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Koheleth

Der Wind pfeift traurig durch die kahlen Äste,
Hereinzieht schwarz die Nacht mit trägem Gang,
Die Vögel sind gezogen aus dem Neste,
Das Schilf im Teiche stöhnt und neigt sich bang.

Der graue Jude legt das Blatt beiseite,
Darauf er Ausdruck bittrer Klage gab;
Als ob ein Flor sich auf die Erde breite,
Als ob er stünde an der Schöpfung Grab.

Gedrückt von der durchlebten Jahre Leide,
Schmerzt ihn der Lampe Schein, des Tages Glanz,
Das Leben scheint ihm eine dürre Haide,
Der Menschheit Mattigkeit durchfühlt er ganz.

Und all der Erdenwandrer unnütz Rennen,
Der Hände Schwielen und der Stirne Schweiß,
Der Galle Bitterkeit, des Fiebers Brennen,
Des Werdens und Vergehens öden Kreis;

Die Hefe, die beim Weibe überdauert
Des Trunkes Lust, verflog des Rausches Duft,
Der Männer Lächeln, drin die Bosheit lauert,
Des Unrechts Jubel an des Rechtes Gruft –

Faßt er zusammen in des Predigers Buche.
Und einer fragt: »Was soll uns der Verdruß?
Was folgst der Schöpfung du mit deinem Fluche?
Das Weib wird dennoch müde nicht zum Kuß!«

»Der Vogel singt, die Blüte lacht und alles,
Was hier du eitel schiltst, regt neue Kraft,
Der Baum, scheint er das Opfer des Verfalles,
Birgt neuen Keim in seiner Frucht voll Saft.«

Darauf der Alte: »»Daß ich heul' und weine,
Wen kümmert es, wenn Gott mich also will?
Er ist der Gott, ich bin der Hund, das meine
Hab ich gesagt – nun wart' und schweig' ich still.««


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