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Als nach dem Mahle in der kühlen Zelle
Schlief Bruder Zeno, schlich ein Gnom herbei;
Durchs Fenster kam des Waldes Melodei
Und mächtig zog herein des Duftes Welle.
Und sorgsam, daß nicht wach der Bruder werde,
Schlich er zum Tisch, ergriff darauf den Krug,
That rasch entschlossen einen tiefen Zug
Und schlich davon mit fröhlicher Gebärde.
Da Zeno wach ward, griff zum Krug er munter,
Und staunte, daß sein Blick kein Tröpfchen traf,
Er schüttelte den Kopf, wie noch im Schlaf –
Er wußte doch, so weit trank er herunter.
Der Schlaue, um das Rätsel klar zu machen,
Lag bald wie schlafend an demselben Ort:
Der Gnom erschien und trank, der Mönch sofort
Ergriff ihn, zauste ihn mit lautem Lachen.
»Du Thunichtgut! Du Fratze voller Tücke!« –
»Halt,« flüstert drauf gleich einem dürren Blatt
Der arme Gnom, »du bist vom Trunke satt,
So gönne mir ein Tröpflein auch vom Glücke.
Glaub, daß ich es mit Zinsen heim dir zahle.«
»Das wäre!« sprach der Mönch und gab ihn frei.
Und seit der Stunde tranken alle zwei
Gemeinsam aus dem nämlichen Pokale.
Die Jahre gingen, und die Brüder starben,
Nur Zeno fühlt' die Last der Jahre nicht,
Zufrieden war und heiter sein Gesicht
Und seine Laune immer rosenfarben.
Und hundert ward er alt und das Versprechen
Des Gnoms begriff er, wie er's kaum gehofft,
Und als er Abt geworden, pflegt' er oft
Dem Freund ein neues Fäßchen anzustechen.
Und dacht' er seiner Brüder, die geschieden,
So sprach er: »Solch ein Gnom thät jedem not;
Tränk er für euch, vielleicht wär't ihr nicht tot
Und sänget noch des Schöpfers Lob hinieden.
»Ich fürchte Schlagfluß nicht und Rheumatismen,
Mein Herz, mein Antlitz widersteht der Zeit –
Trink weiter, Gnom! Mehr kann die Mäßigkeit
Als Weihewedel und als Exorcismen.