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Ernteabend

Das Abendrot wirft seinen letzten Schein
Aufs Dorf hinab und badet in dem Flusse,
Die Peitsche knallt, es fährt zum Dorf hinein
Der letzte Wagen an des Tags Beschlusse.

Und wie er hochbeladen langsam rollt,
Streift an der Erde hin der Ähren Menge,
Und wie er fährt, scheint er getaucht in Gold,
Und hinter ihm Gelächter und Gesänge.

Bevor der Mond empor am Himmel zieht,
Lockt es den Geist, ins Meer des Traums zu schweifen,
Die Grille geigt wo unterm Moos ihr Lied,
Die Ähren rascheln, die den Boden streifen.

Durch diese Ähren spricht der Erde Mund:
»Ich gab euch alles hin: die vollen Garben
Dem starken Mann, dem Weib den Teppichgrund,
Dem frohen Kind der Blumen bunte Farben.

»Sobald der erste Wind die Stoppeln streift,
Eint euch beim Feuerherd manch' alte Sage,
Indes in mir der neue Frühling reift
Und ich im Schnee die Einsamkeit ertrage.

»Die Brust zerreißt der Pflug mir und ihr sucht
Die Wunden auf, die Keime drein zu legen,
Allein ich geb' euch Segen, wo ihr flucht
Und send' im Mohne euch mein Blut entgegen.

»Der Gottheit Abbild, schaff' ich Tag um Tag,
Und meine Werdekraft ist ohne Ende,
Ich frage nicht, wer säen, wer ernten mag,
Ich raste nicht, ich schaffe nur und spende.

»Ich höre gern des Pflügers Ruf, der Schritt
Des Pfluggespannes macht mir nicht Beschwerde,
Fühl ich doch ganz den Schweiß der Bauern mit,
Der Fliegen Schwarm, den Schaum am Mund der Pferde!«

So klingt es von den Ähren in mein Ohr,
Die aus den Garben bis zur Erde ragen –
Da tritt in bleichem Glanz der Mond hervor
Und schwankt im Wasser, gleich dem Erntewagen.

Das Abendrot erlischt. Und Schatten gehn,
Ich sehe, wie durchs Laub der Mondschein gleitet,
Und das Gespann, wie es Homer gesehn,
Mit schwerem Wiegeschritt nach Hause schreitet.


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