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Finger

Dezember ist es, Eis ringsum und Schnee,
Und in den Mantel oder Pelz gehüllt
Bis an das Kinn, eilt jeder seines Weges.
Nun fängt es an zu schneien, ein Gestöber
Geht los, darein der Wind gar grimmig bläst.
Ich schreite langsam auf dem glatten Gehsteig.
Da kommt ein Wagen. Schwarz und seltsam ist er,
So wie ein großer Sarg, und ohne Fenster.
Nur an dem Dach sind Gitter, und aus ihnen
Strecken sich rote, ganz erfrorne Finger
Und langen kraftlos nach den kalten Gittern,
Sich dran zu fassen ... Wessen sind die Finger?
Kein Antlitz ist zu sehn, der Wagen rollt,
Der Kutscher peitscht die Pferde. Nur die Finger,
Die roten, matten, ganz erfrornen Finger
Drängen hinaus und krampfen sich vergeblich
Ans schwarze Dach des wunderlichen Wagens.
Wo fährt er hin? ... Vielleicht ins Haus der Irren,
Vielleicht in ein Gefängnis ... Gleiche Not!
Und rings um ihn der Großstadt Hast und Jagd,
Der Schritte Klang, der Wagen lautes Rasseln,
Ein ewiges Getümmel ... Nur die Finger,
Die matten, roten, ganz erfrornen Finger,
Halten am Gitter sich, der Wagen rollt.
Und wessen Finger sind's? Von Männern – Frauen?
Wo bringt sie hin der wunderliche Wagen?
Ich weiß es nicht. – Der Wagen ist vorbei,
Und nur die Finger seh ich, hör aus ihnen
Den unterdrückten Schrei nach Freiheit, Frieden,
Nach Wärme, nach der Menschheit hellem Festtag.
Was ist hier Schuld? Was Sünde und Verbrechen?
Die Finger, diese matten, roten Finger
Seh ich und frage mich: Wo sind ich Menschen?


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