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Die Schuld

Es sinkt der Tag; im Tann allein
Sitz' ich voll banger Fragen
Und sinne, wer die Schuld herein
In unsre Welt getragen.

Wer den Azur, der hell uns blinkt,
In dunkles Grau geschlossen,
Den Becher, eh' die Lippe trinkt,
Mit Galle vollgegossen.

Der Menschheit, seit sie lebt und strebt,
Schleicht nach die Schuld, die Schlange,
Ob auch ein Lächeln manchmal schwebt,
Das Herz bleibt bange, bange.

Der Erde Blüten decken nicht
Die schmerzensvolle Wunde.
Nehmt Pracht vom Himmel, hehr und licht,
Und von des Meeres Grunde;

Und nehmt der Liebe höchste Huld,
Den Hochflug der Gedanken:
Nichts bringt zum Schweigen je die Schuld
Und löst je ihr Umranken.

An Ganges' Strand wuchs sie empor,
Sie schritt uns nach aus Eden,
Aus Sinais Donner tönt sie vor,
Und klagt aus schlichten Veden.

Sie ist der Menschheit dauernd Teil,
Der Fluch, der alle bindet,
Der Engel, der uns nimmt das Heil,
Der Mißklang, der nicht schwindet.

Und bodenlos der Abgrund ist,
Der klafft voll böser Tücke,
Und selbst dein Kreuzstamm, Jesus Christ,
Schlug drüber keine Brücke.

Nur einmal warf gleich einem Alp
Der Mensch sie vom Gemüte –
Das war sein Festtag, allenthalb
Die Welt nur blühte, glühte!

Und Frieden wird der Menschheit kaum,
Eh' sie zurück sich wendet,
Und, Hellas, deinen süßen Traum
Zur Wirklichkeit vollendet!


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