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126. Wohnung der Vögel. Zu den liebsten Freunden des Knaben gehören die Vögel, die ihn mit hellem Rufe früh am Morgen wecken, wenn der Kaffee fertig ist, ihm bei seinen Spielen mit klaren, lustigen Augen zusehen und ihm selbst am späten Abend noch den Zapfenstreich pfeifen!
Hast du einen Garten oder ein Wäldchen in der Nähe deiner Wohnung, so kannst du dir ein königliches Vergnügen mit den kleinen, gefiederten Gesellen bereiten, jahraus, jahrein; nicht etwa dadurch, daß du den kleinen Tierchen mit dem Blaserohre oder dem Steine auflauerst, sie fängst, sondern indem du ihnen Wohnungen zurechtmachst, sie durch Futter kirrst, ihnen Näpfchen mit frischem Wasser zum Trinken und Baden hinstellst und sie auf alle Weise schützest und schonest, so daß sie dir möglicherweise den Leckerbissen, den du für sie bestimmt hast, vom Tische aus dem Zimmer wegholen oder aus der Hand nehmen.
Dadurch, daß du deinen Spaß mit den lieben Tierchen hast, erzeigst du gleichzeitig dem Gemüse und Obstgarten den größten Dienst, denn gerade die kleinen Vögelchen sind es vorzugsweise, welche die schädlichen Raupen von Blättern und Blüten ablesen, Schmetterlinge und Blattwespen wegfangen und noch manche andre Kerbtiere verzehren, die dem Garten schaden.
Als solche nützliche Vögel nenne ich dir den Wendehals, den Wiedehopf, den Baumläufer, die Spechte, alle Arten von Meisen, den Star, die Bachstelzen, Fliegenfänger, Rotschwänzchen, Sperlinge und Zaunkönige. Es sind dies solche Vögel, welche ihre Nester gern in Baumlöchern und Höhlungen anbringen, und die du deshalb durch aufgehangene Kästen veranlassen kannst, daß sie sich in deinem Garten ansiedeln.
Je nach der Art der Vögel, welche darin wohnen sollen, müssen die Nistkästen auch etwas verschieden sein in Bezug auf ihre Größe, auf die Weite des Flugloches und die Art des Aufhängens. Man macht sie am besten aus hartem Holze und gibt ihnen eine sechsseitige Form. Alle Lücken verstreicht man dicht mit Glaserkitt und belegt die Außenseite mit Baumrinde, Flechten und Moos, da die meisten Vögel sich vor hell aussehendem Holze scheuen. Das Deckbrett muß etwas überstehen, damit das Wasser abläuft; auch ist es gut, wenn an einem Seitenbrett ein Schieber angebracht ist, den man öffnen kann. In dem vordersten Seitenbrette bringt man ein Flugloch an und vor diesem ein Tritt- oder Sitzholz. Viele Vögel lieben die sogenannten Naturkästen, die aus einem starken, etwa 20–30 Zentimeter hohen, abgesägten Baumstamme hergestellt werden, den man röhrenähnlich aushöhlt und mit aufgeschraubtem Dache und Boden versieht. Das Holz zu diesem Nistkasten muß im Winter geschlagen und schnell getrocknet sein, damit die Rinde nicht abspringt. Für die Meisen muß das Flugloch klein sein, nicht über 2,9 Zentimeter im Durchmesser. Das Innere der Nistkästen teilt man in den Vorraum und in den Brüteraum; der erste nimmt ein Dritteil des Ganzen ein, der letztere zwei Dritteile. In dem Mittelboden bringt man in einem der hintersten Winkel ein sogenanntes Fallloch an, das größer als das Einflugloch sein muß, und durch welches die Vögel aus der einen Abteilung in die andre gelangen können. In den Brüteraum ist, etwa 5 bis 7 Zentimeter unter dem Fallloche, das innere Tritt- oder Sitzholz einzufügen, das von einem Seitenbrette nach dem schräg gegenüberstehenden läuft. Manche Vögel, z. B. der schwarze Fliegenfänger, der Wiedehopf, der Star, die weiße Bachstelze, das Rotschwänzchen, lieben solche Mittelböden nicht und haben es gern, wenn das ganze Kästchen gleichmäßig hohl ist.
Für Stare und andre Vögel von ähnlicher Größe muß man die Nistkästen innen 15 Zentimeter breit und 35 Zentimeter hoch machen. Man hängt sie so auf, daß das Flugloch nach Morgen gerichtet ist. Letzteres ist 5–6 Zentimeter im Durchmesser, nicht größer. Unter dem Flugholze ist das Trittholz nach außen angebracht und steht auch ein Stückchen nach innen hinein. Der Kastendeckel ragt wie ein Wetterdach etwas über das Trittholz herüber. Von besonderem Vorteile ist es, wenn man für Stare 10 bis 20 Nistkästen gemeinschaftlich an hohen Bäumen, Linden, Eichen u. s. w., anbringen kann, da diese Vögel Freunde von Gesellschaft sind.
Für Sperlinge und andre gleichgroße Vögel macht man die Kästen 28 Zentimeter hoch (wenn sie einen Mittelboden haben) und innen 10 Zentimeter breit. Das Einflugloch hat gewöhnlich 3 Zentimeter im Durchmesser. Die Meisen lieben Kästen von 20 Zentimetern Höhe und 9 Zentimetern Weite, mit Fluglöchern von 2,9 Zentimetern Durchmesser.
Die Kästen für die weiße Bachstelze werden, da dieser Vogel einen langen Schwanz hat, am besten röhrenförmig gemacht und, mit Dornenzweigen überbunden, auf einen Baumast gelegt. Die Gartenrotschwänzchen lieben Kästen von der Einrichtung der Sperlingskästen, aber ein etwas größeres Flugloch. Sie mögen keinen Mittelboden im Kasten.
Meisenkästen muß man 2–3 Meter hoch an Bäume hängen, welche sich bald belauben, und zwar in einer Weise, daß sie von den Vögeln leicht bemerkt werden können. Man schützt die Kästen durch angebundene Dornen oder dichte Zweige vor Katzen. Starkästen können so hoch wie möglich aufgehangen werden, mittelgroße Kästen bringe man nicht über 6 Meter hoch an und die für die kleinsten Vögel bestimmten nicht unter 3–5 Meter über dem Erdboden. Nachdem man Ende Winter die Kästen gereinigt hat, bestreut man ihr Inneres mit einigen kurzen und feinen Halmen. Will man den Nistkästen außen, statt der Rinden- und Moosbekleidung, einen Anstrich geben lassen, so wählt man dunkelgraue Ölfarbe dazu, trägt aber Sorge, daß das Streichen ein paar Monate vorher geschieht, ehe man die Kasten aufhängt, damit der Anstrich nicht mehr nach Firnis riecht. Doch läßt man am besten die Bretter roh und unbehobelt, da viele scheue Vögel glatte oder gestrichene Nistkästen meiden.
Hast du solche Nistkästen in deinem Garten aufgehangen, so wirst du bald die Freude erleben, daß, wenn auch nicht alle, doch der eine und andre, sich mit Vögelchen bevölkert, die dort brüten und dann ihre großgefütterten Jungen spazieren führen. Es werden deine Vögel sein, denn sie sind in deinen Kästen ausgebrütet und großgewachsen.
127. Die Pflege der Stubenvögel. Vogelbauer. Willst du in deiner Stube einen Vogel pflegen und hast du dir zu diesem Zwecke einen dieser kleinen Burschen gekauft, so trägst du ihn in dem mit einem Tuche überdeckten Käfige nach Hause und stellst ihn zunächst an einen dunklen Ort
Für die verschiedenen Vogelarten bedarf man auch besonderer Bauer. Lerchen, Wachteln und Sänger gedeihen am besten in einem Bauer, der etwas lang ist und oben eine Decke aus Wachsleinwand hat. Jene Vögel haben nämlich die Gewohnheit, mitunter heftig in die Höhe zu springen und stoßen sich deshalb an einer Drahtdecke leicht die Köpfe ein. Solchen Vögeln, welche im Freien gern herumhüpfen, wie Hänflinge, Zeisige, Stieglitze, Leinzeisige, Zaunkönige, Meisen, Goldhähnchen u. dgl., muß man einen hohen oder langen Bauer geben. Hölzerne Bauer sind nicht zu empfehlen, denn in ihnen bleibt nicht nur der Unrat der Vögel kleben und verdirbt die Luft, sondern es nisten sich in ihnen auch gern Milben und Vogelläuse ein, welche den Vögeln nachteilig werden. Bauer aus starkem Drahte mit blechernen Böden sind deshalb stets vorzuziehen; der Ölfarbenanstrich muß aber schon geraume Zeit trocken sein, so daß kein Geruch mehr davon zu merken ist. Letzterer ist manchen Vögeln nachteilig.
Den meisten Vögeln gibt man drei Sitzstangen, zwei etwas niedriger, die mittlere höher; sie muß aber immer noch so niedrig sein, daß der Vogel bequem auf ihr sitzen kann, ohne die Decke zu nahe am Kopfe zu haben. Jeden Tag gibt man den Vögeln frisches Wasser und wäscht das Saufnäpfchen stets mit etwas Sand aus, da sich leicht schleimige Überzüge in demselben bilden, welche das Wasser verderben. Wenigstens jede Woche einmal muß der Boden des Käfigs gereinigt und mit frischem, trocknem Sande bestreut werden.
128. Vogelfutter. Die körnerfressenden Kanarienvögel, Finken, Stieglitze, Zeisige, Hänflinge und Gimpel, lassen sich am leichtesten füttern. Kanarienvögel fressen am liebsten ein Gemisch von Kanariensamen, zerdrücktem Hanf und Sommerrübsamen; Stieglitze und Zeisige lieben Mohn, zuweilen etwas zerquetschten Hanf darunter, Hänflinge und Gimpel bloß Rübsen. Zuviel Hanf ist allen Vögeln schädlich, dagegen ist es gut, wenn man ihnen zuzeiten etwas Kohl, Salat, Brunnenkresse, Kreuzkraut, Vogelmiere u. dgl. an den Käfig steckt.
Wachteln und Lerchen, Goldammern und Meisen fressen im Freien ebensoviel Sämereien als Insekten und Beeren. Den Wachteln gibt man Weizen, Semmel- und Brotkrume, den Lerchen Gerstenschrot mit gehacktem Kohl, Mohn und Brotkrume vermischt, im Winter Hafer; den Goldammern das Lerchenfutter ohne Grünes; den Meisen Hanf, Fichtensamen, Hafer, Brot, Semmel, Fleisch, Speck, Hasel- und Walnußkerne. Als Nahrungsmittel für die meisten Stubenvögel empfiehlt sich das folgendermaßen zubereitete: Eine alte, gut ausgebackene Semmel wird so lange in Wasser eingeweicht, bis sie völlig davon durchdrungen ist. Dann drückt man das Wasser aus, begießt die Semmel mit Milch und mengt dann bis zu zwei Dritteilen griesartig gemahlenes, von allen Hülsen befreites Gerstenschrot oder besser klaren Weizengries zu. Ebenso setzt man wohl auch diesem Breie etwas feingeriebene Möhre zu und reibt letztere mit einer Keule tüchtig darunter.
Die Fütterung der Insektenfresser: Nachtigallen, Sprosser, Mönche und andrer Grasmücken, Rotkelchen, Drosseln, Amseln und ähnlicher, macht am meisten Schwierigkeiten. Als besonders gutes Futter wird folgendes vorgeschlagen: Etwas gekochtes und fein geriebenes Rinderherz wird mit doppelt so viel geriebenen Möhren und einer Quantität Ameisenpuppen (sogenannten Ameiseneiern) vermengt, dazu etwas gemahlener Hanf gesetzt. Das Ganze wird zusammengedrückt, so daß die Ameisenpuppen von dem Safte der Möhren anziehen und aufquellen. Nach einigen Minuten wird der Ballen wieder ausgelockert und den Vögeln gegeben. Das Futter darf weder zu trocken noch zu feucht sein. Bei heißem Wetter wird das Rinderherz leicht stinkend, man läßt es dann weg und ersetzt es durch Ameisenpuppen und etwas Quark, auch wohl gesottenes, klargehacktes Hühnerei. Jedem Insektenfresser gibt man täglich zwei oder drei Mehlwürmer, denen man den Kopf eindrückt. Vogelliebhaber ziehen sich dergleichen Mehlwürmer in steinernen Krügen (Töpfen), die mit Tuchabfällen und Kleie gefüllt sind. Es sind die Larven der Mehlkäfer. Bei Vögeln, welche dergleichen Fleischnahrung verzehren, ist es nötig, den Käfig täglich zu reinigen.
Um seine gefangenen Lieblinge möglichst zahm zu machen, bringe man dieselben, nachdem sie die ursprüngliche Wildheit etwas verloren, in unverdecktem Käfige möglichst nahe zu sich, hänge ihren Käfig mit öfterem Wechsel einmal hierhin und dorthin, nahe ihnen häufig mit Liebkosungen, spreche oft mit ihnen, halte ihnen dann den Finger vor, bis sie in denselben beißen und schließlich das Futter aus der Hand nehmen; man vermeide aber dabei alles, wodurch sie erschreckt werden. Letzteres geschieht besonders auch durch fremde Tiere, z. B. durch Hunde, welche ins Zimmer gebracht werden.
129. Kanarienvogelhecke. Eine allerliebste Unterhaltung, besonders für schon erwachsene Burschen, gewährt eine Kanarienvogelhecke. Am wohlfeilsten ist eine solche in einem Käfige. Man wählt hierzu einen etwa 1⅓ Meter großen, viereckigen Bauer, der durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt ist. In der Scheidewand befindet sich eine Öffnung, welche sich mittels eines Schiebers oder einer Thür nach Belieben öffnen und verschließen läßt. In jeder Hälfte des Bauers ist, außer Fressen und Saufen auch ein Nestchen und Nistematerial. In jede der beiden Abteilungen thut man ein Weibchen.
Besondere Sorgfalt ist auf die Auswahl der Vögel zu verwenden, die in die Hecke kommen sollen, und man mag sich gleich von vornherein darauf gefaßt machen, daß man vielleicht den einen oder andern Vogel beseitigen und durch einen neuen ersetzen muß.
Es ist nachteilig, wenn Männchen und Weibchen aus derselben Hecke stammen; man wird deshalb wohlthun, wenn man das Männchen von einem andern Vogelhändler bezieht als die beiden Weibchen. Man wählt Vögel, die wenigstens zwei, aber nicht über fünf Jahre alt sind. Die Männchen erkennt man am sichersten am Gesang, bei etwas Übung sieht man aber auch, daß sie eine schlankere Gestalt, einen größeren Kopf, längeren Hals und Beine und eine breitere Brust haben. Es ist von Vorteil, wenn das Männchen, welches man in den Heckebauer setzt, von andrer Farbe ist als das Weibchen. So geben gelbe Männchen und grau- und grünbunte Weibchen gut gezeichnete Junge. Grünliche und bräunliche, mit hellgelben gepaart, bekommen oft schöne semmel-, achat-, oder kamelfarbige. Eine besondere Vorsichtsmaßregel besteht darin, daß man nicht zwei Vögel mit Hollen oder Kopfhauben zusammenpaart, da man sonst Junge mit kahlen Köpfen oder gar mit einem kranken Scheitel erhält. Die ausgewählten Vögel bringt man am besten Mitte April in die Hecke, und zwar in die eine Abteilung ein Weibchen allein, in die andere Abteilung Männchen und Weibchen. Die Thür der Scheidewand wird zunächst geschlossen. Besaß man die Vögel schon früher, so ist es gut, wenn man sie von einander abgesondert hält, nicht nur in verschiedenen Käfigen, sondern auch in verschiedenen Zimmern.
Für gewöhnlich füttert man sie mit Rübsen, der vom Staube befreit und wenigstens ein paar Monate alt ist; ab und zu erhalten sie ein Herzblättchen vom Salat. Vom Februar an gibt man den für die Hecke bestimmten Vögeln neben dem Rübsen auch etwas Hafergrütze und Kanariengrassamen oder gequetschte Hanfkörner. Sind sie in die Hecke eingesetzt, so bekommen sie noch hartgekochtes Hühnerei, das man auf dem Reibeisen fein zerkleinert. Auf einen Vogel rechnet man ungefähr den zwanzigsten Teil eines Eies. Den Rübsen wäscht man dann auch ab und quellt ihn etwa eine halbe Stunde lang ein. Außerdem wirst man auch Eierschalen in den Bauer.
Aus Baumwollenfasern, Kälberhaaren, feinen Heuhalmen und Federchen, die man in den Käfig streut, bereitet das Weibchen eine weiche Ausfütterung des Nestes, setzt sich hinein und dreht sich in demselben herum, um es auszurunden. Es legt dann gewöhnlich sechs bis acht Tage lang, meistens um dieselbe Stunde, je ein Ei. Man streue weder Fäden noch Papierschnitzel in den Käfig, da sich das Weibchen leicht in ihnen verwickelt und dabei die Eier aus dem Neste wirft.
Das Männchen wird nun in die andre Hälfte des Käfigs gesperrt und dort so lange gelassen, bis das zweite Weibchen ebenfalls Eier hat; dann läßt man das Thürchen in der Scheidewand offen und gestattet den Vögeln freien Durchgang hin und her, sorgt aber stets dafür, daß in beiden Hälften hinreichend Futter und Wasser zum Saufen vorhanden ist.
Nicht jedes Männchen wird sich als tauglich zum Heckevogel zeigen. Manche sitzen verdrießlich im Winkel und kümmern sich nicht um die Weibchen, andre sind zu zänkisch und beißen sich fortwährend mit denselben herum; noch andre endlich stören die Weibchen beim Nestbauen, reißen ihnen das Nest ein und lassen sie nicht zum Brüten kommen.
Auch ist nicht jedes Weibchen zur Hecke tauglich. Manche legen die Eier in zu unregelmäßigen Zwischenräumen, andre werden nach dem Legen so erschöpft, daß sie zum Brüten zu schwach sind, ja es gibt sogar schlimme Ausbünde unter ihnen, welche die eignen Eier entzweihacken oder selbst die ausgekrochenen Jungen so arg mißhandeln, daß sie sterben. Solche untaugliche Weibchen muß man entfernen.
Manche Vogelzüchter nehmen das zuerstgelegte Ei aus dem Neste und legen ein elfenbeinernes an seine Stelle. Sie verwahren das erste sowie die nächsten drei Eier in einer mit Baumwolle ausgefütterten Schachtel, dann legen sie alle vier wieder ins Nest und erreichen dadurch den Vorteil, daß sämtliche Junge ziemlich zu gleicher Zeit ausgebrütet werden und deshalb gleichgut gedeihen. Im andern Falle trifft es sich leicht, daß die zuletzt auskommenden Vögelchen, weil sie schwächer sind, beim Füttern von ihren Geschwistern verdrängt werden, deshalb dürftig bleiben oder ganz umkommen. Die Kanarienweibchen legen und brüten in einem Sommer drei- bis viermal, die letzte Hecke gedeiht aber selten, da die Alten gewöhnlich schon durch die beginnende Mauser gestört werden.
Brütende Weibchen dürfen sich nicht baden, da ihre nassen Federn den Eiern höchst verderblich werden; ebenso ist es für letztere sehr schädlich, wenn die Weibchen beim Brüten so stark schwitzen, daß ihre Bauchfedern naß erscheinen. In solchem Falle wäscht man die letzteren täglich zweimal mit Salzwasser, spült dies nach wenigen Minuten mit reinem Wasser ab und trocknet den Vogel in der Sonne. Bleibt das Übel nicht weg, so ist der Vogel für die Hecke untauglich.
In manchen Fällen löst wohl das Männchen das Weibchen täglich einige Stunden beim Brüten ab. Gute Brütweibchen lassen dies aber nur ungern geschehen und vertreiben das Männchen sogar durch Beißen und Flügelschläge, wenn es nicht gutwillig Platz machen will.
Tritt in der Nacht ein Gewitter ein, so verhängt man aus Vorsicht den Käfig mit einem dunklen Tuche. Es kommt vor, daß Weibchen, durch den Blitz erschreckt, das Nest verlassen und es dann in der Finsternis nicht wiederfinden. Die Eier werden dann kalt und das Leben erlischt in ihnen. Schon nach fünftägigem Brüten kann man den Eiern ansehen, ob sie Junge enthalten oder taub sind. Man hält sie vorsichtig gegen das Licht, und sobald sie dunkel erscheinen, legt man sie wieder ins Nest. Sehen sie hell aus, so enthalten sie auch kein Junges, und man beseitigt sie. Die Brütezeit dauert gewöhnlich dreizehn Tage, jedoch kommen die Jungen auch manchmal einen Tag früher oder einen später aus.
Füttert das Weibchen die Jungen allein, so ist es gut, wenn es nur drei derselben hat; hilft ihm aber das Männchen dabei, so kann es vier bis fünf aufbringen. Sobald Junge vorhanden find, so brüht man den Rübsen zunächst mit heißem Wasser ab, dann wäscht man ihn mit kaltem. Den Kanariensamen quellt man 24 Stunden lang in Wasser ein. Gekeimter Same taugt nicht mehr zum Verfüttern. Außerdem gibt man Mohnsamen, Hafergrütze und mehr Ei als früher, obschon nicht viel. Man wechselt öfter mit dem Futter; das tägliche Hauptfutter bildet aber der gequellte Rübsen. Dem Ei kann auch feingeriebene Semmel zugesetzt werden. Täglich gibt man das Futter dreimal: früh, mittags und abends, dazwischen weiche Salatblätter. Nach dem zehnten oder elften Tage brechen bei den Jungen die Kiele durch, den siebzehnten bis zum zwanzigsten Tage können sie das Nest verlassen, und sobald sie vier Wochen alt sind, fressen sie selbständig. Können sie letzteres gut, so müssen sie aus dem Heckekäfig entfernt und in besondere Käfige abgesperrt werden.
130. Vogelstübchen und Vogelhaus. Wer in seiner Wohnung so viel Raum zur Verfügung hat, daß er für die Vögel ein besonderes Zimmerchen in Anspruch nehmen kann, der wird noch mehr Vergnügen dabei haben, als bei der Pflege im Bauer. In dem Vogelzimmerchen stellt man eine Anzahl Fichten- oder Tannenbäumchen auf, und zwar schafft man diese im Winter während der Saftruhe an, da sie in dieser Zeit die Nadeln nicht so leicht verlieren. In den Winkeln des Zimmers kann man größere Bauer mit mehreren Abteilungen oder auch eine Anzahl kleinerer Bauer aufhängen; je nach ihrem Belieben ziehen sich abends die Vögelchen in die Käfige zum Schlafen zurück oder halten die Nachtruhe auf den Zweigen der Bäume. In der Mitte des Zimmers ist ein flaches Geschirr mit Wasser zum Trinken und Baden aufgestellt, daneben steht auf einem Brettchen das Näpfchen oder der kleine Trog mit dem Futter. Sehr niedlich sind auch während des Sommers Vogelhäuschen im Garten, innen mit Sitzstangen versehen, außen gut mit dichtem Drahtgeflechte gegen die räuberischen Katzen, Marder u. dgl. geschützt. Als Bevölkerung kann man vielerlei Arten unsrer kleinen Sänger in eine solche Kolonie bringen: Kanarienvögel, Hänflinge, Stieglitze, Finken, Zeisige, Leinvögel, Gimpel, Grasmücken, Laubsänger, Rotkehlchen, Blaukehlchen, Braunellen, Ammern etc. Nur Meisen und Würger muß man aus solchen gemeinschaftlichen Behältern entfernt lassen. Sie haben die Unart, gelegentlich einen ihrer kleinen Kameraden zu überfallen, totzubeißen, ihm das Gehirn auszuhacken und zu verzehren.
Den Fußboden eines solchen Zimmers oder Vogelhäuschens bestreut man mit reinem, trockenem Sande und reinigt ihn jede Woche.
Bringt man von den Vögelarten Männchen und Weibchen in das Zimmer, so kann man möglicherweise die Freude haben, die Vögelchen brüten und Junge ausbringen zu sehen.
131. Die Haustauben. Tauben wohnen am liebsten in Gesellschaft beisammen; willst du dir dergleichen halten, so mußt du dir einen Taubenschlag für mehrere Pärchen einrichten. Einzelne Paare gewöhnen sich, wenn man sie frei ein- und ausfliegen läßt, leicht nach benachbarten Taubenschlägen, die zahlreicher bevölkert sind.
Ein Taubenschlag soll wo möglich hoch gelegen sein; man errichtet deshalb Taubenhäuschen turmähnlich auf hohen, starken Säulen oder bringt sie auf dem Bodenraume des Hauses an. Die Fluglöcher, die mit einem Lattenstücke zum Auslaufen und Auffliegen versehen sind, müssen wo möglich nach Morgen oder Mittag gerichtet sein. Neben den Fluglöchern bringt man ein Kästchen an, in welchem sich eine Mischung von Lehm, Salz und Aniskörnern befindet. Genannte Mischung wird von den Tauben sehr gern gefressen Gut ist es auch, wenn man in den neueingerichteten Taubenschlag Tropfen Anisöl gießt. Im Schlage richtet man den Boden aus einigen glatten Brettern her, welche dicht schließen; man ist dann im stande, denselben leicht zu reinigen, was nötig ist, wenn nicht in kurzer Zeit das Ungeziefer überhandnehmen soll. So oft du den Taubenschlag reingefegt hast, bestreust du ihn mit trockenem Sande. Im Innern bringt man Sitzstangen an und neben diesen aus Stroh geflochtene Taubennester, die man käuflich erhalt. Wünscht man möglichst viele junge Tauben im Laufe des Jahres zu erhalten, so muß man den Taubenschlag so zu legen suchen, daß er sich warm hält. In kühlen Schlägen brüten die Tauben im Laufe des Sommers dreimal.
Liegt der Schlag aber über einem Viehstalle oder neben einer geheizten Stube, so brüten sie schon so zeitig, daß sie bis fünf Bruten ausbringen. Es ist ratsam, nicht diejenigen Tauben zusammenzupaaren, welche in demselben Neste aufgewachsen sind. Sie bringen nicht so viel Junge auf, wie solche aus verschiedenen Nestern. Ein Pärchen, das sich einmal mit einander verbunden hat, hält gewöhnlich zeitlebens zusammen, auch während der Zeit außer dem Brüten.
Willst du dir Tauben anschaffen, so ist es am besten, du kaufst dir einige Paare junger Tauben, die erst halb ausgewachsen sind, und fütterst sie, indem du ihnen eingequellte Erbsen, Wicken und ähnliche Sämereien in den geöffneten Schnabel einstopfst, bis sie selbst fressen lernen. Anfänglich streust du ihnen kleine Körnchen vor, etwa Hirse, später größere. Hast du ältere Tauben bekommen, so mußt du sie einsperren, bis sie Eier gelegt und ausgebrütet haben. Aber selbst dann kommt es noch vor, daß die Vögel ihre Jungen im Stiche lassen und, wenn das Flugloch geöffnet wird, wieder nach ihrem heimatlichen Schlage zurückkehren, selbst wenn dieser meilenweit entfernt wäre.
Das Flugloch versieht man mit einer Fallthüre und läßt letztere abends herunter, wenn der Schlag nicht völlig gegen Raubtiere gesichert ist. Katzen machen gern Angriffe daraus; noch gefährlicher sind der Iltis und der Marder. Man bringt deshalb an solchen Stellen, an denen ein Raubtier etwa noch Zutritt finden könnte, vorspringende Blechstücke an.
Sobald die Tauben im Schlage Junge ausgebrütet haben, darf man letztere nicht angreifen oder stören. Sie verlassen sonst früher das Nest, als für sie gut ist, werden von ihren Eltern nicht mehr gefüttert, von den übrigen Tauben gehackt und verkümmern deshalb.
Als Futter gibt man den Tauben Vogelwicken, Futterwicken, Linsen, Erbsen, Gerste und andre Körner; ebenso kann man letzteren gekochte und zerkrümelte Kartoffeln beimischen. Im Winter muß man die Kartoffeln lauwarm geben, da die Vögel von kalten Kartoffeln krank werden. Es ist nicht gut, ihnen zu reichlich Futter zu geben. Wenn die Tauben Gelegenheit finden, auf dem Hofraume, vor den Scheunen, in Gärten und Feldern sich selbst einen großen Teil ihres Futters zu suchen, so ist dies natürlich wohlfeiler, als wenn man alles Futter für sie kaufen muß.
Von Tauben hat man zahllose Spielarten erhalten, die sich sowohl in der Farbe als auch in anderen Merkmalen auffallend von einander unterscheiden. Die gemeine Haustaube ist vorherrschend graublau; außer ihr hat man aber einfarbige schwarze, rote, gelbe, blaue, weiße, andre mit hellem Körper und schwarzen oder dunkelgefärbten Köpfen. Bei noch anderen ist umgekehrt das Körpergefieder dunkel und der Kopf hell. Manche Tauben haben einen hühnerartigen Schwanz und breiten denselben beim Fliegen wie ein Rad aus. Sie werden Pfauentauben oder Hühnerschwänze genannt. Die Perückentauben haben am Hinterhalse gesträubte Federn, die einen Kragen um den Nacken bilden. Bei den Kropftauben ist der Kropf so außerordentlich groß, daß der Kopf fast durch denselben versteckt wird. Andre haben große Federbüschel an den Beinen. Die türkischen Tauben haben um die Augen kahle, höckerige Ringe und eine wulstig aufgeschwollene Nasenhaut am Grunde des Schnabels. Bei den Perltauben sind die kleinen Deckfedern des Oberflügels aufwärts gerichtet, so daß sie aussehen, als seien sie mit Perlen besetzt. Die struppigen Tauben haben auch viele Körperfedern gekrümmt aufwärts gerichtet und sehen deshalb sehr sonderbar aus. Die Purzeltauben oder Tümmler sind eine kleine Sorte, die beim Fliegen zum Vergnügen Purzelbäume schlägt. Neuerdings sind auch die Brieftauben sehr beliebt geworden.
Der Sonderbarkeit wegen erwähne ich noch, daß mitunter in geräumigen Taubenschlägen mitten unter dem friedlichen Taubenvölkchen sich ein Pärchen Schleiereulen einnistet. Obschon es Raubvögel sind, die bei nächtlicher Weile außer den Mäusen auch gern schlafende, kleinere Vögel überfallen, thun dieselben merkwürdigerweise doch weder den Tauben, in deren Wohnung sie sich eingedrängt haben, noch deren Jungen das Geringste zu leide, und die Tauben fürchten sich auch nicht im mindesten vor ihnen. Wem es Vergnügen macht, kann auf diese Weise leicht in Besitz einer jungen Eule gelangen, die wegen ihrer kuriosen Manieren sehr spaßhaft wird. Sie muß freilich entweder in einem Stalle oder im Garten in einem Käfige mit Nestkasten gehalten werden. Da sie nur Fleisch verzehrt, verdirbt sie im Zimmer die Luft sehr bald durch üblen Geruch.
132. Die Lachtauben. Nur für die Zucht im Käfige geeignet sind die zarten, kleinen Turteltauben und die Lachtauben. Beide Arten sehen sehr hübsch aus, sind außerordentlich zärtlich gegen einander und ergötzen durch ihr Kurren und Lachen. Man füttert sie mit ähnlichem Futter wie die andern Tauben. Turteltauben bringen selten Junge aus, am ehesten noch, wenn sie mit Lachtauben zusammengepaart werden. Sie sind auch am empfindlichsten gegen die Winterkälte. Die Lachtauben kommen in Ostafrika und Südwestasien in großen Scharen wild vor; man kräftigt sie dadurch, daß man sie während des Sommers zum Aus- und Einfliegen gewöhnt. Bei sorgsamer Abwartung kann man sie lange im Käfige erhalten: man kennt Fälle, daß sie 17 Jahre lang in der Gefangenschaft gelebt haben.
133. Die Hühner. Hühner gedeihen nur da gut, wo sie hinreichend Gelegenheit zum Umherlaufen und zum Scharren finden. In einem engen, gepflasterten Hofe, in welchen wenig Sonnenschein kommt, wird nicht viel aus ihnen. Dort werden sie auch selten Anstalt zum Brüten machen, und die Jungen, welche ja auskommen, sterben leicht.
Das Hühnerhaus muß möglichst warm gelegen sein, etwa in oder über einem Viehstalle oder zwischen geheizten Zimmern. Es soll am besten nach der Sonnenseite hin gerichtet und etwas über dem Erdboden erhaben sein. Ein Brett mit Tritthölzern oder eine Leiter führt nach demselben hinauf. In dem Hühnerstalle sind mehrere starke, kantige Sitzstangen angebracht. Der Boden ist entweder gedielt oder noch besser mit Gips ausgegossen und muß oft gereinigt und mit frischem, trockenem Sande überstreut werden, wenn nicht Hühnermilben, Wanzen und andres Ungeziefer sich einnisten sollen. Manche Hühnerliebhaber halten sich auch Hühner in großen Käfigen im Zimmer oder bringen im Hofe oder Garten ein gemauertes Häuschen und davor einen Sandplatz für sie an, der ringsum von einem Drahtgitter umgeben ist. Wer seine Hühner frei umherlaufen läßt, mag seinen Garten gut verwahren; sie richten ihm sonst mit Kratzen und Scharren aus den Gartenbeeten arge Verwüstungen an.
Als Futter bekommen die Hühner Körner der verschiedensten Art, auch gekochte und zerbröckelte Kartoffeln, die man ihnen im Winter warm gibt. Regenwürmer, Käferlarven und Käfer sind eine besondere Leckerei für sie. Jungen Küchelchen gibt man Hirse, gekochtes und kleingehacktes Ei, Semmel in Milch eingeweicht, Brotkrümchen u. dgl. Für frisches, reines Wasser muß man stets Sorge tragen. Damit die größeren Hühner den kleinen nicht das Futter wegfressen, stellt man letzteres unter einen Hühnerkorb, dessen Eingangslöcher so klein sind, daß nur die Küchelchen hindurchkriechen können.
Es gibt auch von Hühnern heutzutage sehr zahlreiche Sorten. Die gewöhnlichen Haushühner, besonders diejenigen von dunklen Farben und mit einfachem Kamme, gelten als die fleißigsten Eierleger. Neuerdings sind die sehr großen Bramaputra- oder Kochiuchinahühner in Aufnahme gekommen, dann auch die starken, schwarzen Tscherkessenhühner oder Spanier mit großem, hellrotem Kamme. Sehr niedlich sind die Zwerghühner und Bantamhühner, die mitunter nicht größer sind als eine Taube. Manche Arten zeichnen sich aus durch mächtige Federkuppen auf dem Kopfe, andre durch Federbüschel an den Beinen, noch andre durch aufwärts gekrümmte Federn, die ihnen ein sonderbar struppiges Ansehen geben. Das Mohrenhuhn hat einen schwarzen Hautkamm und schwarze Kehllappen, dem Kluthuhn fehlt der Schwanz gänzlich.
134. Der Truthahn. Die Zucht des aus Nordamerika stammenden Truthahns und seiner Familie ist nicht so leicht wie jene der Haushühner. Die Truthühner brüten zwar sehr eifrig, allein die Jungen sind so zart, daß sie in unserm Klima bei regnerischer Witterung entweder zu Grunde gehen oder Krämpfe in den Füßen bekommen. Man füttert die Kleinen mit gekochten, kleingehackten Eiern, ausgepreßtem Quark, Hirse und Weizen und sucht ihnen einen großen Rasenplatz zugänglich zu machen, da sie die jungen Grasspitzen gern abzupfen; man läßt sie aber nicht hinaus, sobald es naß ist. Alte Truthähne werden mitunter so bösartig und bissig, daß sie kleineren Kindern gefährlich werden. Besonders regen sie sich beim Anblick der roten Farbe höchlichst auf.
In wärmeren Ländern Europas, z. B. in Südfrankreich und Italien, wird die Zucht der Truthühner mit gutem Erfolge im großen getrieben. Man bringt daselbst Herden, die aus Hunderten bestehen, nach den Städten zum Verkaufe und löst ansehnliche Summen daraus, da der Braten von jungen Truthühnern zu den beliebtesten Delikatessen gehört. Das Fleisch alter Truthähne ist freilich um so zäher.
135. Der Pfau. In seinem prachtvollen Federschmucke ist der ursprünglich in Ostindien einheimische Pfau eine wahre Zierde des Hühnerhofes und des Parkes; allein ich mache dich darauf aufmerksam, daß er gut fliegen und im Gemüse- und Blumengarten viel Unheil anrichten kann, sobald er in denselben gerät. Die Pfauhennen brüten sehr nachlässig und ungern, ihre Eier läßt man deshalb von Truthennen ausbrüten; sie legen deren gewöhnlich vier bis sechs. Die jungen Pfauen sind noch zarter und hinfälliger als die jungen Truthühner, sterben deshalb bei feuchtkalter Witterung und bei geringer Vernachlässigung leicht. Sie erhalten gekochte, kleingehackte Eier, Quark und Brotkrümchen als erstes Futter, später Weizen und Gerste.
Die Pfauhähne bekommen erst im dritten Jahre ihr volles Gefieder. Zum Schlafen wählt der Pfau gern hochliegende Stellen, z. B. die Dachfirste, und macht sich dort durch sein abscheuliches Geschrei bemerklich.
136. Das Perlhuhn ist gegen die Winterkälte selbst dann noch empfindlich, wenn es erwachsen ist; es stammt aus dem heißen Afrika und verlangt deshalb einen warmen Behälter, wenn es nicht sterben soll. Das Aufziehen der Jungen ist sehr schwierig. Alte verzehren dasselbe Futter wie andre Hühner und sind in Gärten weniger schädlich als letztere, da sie nicht so viel scharren wie diese; freilich verzehren sie auch junge Pflanzen. Ihr Geschrei ist ebenso unangenehm, wie dasjenige der Pfauen.
137. Enten. Die Ente ist kein Kostverächter und verzehrt ebensogern Körner, gekochte Kartoffeln, allerlei Abfälle aus der Küche, wie sie im Schlamme nach Würmern, jungen Fischen u. dgl. sucht. Sie liebt aber als Wasservogel das Baden und Schwimmen, und es ist nur da zu raten, Enten zu halten, wo Teiche in der Nähe sind, auf denen sie sich herumtummeln und in welchen sie ihre Nahrung zum großen Teile selbst suchen können. Auf solche Teiche, in denen Fische aus Laich gezogen werden, darf man sie aber nicht lassen, da sie durch Wegfressen des Fischlaiches großen Schaden anrichten können. Läßt man sie auf ein fließendes Wasser, so hat man darauf zu achten, daß sie nicht auf demselben sich zu weit entfernen; überhaupt muß man sie daran gewöhnen, daß sie wenigstens abends stets wieder in ihren Stall zurückkehren.
Da die Enten schlecht brüten, so legt man ihre Eier am liebsten Haushühnern oder Truthühnern unter und bringt später die Jungen bei warmem Wetter aufs Wasser. Sie werden im Anfange mit Ei, Quark, Brot und Körnern reichlich gefüttert. Indem man ihnen das Futter abends gibt, gewöhnt man sie dahin, stets um diese Zeit nach Hause zu kommen.
138. Die türkische Ente, die aber nicht aus der Türkei, sondern aus Südamerika stammt, ist noch schöner gezeichnet als die gemeine, und besonders auffallend durch die großen, roten Hautwarzen, welche die Wurzel des Oberschnabels und das Gesicht bedecken. Außerdem hat man noch mehrere sehr hübsch aussehende Entenarten, welche von Liebhabern zum Vergnügen gehalten werden.
139. Die Gans. Die Gänse erfordern, so lange sie klein sind, etwas mehr Sorgfalt als die Enten. Man füttert die Jungen mit Getreideschrot, gemischt mit abgebrühten und klargehackten Brennesseln. Man behütet sie vorsichtig vor Kälte und Nässe. Am empfindlichsten und hinfälligsten sind sie zu der Zeit, wenn ihre Federn am stärksten im Wachstume begriffen sind, und wenn die Flügel so lang werden, daß sich ihre Spitzen kreuzen. Da, wo Felder in der Nähe sind, dürfen alte Gänse nicht ohne Aufsicht umherlaufen; sie richten sonst Schaden an. Außer der gemeinen Gans hält man mitunter auch wohl die Ringelgans, die weißwangige, die Bläßgans und noch andre Arten in Parks zum Vergnügen, sowie an eben solchen Orten auch mehrere Arten von Schwänen.
140. Der Schwan. Die Schwäne bedürfen vor allem eines großen Teiches, in welchem sie sich während des Sommers das meiste Futter selbst suchen können. Man lähmt ihnen die Flügel, indem man ihnen, so lange sie noch jung sind, das vorderste Flügelgelenk abschneidet; dadurch verhindert man ihr Fortfliegen. Im Winter erfordern sie viele Mühe und sorgsame Pflege, sind deshalb für Knaben weniger zur Zucht zu empfehlen. Sie fressen das nämliche Futter, wie Gänse und Enten.
141. Das Wasserhuhn. Wer in der Nähe seiner Wohnung Teiche hat, auf denen Wasserhühner leben, kann letztere zu seinem Vergnügen zahm machen. Er vermeidet alles, wodurch die munteren, zierlichen Vögel scheu und mißtrauisch gemacht werden könnten, und wirft ihnen von Zeit zu Zeit Brotkrume ins Wasser. Am besten ist es freilich, wenn man Junge erhalten kann, die man unter den Hühnern auf dem Hofe mit aufzieht. Da ihnen bloße Körner und Brot auf längere Zeit nicht genügen, muß man ihnen mitunter Ameisenpuppen und Mehlwürmer zu fressen geben. Einen besonderen Nutzen gewähren sie jedoch nicht.
142. Die sprechenden Vögel. Mancher arme Knabe, der einsam wohnt, hat keinen andern Spielkameraden als ein Vögelchen im Käfige. Ist's dämmerig im Stübchen, so setzt er sich zu ihm und pfeift seinem Gimpel ein Liedchen vor, immer dasselbe, einen Tag wie den andern. Es dauert einige Wochen, so singt ihm das Vöglein schon eine Strophe nach, und wieder ein paar Wochen, so singt's das ganze Lied mit dem Knaben um die Wette.
Du weißt aus der Geschichte von Robinson Crusoë, daß der arme Bursche anfangs auf der Insel kein Wesen hatte, mit dem er hätte ein Wort sprechen können, – nur der Papagei, den er als Nestvogel aufgefunden, war's, der ihn mit Sprechen erfreute. Robinson erschien der Vogel wie ein vernünftiger Freund, eben weil er menschliche Laute und Worte zum Vorscheine brachte.
143. Der Rabe. Viel leichter als einen Papagei wird ein Knabe in Deutschland einen Kolkraben bekommen können. Es ist dies unter allen Vögeln unsres Vaterlandes derjenige, der am leichtesten und am deutlichsten sprechen lernt.
Wie es aber unter den Menschen nur manche gibt, die sehr klug sind und sehr leicht lernen, und wieder viele, denen das Lernen schwer wird, so ist's auch bei den Kolkraben. Nicht alle lernen die Kunst gleichgut, manche begreifen gar nichts davon. Diejenigen, welche Sprachtalent besitzen, verraten dies bald.
Willst du dir einen Vogel zum Sprechenlernen heranziehen, so suche ein Männchen, möglichst jung, zu bekommen, da diese leichter sprechen lernen, als die Weibchen. Alte Vögel lernen nicht sprechen. Am liebsten nimmt man den jungen Raben, wenn er etwa zwölf Tage alt und halb ausgewachsen ist; er läßt sich dann mit Regenwürmern, Schnecken und Fleisch vollends großfüttern, verzehrt auch Semmel in Milch eingeweicht und wird mit der Zeit ein tüchtiger Bursche.
Du stellst deinen Schüler in einem Käfige an einen ruhigen Ort, sprichst ihm zunächst nur ein bestimmtes, leichtes Wort vor und suchst es einzurichten, daß niemand, außer dir, mit dem Vogel verkehrt oder mit ihm spricht. Hat der schwarze Bursche überhaupt Sprachtalent, so wird er es nach ein paar Wochen schon merken lassen; hörst du dann noch nichts von ihm, so quäle dich nicht weiter, sondern versuche es mit einem zweiten oder dritten, der vielleicht klüger ist.
Kann der Rabe aber das eine Wort oder kurze Sätzchen gut aussprechen, so lehre ihn ein zweites. Manche solcher Schwarzröcke lernen erstaunlich viel. Es ist aber immerhin gut, wenn du den Kolkraben im Bauer lässest und ihn dort so fütterst, wie es sich gehört, d. h., nicht so stark, daß er fett und träge wird, und nicht so wenig, daß er Hunger leidet und die Lust zum Schwatzen verliert. Der Rabe im Käfige wird nicht nur am Stehlen verhindert, es wird ihm auch unmöglich gemacht, kleine Kinder mit seinem starken Schnabel zu belästigen, was der unartige Gesell gelegentlich thut, wenn er übler Laune ist.
144. Krähen, Elstern, Stare. Außer dem Raben lernen auch Nebelkrähen, Dohlen, Rabenkrähen, Elstern, Eichelheher und Stare mehr oder weniger leicht und gut sprechen. Der Star lernt auch sehr hübsch Melodien nachpfeifen. Freilich schnarrt er dazwischen auf seine eigne Manier, dann macht er wieder das Knarren einer Thür, das Quieken eines Schubkarrenrades, kurz alles mögliche, nach, was ihm vor das Ohr und vor den Schnabel kommt. Man füttert den Star mit harter, gut ausgebackener Semmel, die in Wasser aufgeweicht, dann ausgedrückt, mit Milch übergossen und mit Weizengries gemengt ist. Gelegentlich erhält er auch etwas Quark.
Der Eichelheher sieht wegen seiner himmelblauen Flügelfedern am schönsten von allen einheimischen Sprachmeistern aus. Er kann dasselbe Futter bekommen wie der Star, daneben aber auch Eicheln, Früchte und etwas Fleisch.
Alle rabenähnlichen Vögel, mit Einschluß des Stares, kann man nicht gut im Wohnzimmer halten, da sie bald einen üblen Geruch in der Stube verbreiten. Man hängt ihren großen Käfig in einem Stalle, in der Hausflur oder im Hofraume an einer gut geschützten Stelle auf. Manche dieser sprechenden Vögel lernen eine solche Menge Wörter und Redensarten nachsprechen und wenden sie in so interessanter Weise an, daß sie außerordentliches Vergnügen verursachen und die Mühe reichlich belohnen, die man auf ihren Unterricht und ihre Pflege verwendete.