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Ein Nachtlager

Auf Reisen ward ich oft verschlagen
In einen gar entlegnen Ort
Und fand dort spärliches Behagen,
Der Regen klatschte immerfort.

In dumpfer Stube mürrisch kauernd,
Gesichter, alle kalt und fremd,
Die Tropfen ewig niederschauernd –
Kein Wunder, ward der Mut beklemmt.

Beim Ofen spielten laut sie Karten,
Am Eingang gähnte träg der Hund,
Dort lachten sie, ob sie mich narrten?
So düster war der Hintergrund.

Wie geht wohl diese Nacht vorüber
Und werd' ich morgen weiterziehn?
Der Regen rauschte immer trüber,
Der Wind durchheulte den Kamin.

So ängstlich war mir da, so eigen;
Mir selber fremd im Augenblick,
Saß ich bei schlechtem Bier in Schweigen
Und überschlug mein ganz Geschick.

Die Stube wurde leer. Ich dachte
Noch lange nicht ans Schlafengehn,
Allein des Schenkwirts Knurren machte
Mir klar, daß Zeit sei, aufzustehn.

Auf alten Treppen folgt' ich bange
Der Dienstmagd lange still und stumm,
Und dann in einem dunklen Gange,
Die Wand voll Feuchtigkeit ringsum.

Da eine Thüre ohne Klammer,
Ein Fußstoß öffnet sie im Nu,
Ich trat in eine nackte Kammer
Und drin ein ärmlich Bett zur Ruh.

Mißtrauisch legt' ich mich zu Bette,
In Kleidern, wie ich ging und stand,
Und horchte auf der Lagerstätte
Nach jedem Ton an jeder Wand.

Wenn eine Treppe irgend stöhnte,
Ein Mäuslein durch die Stube schlich,
Wenn einer Thüre Knarren tönte,
Ich dachte gleich, sie öffnet sich.

Und endlich war ich eingeschlafen –
Spät wacht' ich auf, froh und belebt,
Vernahm den Laut von Küh'n und Schafen
Und sah den Osten golddurchwebt.

Ich ging hinaus. Was mir am Abend
Beängstigend gespenstisch war,
Lag da, ein offnes Buch, mich labend,
Die Luft so frisch, die Welt so klar.

Und in der Schenke friedlich Lächeln,
Ein Paradies die Gegend fast,
Hier schien das Leben mild zu fächeln,
Ein Gottgeschenk die Stunde Rast.

Und schließlich that mir weh das Scheiden.
Und als ich Gestern maß mit Heut',
Und dachte an der Erde Leiden
Und an dies Thal, das mich erfreut –

Sprach ich zu mir: Das Bangen, Schauern
Von gestern war nur deine Schuld,
Es gilt nur immer auszudauern,
In Leid und Weh braucht's nur Geduld.

Ausdauern gilt's! Was dir gegeben,
Nimm's, wie es kommt, nimm es mit Lust:
Ein Paradies scheint selbst das Leben,
Wenn du einst Abschied nehmen mußt.


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