Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der junge Tierfreund

[Beliebte Haustiere]

Ich wußt' einmal nichts anzufangen
An einem Sonntag in der Früh';
Da bin ich 'naus aufs Feld gegangen,
Da traf ich eine Herde Vieh.
Eia tralla burli,
Das Ding vergeß' ich nie.

Volkslied.

 

»Spitz komm her, ich will dich lehren.
Hund, du bist mir viel zu dumm!

Reinick.

114. Tiere als Spielkameraden. Es wird wohl kaum einen Knaben geben, der sich nicht einmal irgend ein Tier zum Spielkameraden gewünscht hätte, sei dies nun ein lustiger Pudel, ein munteres Kaninchen, ein geschwätziger Star oder sonst ein andres. Ehe er sich ein solches wirklich anschafft, möchte ich ihn aber auf einiges aufmerksam machen, das er sich überlegen möge. Gefällt es ihm nicht, so verzichte er lieber auf einen Spielkameraden aus dem Tierreiche.

.

Wenn du ein Tier zum Eigentum übernimmst, so vertrittst du Vaterstelle bei ihm, d. h., du hast dafür zu sorgen, daß es Fressen und Saufen in gehöriger Weise erhält, daß es gegen ungünstige Witterung geschützt und außerdem reinlich gehalten wird. Du mußt dich genau darüber unterrichten, was das Tier zur Speise bedarf, wie oft und wie viel du ihm zu geben hast. Manche Knaben geben während der ersten Tage ihren Pfleglingen Überfluß von Futter, dann werden sie lässiger und vergessen dieselben zuletzt wohl gänzlich. Bedenke, daß das ein Verbrechen ist, ein Tier einzusperren und verschmachten zu lassen!

Es ist Hauptregel, zu pflegende Tiere mit möglichster Freundlichkeit und Sanftmut zu behandeln. Solltest du unglücklicherweise ein Tier bekommen, das sich nicht auf diese Art behandeln ließe, so schaffe es lieber sofort ab, als daß du dich dadurch zu Härte und Gewaltmaßregeln verleiten lässest.

Verlange von keinem deiner Pfleglinge größere Leistungen, als die Fähigkeiten desselben zulassen. Hat das Tier deinen Willen befolgt, so belohne es. Sei aber auch auf der andern Seite wieder mäßig mit Leckereien, damit dein Schüler nicht lässig oder krank werde.

Suche stets dem Tiere eine solche Wohnung zu verschaffen, die ihm zusagt, in welcher es sich so wohl fühlt, daß es den Verlust seiner Freiheit vergißt. Kannst du ihm in deiner Wohnung einen solchen Behälter nicht verschaffen, so verzichte lieber auf den Besitz des Tieres. Sei aber auch nicht allzu zärtlich gegen die Tiere. Bedenke immer, daß du noch mehr bist als sie, und daß es sich nicht schickt, sie mit ins Bett zu nehmen, oder sie zu liebkosen, als ob es Menschen seien. Überhaupt achte darauf, daß du durch deine Tierzucht nicht andern Leuten beschwerlich fällst. Bist du etwa ein besonderer Freund von Maikäfern, Schlangen und Fröschen, so genieße dein Glück für dich, aber belästige nicht etwa andre mit deinen Lieblingen, denen sie zuwider sind.

Fühlst du dich aber willensstark genug, die regelmäßige Pflege eines Tieres durchzuführen, weißt du sicher, daß du stets Nahrung herbeischaffen kannst und Zeit zur Reinigung der Behältnisse hast, so findest du gerade durch diese Beschäftigung ein treffliches Mittel, dich an eine regelmäßige Besorgung von Geschäften zu gewöhnen, die dir später zu gute kommen wird.

115. Der Hund. Es gibt eine große Menge der verschiedenartigsten Hunderassen, jede aber hat ihre abweichenden geistigen Eigenschaften. Als Spielkamerad für den Knaben ist durchaus nicht jeder Hund geeignet. Untauglich sind alle diejenigen, welche leicht verdrießlich werden und beißen, alle die, welche sich tückisch und falsch zeigen und alle jene, die nicht klug und gelehrig sind. Große Hunde werden in vielen Fällen nicht gut zu Spielkameraden sich eignen, da sie zu viel fressen und ihre Verpflegung ebensoviel oder noch mehr kosten kann, als der Unterhalt eines Menschen.

Wessen Sparkasse aber so reich ausgestattet ist, daß er für den Kauf und Unterhalt eines großen Hundes genug übrig hat, der schaffe sich einen Neufundländer, Leonberger oder sogenannten Berghund an. Diese Arten sind sehr gutmütig und treu, lassen sich an einen kleinen Wagen, im Winter vor den Schlitten spannen und sind im stande, einen Knaben fortzuziehen. Der Neufundländer besitzt Schwimmhäute zwischen den Zehen und vermag deshalb gut zu schwimmen. Schon mehr als ein Mensch, der ins Wasser fiel, ist durch solch ein Tier gerettet und aufs Trockne gebracht worden.

Von den kleineren Hunden eignen sich Pudel und Wachtelhunde ganz vorzüglich zu Spielkameraden. Man verschafft sich den Hund so jung wie möglich, d. h., sobald das Tierchen allein fressen kann. Eine Zeitlang bekommt es noch etwas laue Milch zu saufen. Es gilt als Hauptregel, daß man dem Hunde nie heiß zu fressen giebt, höchstens lauwarm, da er sonst krank wird. Ebenso darf man ihm nicht oft und nicht viel Fleisch geben. Knochen und kleine häutige Abfälle sind für ihn schon ausreichend. Glaubt man ihm durch reichliche Fleischspeisen einen besondern Gefallen zu erzeigen, so wird man bald bemerken, daß er unangenehme Augen bekommt, die ihn widerwärtig erscheinen lassen. Das Übel verschwindet wieder, wenn man längere Zeit die Fleischspeisen beiseite läßt. Brot und Mehlspeisen, Gemüse und etwas Brühe sind am gesündesten für ihn. Ebenso ist süße oder saure Milch stets vorteilhaft für den Hund; an frischem Wasser in reinlichem Geschirr darf es ihm nie fehlen. Zu viel Zucker und süße Leckereien sind auch nicht geraten. Manche Hunde verzehren sehr gern süßes Obst; saure Speisen sind den meisten zuwider.

Bis auf einen gewissen Grad spielt der Hund sogar seinen eignen Arzt. Er frißt Grasblätter, besonders von Queckenweizen, um sich durch dieselben die Knochensplitter aus dem Magen zu schaffen.

Man darf es nicht zulassen, daß sich der Hund zu nahe an den heißen Ofen legt, so gern er dies auch thut. Liegt er häufig zu heiß, so wird er leicht krank. Will man ihm ein Plätzchen in der Stube gönnen, so mag man ihm eine weiche Decke in einen Winkel legen, etwa unter das Sofa. Ins Bett darf man niemals einen Hund mitnehmen, denn es ist sowohl für die Gesundheit des Hundes, als auch für die Menschen nicht vorteilhaft. Die Zärtlichkeit gegen ein Tier darf nicht übertrieben werden, sie muß ihre Grenzen haben.

Im Sommer ist es gut, den Hund jede Woche tüchtig in Seifenwasser zu baden, möglichenfalls ihm mit Schmierseife gehörig den Pelz zu waschen und mit reinem Wasser schließlich auszuspülen. Darnach gönnt man ihm ein warmes Plätzchen zum Trocknen und kämmt ihn. Hierdurch befreit man ihn von dem Ungeziefer, das sich in seinem Pelze leicht ansiedelt und vermehrt. Ist letzteres der Fall, so reibt man ihm den Pelz dick mit Insektenpulver ein. Wem solches nicht zu Gebote steht, der benutze den gepulverten Samen der Hundskamille (siehe H. Wagners »Entdeckungsreisen in Feld und Flur« S. 20) dazu, welcher die gleichen Dienste leistet. Außerdem ist es von Vorteil, daß man unter das Strohlager der Hundehütte eine Schicht Asche streut. Die Zecken oder Holzböcke, von denen in manchen Gegenden die Hunde geplagt werden, darf man nicht gewaltsam abreißen, da sonst durch die zurückbleibenden Köpfe Geschwüre entstehen; man betupft sie mit Branntwein, Salzwasser oder Tabakssaft, bis sie von selbst loslassen und abfallen. Gegen die Bandwürmer werden Hagebutten samt den in ihnen enthaltenen Haaren angeraten.

Eine kalte, feuchte Nase gilt bei dem Hunde neben einem heitern Wesen und gutem Appetit als Zeichen von Gesundheit. Ist dagegen die Nase trocken und heiß, sind die Augen trübe, zeigt das Tier keine Lust zum Fressen, ist es dabei verdrießlich und knurrig, so ist es krank. Man sperrt es dann aus Vorsicht in einen Stall und gibt ihm etwas Leinöl ins Fressen, einem großen Hunde einen Eßlöffel voll, einem kleinen einen halben. Hilft dies noch nicht, so streut man ihm am nächsten Tage Schwefelpulver auf Butterbrot, klappt letzteres zusammen und gibt es ihm zu fressen. Bessert sich sein Befinden nicht, so gebe man ihm eine Hundepille, die man in der Apotheke zu kaufen bekommt. Man wickelt dieselbe in einen Leckerbissen ein, den man dem Hunde vorwirft. Junge Hunde bekommen im Alter von 4 bis 9 Monaten leicht die Staupe oder Hundeseuche. Diese besteht in einer Entzündung der Schleimhäute und wird durch Erkältung herbeigeführt. Etwa die Hälfte der jungen Hunde sterben daran. Die Räude, welche bei alten Hunden eintritt, ist gewöhnlich eine Folge von zu fettem und zu stark gesalzenem Futter und schlechtem Trinkwasser. Mangel an gutem, frischem Trinkwasser bezeichnet man auch als eine Ursache (sicher aber nicht die einzige) der furchtbaren Hundswut oder Wasserscheu, die durch den Biß des befallenen Hundes auch auf andre Geschöpfe und selbst auf den Menschen übertragen werden kann. Wird ein Hund von jener schrecklichen Krankheit befallen, so äußert sich dies anfänglich schon dadurch, daß er tückisch-freundlich, schläfrig, traurig und bissig wird, seine Stimme verändert, heult, nicht fressen mag, sich unruhig und beängstigt gebärdet. Bessert sich der Hund nach den angegebenen Hausmitteln nicht, oder verschmäht er sie, so ist es Pflicht, entweder den Tierarzt zu Rate zu ziehen oder ihn dem Kaviller zur Verwahrung und Beobachtung zu übergeben. Lieber töte man ihn, als daß man es bis zum vollen Ausbruch der Tollheit kommen läßt. Der Biß eines solchen Hundes muß sofort von einem Arzte mit glühendem Eisen oder mit Ätzmitteln ausgebrannt werden.

Hüte dich auch, deinen Hund so sehr zu necken und zu reizen, daß er bissig wird – der Biß eines erzürnten Hundes kann sehr schlimme Folgen haben, wie sie überhaupt durch Bisse jedes gereizten Tieres entstehen können.

Überhaupt machst du es dir zur Hauptregel, den Hund, der dir gehört, freundlich und sanft zu behandeln; er wird sich dann gewöhnen, selbst auf einen leisen Laut und auf deinen Wink zu gehorchen. Ist er gelehrig und klug, so kannst du ihn zu vielen Kunststücken abrichten. Man beginnt mit dem Abrichten, sobald das Tier ungefähr ein Jahr alt ist; früher ist es noch zu schwach, älter zu ungelehrig. Du kannst den Hund lehren aufrecht zu sitzen, gerade auf den Hinterbeinen zu stehen und auf zwei Beinen zu laufen. Du lehnst ihn zunächst mit dem Rücken in einen Winkel und hältst ihn anfänglich. Es ist Regel, daß du dabei einmal genau so verfährst wie das andre Mal. Hat der Hund keine Lust, so bekommt er Tadel, im Notfalle einen kleinen Klaps, strafe ihn aber nicht zu arg. Besser ist es, du gibst ihm stets, nachdem er seine Kunststückchen ausgeführt hat, sein regelmäßiges Futter, mitunter auch einen besonderen Leckerbissen. Gescheite Hunde begreifen den Zusammenhang sehr bald und machen dann ihre Tausendkünste unaufgefordert, sobald sie Appetit haben.

Das Sitzen im Winkel wird dein Hündchen bald lernen. Hat es sich soweit gekräftigt, daß es ihm keine große Anstrengung mehr macht, so lässest du deinen Schüler an der Wand sitzen, so daß er nur an einer Seite sich anlehnen kann. Nachdem dies etwa vierzehn Tage lang, jedesmal vor seiner Mahlzeit, einexerziert worden ist, lernt er das Sitzen im Freien ohne irgend welches Anlehnen. Niemals darfst du den Hund zweierlei mit einem Male lehren wollen. Geht's mit dem Sitzen gut, so lernt er nachher das Stehen, zuerst auch im Winkel, dann an der Wand, endlich im Freien.

Du darfst nicht leiden, daß dein Schüler wegläuft und den Gehorsam verweigert; läßt du dies einmal zu, so wird er es das zweite Mal auch versuchen. Daraus folgt aber für dich, daß du von ihm durchaus nichts verlangst, was er nicht ausführen kann; du zwingst ihn sonst selbst zum Ungehorsam und machst ihn entweder zu furchtsam oder tückisch und bissig. Jedesmal gebrauchst du dieselben Worte und Gebärden, z. B., du hältst ihm, wenn er stehen soll, den Zeigefinger der rechten Hand vor, rufst seinen Namen und befiehlst: »Steh!« Thut er es, so lobst du ihn, streichelst ihn und gibst ihm etwas Leckeres zu fressen.

So kannst du ferner den Hund lehren, Pfötchen zu geben, einen Stock zu halten, einen Korb, einen Stock, ein Tuch u. dgl. im Maule dir nachzutragen, fortgeworfene Sachen wiederzubringen, Verlorenes zu suchen, über einen Stock zu springen und vielerlei andres. Manche Hunde lernen außerordentlich leicht, andre schwerer, manche begreifen fast gar nichts – solche schafft man ab und sieht zu, daß man statt dieser unbrauchbaren Burschen einen jungen Hund von einem solchen alten bekommt, den man als einen gescheiten Hund kennt. Die jungen Hunde erben von den alten gewöhnlich auch ihre geistigen Fähigkeiten.

Es sind zwar einzelne, seltene Fälle bekannt, daß Hunde 20, ja selbst 30 Jahre alt geworden, gewöhnlich sind sie aber schon mit dem 12. Jahre Greise, verlieren die Zähne und werden stumpf, träge und hinfällig.

116. Die Katze wird viel seltener von einem Knaben als Liebling erwählt werden. Sollte es der Fall sein, so bedarf es in bezug auf ihre Verpflegung keiner besondern Regeln. Man wählt sich eine im Mai geborene, da diese unter dem Einflusse des warmen Sommerwetters kräftiger erwachsen als solche, die im Herbste zur Welt kommen. Abends muß die erwachsene Katze aus dem Zimmer: sie geht dann auf die Mäusejagd. Dieses Wildbret bildet auch ihre vorzüglichere Speise, Milch ihre größte Leckerei, außerdem erhält sie Mittags etwas Gemüse. An Persönlichkeiten beweist die Katze nicht so große Anhänglichkeit wie der Hund, doch hat man auch Beispiele, daß sie mit ihren Pflegern ins Feld spazieren geht. Sie gewöhnt sich eigentlich mehr an das Haus und dessen Umgebung, als an die Person des Menschen.

Außerdem erzählt man mehrfach Beispiele, daß Katzen kleinen Kindern Verletzungen ernsthafter Art zugefügt haben, so daß es immerhin gut ist, ihnen nicht so ganz zu trauen. Die Katzen sind aber unter sich in ihrem Naturell etwas verschieden, die eine ist verdrießlicher und reizbarer, die andre zutraulicher und liebenswürdiger. Gelehrig sind sie sämtlich nur wenig. Unter den Krankheiten, von denen die Katze heimgesucht wird, ist die Räude am häufigsten vorkommend. Man gibt dem Tiere dann Butterbrot mit Schwefelpulver bestreut, zusammengeschlagen und in kleine Würfel geschnitten, zu fressen.

117. Das Kaninchen. Die zahmen Kaninchen der gemeinen Sorte ähneln an Gestalt den wilden; in ihrer Färbung weichen sie aber außerordentlich von einander ab. Es gibt deren, die den wilden auch hierin gleichen, dann fuchsig-gelbliche, weiße mit roten Augen, schwarze, silbergraue, mäusefarbige und gefleckte. Selten bekommen die Alten mehrere Male hinter einander Junge von derselben Färbung, meistens weichen die Kleinen auch unter einander in der Farbe und Zeichnung ab. Auch in bezug auf die Beschaffenheit des Pelzes, die Größe des ganzen Körpers, die Länge der Ohren u. dergl. kommen mehrfache Abänderungen vor, die von manchen Leuten geliebt und besonders gepflegt werden.

.

Englisches Kaninchen.

So schätzte man eine Zeitlang eine Sorte mit langen, zottigen, seidenartigen Haaren, die man Seidenhasen oder Angorische Kaninchen nannte. Sie sollten aus Angora stammen. Man kämmte ihnen zu Zeiten die langen, feinen Haare aus und sammelte dieselben, um sie zu verspinnen und tuchartige Zeuge daraus zu weben. Die meisten der Tiere sahen aschgrau oder weiß aus. Dann war wieder eine Spielart beliebt, die wegen der schwarzen Flecken an den Seiten der Nase »Kohlennäschen« hieß. Manche derselben hatten nur an einer Seite einen solchen Fleck, andre an beiden Seiten, wieder andre endlich hatten beide Flecken noch durch einen schwarzen Strich auf dem Rücken der Nase verbunden.

Die wunderlichsten Sorten, sogenannter Phantasie-Kaninchen ( Fancy), sind in England gezogen worden. Sie übertrafen das gemeine Tier bedeutend an Körpergröße, dann aber auch an Beschaffenheit der Ohren und der Wamme (Kehle). Bei einigen fielen die Ohren schlaff über die Augen herab, bei andern standen sie wagerecht seitwärts ab. Die Kehle mußte in zwei Hautsäcken bis zu den Vorderfüßen herunterreichen. Für Tiere, welche alle diese Merkmale in sich vereinigten und dabei silberblaugrau gefärbt waren, wurden von Kaninchenverehrern unerhörte Preise gezahlt; so gab man für einzelne, die erst sieben Wochen alt waren, 90 Mark, für alte Männchen oder Weibchen aber bis 300 Mark und mehr.

.

Englisches Kaninchen.

In Deutschland hat man zwar auch die großen englischen Sorten eingeführt, findet aber die Schlappohren unschön und bezahlt das Stück höchstens mit 3 bis 6 Mark. Diese englischen Kaninchen sind auch viel wählerischer im Futter und erliegen leichter den Einflüssen ungünstiger Witterung als die gemeinen Kaninchen; deshalb ziehen die deutschen Knaben letztere vor. Ein starkes Männchen oder Weibchen wird mit ½ bis 1 Mark bezahlt, mitunter auch wohl teurer; junge Tiere, die nur wenige Wochen alt sind, werden im Herbste auch wohl für 10 Pfennige verkauft. Ich rate dir aber, im Herbste keine Jungen zu kaufen; sie sind fast stets schwächlicher, als die im Mai gebornen und sterben leicht schon nach wenigen Tagen. Willst du dir ein Kaninchengehege zulegen, so kaufe im Frühjahre entweder ein kräftiges Männchen und ein oder einige Weibchen, oder, wenn du es wohlfeiler haben willst, so kaufe Junge des ersten Wurfes.

Bei der Einrichtung des Kaninchenstalles mußt du auf die Gewohnheiten und Sitten des Tieres im wilden Zustande Rücksicht nehmen. Die Hauptsorge ist, das Kaninchen vor Nässe zu schützen. Da es gern wühlt, so müssen Boden und Seiten des Käfigs so beschaffen sein, daß es keinen Schaden anrichtet. Die Käfige werden entweder mit Steinen gepflastert, oder erhalten einen Belag von Holz. Manche Knaben lassen zwar ihre Kaninchen im Stalle bei Pferden, Kühen und Ziegen frei herumlaufen; sie haben aber den Nachteil davon, daß diese großen Tiere im Laufe des Jahres ihnen die meisten Kaninchen tottreten. Am besten ist es, den Kaninchen einen besonderen Stall oder einen geräumigen Käfig aus starken Brettern zu geben. Sehr gut eignen sich alte Packkisten zu diesem Zwecke. Man setzt sie auf eine Unterlage aus vier Pfählen, so daß sie ein wenig über dem Boden erhaben stehen; dadurch erreicht man, daß der Stall sich trocken hält; ferner bringt man eine senkrechte Scheidewand an und teilt dadurch den Kasten in zwei Teile, in einen größeren Raum und in einen kleineren. In der Scheidewand ist eine Öffnung, die sich durch einen Schieber verschließen läßt. In der kleineren Kammer bringt man noch eine oder zwei Höhlen an, um die Schlupflöcher der Kaninchen nachzuahmen. Jede Höhle ist etwa ⅔–1 Meter lang, 24–31 Zentimeter hoch und breit. Sie können entweder an die Seiten des Kastens festgenagelt oder zum Wegnehmen eingerichtet werden und dienen den Tieren ebensowohl zu Verstecken, wie zu Bruthöhlen. Die kleine Kammer wird vorn durch Bretter, in denen eine Thür angebracht ist, dicht verschlossen. Die größere Abteilung hat vorn ein Gitterwerk und dient als Fütterungsraum. Wer seine Kaninchen gut gedeihen sehen will, reinigt den Stall jeden Morgen. Fehlt es hierzu aber an Zeit, so muß das Reinigen wenigstens alle Wochen einmal geschehen.

Knaben versehen es bei ihrer Kaninchenzucht leicht darin, daß sie ihren Tieren in der ersten Zeit des Besitzes Überfluß von Futter geben, das unnütz verdirbt und den Käfig verunreinigt – nach einigen Wochen fangen sie aber wohl gar an, sie zu vernachlässigen. Die Tiere müssen täglich dreimal Futter bekommen. Mit diesem muß man wechseln. Man gibt sowohl trockenes als saftiges Heu, getrockneten Klee, Brot, Körner, gekochte Kartoffeln mit Kleie oder Kleie in Wasser oder Milch eingerührt, Kohlblätter, Mohrrüben und das Kraut derselben, frisches Gras und frischen Klee, Gänsedisteln u. s. w. Will man Kaninchen mästen, um sie nachher an die Küche abzuliefern, so füttert man sie sehr reichlich, dadurch werden sie fett – bekommen aber wenig Junge. Will man dagegen zahlreiche Junge von ihnen haben, so hält man sie im Futter etwas knapp. Man wird schon sehen, wie viel man ihnen zu geben hat, ob sie das alte Futter aufgefressenen haben oder nicht, wenn man ihnen neues Futter vorwirft. Während der ersten 14 Tage, nachdem die Alten Junge geworfen haben, darf man ihnen kein saftiges Grünfutter geben.

.

Kaninchenstall.
(Die Thür der rechten Abteilung ist weggelassen.).

Nur ungern thut man zwei Männchen zu einander, wenn nicht zu jedem wenigstens ein halbes Dutzend Weibchen gesellt werden können. Andernfalls beißen sich die Männchen heftig. Ebenso ist es nicht ohne Gefahr, wenn man zu Kaninchen neue, fremde bringt; dieselben werden von den alten mitunter nicht nur gemißhandelt, sondern selbst getötet. Man verwende kein Weibchen zur Zucht, das nicht wenigstens 8 Monate alt ist. Wenn das Weibchen Junge bekommen will, trägt es Heu und Stroh in eine der Höhlen und zupft sich Haare aus, um das Nestchen damit zu füttern. Man darf es dann nicht stören, noch weniger darf man die Jungen aus dem Neste herausnehmen, da sie Luft und Licht nicht vertragen können und leicht sterben. Zu der Zeit, wenn das Weibchen das Nest zurecht macht, sperrt man das Männchen so ab, daß es nicht nach der Bruthöhle gelangen kann, denn viele Männchen haben die Gewohnheit, ihre eignen Jungen totzubeißen. In manchen Fällen thun dies sogar die Weibchen. Benimmt sich ein Weibchen schlecht gegen seine Jungen, mißhandelt oder vernachlässigt es dieselben, so muß das Männchen ein paar Wochen lang entfernt werden. Die kleinen Kaninchen werden drei Wochen lang von der Alten gesäugt, dann fangen sie an, zu fressen. Nach vier Wochen hat das Weibchen mitunter schon wieder Junge. Wenn es mehr als sechs Junge bekommen hat, nehmen manche Kaninchenzüchter die übrigen den Alten weg, da dieselben gewöhnlich auch selbst sterben, während die übrigen desto kräftiger gedeihen. Es ist gut, wenn man dem Weibchen zu der Zeit, wenn es Junge hat, gut zu fressen gibt und ihm Kleie mit Milch, desgleichen Wasser zum Saufen, vor die Bruthöhle setzt.

Wenn man den jungen Kaninchen zu viel saftiges Futter gibt, sterben sie leicht, ehe sie ihre volle Größe erhalten; sie bekommen dann Durchfall, Räude oder Wassersucht. Manche Züchter raten, ihnen beim Durchfall einige Blätter von gekochtem Thee ins Futter zu geben, andre geben ihnen dann trockenes Futter, besonders Hafer, mit etwas zerstoßenem Malz vermischt. Gegen die Räude werden zu Anfang mit Erfolg Einreibungen mit Fett oder Butter angewendet. Den jungen Seidenhasen muß auch die erste Wolle abgekämmt werden, da sich diese sonst leicht verfilzt, und dies den Tieren nachteilig wird.

Abrichten lassen sich Kaninchen nicht gut, leicht aber gewöhnen sie sich, auf den Ruf herbeizukommen, und werden so zahm, daß sie ihrem Herrn nachlaufen. Katzen, Hunde und Marder muß man von den Ställen fernhalten und letztere deshalb gut verwahren, auch im Winter durch reichliches Stroh für die nötige Wärme Sorge tragen. Die Seidenhasen werden alle zwei Wochen gekämmt.

Was als Hauptregel bei allen gepflegten Tieren gilt, bezieht sich auch auf die Kaninchen. Man soll sie nicht durch heftige Bewegungen, Jagen, Schreien und Lärmen erschrecken, scheu und furchtsam machen, sondern möglichst zutraulich und zahm. Dann mag man sie wohl streicheln, faßt sie aber nicht so häufig mit den Händen an, um sie aufzunehmen. Soll letzteres ja geschehen, so ergreift man das Tier mit der einen Hand bei den Ohren und setzt die Hinterbeine desselben auf die andre Hand.

118. Das Meerschweinchen. Das niedliche, buntscheckige Meerschweinchen ist gegenwärtig eigentlich nur als Haustier bekannt. Man behauptet, es sei in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch Holländer von Brasilien oder Guinea nach Europa gebracht worden; die Südamerikaner dagegen versichern, daß es erst von Europa aus zu ihnen gelangt sei. Manche Naturforscher bezeichnen ein südamerikanisches, sehr ähnliches Nagetier, die Apera, als das Stammtier, andre finden so viele Verschiedenheiten zwischen beiden, daß sie dies bezweifeln. Da das Meerschweinchen aber auf alle Fälle aus einem warmen Lande stammt, muß es während des Winters warm gehalten werden. Es war eine Zeitlang sehr beliebt, und selbst Damen hielten es im Zimmer. Wegen seiner Empfindlichkeit gegen die Kälte und Nässe war es Erkältungen und infolgedessen Gichtanfällen leicht ausgesetzt, und es entstand deshalb bei manchen Leuten die sonderbare Meinung, das kleine Tier besäße die für Menschen glückliche Eigenschaft, rheumatische Übel von den Kranken in seinen eignen Körper abzuleiten. Dies war daher bei manchen der Grund mit, Meerschweinchen im Zimmer zu halten und sie selbst auf den Schoß zu nehmen. Das Tierchen hat mancherlei Spaßhaftes in seinem Benehmen, es putzt sich wie ein Kaninchen, grunzt und quiekt wie ein kleines Schweinchen, springt gelegentlich mit allen vier Beinen gleichzeitig in die Höhe, wird aber weniger zutraulich als das Kaninchen.

Man hält es, ähnlich wie das letztere, in hölzernen Ställchen, mit Kästchen als Schlupfröhren. Während des Sommers kann man es auch im Garten herumlaufen lassen; im Winter muß man es gegen die Kälte schützen. Auf Reinlichkeit des Stalles ist sorgsam zu achten. Es wird mit Brot, Weizen, Gerste, Möhren, Rüben, Baumblättern, Gras, Salat, Kohl, Kohlrüben und ähnlichem gefüttert. Gut ist es, ähnlich wie man es beim Kaninchen thut, mit dem Futter öfters zu wechseln, einmal saftiges, dann wieder trockenes Futter zu geben; Milch säuft es gern. Gibt man ihm mehr trockenes Futter, so setzt man auch ein Näpfchen mit Wasser zum Saufen hin.

Das Weibchen bekommt während eines Sommers 2 bis 3 mal Junge, jedesmal deren 2 bis 3, mitunter 4 bis 5, und fertigt für dieselben ein Nestchen aus Läppchen, Heu, Haaren u. dgl. an. Die Jungen sind bei der Geburt sehend und können nach zwölf Stunden schon mit herumlaufen. Am zweiten Tage sieht man sie wohl in Gemeinschaft mit der Mutter Körner oder Grünes verzehren; sie werden aber von der Alten 10 bis 14 Tage lang gesäugt. Nach drei Wochen kümmert sich diese nicht mehr um ihre Kinder. Das Männchen sperrt man ab, sobald das Weibchen Junge bekommen will, da es letztere mitunter totbeißt. Leider thun dies manchmal selbst die Weibchen. Bereits nach 5 bis 6 Monaten können die Jungen selbst wieder Junge erhalten. Nach 8 bis 9 Monaten sind sie völlig ausgewachsen und können bei guter, sorgsamer Pflege 6 bis 8 Jahre alt werden.

Haben die Meerschweinchen die gehörige Pflege und Abwartung, so können sie sich während eines einzigen Sommers schon ganz bedeutend vermehren. Besonders für kleinere Kinder sind sie ein ganz allerliebstes Spielzeug, da sie nicht leicht etwas Übelnehmen und niemals beißen oder kratzen, wie manche alte Kaninchenmännchen solches oftmals thun. Freilich bekommt das Meerschweinchen bei seiner Gleichgültigkeit auch nie eigentliche Anhänglichkeit gegen seine Pfleger; es kommt zwar auf den Ruf herbei, wenn es Futter erhalten soll, benimmt sich aber gegen Fremde in derselben Weise. Im Zimmer oder im Stalle laufen die Meerschweinchen gern rings an den Wänden entlang, eines hinter dem andern, was drollig genug aussieht. Männchen und Weibchen benehmen sich gegen einander sehr zärtlich, lecken sich sorgsam den Pelz rein und kämmen einander die Haare mittels der Vorderpfoten. Mehrere Männchen vertragen sich freilich nicht immer so friedlich. Sie kämpfen zuzeiten miteinander, schlagen sich mit den Hinterbeinen, raufen sich die Haare und beißen sich selbst in ernsthafterer Weise.

Die Meerschweinchen werden, wie die Kaninchen, leicht von Durchfall und Auszehrung befallen und gehen dadurch zu Grunde. Man kann sie davor am besten behüten, wenn man für die gehörige Wärme ihrer Winterwohnungen sorgt, dieselben immer trocken hält und mit dem Futter öfters wechselt. Die Pärchen halten gewöhnlich sehr zärtlich zusammen, und es sieht z. B. sehr lustig aus, wenn sie schlafen. Während das eine mit gekrümmtem Rücken dasitzt und nickend schläft, kauert das andre davor, sieht es unverwandt an und hält sorgsam Wacht, bis das erstere munter wird. Dann schläft es seinerseits, und der Kamerad hält die Wache.

119. Das Eichhörnchen. Du kennst den kleinen Kletterkünstler unsrer Wälder, dieses Äffchen der deutschen Haine. Du hast dir gewünscht, einen solchen muntern Kameraden daheim als Gesellschafter zu haben. Ein altes Eichhörnchen zu fangen, ist keine leichte Sache. Im Walde flieht es von einem Baume zum andern, und selbst auf einem einzelnstehenden Baume wird man selten seiner habhaft werden. Es flüchtet auf die äußersten Zweige und springt im Notfälle von hochoben herab. Schweif und Beine breitet es dabei weit aus und kommt so wohlbehalten auf dem Boden an, um nach wenigen Augenblicken wieder an einem andern Baume hinaufzuklettern.

Alt gefangene Eichhörnchen werden nur selten völlig zahm und beißen zu manchen Zeiten höchst empfindlich und gefährlich. Verschaffe dir deshalb junge Eichhörnchen, die das Nest noch nicht verlassen haben.

Das Eichhörnchen legt sich im Walde mehrere Nester an. Es wählt hierzu entweder Baumlöcher, die es mit Moos, Flechten, dünnen Reisern u. dgl. verwahrt und ausfüttert, oder es verwendet verlassene Nester von Krähen, Nußhehern und Elstern dazu und baut sie für sich vollends aus. Diese Nester benutzt es teils zu Verstecken und Nachtlagern, teils zu Vorratsmagazinen, in denen es Bucheckern, Eicheln, Haselnüsse, Walnüsse aufspeichert, teils auch, um seine Jungen darin zu pflegen. Es bekommt deren zwei- bis dreimal in einem Jahre, jedesmal drei bis sieben Stück. Sie sind anfänglich blind und unbehilflich, müssen aber, da sie rasch wachsen, während der ersten vier Wochen ausgenommen werden. Das Nest ist gewöhnlich so gut versteckt, daß man es nur mit Schwierigkeit auffindet. Knaben von Waldbewohnern spähen es aber doch mitunter aus und erklettern es. Sind Junge in demselben, und sie wollen diese überhaupt mitnehmen, so muß dies sofort geschehen, denn wenn sie dieselben berührt haben, so merkt das zurückkehrende Weibchen am Gerüche augenblicklich, daß ein Feind in der Nähe gewesen ist, und schleppt die Jungen nach einem möglichst weit entlegenen, andern Verstecke. In demselben Neste finden sich manchmal neben roten Tieren auch schwarze, ein Zeichen, daß die beiden Farbenverschiedenheiten keine besonderen Arten, sondern nur Spielarten sind. Die schwarzen sind aber verhältnismäßig selten.

Will man haben, daß der kleine, muntere Freund uns durch seine Sprünge und drolligen Gebärden ergötzen soll, trotzdem daß wir ihm seine Freiheit im frischen, grünen Walde genommen haben, so müssen wir auch Sorge tragen, daß er sich bei uns so behaglich wie möglich fühlt. Man gibt dem Eichhörnchen einen geräumigen Kasten von etwa 2 Metern Länge und 1⅓ Metern Höhe und Tiefe. Drei Seiten sind aus festen, starken Brettern gemacht, womöglich innen noch mit Blech beschlagen, die vierte Seite ist mit einem Drahtgitter bedeckt. Die Maschen müssen ziemlich eng sein; sind sie zu weit, so zwängt das Eichhörnchen gelegentlich einmal seinen Kopf hindurch, bleibt möglichenfalls darin hängen und erwürgt sich. In dem Käfige bringt man einen starken Ast mit mehreren Zweigen an, im Notfälle einige feste Sitzstangen. In einem oberen Winkel wird ein Kästchen befestigt, das groß genug ist, um dem Eichhörnchen zum Schlafgemach zu dienen. Es wird mit Heu, weichen Läppchen u. dgl. ausgefüttert. Nach außen bekommt es ein Thürchen, daß man in den inneren Raum sehen und denselben nötigenfalls reinigen kann. Nach dem Fenster zu ist ein Loch vorhanden, durch welches das Eichhörnchen hinausmarschieren kann. Außerdem befinden sich in dem großen Kasten ein Näpfchen mit Wasser und eins zum Futter, beide aus Glas oder gebrannter Masse, nicht von Holz.

.

Ein Eichhornkäfig, wie er sein soll.

Man füttert das Eichhörnchen mit Nüssen, Eicheln, Bucheckern, gibt ihm aber auch in Ermangelung derselben Semmel mit Milch. Süßes Backwerk frißt es sehr gern. Gibt man ihm nur weiche Speisen, an denen es seine Nagezähne nicht abnutzen kann, so wachsen diese unverhältnismäßig lang, wohl bis auf zwei Zentimeter, und passen schließlich gar nicht mehr aufeinander, so daß zuletzt dem Tiere das Fressen überhaupt unmöglich gemacht wird. Es ist deshalb nötig, daß man dem gefangenen Eichhörnchen stets harte Dinge zum Zernagen mit in den Käfig wirft: Tannenzapfen, Holzkugeln, Zweigstücke u. dgl., daß es sich an ihnen die Zähne abstumpfen kann. Wie unter allen Tieren, so gibt es auch unter den Eichhörnchen angenehme und unangenehme. Es gibt manche, die immer bissig bleiben, und andre, die höchst zutraulich und liebenswürdig werden. Eine vernünftige Behandlung thut dabei aber auch viel. Man muß alles zu vermeiden suchen, wodurch das Tierchen ängstlich gemacht oder gereizt wird. So hält man aufmerksam die Hunde von ihm fern, da es sich vor ihnen außerordentlich fürchtet. Es lernt seinen Wärter bald kennen, gewöhnt sich daran, auf den Ruf eines Namens herbeizukommen, nimmt die dargebotenen Früchte oder Leckereien in Empfang und setzt sich dann wohl auf eine Schulter, um das Dargereichte zu verzehren, indem es dasselbe zierlich mit den Vorderpfoten hält und zum Munde führt.

Das Eichhörnchen frei im Zimmer zu halten, ist nicht ratsam. Es zerbeißt gar zu gern Holzwerk und richtet dadurch leicht an Möbeln empfindlichen Schaden an. Ebenso schleppt es Zeugstücke nach seinem Neste, um es damit auszufüttern. Manche Eichhörnchen hat man sogar gewöhnt, mit ins Freie zu gehen und wieder nach dem Zimmer zurückzukehren; es ist dies aber immer ein sehr bedenklicher Versuch, da die Lust zum Waldleben in den kleinen Geschöpfen gar zu leicht erwacht und sie dann das Wiederkehren vergessen.

120. Weiße Mäuse und Ratten. Die gewöhnliche Hausmaus ist eigentlich ein allerliebstes Tierchen in ihren munteren Spielen und drolligen Gebärden. Wer sie gefangen in einem großen, verschlossenen Glase oder in einem Käfige beobachtet, wie sie, einem Hunde ähnlich, das vorgesetzte Wasser oder die Milch leckt oder ein Stückchen Zucker, Semmel, Brot u. dgl. zierlich mit den Vorderbeinen faßt, sich aufrecht, wie ein Eichhörnchen, hinsetzt und es verzehrt, der wird über diesem unterhaltenden Schauspiele möglicherweise sogar den langen, kahlen Schwanz übersehen, der ein häßliches Anhängsel an ihr bildet.

Die braune oder graue Hausmaus ist aber gewöhnlich nur als ungebetener Gast in der Wohnung vorhanden und ersetzt durch die übergroße Vermehrung meistens auch bald die Verluste wieder, die ihre Familie durch Katzen und Mäusefallen erleidet. Verehrer des Mäusegeschlechts halten zu ihrem Vergnügen meistens nur die weiße Spielart mit roten Augen, die man bei Vogelhändlern oder ähnlichen Leuten für eine Kleinigkeit zu kaufen bekommt. Wer in seiner Wohnung zahlreiche Mäuse haben sollte, wird möglichenfalls auch einmal eine weiße darunter entdecken. Gleicherweise trifft man in Jahren, in denen die braunen Feldmäuse sich stark vermehrt haben, unter diesen beim Spazierengehen auch wohl eine solche weiße Genossin. Will man dieselbe fangen, so sucht man sie erst einige Tage dadurch zu kirren, daß man ihr Nußkerne, Brot- oder Semmelstückchen und ähnliche Leckereien hinwirft. Nachher stellt man eine solche Falle auf, in welcher sich die Maus lebendig fangen kann. Eingefangene Mäuse werden bald sehr zahm und zutraulich. Mitunter thut man sie in Kästchen, die ähnlich denjenigen der Eichhörnchen sind, nur kleiner und das Drahtgitter enger. Ebenso gibt man ihnen einen kleinen Behälter als Schlafkämmerchen und füttert denselben mit weichen Läppchen, Heu, Federn und Baumwolle aus. Geschickte Knaben machen sich Häuschen mit Fensterchen und Türmchen aus Holz, innen mit Leitern und Treppen, auf denen die Mäuse hinaufsteigen können, um eine oben liegende Lieblingsspeise herabzuholen.

Bei der Pflege der Mäuse ist Reinlichkeit ein Haupterfordernis, da sonst der Käfig in kurzer Zeit sehr unangenehm riechen würde. Er muß deshalb täglich gereinigt werden. Das Bettchen im Schlafkästchen wird ebenfalls nach drei bis vier Tagen erneuert, ausgenommen diejenige Zeit, in welcher die Mäuse Junge haben. Dies findet im Laufe eines Jahres sechs- bis achtmal statt. Es ist gut, wenn zu dieser Zeit das Männchen in einen Behälter besonders abgesperrt wird, denn es hat dieselbe Unart wie das Kaninchen, daß es gelegentlich die eignen Jungen totbeißt und auffrißt.

Als Futter gibt man den Mäusen dasselbe, was sie auch sonst verzehren: Semmel, Brot, Bohnen, Erbsen, Getreidekörner u. s. w. Fleisch und Käse darf man ihnen nicht geben, da beides Krankheiten erzeugen soll.

.

Haselmäuse, Meerschweinchen und weiße Mäuse.

Zu saufen bekommen sie Wasser und Milch. Die reinweißen Mäuse sind, wie alle weißen Tiere mit roten Augen (Kakerlaken, Albinos), bei Tage schläfriger als die gewöhnlichen Sorten und gegen helles Licht empfindlicher; sie werden erst in der Dämmerung lebendiger. Die Feldmaus ist noch lebhafter und unterhaltender in ihren Spielen als die Hausmaus und gewährt viel Vergnügen, wenn man ihr einen ansehnlichen, großen Käfig gibt und in diesem eine Kletterstange zum Hinaufsteigen, sowie daneben einen großen Wasserbehälter zum Schwimmen anbringt.

121. Die Haselmaus und ihre Verwandten. Die kleine Haselmaus erscheint wie ein Eichhörnchen im Kleinen; sie hat dieselbe Gestalt und Farbe, denselben Schweif und dieselben Sitten. Sie lebt am liebsten in Haselgebüschen, die ihr im Herbste reichliche Nüsse bieten. Selbst alt eingefangene werden bald sehr zahm, zutraulicher zeigen sich aber jung aufgezogene. Die Haselmaus ist zwar schwierig zu fangen, da sie nur in der Dämmerung zum Vorscheine kommt; sobald man sie in der Hand hat, kann sie aber auch schon als gezähmt betrachtet werden. Niemals beißt sie oder setzt sich zur Wehr. Man hält sie in ähnlichen Häuschen, wie die weißen Mäuse und die Eichhörnchen, auch wohl in einem gewöhnlichen Vogelkäfige aus Draht, gibt ihr ein weich ausgefüttertes Schlafkästchen und sorgt für Reinlichkeit. Sie hält sich selbst sehr sauber und verbreitet im Zimmer nie einen übeln Geruch; nur im Sommer riecht sie ein wenig nach Bisam. Zur Nahrung erhalten die Haselmäuse Obstkerne, Wal- und Haselnüsse, Äpfel, Birnen, Semmel u. dgl. Wenn das Zimmer, in dem sie sich befinden, nicht sehr warm gehalten wird, so fallen sie in den Winterschlaf; aber auch selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, bleiben sie doch während des Winters schläfrig und fressen nur wenig. Im Sommer benehmen sie sich desto munterer, klettern und springen außerordentlich flink und machen durch ihre drolligen Gebärden viel Vergnügen. Sie lassen sich streicheln und in die Hand nehmen.

Sie bekommen jährlich einmal im August Junge, gewöhnlich vier, die sich mit Milch aufziehen lassen.

Von dem Halten der großen Haselmaus muß abgeraten werden, da dieselbe stets bissig bleibt und einen üblen Geruch verbreitet.

122. Zieselmaus, Murmeltier. Seltener, als die genannten Tiere, werden deutschen Knaben die Zieselmäuse vorkommen, ebenso selten das Murmeltier, das in den höchsten Alpengebieten einheimisch ist. Das zuletzt genannte Tierchen ward ehedem öfter als jetzt von Alpenbewohnern, besonders Savoyarden, jung eingefangen und gezähmt. Man hielt es in einem Kästchen und sorgte dafür, daß es im Winter in einem warmen, ausgefütterten Behälter seinen Winterschlaf halten konnte. Es ließ sich abrichten zum Tanzen, zum Gehen an einem Stocke und zum Emporklettern in einem kleinen Schornsteine, den man zu diesem Zwecke anfertigte. Als Futter bekommt das Murmeltier Obst, Brot, Wurzeln, Milch, Mandeln, Nußkerne, Rosinen, getrocknete Pflaumen u. dgl.

.

Weiße Ratten als Turnkünstler.

123. Spitzmäuse. Von großen Verehrern des Mäusegeschlechts werden auch gelegentlich weiße Spitzmäuse im Zimmer gepflegt. Als Käfig wählt man für diese kleinen Geschöpfe ein großes, weites Einmacheglas und bringt Läppchen, feines Heu, Sägespäne u. dgl. auf den Boden desselben. Man füttert sie mit Brot, Mehl, Speck, Fleisch u. dgl. Durch die lustigen Spiele und Neckereien, welche die kleinen Tierchen untereinander treiben, bieten sie zwar viel spaßhafte Unterhaltung, werden aber durch den starken Moschusgeruch, den sie verbreiten, sehr lästig; ebenso sterben sie leicht, vorzüglich wenn sie nicht sehr reinlich gehalten werden.

124. Der Igel. Der Igel ist eines der sonderbarsten Tiere unsrer Heimat, das obendrein den Knaben bei ihren Spaziergängen im Walde nicht gerade zu selten vorkommen wird. Der merkwürdige Stachelträger rollt sich, wenn er überrascht wird, zu einer völligen Kugel zusammen und streckt nach allen Seiten hin seine kleinen Spieße den Feinden entgegen. Er läßt sich dann leicht in ein Tuch aufnehmen und mit nach Hause tragen. Hast du freilich daheim bloß ein Wohnzimmer zur Verfügung, so laß den Igel ruhig im Walde. Du wirst keine Freude in der Wohnstube an ihm erleben, er beschmutzt dieselbe in arger Weise und vollführt des Nachts, trotz seiner Kleinheit, großen Lärm. Kannst du aber das Tier in einem Stalle, einem Bodenraume, einem Garten oder Gehöfte, die mit einer Mauer umgeben sind, frei umherlaufen lassen, so magst du dir wohl einige Zeit einen Spaß mit ihm machen. Sind in jenen Räumen viele Mäuse, so wird der Igel unter ihnen bald aufräumen. Hast du aber kleinere Vögel in demselben Reviere, so verwahre dieselben, besonders zur Nachtzeit, gehörig vor ihm, denn er ist ein Raubtier. Du bringst in einem Winkel ein röhrenartiges Kästchen mit zwei Eingängen und reicher Ausfütterung als Schlupf- und Schlafkabinett für den Igel an, fütterst ihn mit Obst, Wurzelwerk und Brot. Zum Trinken gibst du ihm Wasser und als besondere Delikatesse Milch.

.

Der Igel.

125. Der Ziegenbock. Ein tüchtiger Ziegenbock mit blankem Geschirre vor einem hübschen Wägelein ist zwar für einen Knaben eine allerliebste Sache, allein sie ist nicht für jeden so leicht ausführbar, da sie etwas kostspielig ist und mancherlei Beschwerlichkeiten verursacht. Ein Ziegenbock erfordert fürs erste einen Stall, in welchem er während des Winters auch gehörig warm steckt; dazu gehört ferner Stroh zum Einstreuen und schließlich als Hauptsache alle Tage eine gehörige Portion Futter. Ein Ziegenbock ist eben größer als ein Kaninchen und läßt sich nicht wie dieses mit ein paar Krautblättern abspeisen, die in der Küche abfallen.

Wer sich einen Ziegenbock halten will, verschaffe ihn sich wo möglich jung, etwa einige Wochen alt, sobald er allein fressen kann. Das Tier gewöhnt sich dann an den Knaben, der es pflegt, lernt seinen Willen kennen, und hört schließlich aufs Wort, wenn es vernünftig behandelt wird.

Manche Ziegenböcke haben gar keine Hörner, andre erhalten desto größere. Wenn man die Spitzen der ganz jungen Hörner etwas spaltet, so teilen sich beim Weiterwachsen die Hörner in ebensoviele Zweige. Ein solcher Bock hat, wenn er älter ist, vier oder sechs Hörner.

Täglich bekommt der Ziegenbock dreimal Futter, früh, mittags und abends, das man ihm auf die Raufe steckt oder in einem Geschirre vorsetzt.

.

Ein Ziegenbockgespann.

Wie viel er bedarf, das lernt man bald beurteilen. Gibt man ihm zu viel, so sucht sich der leckere Langbart nur das heraus, was ihm gerade besonders schmeckt. Das übrige wird dabei unnütz zertreten und verwüstet. Merkt man dies, so gibt man etwas weniger Futter. Im Winter wird vorzugsweise trockenes Heu gegeben, im Sommer Grünfutter: Klee, Gras, Kraut, Kohlblätter u. s. w. Auch Disteln, die aus den Getreidefeldern ausgestochen worden sind, geben ein gutes Futter ab. Sie werden erst mit kaltem Wasser möglichst rein gewaschen, damit alle Erde entfernt wird, die noch daran hängt. Dann stampft man sie, übergießt sie mit kochendem Wasser und mengt etwas Kleie darunter. Kleie, mit Wasser angebrüht, ist überhaupt ein delikates, nahrhaftes Futter für den Ziegenbock, und wer ihm einen besonderen Festtag bereiten will, mag ihm noch etwas Milch daran gießen. Hafer und andre Getreidekörner frißt der Bock zwar auch gern, es sind dieselben aber einesteils teuer, andernteils ist es nicht gut für das Tier, wenn es zu viel auf einmal davon genießt. Ebenso muß man im Frühjahre vorsichtig verfahren und ihm nicht zu viel junges Grünfutter mit einem Male geben, sondern Heu dazumischen. Wer eine Wiese besitzt und sie für sein Böckchen benutzen darf, kann sich's während des Sommers bequem machen, wenn er das Tier mit einem ziemlich langen Stricke an einen Pfahl bindet und letzteren in den Grund einschlägt. Der Bock frißt dann ringsum, so weit er reichen kann, das Gras ab. Den folgenden Tag zieht man den Pfahl aus und schlägt ihn ein Stück daneben ein, und so wandert man allmählich über die ganze Fläche.

Wer seinen Bock recht schmuck haben will, muß ihn in der warmen Jahreszeit öfters gut waschen und kämmen. Bei manchen Böcken wachsen die Hufe zu breit und zu lang; solche muß man verschneiden und zurechtputzen lassen, sonst erschweren die verwachsenen Hufe dem Tiere das Laufen.

So lange das Böckchen noch klein ist, nimmt es der Knabe auf seinen Spaziergängen mit. Er lockt es mit Brotstückchen oder mit einigen Krümelchen Salz, die es sehr gern frißt. Dadurch gewöhnt es sich so an den Knaben und an den Namen, mit welchem er es ruft, daß es folgt und mitläuft wie ein Hündchen. Ist es zutraulich geworden und merkt es, daß ihm von seinem Führer kein Leid widerführt, so läßt es sich auch das Geschirr anlegen und an dem Zügel führen. Es wird dabei gewöhnt, rechts zu gehen, wenn am rechten Zügel gezogen wird, und links, wenn dies am linken Zügel geschieht. Es wird gewöhnt, aufs Wort fortzugehen, und bekommt die Peitsche nur im äußersten Notfalle ein wenig zu fühlen. Ein vernünftiger Knabe sucht seinen Ziegenbock, wie ein tüchtiger Kutscher seine Pferde, so zu gewöhnen, daß er gar keine Peitsche braucht.

Ist das Böckchen völlig an das Riemenzeug und an die Zügel gewöhnt, so wird es an den leeren Wagen gespannt. Sollte der eigentliche Wagen zunächst noch zu schwer sein, so nimmt man erst einen leichten und später den schweren. Der Knabe geht nebenher. Nachdem diese Übung eine Zeitlang fortgesetzt worden und das Tier kräftig genug ist, wird der Wagen allmählich beschwert, bis der Bock endlich so stark ist, daß er ohne sonderliche Anstrengung den Knaben selbst im Wagen mit fortziehen kann. Große, starke Ziegenböcke können sogar mehr als ein Kind fortbringen, verzehren freilich beinahe soviel, wie ein Esel oder ein Ponny, und sind dabei ziemlich wählerisch im Futter.


 << zurück weiter >>