der bekannten grünen, blechernen Botanisierkapsel, die jedoch neuerdings durch tragbare Pflanzenmappen aus Holz oder Drahtgitter verdrängt wird. Letztere besitzen den Vorzug, daß die Gewächse an Ort und Stelle in das Löschpapier der Mappe gelegt werden und durch das gelinde Pressen beim Schließen derselben einen Teil ihrer Feuchtigkeit schon abgeben. Weiter ist ein kleiner Spaten nötig, der gewöhnlich durch Riemen an der Pflanzenmappe befestigt ist und beim Ausheben der Wurzeln Verwendung findet. Beim späteren Bestimmen der Pflanzen ist auch eine Lupe unerläßlich, um die oft sehr kleinen Blütenteile genau erkennen und unterscheiden zu können.
7. Das Sammeln der Pflanzen. Willst du nun Pflanzen sammeln, so ziehe nicht nach fernen Gegenden aus, um seltene Gewächse zu erbeuten, stelle dir die Aufgabe, die Pflanzen deiner nächsten Umgebung zu sammeln. Berücksichtige Bäume und Sträucher ebenso wie Kräuter, Gräser, Blumen und Moose. Du wirst zu Anfang immer schon einige Hundert verschiedene Arten zusammenbringen können. Du sammelst die Unkräuter am Wegrande und auf dem Acker sowie die angebauten Gewächse. Du beachtest die Gebüsche, welche die Hecke bilden und das Unterholz des Waldes darstellen, die Bäume in den Gärten, an den Straßen, an den Bach- und Flußufern, im Walde. Deinem Forscherblicke dürfen die Gräser der Wiese und des Waldes ebensowenig wie die Blumen am Bergabhange und im Walde entgehen.
Beim Sammeln der Wassergewächse mußt du natürlich vorsichtig gehen, die Ufer sind häufig trügerisch und können dem den Tod bringen, der geradezu läuft. Stehen die Gewächse weiter ab, als daß sie bequem mit der Hand erreicht werden könnten, so bittest du den Fischer, daß er dich mit sich in den Kahn nimmt. Vom Boden des Teiches und des Sees holt man die Gewächse mit einer langen Stange, an deren Ende ein eiserner Rechen befestigt ist. Beim Sammeln der Meerestange wählt man die Zeit der Tiefebbe und achtet hübsch auf die rückkehrende Flut; tiefer wachsende müssen mit Hilfe langer Stangen und Eisenrechen oder mit dem Schleppnetz heraufgeholt werden. Man wäscht sie sofort von anhängendem Schlamme rein. Wasserfäden und andere Algen, die auf oder im Wasser schwimmen, fischt man mit der Hand auf, wickelt jede Sorte in ein Papierchen oder thut sie in Gläschen mit weiter Mündung, die man zustöpselt. Moose und Flechten machen die wenigste Schwierigkeit beim Sammeln. Man findet sie an Steinen, Baumstämmen, Holzwerk, alten Dächern, die Moose auch in Sümpfen, auf Waldboden und Ackerland. Womöglich sucht man Rasen aus, in welchem sich reiche Früchte befinden. Von diesen wählt man das schönste Büschelchen aus und entfernt die Erde. So legt man es in die Botanisierkapsel oder Pflanzenmappe. Hat man aber diese nicht bei sich, so wickelt man die Gewächse in Papier ein. Pflanzen, welche an trockenen Stellen wachsen, muß man womöglich trocken einsammeln, d. h. zu einer Tageszeit, wo weder Tau noch Regen auf ihnen liegt. Auch ist es nicht gut, so viele in die Büchse einzupacken, daß sie schwitzen. In beiden Fällen werden sie braun oder schwarz. Von kleinen Pflanzen wählt man die schönsten und größten Stücke, welche sich finden; von größeren Arten dagegen lieber solche, die etwa die Länge der Papierbogen haben. Längere Gräser und ähnliche schlanke Gewächse knickt man ein- oder zweimal auf Bogenlänge zusammen. Man wählt am liebsten blühende Pflanzen. Von solchen, die zweierlei Blüten tragen, muß man die männlichen wie weiblichen einsammeln. Wenn irgend möglich nimmt man auch die Früchte mit, denn Riedgräser, Kreuzblümler, Doldengewächse, Zusammengesetztblütige lassen sich ohne Gegenwart der Früchte schwierig oder gar nicht mit Sicherheit bestimmen. Kleine Gewächse nimmt man mit der Wurzel, die man sauber von Erde befreit. Von größeren, z. B. Sträuchern und Bäumen, begnügt man sich dagegen mit einem Blütenzweig. Bei solchen Gewächsen, die vor dem Erscheinen der Blätter blühen (z. B. Rüster, Hasel und mehrere Weiden), sammelt man die Blätter noch nachträglich.
8. Das Trocknen der Pflanzen. Mehr Sorgfalt erfordert das Trocknen der Pflanzen sowie das Zubereiten für das Herbarium. Das Verfahren hierbei weicht je nach der Art des Gewächses sehr voneinander ab.
Die Fadenalgen ( Conferva) bringt man in ein Becken mit reinem Wasser und fischt sie mit einem weißen Blatt Papier auf. Hierauf breitet man die Alge in einer ihrem natürlichen Wachstum entsprechenden Form aus, hebt das Papier behutsam aus dem Wasser und preßt die Pflanze, nachdem sie und das Papier getrocknet sind, gelinde zwischen Löschpapier, um ein Zusammenrollen des Blattes zu verhindern. Schwingfäden ( Oscillarien) bringt man mit einem wenig des anhängenden Schlammes auf ein Papierstückchen, begießt sie einigemal mit lauwarmem Wasser und läßt sie erst eintrocknen, nachdem sie hinreichend Strahlen gebildet haben, die dann aussehen, als seien sie auf das Papier gemalt. Die kleinsten Algen verwahrt man auf Glasstückchen in Papierbriefchen. Beim Zubereiten der Meerestange verfährt man in ähnlicher Weise; die größeren Arten muß man jedoch zuvor gehörig in Süßwasser auswaschen, da sie sonst nicht trocken werden, muß sie auch von anklebendem kleinen Getier säubern.
Moose und Flechten können jahrelang liegen, ehe sie eingelegt werden, nur müssen sie mit Wasser angefeuchtet werden, um wieder frisch zu erscheinen. Sehr zarte Sorten lege man in Papierbriefchen, die andern trocknet man ausgebreitet zwischen Löschpapier bei mäßigem Drucke. Flechten, welche fest an Steinen haften, lassen sich nur mit dem Steinmeißel in der Weise lostrennen, daß man das Steinstück losschlägt, an welchem sie sitzen. Sie müssen dann in Kästchen wie Mineralien verwahrt werden. Bei Rindenflechten schneidet man das Holz, auf dem sie wachsen, oder wenigstens die oberste Rindenschicht möglichst dünn los.
Zum Einlegen und Trocknen der Kräuter, Zweige, Gräser u. s. w. bedient man sich eines möglichst glatten, knotenlosen Löschpapiers (ungeleimten Papiers). Die Hauptsache ist dabei, daß das Papier möglichst trocken ist. Am liebsten erhitzt man es vorher am Ofen. Zu dicke Stellen der Wurzeln und des Stengels schneidet man aus. Es dürfen nicht zwei Blätter oder Blüten übereinander liegen, diese kleben sonst zusammen und verderben sich gegenseitig. Man schneidet die hinderlichen ab, läßt aber einen Teil ihrer Stiele sichtbar bleiben, um daran zu erkennen, daß sie vorhanden gewesen sind. Wenn möglich, breitet man Blätter und Blüten so aus, daß sie ihre natürliche Stellung zeigen. Sind die zusammengeknickten langen Pflanzen zu widerspenstig und sperren auseinander, so lähmt man sie entweder durch einen Einschnitt, oder bindet die betreffenden Stellen mit einem Zwirnsfaden zusammen. Sehr große Pflanzen verteilt man auf zwei Bogen.
Beim Einlegen bringt man zunächst 6-8 Bogen Löschpapier auf den Tisch, vielleicht mit dem Bogenrücken rechts, darauf einen einzelnen Bogen aufgeschlagen, mit dem Rücken links. In diesen legt man die Pflanze und einen Zettel, auf den man ihren Namen, Standort und das Datum des Fundes geschrieben hat. Ist die Pflanze hinreichend ausgebreitet, so klappt man den Bogen zu und legt darauf abermals ein Päckchen leere, heiße Papiere mit dem Rücken rechts. So fährt man fort, bis man einen Stoß von etwa einer Spanne Höhe vor sich hat. Bei dieser Art Einlage erkennt man sofort die Bogen mit Pflanzen und die leeren Päckchen.
Die aufgeschichteten Bogen kommen nun unter die Presse, um einem mäßigen Drucke ausgesetzt zu werden. Bist du nicht im Besitze einer Pflanzenpresse, so kann das Pflanzenpaket zwischen zwei Bretter gelegt und mit Ziegelsteinen oder Gewichten beschwert werden. In letzterem Falle darf aber der Papierstoß nicht zu hoch sein, da er sonst leicht sich nach einer Seite neigt.
Man öffnet die Bogen mit Pflanzen nicht früher, als bis die letzteren trocken sind, was nach 8 bis 14 Tagen geschehen sein wird. Man wechselt jedoch womöglich gleich am ersten Tage die Zwischenpapiere ein- oder zweimal und ersetzt sie durch ausgedörrte, heiße Lagen, die folgenden Tage thut man es nur einmal. Je öfter man die heißen Zwischenlagen ersetzt, je trockner und wärmer die neu eingeschobenen sind, desto früher werden die Pflanzen trocken, und desto schöner behalten sie ihre natürliche Färbung. Einige Gewächse haben freilich die unangenehme Eigentümlichkeit, daß sie schwarz werden, trotz aller Sorgsamkeit. Dies ist z. B. der Fall bei der Walderbse, der Schuppenwurz, dem Fichtenspargel etc. Mehrere Familien, und zwar gerade sehr hübsche, bedürfen noch einer besonderen Zubereitung, z. B. die Orchideen, mehrere Liliengewächse und die Saftpflanzen, welche dem Mauerpfeffer verwandt sind. Legt man diese ohne weiteres ein, so wachsen sie möglichenfalls in der Presse noch weiter, werden schließlich braun oder schwarz und verlieren wohl gar die Blätter. Man putzt ein solches Gewächs soweit zurecht, daß es zum Einlegen fertig ist, faßt es dann zwischen die Zinken einer Gabel und taucht es gänzlich in ein Gefäß mit kochendem Wasser so lange, als man 1, 2, 3 zählt; dann zieht man es heraus, läßt das Wasser ablaufen, trocknet es vorläufig zwischen einem Löschbogen etwas ab und legt es ein. Nach einer Stunde etwa wechselt man bei dieser Pflanze bereits die Zwischenlagen, am ersten Tage drei- oder viermal.
So erhält man schon nach 3 bis 4 Tagen die hübschesten Orchideen und Lilien in ihrer natürlichen, zarten Farbe. – Pilze kann man zwar auch trocknen und aufbewahren, besonders die kleineren, auf Blättern und Rinden wachsenden Formen und die trockenen, holzigen; schwieriger ist es dagegen mit den fleischigen, die manchmal schon zu faulen beginnen, ehe man aus dem Walde nach Hause kommt.
Durch das Gefühl überzeugt man sich, ob die eingelegten Pflanzen trocken sind, indem man sie an die Lippe hält: fühlen sich dieselben kalt an, so sind sie noch feucht. In zweifelhaften Fällen läßt man sie lieber einige Tage länger in der Presse liegen, da man sie durch zu frühes Herausnehmen der Gefahr des Verderbens aussetzt. Die Presse wende man nie zu scharf an, die Pflanzen sollen nicht zerquetscht, sondern nur durch mäßigen Druck beim Trocknen in ihrer ausgebreiteten Lage erhalten werden.
9. Das Aufkleben der Pflanzen. Die völlig trockene Pflanze legt man entweder lose in weißes Druck- oder Schreibpapier, oder man befestigt dieselbe mit geleimten, übergeklebten Papierstreifchen. Links unten neben die Pflanze werden Name, Fundort und Datum geschrieben. Man bemerkt auch wohl die etwaige Verwendungsweise oder derartige Notizen dabei. Die sämtlichen Arten einer Gattung werden mit einem Gattungsumschlag versehen, den man vielleicht von einem abweichend gefärbten Papier wählt. Die zu einer Familie gehörigen Gattungen erhalten dann wieder einen Umschlag. Etwa 100 Pflanzen bringt man in eine Mappe aus starker Pappe, mit Bändern versehen. Man schreibt außen und auf ein Rückenschild den Inhalt auf. Zum Ordnen wählt man sich ein botanisches Handbuch, die Flora des Bezirkes, dessen botanische Ausbeutung man sich als nächstes Ziel gesetzt hat. Später kann man auch durch Tausch aus andern Gegenden Gewächse erhalten.
10. Ein Verfahren, Pflanzen in ihrer natürlichen Form und Farbe aufzubewahren. Man nimmt eine mittelgroße Kiste mit Schiebedeckel und entfernt den Boden. Unmittelbar unter dem Falze, in welchem sich der Deckel hin und her schiebt, befestigt man ein auf einen entsprechend großen Holzrahmen gespanntes Drahtsiebgewebe, wie solches an Speiseschränken Verwendung findet. Nun siebe man Sand von allem Staube rein, wasche, trockne und erwärme ihn in einem Kessel. Unter beständigem Umrühren lasse man auf ein Kilogramm Sand zehn Gramm Stearin zergehen, so daß sich der Sand gleichmäßig mit ihm sättigt. Sollen Blumen getrocknet werden, so stellt man die Kiste mit dem Deckel nach unten, schüttet eine Lage des warmen Sandes auf das Drahtsieb und legt nun die Pflanzen ein, indem man so viel Sand zuschüttet, daß sie in ihrer natürlichen Haltung bleiben, ohne sich zu berühren. Sind sie überall vom warmen Sande umgeben, so legt man den abgenommenen Boden auf und schiebt die Kiste in einen Backofen, in dem sie zwei Tage bleiben muß. Nach dem Herausnehmen zieht man behutsam den Deckel weg und läßt den Sand in ein Gefäß ablaufen. Die Blumen sind trocken und haben ihre natürliche Farbe behalten. Dies Verfahren ist besonders geeignet, Pilze für eine Sammlung abzutrocknen, da man hierdurch der Mühe enthoben wird, dieselben zu malen oder zu modellieren.
Zweige von Farnkräutern behalten ihre grüne Farbe, wenn man sie mittels eines weichen Pinsels zweimal mit einer Auflösung von Gummi arabikum in Wasser überstreicht und, wenn sie trocken sind, etwas zwischen Löschpapier preßt.
11. Pflanzenabdrücke. Herr Berteau hat eine einfache Art erfunden, genaue Abdrücke von Pflanzenteilen, Blättern etc. auf gewöhnlichem Papier zu erhalten.
Man tränkt ein Papierblatt mit Baumöl, legt es zusammen und preßt es stark, um das Eindringen des Öles in die Poren des Papiers zu beschleunigen. Das abzudruckende Blatt einer Pflanze wird nun in das geölte Papier eingelegt und einem mäßigen Drucke unterworfen.
Hierauf bringt man dies Pflanzenblatt zwischen ein zweites, ungeöltes Papierblatt, preßt von neuem und entfernt es. In dem letzten Papiere hat sich nun das feine Gewebe des Pflanzenblattes als kaum sichtbare Ölzeichnung eingeprägt, die, mit feinem Graphitmehl überstreut, vollkommen sichtbar wird. Streut man eine Mischung von Graphit und feinem Kolophoniumpulver auf, so kann man durch schwaches Erwärmen des Blattes in einer heißen Ofenröhre den Abdruck vollkommen unzerstörbar machen. Einen schwarzen Abdruck erhält man, wenn das Pflanzenblatt zwischen zwei mit Druckerschwärze abgeriebene Papierbogen gelegt und in diesen gepreßt wird. Es saugt sich hier voll Druckerschwärze, die es dann von seinen Erhöhungen beim Pressen zwischen weißen Papieren wieder abgibt. Auf diese Weise ist es möglich, daß du dir eine Sammlung aller Blattformen anfertigen kannst.
Ein weiteres Verfahren, wobei der Abdruck kupferrote Farbe besitzt, ist mit Hilfe zweier Chemikalien anwendbar. Man überstreicht gutes Zeichenpapier gleichförmig mit einer schwachen Lösung des blauen Kupferoxydes in Wasser. Nach dem vollständigen Trocknen feuchtet man die Rückseite mit Wasser an und legt das Papier auf eine Unterlage von einigen Zeitungsbogen. Die Pflanzen, welche abgedruckt werden sollen, betupft man mit einem Pinsel gleichmäßig – ohne sie überflüssig zu befeuchten – mit einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz in gleichen Gewichtsteilen Wasser und legt sie behutsam auf das mit Kupfersalzlösung bestrichene Papier. Nach Überdecken eines Blattes drückt man gleichmäßig mit einem Tuche so lange darauf, bis alle Teile der Pflanze mit dem Papiere in Berührung gekommen sind. Nach dem Abheben ist das Bild fertig.
12. Die Frucht- und Samensammlung. Von großer Wichtigkeit ist auch eine Frucht- und Samensammlung. Nur solche saftige Früchte, die sich nicht durch Eintrocknen aufbewahren lassen, muß man beiseite lassen, wenn man sie nicht in Weingeist aufheben will. Die von Natur trockenen, die nicht im Herbarium selbst Platz finden, legt man in Kästen, z. B. die Früchte der Nadelhölzer und die der meisten andern Waldbäume. Getreidearten und ähnliche kleine Samenkörner legt man in geschlossene Kästchen. Hierzu lassen sich Federschachteln und die Kästchen von sogenannten schwedischen Streichhölzchen gut verwenden. Daran schließt sich leicht eine Sammlung verarbeiteter Pflanzenstoffe, sowie der Hölzer. Holztäfelchen, die entweder Querschnitte durch ein Stück Stamm sind oder als viereckige Täfelchen Längsschnitte darstellen, kann man durch Vermittelung eines Tischlers oder Drechslers leicht erhalten. Selbst während des Winters kann man das Sammeln fortsetzen, indem Zweigstücke mit Knospen von Bäumen und Sträuchern eingetragen werden. Gewürze, Droguen, Arzneistoffe, Gummiarten, Faserstoffe, Farben u. dgl. lassen sich auch ohne große Geldopfer zu einer Sammlung zusammenbringen, wenn man sich an die betreffenden Händler wendet. Dergleichen Sammlungen sind vorzüglich von Knaben in großen Städten leicht anzulegen, denen dagegen oft ein umfänglicheres Sammeln wildwachsender Pflanzen erschwert ist. Jene Stoffe werden, je nach ihrer Beschaffenheit, entweder in Kästchen oder in Gläschen verwahrt und mit Namen, Abstammung, Vaterland und Angabe der Verwendungsweise versehen.
13. Makartsträuße. In der Jetztzeit sind auch getrocknete Pflanzen zu der Ehre gelangt, als Zimmerschmuck zu dienen, seit der Maler Makart seine Vorliebe für herbstlich welke, abgestorbene Blumen dadurch zeigte, daß er seine Räumlichkeiten mit mächtigen, nach ihm benannten Sträußen aus Rispengräsern, Schilfkolben, Palmenwedeln und ähnlichen Pflanzen zierte. Seit sich die Mode dieser Sträuße bemächtigt hat, genügt die natürliche Farbe der Gewächse nicht mehr, man färbt und bleicht sie vielmehr, um so den merkwürdigen, den Makartsträußen eignen Farbenreiz hervorzubringen.