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Indem ich von Madam Miller wegging, nahm ich meinen Weg durch die Treppe der Barrieren, um einen Besuchsumgang in dem Magdalenenviertel zu machen, und wie ich auf den Platz herausgetreten war, sah ich daselbst den jungen Mann von neulich, der mit einem übelberüchtigten Frauenzimmer aus meinem Pfarrbereich sprach. Er sah mich nicht kommen, da er der Gegenseite zugekehrt war, aber ich wurde wohl gewahr, daß er auf einen Wink, den man ihm gab, schnell diese Frau verließ, um in einem nahen Gäßchen zu verschwinden. Dann einen Umweg durch den kleinen Perron machend, stand er in dem Augenblicke vor mir, als ich eben in den Platz des Molard einbiegen wollte. Diese Stelle ist eng, schmutzig, dunkel und von Schenken umgeben, wo Trinker den ganzen Tag hindurch lärmend zechen. – »Ich war eben auf dem Wege zu Ihnen«, sagte er, mich begrüßend. – »Es trifft sich in dem Falle glücklich«, erwiederte ich ihm, ohne mich im Weitergehen stören zu lassen, »daß ich grade ausgegangen bin. Aber was wünschen Sie? Kommen Sie und lassen Sie mich meinen Weg fortsetzen.« – »Sie werden mir doch zum mindesten gefälligst eine Wohnung sagen ... nämlich die eines Uhrenhändlers, die mir die Leute dieser Straße nicht anzugeben vermochten.« – »Es ist hier kein Uhrenhändler in dem ganzen Viertel, und es gibt in dieser Straße keinen Bewohner, der Ihnen das nicht gesagt hätte, wenn Sie ihn darum befragten.« – »Und doch ist es so; ich habe eben eine Frau gefragt« ... »Hebe dich weg von mir, Satan!« unterbrach ich ihn hierauf, und wollte weiter gehen. Er aber, mir den Weg vertretend, sagte: »Wollen Sie gefälligst bedenken, werther Herr, daß hier Niemand anders der Satan ist, als Sie!! ... Ich wiederhole Ihnen, der Graf wird niemals kommen, und diese jungen Personen sind verlassen. Wenn ich also Gertrud heiraten und die Unterhaltung der andern mit übernehmen will, Sie aber aus allen Kräften dieses ehrenwerthe Vorhaben kreuzen: wer sind Sie dann anders, als der Satan selbst, indem Sie diejenige ins Verderben stürzen, die ich davor bewahren will?« – Ohne hierauf zu antworten, suchte ich nur kurz den Weg zu bahnen und beendete meinen Besuchsumgang.
Als ich wieder in meine Behausung eintrat, berichtete mir mein Sohn, daß er bei den Damen geblieben wäre, nachdem ich sie verlassen hatte, und daß diese, ohne sich Zwang vor ihm anzulegen, von den Ursachen ihrer Niedergeschlagenheit gesprochen hätten. Da er von sehr grader Gesinnung ist, so hatte mein Sohn ihr Benehmen mit Bescheidenheit getadelt, indem er ihnen sagte, daß weder die Begriffe der Welt, noch die der heiligen Schrift, jemals die Kinder berechtigten, das Joch der Eltern abzuschütteln; daß er folglich nicht umhin könne, in Betracht ihrer, die Gefühle, die ich ihnen kund gegeben hätte, mit mir zu theilen; daß er aber zugleich mehr Mitleiden mit ihrem Schmerz zu erkennen gegeben hätte, als ich, wie die lebhafte Hoffnung, daß sie, in Zukunft von meinem Rathe unterstützt, sich einer Aussöhnung mit Gott nähern würden. Hierauf habe er, in Folge der Bitte, die sie an ihn gethan, ihnen ein Kapitel der Bibel vorgelesen; dann habe er sich entfernt, indem er sie beruhigter und vergleichsweise heiterer zurückgelassen habe, als bei seiner Ankunft.