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51. Kapitel

In dem eine Scharade aufgeführt wird, die dem Leser Rätsel aufgibt – oder auch nicht

Nach Beckys Auftritt bei den privaten und auserlesenen Empfängen Lord Steynes erkannte man die Ansprüche der schätzenswerten Frau auf die vornehme Gesellschaft an, und einige der bedeutendsten und größten Türen der Hauptstadt öffneten sich ihr schnell – Türen, so bedeutend und groß, daß der geneigte Leser und der Verfasser vergeblich hoffen dürften, sie jemals zu durchschreiten. Teure Brüder, laßt uns vor diesen erlauchten Portalen erzittern. Ich stelle sie mir vor, bewacht von Kammerdienern mit feurigen silbernen Gabeln, mit denen sie alle die aufspießen, die unberechtigt eintreten wollen. Es heißt, der ehrliche Zeitungsberichterstatter, der in der Halle sitzt und die Namen der vornehmen Gäste niederschreibt, sterbe nach kurzer Zeit. Er kann den Glanz der großen Welt nicht lange ertragen. Dieser Glanz verbrennt ihn, wie die Erscheinung Jupiters in vollem Staat die arme, törichte Semele verzehrte – ein vorwitziger Falter, der zugrunde geht, weil er sich aus seiner natürlichen Umgebung herauswagte. Diese Sage sollten sich die Tyburnier und die Belgravier zu Herzen nehmen – ihre Geschichte und vielleicht auch die Beckys. Ach, meine Damen, fragen Sie Ehrwürden Mr. Thurifer, ob Belgravia nicht ein tönendes Erz und Tyburnia eine klingende Schelle ist! Es sind alles eitle Dinge. Auch sie werden vergehen. Und eines Tages (aber Gott sei Dank erst nach unserer Zeit) wird der Hyde Park ebenso unbekannt sein wie die berühmten Gartenvorstädte von Babylon und der Belgrave Square ebenso einsam und öde wie die Baker Street und Tadmor in der Wüste.

Wissen Sie, meine Damen, daß der große Pitt in der Baker Street gewohnt hat? Was hätten nicht Ihre Großmütter darum gegeben, zu Lady Hesters Gesellschaften in dem jetzt verfallenen Haus geladen zu werden! Ich habe darin gespeist – moi, qui vous parle. Ich bevölkerte das Zimmer mit den Geistern der mächtigen Toten. Als wir mit Männern von heute ernsthaft beim Rotwein dort saßen, kamen die Geister der Verstorbenen und nahmen ihre Plätze an der düsteren Tafel ein. Der Steuermann, der dem Sturm trotzte, stürzte große Becher gespenstischen Portweins hinab, der Schatten von Lord Dundas ließ nicht die Spur einer Nagelprobe im Glas. Addington saß da und verbeugte sich mit unheimlichem Lächeln und hielt nicht zurück, als die geräuschlose Flasche kreiste. Scott zwinkerte unter seinen buschigen Augenbrauen, als ein uralter Portwein kam; Wilberforces Augen waren zur Decke gerichtet (und so schien er nicht zu wissen, wie er sein Glas voll zum Munde hob und leer wieder absetzte), zu jener Decke, die gestern noch über uns war und zu der die Großen der vergangenen Tage alle emporgeblickt haben. Das Haus wird jetzt möbliert vermietet; ja, Lady Hester wohnte einst in der Baker Street und schläft jetzt in der Wüste. Eothen hat sie dort gesehen – nicht in der Baker Street, sondern in der anderen Einsamkeit.

Sicher, es ist alles Eitelkeit, aber wer wird nicht zugeben müssen, daß er ein wenig davon ganz gern hat? Ich möchte wohl wissen, welcher entschlossene Geist Roastbeef verabscheut, bloß weil es vergänglich ist? Das ist eine Eitelkeit. Möge aber doch jeder, der dies liest, sein ganzes Leben lang eine anständige Portion davon haben, ja, auch dann, wenn ich fünfhunderttausend Leser hätte. Setzen Sie sich, meine Herren, und langen Sie mit gutem Appetit zu. Schonen Sie weder das Fette noch das Magere, weder die Soße noch den Meerrettich. Noch ein Glas Wein, Jones, mein Junge – ein bißchen von der Sonntagsseite. Ja, wir wollen uns an dem eitlen Ding satt essen und dankbar dafür sein. Und ebenso wollen wir das Beste aus Beckys aristokratischen Freuden herausholen – denn wie alle übrigen irdischen Vergnügungen waren sie vergänglich.

Das Ergebnis ihres Besuches bei Lord Steyne war, daß Seine Hoheit der Fürst von Peterwardein seine Bekanntschaft mit Oberst Crawley erneuerte, als sie am nächsten Tage im Klub zusammentrafen, und Mrs. Crawley auf dem Ring im Hyde Park sehr achtungsvoll grüßte. Sie und ihr Mann wurden sofort zu einem der kleinen Vergnügen des Fürsten ins Levante-Haus geladen, das Seine Hoheit während der zeitweiligen Abwesenheit seines edlen Besitzers von England bewohnte; nach dem Essen sang sie vor einer sehr kleinen Gesellschaft. Der Marquis von Steyne war zugegen und überwachte väterlich die Fortschritte seiner Schülerin.

Im Levante-Haus traf Becky einen der vornehmsten Herren und größten Minister, die Europa hervorgebracht hat – den Herzog von La Jabotière, damals Gesandter des Allerchristlichsten Königs und später Minister dieses Monarchen. Ich gestehe, daß meine Brust sich vor Stolz schwellt, da meine Feder diese erlauchten Namen niederschreibt und wenn ich bedenke, in welcher glänzenden Gesellschaft sich meine liebe Becky bewegt. Sie wurde bald ein ständiger Gast in der französischen Gesandtschaft, wo keine Gesellschaft für vollständig angesehen wurde, wenn nicht die bezaubernde Madame Ravdonn Cravley zugegen war. De Truffigny (von der Familie Périgord) und Champignac, beide Attachés bei der Gesandtschaft, verliebten sich sofort sterblich in die Reize der hübschen Frau des Obersten und erklärten beide, nach der Sitte ihrer Nation (denn wer hat je einen Franzosen aus England kommen sehen, der nicht ein halbes Dutzend Familien im Unglück zurückgelassen und ebenso viele Herzen in seiner Brieftasche mitgebracht hat?), sie stünden mit der bezaubernden Madame Rawdon au mieux.

Ich bezweifle jedoch die Richtigkeit dieser Behauptung. Champignac spielte sehr gern Ekarté und machte abends häufig seine Partie mit dem Oberst, während Becky im anderen Zimmer Lord Steyne vorsang, und es ist eine bekannte Tatsache, daß Truffigny nicht wagte, in den Klub der Reisenden zu gehen, wo er den Kellnern Geld schuldig war, und hätte er nicht in der Gesandtschaft essen können, dann wäre der würdige junge Mann verhungert. Wie gesagt, bezweifle ich, daß Becky einen der beiden jungen Männer zu ihrem Günstling erkoren hätte. Sie erledigten Aufträge für sie, kauften ihr Handschuhe und Blumen, stürzten sich in Schulden, um ihr Billetts für die Oper zu besorgen, und machten sich auf tausenderlei Art um sie verdient. Sie sprachen Englisch mit liebenswürdiger Einfachheit, zur steten Belustigung Beckys und Lord Steynes. Sie ahmte diese Sprechweise dem einen oder dem anderen ins Gesicht hinein nach und machte ihnen Komplimente über ihre Fortschritte in der englischen Sprache mit einem Ernst, der nie verfehlte, ihren sardonischen alten Gönner, den Marquis, zum Lachen zu reizen. Truffigny schenkte der Briggs einen Schal, um Beckys Vertraute zu gewinnen, und bat sie, ihr einen Brief zuzustecken, den die einfältige alte Jungfer der Empfängerin öffentlich überreichte. Jeder, der ihn las, war höchlich amüsiert. Lord Steyne las ihn, jedermann las ihn, nur nicht der ehrliche Rawdon. Es war nicht nötig, daß er alles wußte, was in dem kleinen Haus in Mayfair vorging.

Hier empfing Becky binnen kurzem nicht nur die »besten« Ausländer (wie es in der edlen und bewundernswürdigen Ausdrucksweise unserer guten Gesellschaft heißt), sondern auch einige der »besten« Engländer. Ich meine damit weder die Tugendhaftesten noch die Verworfensten, weder die Klügsten noch die Dümmsten, nicht die Reichsten und auch nicht die Vornehmsten, sondern die »Besten« – mit einem Wort, Leute, die über alles erhaben sind, wie die große Lady Fitz-Willis, die Schutzheilige der Subskriptionsbälle, die große Lady Grizzel Macbeth (die ehemalige Lady G. Glowry, Tochter von Lord Grey von Glowry) und andere mehr. Wenn die Gräfin Fitz-Willis (sie stammt aus der Familie der Kingstreet, wie man im »Debrett« und im »Burke« nachlesen kann) jemanden unter ihren Schutz nimmt, so ist diese Person gesichert. Niemand zweifelt dann mehr an ihrer Stellung. Ich will damit nicht etwa sagen, daß Lady Fitz-Willis um ein Haar besser ist als irgendeine andere. Im Gegenteil, sie ist eine verblühte Frau von siebenundfünfzig, weder hübsch noch reich, noch unterhaltsam. Man ist sich jedoch einig, daß sie zu den »Besten« gehört. Diejenigen, die sie empfängt, sind die Besten, und wahrscheinlich aus einem alten Groll gegen Lady Steyne (sie hatte, als sie noch die jugendliche Georgina Fredericka, Tochter vom Günstling des Prinzen von Wales, dem Graf von Portansherry, war, nach deren Krone gestrebt) beschloß diese große, berühmte Dame, die in der vornehmen Welt den Ton angab, Mrs. Rawdon Crawley anzuerkennen. Sie machte ihr auf dem Subskriptionsball, bei dem sie den Vorsitz führte, einen allgemein beachteten Knicks und ermunterte nicht nur ihren Sohn, Saint-Kitts (der seine Stellung durch Lord Steynes Vermittlung erhalten hatte), Mrs. Crawley zu besuchen, sondern lud sie sogar zu sich ein. Während des Essens richtete sie zweimal sehr herablassend das Wort an Becky. Noch am selben Abend wurde dieses wichtige Ereignis in ganz London bekannt. Leute, die sich bisher abfällig über Mrs. Crawley geäußert hatten, verstummten. Wenham, der geistreiche Rechtsanwalt und Lord Steynes rechte Hand, verbreitete ihr Lob überall; einige, die bisher noch gezaudert hatten, kamen ihr sofort entgegen, um sie willkommen zu heißen. Der kleine Tom Toady, der Southdown gewarnt hatte, eine so verworfene Frau zu besuchen, flehte jetzt, bei ihr vorgestellt zu werden. Mit einem Wort – sie war anerkannt und gehörte nun zu den »Besten«. Ach, meine geliebten Leser und Mitmenschen, beneidet die arme Becky nicht zu früh – so ein Ruhm soll nur zu schnell verfliegen. Man erzählt sich, daß sie selbst in den innersten Kreisen nicht glücklicher sind als die armen Wanderer außerhalb der Schranken, und Becky, die bis in den Mittelpunkt der vornehmen Welt vorgedrungen ist und den großen Georg IV. von Angesicht zu Angesicht gesehen hat, bekannte später, daß auch dort alles eitel sei.

Wir müssen uns mit der Beschreibung dieses Teiles ihrer Laufbahn kurz fassen. Wie ich die Geheimnisse der Freimaurerei nicht beschreiben kann, obgleich ich eine schlimme Ahnung habe, daß das alles Unsinn ist, so kann auch ein Uneingeweihter es nicht auf sich nehmen, die vornehme Welt genau zu porträtieren, und es wird das beste sein, daß er seine Ansichten, wie sie auch sein mögen, für sich behält.

Becky hat in späteren Jahren oft von diesem Lebensabschnitt gesprochen, als sie sich in den höchsten Kreisen der Londoner vornehmen Welt bewegte. Ihre Erfolge erregten sie, machten sie stolz und langweilten sie schließlich. Anfangs kannte sie keine angenehmere Beschäftigung, als sich die hübschesten neuen Kleider und Schmucksachen auszudenken und sie sich zu verschaffen (letzteres, nebenbei erwähnt, eine Angelegenheit, die einen Menschen mit Mrs. Rawdon Crawleys beschränkten Mitteln viel Mühe und Kopfzerbrechen kostete). Sie fand es schön, zu feinen Diners zu fahren, wo vornehme Leute sie begrüßten, und von den feinen Diners zu feinen Bällen, die dieselben Leute besuchten, mit denen sie gespeist hatte, die sie am Abend zuvor schon getroffen hatte und mit denen sie auch den nächsten Abend verbringen würde. Junge Männer waren da, untadelhaft gekleidet, mit hübschen Krawatten, den schönsten Lackschuhen und weißen Handschuhen, ältere, stattliche mit Messingknöpfen, von noblem Aussehen, höflich und langweilig, blonde junge Damen, furchtsam, in Rosa gekleidet, und Mütter, großartig, schön, prächtig, feierlich und mit Diamanten übersät. Sie unterhielten sich auf englisch, nicht in schlechtem Französisch wie in den Romanen. Sobald jemand den Rücken gekehrt hatte, sprach man über sein Haus, seinen Charakter und seine Familie, genauso wie die Johns über die Smiths sprechen. Beckys ehemalige Bekannten haßten und beneideten sie, aber die arme Frau selbst gähnte insgeheim. Ich wünschte, ich wäre nicht hier, sagte sie zu sich, ich wäre lieber eine Pfarrersfrau und unterrichtete in einer Sonntagsschule oder die Frau eines Unteroffiziers und müßte im Regimentswagen fahren, oder ach, wieviel lustiger wäre es noch, Flitter und Hosen zu tragen und vor einer Jahrmarktsbude zu tanzen.

»Sie würden das sehr hübsch machen«, meinte Lord Steyne lachend; sie pflegte dem bedeutenden Mann in ihrer unschuldigen Art ihre Langeweile und Not zu klagen, und er amüsierte sich darüber.

»Rawdon würde einen sehr guten Zureiter – Zeremonienmeister – wie nennt man ihn doch gleich – diesen Mann mit den hohen Stiefeln und der Uniform, der in der Manege herumgeht und mit der Peitsche knallt, abgeben. Er ist groß, schwer und sieht militärisch aus. Ich erinnere mich«, fuhr Becky nachdenklich fort, »wie mich mein Vater zu einer Vorstellung auf dem Brookgreen-Jahrmarkt mitnahm, als ich noch ein kleines Mädchen war. Und als wir dann nach Hause kamen, habe ich mir ein paar Stelzen gemacht und zur Verwunderung aller Schüler im Atelier getanzt.«

»Das hätte ich sehen mögen«, sagte Lord Steyne.

»Ich möchte es jetzt gern noch einmal tun«, fuhr Becky fort; »wie würde Lady Blinkey da die Augen aufreißen, und Lady Grizzel Macbeth würde starren! Pst! Ruhe! Pasta fängt an zu singen.« Becky zeigte sich gegenüber den Künstlern und Künstlerinnen, die zu diesen aristokratischen Gesellschaften hinzugezogen wurden, von bemerkenswerter Höflichkeit. Sie folgte ihnen in die Winkel, wo sie stumm herumsaßen, schüttelte ihnen die Hand und lächelte sie, allen anderen sichtbar, an. Sie war selbst Künstlerin, wie sie aufrichtig bekannte. Sie hatte eine offene und bescheidene Art, von ihrer Herkunft zu sprechen, die ihre Zuhörer je nachdem ärgerte, entwaffnete oder belustigte. »Wie unverschämt diese Frau doch ist«, sagte der eine. »Wie selbstherrlich sie sich benimmt, wo sie doch eigentlich stillsitzen und dankbar sein sollte, wenn jemand mit ihr spricht.« – »Was für eine ehrliche, gutmütige Seele sie ist«, sagte ein anderer. »Was für eine schlaue kleine Hexe«, ein dritter. Sie hatten höchstwahrscheinlich alle recht. Becky aber ging ihren eigenen Weg und bezauberte die Künstler so, daß sie niemals heiser waren, wenn sie bat, bei ihren Gesellschaften zu singen und ihr umsonst Unterricht zu geben.

Ja, sie gab Gesellschaften in dem kleinen Haus in der Curzon Street. Viele Dutzend Wagen mit strahlenden Lampen versperrten die Straße, zum Ärger der Bewohner von Nr. 200, die vor dem Gedonner des Türklopfers nicht schlafen konnten, und von Nr. 202, die vor Neid keine Ruhe fanden. Die gigantischen Lakaien, die die Gefährte begleiteten, waren zu groß für Beckys kleines Bedientenzimmer und wurden in die benachbarten Wirtshäuser ausquartiert. Wenn man sie brauchte, holten Laufjungen sie von ihrem Bier weg. Viele der vornehmen Londoner Stutzer drängten sich auf den schmalen Treppen, traten einander auf die Füße und lachten, wenn sie sich hier trafen. Viele vornehme, makellose und sittenstrenge Damen saßen in dem kleinen Salon und lauschten den Sängern, welche nach ihrer Gewohnheit so laut sangen, als wollten sie die Fenster zerschmettern. Am nächsten Tag erschien dann unter der Rubrik »Vornehme Gesellschaften« in der »Morning Post« ein Artikel folgenden Inhalts:

»Gestern bewirteten Oberst und Mrs. Crawley eine erlesene Gesellschaft in ihrem Hause in Mayfair. Es waren anwesend: Ihre Exzellenzen der Fürst und die Fürstin von Peterwardein, Seine Exzellenz Papusch-Pascha, der türkische Gesandte (in Begleitung von Kibob Bey, Dragoman der Gesandtschaft), der Marquis von Steyne, Graf Southdown, Sir Pitt und Lady Jane Crawley, Mr. Wagg und so weiter. Nach dem Diner gab Mrs. Crawley einen Subskriptionsball, den folgende Persönlichkeiten besuchten: die Herzoginwitwe von Stilton, der Herzog von La Gruyere, die Marquise von Cheshire, der Marchese Alessandro Stracchino, der Graf de Brie, Baron Schapzuger, der Chevalier Tosti, die Gräfin von Slingstone und Lady F. Macadam, Generalmajor und Lady G. Macbeth mit zwei Töchtern, Viscount Paddington, Sir Horace Fegny, Ehrwürden Bedwin Sands, Bobbachy Bahawder« und dann ein »etc.«, das der Leser nach Belieben durch ein Dutzend enggedruckter Zeilen in kleinen Typen ausfüllen kann.

Im Verkehr mit den Großen zeigte unsere teure Freundin dieselbe Offenherzigkeit, die sie auch gegenüber Niedrigerstehenden bewies. Einmal unterhielt sich Rebekka in einem sehr feinen Haus (vielleicht etwas zu auffällig) mit einem berühmten französischen Tenor in seiner Muttersprache, während Lady Grizzel Macbeth dem Paar über die Schulter finstere Blicke zuwarf.

»Wie gut Sie Französisch können«, sagte Lady Grizzel, die diese Sprache mit einem höchst merkwürdigen Edinburgher Akzent sprach.

»Ich muß es doch können«, sagte Becky und schlug bescheiden die Augen nieder. »Ich habe an einer Schule darin unterrichtet, und meine Mutter war Französin.«

Lady Grizzel war von dieser Demut besiegt und der kleinen Frau nun freundlicher gesinnt. Sie beklagte die verhängnisvollen Tendenzen der Gleichmacherei unseres Zeitalters, die Personen aller Klassen den Zutritt in die Gesellschaft Höherstehender gestattete, gab jedoch zu, daß sich diese hier wenigstens anständig benahm und niemals ihre Stellung im Leben vergaß. Sie war eine sehr gute Frau, gütig gegen die Armen, dumm, untadelig und arglos. Die Lady kann nichts dafür, daß sie sich für etwas Besseres hält als dich und mich. Die Kleidersäume ihrer Vorfahren hat man schon vor Jahrhunderten geküßt; und vor tausend Jahren soll das Gewand des Familienoberhauptes von den Lords und Räten des verstorbenen Duncan umfaßt worden sein, als der große Ahnherr des Hauses König von Schottland wurde.

Nach der Szene am Klavier war Lady Steyne von Becky besiegt, und vielleicht war sie ihr gar nicht abgeneigt, und auch die jüngeren Damen des Hauses Gaunt wurden zur Unterwerfung gezwungen. Sie hetzten ein paarmal andere Leute gegen sie auf, aber ohne Erfolg. Die glänzende Lady Stunnington versuchte, mit ihr die Waffen zu kreuzen, wurde aber von der unerschrockenen kleinen Becky schmachvoll in die Flucht geschlagen. Wenn Becky zuweilen angegriffen wurde, setzte sie eine demütige, unschuldige Miene auf, und dabei war sie dann am gefährlichsten. In dieser Laune sagte sie die bösartigsten Dinge mit dem einfachsten, harmlosesten Gesichtsausdruck und beeilte sich dann, für ihre Fehler um Entschuldigung zu bitten, damit alle Welt ja auch erfuhr, daß sie sie begangen hatte.

Mr. Wagg, der berühmte Schöngeist und Schmarotzer von Lord Steyne, war ebenfalls von den Damen aufgehetzt worden. Eines Abends blinzelte der ehrenwerte Bursche seinen Gönnerinnen zu, als wollte er sagen: Achtung, jetzt gibt es einen Hauptspaß – und dann leitete er einen Angriff auf Becky ein, die ahnungslos ihr Diner verzehrte. Die kleine Frau, die so plötzlich überfallen wurde, hielt ihre Waffen jedoch immer bereit. Sie lohte sofort auf, parierte und gab den Stoß zurück, daß Waggs Gesicht vor Scham erglühte. Dann kehrte sie ruhig lächelnd zu ihrer Suppe zurück. Waggs großer Gönner, der ihn zum Essen einlud und ihm zuweilen etwas Geld lieh und dessen Wahlgeschäfte und Zeitungsangelegenheiten Wagg besorgte, schoß einen so wütenden Blick auf den unglückseligen Burschen ab, daß er fast geweint hätte und unter den Tisch gesunken wäre. Er sah den Marquis, der während des ganzen Diners kein Wort mit ihm sprach, und die Damen, die ihn verleugneten, mitleidheischend an; endlich erbarmte sich Becky selbst seiner und versuchte ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Er wurde sechs Wochen lang nicht zum Essen eingeladen, und durch Fiche, den Vertrauten des Lords, um den Wagg natürlich eifrig herumschlich, ließ man ihm sagen, daß Lord Steyne alle seine Schuldscheine dem Rechtsanwalt übergeben und ihn erbarmungslos pfänden lassen würde, sollte er noch einmal wagen, gegen Mrs. Crawley ungezogen zu sein oder sie zur Zielscheibe seiner dummen Witze zu machen. Wagg flehte seinen teuren Freund Fiche unter Tränen an, sich für ihn ins Mittel zu legen. Er schrieb ein Gedicht zum Lobe von Mrs. R. C, das in der nächsten Nummer des von ihm herausgegebenen »Harumscarum-Magazine« erschien. Traf er sie auf Gesellschaften, so flehte er um ihre Gunst. Er umschmeichelte Rawdon und kroch vor ihm im Staube. Nach einer Weile durfte er wieder ins Gaunt-Haus kommen. Becky war nett zu ihm, stets lustig, niemals böse.

Mr. Wenham, der Wesir und erste Vertraute des Lords (mit einem Sitz im Parlament und an der Mittagstafel), war in seinem Verhalten und seinen Ansichten viel vorsichtiger als Mr. Wagg. Wenn er auch alle Emporkömmlinge haßte (Mrs. Wenham selbst war ein eifriger alter eingefleischter Tory, sein Vater jedoch ein kleiner Kohlenhändler in Nordengland), so nahm dieser Adjutant des Marquis doch niemals eine feindselige Haltung gegenüber dem neuen Günstling ein, sondern verfolgte Rebekka mit heimlichen Freundschaftsbeweisen und einer schlauen, unterwürfigen Höflichkeit, die sie oft mehr beunruhigten als die offene Feindschaft anderer.

Woher die Crawleys das Geld für die Empfänge nahmen, zu denen sie die vornehme Welt einluden, war ein Geheimnis, über das damals viel geredet wurde und das diesen kleinen Festlichkeiten wahrscheinlich erst den Reiz verlieh. Einige behaupteten, daß Sir Pitt Crawley seinem Bruder eine hübsche Rente zahle; wenn das stimmte, so mußte Becky eine außerordentliche Macht über den Baronet ausüben und sein Charakter sich mit zunehmendem Alter sehr verändert haben. Andere deuteten an, daß Becky die Gewohnheit habe, alle Freunde ihres Mannes zu erpressen. Sie berichte dem einen unter Tränen, es werde eine Pfändung bei ihr zu Hause vorgenommen, falle vor dem anderen auf die Knie und erkläre, die ganze Familie komme ins Gefängnis oder müsse Selbstmord begehen, wenn nicht die oder die Rechnung bezahlt werde. Lord Southdown soll durch diese pathetischen Vorstellungen veranlaßt worden sein, viele hundert Pfund zu geben. Der junge Feltham vom ...ten Dragonerregiment (Sohn der Firma Tiler und Feltham, Hüte und Armeeausrüstung), den die Crawleys in die vornehme Welt eingeführt hatten, wurde ebenfalls als Beckys Opfer in geldlicher Hinsicht angeführt. Man behauptete sogar, sie habe von verschiedenen einfältigen Personen Geld erhalten unter dem Vorwand, ihnen Vertrauensposten in der Regierung zu verschaffen. Es wurden wer weiß was für Geschichten von unserer lieben, unschuldigen Freundin erzählt. Eins ist sicher: Hätte sie all das Geld besessen, das sie erbettelt, geborgt oder gestohlen haben sollte, dann wäre sie reich gewesen und hätte ihr Leben lang ehrlich bleiben können, so jedoch ... aber wir greifen der Geschichte vor.

In Wirklichkeit kann man durch Sparsamkeit und gutes Haushalten  – also bei wenig Verbrauch von Bargeld und indem man bei fast niemandem Schulden bezahlt – zumindest eine Zeitlang mit geringen Mitteln ein glänzendes Leben führen. Wir glauben, daß die vielbesprochenen Gesellschaften, die trotz allem, was erzählt wurde, nicht so häufig stattfanden, Becky kaum mehr kosteten als die Wachskerzen, die die Räume erhellten. Stillbrook und Queen's Crawley lieferten ihr Obst und Wild in Hülle und Fülle. Lord Steynes Weinkeller stand ihr zur Verfügung, und die berühmten Köche dieses vortrefflichen Herrn wirkten in ihrer kleinen Küche oder schickten auf Befehl des Marquis die seltensten Delikatessen aus ihrer eigenen. Ich erkläre, daß es eine Schande für die Welt ist, ein einfaches Geschöpf zu beschimpfen, wie die Menschen es damals mit Becky taten, und ich warne das Publikum, auch nur den zehnten Teil der Geschichten, die über sie erzählt wurden, zu glauben. Wenn jeder, der Schulden macht und sie nicht bezahlen kann, aus der Gesellschaft verbannt würde – wenn wir in jedermanns Privatleben blicken, sein Einkommen berechnen und ihn verwerfen würden, sobald wir seine Ausgaben nicht billigen – was für eine heulende Wildnis und unerträgliche Bleibe wäre dann der Jahrmarkt der Eitelkeit. Dann würde jeder die Hand gegen seinen Nächsten erheben, mein lieber Herr, und mit den Wohltaten der Zivilisation wäre es aus und vorbei. Wir würden uns nur noch zanken, beschimpfen und meiden. Unsere Häuser würden zu Höhlen werden, und wir würden in Lumpen umhergehen, weil wir uns um niemand kümmerten. Die Mieten würden heruntergehen, die Gesellschaften aufhören, alle Geschäftsleute in der Stadt Bankrott machen; Wein, Kerzen, Lebensmittel, Schminke, Krinolinen, Diamanten, Perücken, Nippsachen und altes Porzellan, Reitpferde und prächtige hochtrabende Gespanne, kurz, alle Freuden des Lebens würden zum Teufel gehen, wenn die Menschen nach ihren einfältigen Grundsätzen handelten und diejenigen, die sie hassen und schmähen, mieden. Mit einem bißchen Nächstenliebe und gegenseitiger Nachsicht kann alles ganz angenehm verlaufen. Wir mögen einen Menschen beschimpfen, soviel wir Lust haben, und ihn den größten Schuft nennen, der es verdiente, gehängt zu werden – wünschen wir aber deshalb wirklich, daß er gehängt wird? Nein. Wir reichen uns die Hand, wenn wir uns treffen. Wenn er einen guten Koch hat, verzeihen wir ihm, gehen zu ihm zum Diner und erwarten, daß er es ebenso macht. Auf diese Weise gedeihen die Gewerbe, die Zivilisation schreitet voran, der Friede wird erhalten, man braucht jede Woche ein neues Kleid für einen neuen Ball, und der letzte Jahrgang des Weines von Lafitte wird dem ehrlichen Besitzer, der ihn gezogen hat, gut bezahlt werden.

Obwohl zu der Zeit, die wir schildern, noch der große Georg auf dem Thron saß und die Damen Puffärmel und schaufelgroße Schildpattkämme im Haar trugen statt der einfachen Ärmel und hübschen Kränze, die jetzt Mode sind, so waren doch wohl die Manieren der Allervornehmsten nicht sehr verschieden von denen unserer Zeit, und ihre Vergnügungen ähnelten sich sehr. Wir sehen nur als Außenstehende über die Schultern der Polizisten die bezaubernden Schönheiten, die zu Hofe oder zum Ball gehen, und uns mögen sie wie Wesen von überirdischem Glanz erscheinen, die sich eines für uns unerreichbaren, großen Glücks erfreuen ; aber gerade diesen Unzufriedenen zum Trost berichten wir von den Triumphen und Enttäuschungen unserer lieben Becky, die, wie alle verdienstvollen Menschen, daran ihren Anteil hatte.

Zu jener Zeit war das nette Unterhaltungsspiel, Scharaden aufzuführen, von Frankreich nach England gekommen. Es wurde sehr beliebt, da es den vielen Schönheiten unter den Damen Gelegenheit bot, ihre Reize zu zeigen, und den wenigen klugen, mit ihrem Witz zu glänzen. Becky, die wahrscheinlich beide Eigenschaften in sich vereint glaubte, veranlaßte Lord Steyne, im Gaunt-Haus ein Fest zu geben, bei dem auch einige dieser kleinen Dramen aufgeführt werden sollten. Wir müssen den Leser um Erlaubnis bitten, ihn in diese glänzende Gesellschaft einführen zu dürfen, aber wir tun es mit wehmütiger Freude, denn es wird eines der letzten vornehmen Feste sein, zu denen wir ihn führen können.

Ein Teil der herrlichen Gemäldegalerie vom Gaunt-Haus war als Scharadentheater eingerichtet worden; man hatte es schon zur Zeit Georgs III. für diesen Zweck benutzt, und es existiert noch ein Porträt des Marquis von Gaunt mit gepudertem Haar und rosa Band in sogenannter römischer Aufmachung, in der Rolle des Cato in Addisons gleichnamigem Trauerspiel. Es wurde vor Ihren Königlichen Hoheiten, dem Prinzen von Wales, dem Bischof von Osnabrück und dem Prinzen William Henry, die damals gleich dem Schauspieler noch Kinder waren, aufgeführt. Ein paar Kulissen und Dekorationen holte man aus der Dachkammer, wo sie seither gelegen hatten, und putzte sie für das gegenwärtige Fest neu auf.

Der junge Bedwin Sands, damals ein eleganter Stutzer und Orientreisender, war Spielmeister. Ein Orientreisender galt in jener Zeit noch etwas, und der abenteuerliche Bedwin, der seine Reiseerlebnisse veröffentlicht hatte und monatelang in der Wüste im Zelt gelebt hatte, war eine nicht unbedeutende Persönlichkeit. In seinem Buch war Sands in verschiedenen orientalischen Kostümen abgebildet. Er reiste stets mit einem schwarzen Diener von sehr wenig anziehendem Äußeren, ganz wie ein zweiter Brian de Bois-Guilbert. Bedwin, seine Kleidung und sein schwarzer Diener wurden im Gaunt-Haus als höchst wertvolle Erwerbung betrachtet.

Er führte die erste Scharade vor. Ein türkischer Offizier mit ungeheurem Federbusch (man nahm an, daß die Janitscharen noch existierten und der Tarbusch die alte majestätische Kopfbedeckung der wahren Gläubigen noch nicht verdrängt habe) lag auf einem Diwan und tat, als ob er eine türkische Wasserpfeife rauchte. Wegen der Damen durfte darin jedoch nur eine wohlriechende Pastille brennen. Der türkische Würdenträger gähnt und gibt Zeichen der Langeweile und Trägheit von sich; er klatscht in die Hände, und der Nubier Mesrour erscheint mit nackten Armen, Armringen, Jataganen und allerlei anderem orientalischem Zierat – mager, lang und häßlich. Er begrüßt seinen Herrn mit »Salem aleikum«.

Ein Schauer des Erschreckens und Entzückens durchläuft die Versammlung. Die Damen flüstern miteinander. Bedwin Sands hat den schwarzen Sklaven von einem ägyptischen Pascha für drei Dutzend Flaschen Maraschino erhalten. Er hat schon Gott weiß wie viele Odalisken in Säcke genäht und in den Nil geworfen.

»Laß den Sklavenhändler eintreten«, sagt der türkische Lüstling mit einer Handbewegung. Mesrour führt den Sklavenhändler herein, und dieser bringt ein verschleiertes Mädchen mit; er lüftet ihren Schleier. Das Haus hallt vom Beifall wider: Es ist Mrs. Winkworth (die ehemalige Miss Absolom) mit den schönen Augen und Haaren. Sie trägt ein schimmerndes orientalisches Kostüm. Die schwarzen Zöpfe sind mit unzähligen Juwelen durchflochten, das Gewand mit goldenen Piastern übersät. Der abscheuliche Mohammedaner ist von ihrer Schönheit bezaubert; sie fällt auf die Knie nieder und fleht ihn an, sie wieder in ihre heimatlichen Berge zurückziehen zu lassen, wo ihr tscherkessischer Geliebter noch immer die Abwesenheit seiner Suleika beklagt. Aber kein Flehen rührt den hartherzigen Hassan. Er lacht bei dem Gedanken an den tscherkessischen Bräutigam. Suleika bedeckt das Gesicht mit den Händen und sinkt in malerischer Verzweiflung nieder. Es scheint jede Hoffnung für sie verloren – als der Kislar Aga erscheint.

Der Kislar Aga bringt ein Schreiben vom Sultan. Hassan empfängt den furchtbaren Erlaß und legt ihn auf sein Haupt. Entsetzlicher Schrecken ergreift ihn, aber auf dem Antlitz des Negers (es ist wiederum Mesrour in einem anderen Kostüm) spiegelt sich eine grauenhafte Freude. »Gnade, Gnade!« ruft der Pascha, während der Kislar Aga mit schrecklichem Grinsen – eine seidene Schnur hervorzieht.

Der Vorhang fällt in dem Augenblick, als er die furchtbare Waffe anwenden will. Hassan ruft von innen: »Die ersten beiden Silben«, und Mrs. Rawdon Crawley, die ebenfalls in der Scharade auftreten wird, tritt vor und gratuliert Mrs. Winkworth zu ihrem geschmackvollen, schönen Kostüm.

Der zweite Teil der Scharade beginnt. Immer noch ist der Schauplatz im Orient. Hassan, in anderer Kleidung, sitzt in zärtlicher Haltung bei Suleika, die sich vollkommen mit ihm ausgesöhnt hat. Der Kislar Aga ist ein friedlicher schwarzer Sklave geworden. Es ist Sonnenaufgang in der Wüste, die Türken wenden das Gesicht gen Osten und verbeugen sich bis zum Sand. Da keine Dromedare bei der Hand sind, spielt die Kapelle witzigerweise: »Die Kamele kommen.« Ein ungeheurer ägyptischer Kopf befindet sich ebenfalls auf der Bühne, er ist musikalisch und singt, zum Erstaunen der Orientreisenden, ein von Mr. Wagg komponiertes komisches Lied. Die Orientreisenden tanzen ab wie Papageno und der Mohr in der »Zauberflöte«. »Die beiden letzten Silben«, brüllt der Kopf.

Der letzte Akt beginnt. Diesmal ist es ein griechisches Zelt. Auf einem Lager ruht ein großer, kräftiger Mann; über ihm hängen sein Helm und sein Schild; er braucht sie nicht mehr. Troja ist gefallen, Iphigenie ist geopfert, Kassandra steht als Gefangene in seiner Vorhalle. Der König der Menschen (es ist Oberst Crawley, der keine Ahnung von der Eroberung Trojas oder der Gefangennahme Kassandras hat), der anax andrõn schläft in seinem Zimmer auf Argos; eine Lampe wirft flackernd den breiten Schatten des schlafenden Kriegers auf die Wand. Schwert und Schild von Troja gleißen im Licht. Die Musik spielt die furchtbare Musik aus »Don Giovanni«, ehe die Statue auftritt.

Bleich schleicht Ägisthos auf Zehenspitzen herein. Wem gehört das entsetzliche Gesicht, das ihm hinter dem Gobelin hervor unheilvoll nachschaut? Er erhebt den Dolch, um den Schläfer zu erstechen, der sich in seinem Bett wälzt und seine breite Brust entblößt, als ob er sie dem Stoß darbiete. Er kann den edlen schlummernden Feldherrn nicht töten. Schnell wie eine Erscheinung gleitet Klytämnestra in den Raum. Ihre nackten Arme schimmern weiß, das rötliche Haar fließt ihr über die Schultern, ihr Gesicht ist totenbleich – und in den Augen glänzt ein so entsetzliches Lächeln, daß die Zuschauer bei ihrem Anblick zittern.

Ein Schauder durchlief den Raum. »Guter Gott!« sagte jemand. »Es ist Mrs. Rawdon Crawley.«

Verächtlich entreißt sie Ägisthos den Dolch. Man sieht ihn im Schimmer der Lampe über ihrem Haupt blitzen. Da geht die Lampe aus, man hört ein Ächzen, und alles ist dunkel.

Die Dunkelheit und die Handlung versetzten die Menschen in Schrecken. Rebekka hatte ihre Rolle so gut und so entsetzlich echt gespielt, daß die Zuschauer verstummten, bis plötzlich alle Lichter wieder aufflammten und jedermann Beifall zu rufen begann. »Bravo, bravo«, hörte man die durchdringende Stimme des alten Steyne über allen anderen rufen, und »bei Gott, sie wäre imstande, es zu tun«, murmelte er zwischen den Zähnen. Die Schauspieler wurden herausgerufen, und das Haus hallte wider von dem Geschrei nach dem Spielmeister und nach Klytämnestra. Agamemnon war nicht zu bewegen, in seiner klassischen Tunika hervorzutreten. Er stand mit Ägisthos und den übrigen Schauspielern des kleinen Dramas im Hintergrund. Mr. Bedwin Sands führte Suleika und Klytämnestra vor. Eine hohe Persönlichkeit wollte unbedingt der bezaubernden Klytämnestra vorgestellt werden. »Ihn erstechen und einen anderen heiraten, wie?« lautete die angemessene Bemerkung Seiner Königlichen Hoheit.

»Mrs. Rawdon Crawley war unwiderstehlich in ihrer Rolle«, meinte Lord Steyne. Becky lachte lustig und blickte schelmisch drein. Dann machte sie ein allerliebstes Knickschen.

Die Diener brachten jetzt Tabletts mit Erfrischungen herein, und die Schauspieler entfernten sich, um sich für die zweite Scharade vorzubereiten.

Die drei Silben dieser Scharade sollten pantomimisch dargestellt werden, und das geschah folgendermaßen:

Erste Silbe: Oberst Rawdon Crawley, Träger des Bath-Ordens, mit Schlapphut und Stab, langem Überrock und einer aus dem Stall geliehenen Laterne, geht rufend über die Bühne, als ob er den Bewohnern die Stunde verkünde. In einem Fenster unten erblickt man zwei Handlungsreisende, die offenbar Karten spielen und dabei gähnen. Zu ihnen tritt ein anderer, der wie ein Hausknecht aussieht (Ehrwürden G. Ringwood, der seine Rolle sehr natürlich spielt). Er zieht ihnen die Schuhe aus. Bald darauf erscheint ein Kammermädchen (Lord Southdown) mit zwei Leuchtern und einer Wärmflasche. Sie steigt in das obere Zimmer hinauf und wärmt das Bett. Sie benutzt die Wärmflasche als Waffe, um sich den Aufmerksamkeiten der beiden Handlungsreisenden zu entziehen. Sie geht ab. Die beiden setzen ihre Schlafmützen auf und lassen die Jalousien herab. Der Hausknecht kommt heraus und schließt die Läden des Zimmers im Erdgeschoß. Man hört ihn von innen die Tür verriegeln und zuketten. Die Lichter verlöschen. Die Musik spielt: »Dormez, dormez, chers amours.« Eine Stimme hinter dem Vorhang sagt: »Erste Silbe.«

Zweite Silbe: Die Lampen brennen plötzlich wieder. Die Musik spielt die alte Arie aus »Johann von Paris«: »Ah, quel plaisir d'etre en voyage«. Es ist dasselbe Bühnenbild. Zwischen dem ersten und dem zweiten Stock des dargestellten Hauses erblickt man ein Schild mit dem Steyneschen Wappen. Überall im Haus klingelt es. Im unteren Zimmer sieht man, wie ein Mann einem anderen einen langen Zettel gibt, worauf dieser drohend die Faust schüttelt und entsetzlich schimpft. »Stallknecht, meinen Wagen!« ruft ein anderer an der Tür. Er faßt dem Kammermädchen (Lord Southdown) unter das Kinn; sie scheint seine Abreise zu beklagen wie Kalypso die des anderen großen Reisenden Odysseus. Der Hausknecht (Ehrwürden G. Ringwood) geht mit einem Holzkasten herum, in dem silberne Kannen sind, und ruft so humorvoll und echt: »Bier!«, daß das Haus von Beifall dröhnt und man ihm einen Blumenstrauß zuwirft. Klatsch, klatsch, klatsch! knallen die Peitschen, Wirt, Kammermädchen und Kellner stürzen zur Tür, aber gerade, als ein vornehmer Gast ankommt, fällt der Vorhang, und der unsichtbare Regisseur ruft: »Zweite Silbe.«

»Ich glaube, die Lösung soll ›Hotel‹ sein«, meint Hauptmann Grigg von der Leibgarde. Alles lacht über die kluge Bemerkung des Hauptmanns. Er hat nicht sehr weit am Ziel vorbeigeschossen.

Während der Vorbereitungen für die dritte Silbe spielt die Kapelle ein Seemannspotpourri: »An der Küste von Kent«, »Blas, sanfter Südwind«, »Herrsche, Britannien« und »In der Bucht von Biskaya«. Es soll also ein Ereignis auf See dargestellt werden. Als der Vorhang aufgeht, hört man eine Glocke. »Auf, auf, Herrschaften, ans Land!« ruft eine Stimme. Die Leute nehmen Abschied voneinander. Sie deuten ängstlich auf die Wolken, die durch einen dunklen Vorhang dargestellt sind, und nicken furchtsam mit den Köpfen. Lady Squeams (Lord Southdown) mit ihrem Schoßhund, ihrem Gepäck, ihrem Strickbeutel und ihrem Ehemann setzt sich nieder und hält sich an einem Seil fest. Man befindet sich offenbar auf einem Schiff.

Der Kapitän (Oberst Crawley) kommt mit einem Dreispitz auf dem Kopf und einem Fernrohr in der Hand. Er hält den Hut fest und sieht sich um. Seine Rockschöße flattern wie vom Winde gezaust. Als er seinen Hut losläßt, um durchs Fernrohr zu blicken, fliegt er ihm unter ungeheurem Applaus vom Kopf. Es weht eine recht frische Brise. Auch die Musik wird lauter und lauter. Die Matrosen schwanken über die Bühne, als ob das Schiff sich hin und her würfe. Der Steward (Ehrwürden G. Ringwood) kommt schaukelnd mit sechs Schüsseln in der Hand vorbei. Eine davon setzt er vor Lord Squeams nieder. Lady Squeams, die ihren Hund kneift, woraufhin dieser erbärmlich zu heulen anfängt, hält sich das Taschentuch vors Gesicht und stürzt davon, als ob sie ihre Kajüte aufsuchen müßte. Die Musik steigert sich zu stürmischer, erregter Wildheit, und die dritte Silbe ist beendet.

Es gab damals ein kleines Ballett, »Le Rossignol«, in dem Montessu und Noblet großen Beifall ernteten. Mr. Wagg brachte es als Oper auf die englische Bühne, indem er Verse – er war ein geschickter Reimschmied – zu den hübschen Melodien des Balletts verfaßte. Es wurde in altfranzösischen Kostümen aufgeführt, und der kleine Lord Southdown erscheint jetzt, wunderbar verkleidet, als altes Weib, das an einem tadellosen Schäferstab über die Bühne humpelt.

Aus dem Hintergrund der Bühne, wo eine hübsche Papphütte mit Rosenspalieren steht, hört man jemanden trällern. »Philomele, Philomele!« ruft das alte Weib, und Philomele kommt heraus.

Wieder Beifall: Es ist Mrs. Rawdon Crawley, gepudert und mit Schönheitspflästerchen, die bezauberndste kleine Marquise der Welt.

Sie kommt lachend und summend herein und hüpft mit der Unschuld der Jugend über die Bühne. Dann macht sie einen Knicks. Die Mama sagt: »Aber Kind, immer lachst du und singst!«, und sie beginnt:

Die Ros' an meinem Fensterlein

Die Ros' an meinem Fensterlein, sie würzt die Morgenlüfte,
Den ganzen Winter stand sie kahl in stillem Lenzessehnen:
Du fragst, warum sie blühend lacht und süß sind ihre Düfte;
Eis kommt vom hellen Sonnenschein und Vogelliedertönen.

Die Nachtigall, sie läßt ihr Lied im Walde mir erschallen;
Sie schwieg, solang die Büsche tot und frostig war der Wind;
Und fragst du, Mutter, mich, warum wohl ihre Tön' erschallen,
So sag ich, weil die Sonne strahlt und grün die Blätter sind.

So tut ein jedes, was es muß: die Vöglein munter singen;
Die Rose färbt ihr Angesicht in dunkler Purpurglut.
Die Sonne scheint in meine Brust, drum meine Lieder klingen,
Und von der Glut, die sie erweckt, wallt feurig auf mein Blut.

Zwischen den einzelnen Strophen dieses Liedchens bemühte sich die von der Sängerin mit Mutter angeredete, gutmütige Person, der ein großer Backenbart unter der Haube hervorquoll, ihre Mutterliebe zu beweisen, und umarmte das unschuldige Geschöpf, das die Rolle der Tochter spielte. Jede Liebkosung wird von den anteilnehmenden Zuhörern mit lautem Gelächter quittiert. Nach dem Schluß des Liedes spielte die Kapelle eine Symphonie, daß es klang, als ob unzählige Vögel jubilierten, und das ganze Haus verlangte einstimmig eine Wiederholung. Die NACHTIGALL des Abends erhielt rauschenden Beifall und wurde mit Blumen überschüttet. Am lautesten erklang Lord Steynes Stimme, und Becky, die Nachtigall, nahm die Blumen, die er ihr zugeworfen hatte, und drückte sie mit der Miene einer vollendeten Schauspielerin an die Brust. Lord Steyne war ganz außer sich vor Entzücken, und seine Gäste waren ebenso begeistert. Wo war die schöne, schwarzäugige Huri, die in der ersten Scharade so gefeiert worden war? Sie war zweimal so schön wie Rebekka, aber deren Glanz hatte sie völlig verdunkelt. Alles jubelte allein Becky zu. Man verglich sie mit der Stephens, der Caradori und der Ronzi de Begnis und war sich höchstwahrscheinlich mit gutem Grund einig, daß sie, wäre sie Schauspielerin geworden, auf der Bühne keine andere übertroffen hätte. Sie hatte den Höhepunkt ihres Triumphes erreicht. Klar und hell erhob sich ihre Stimme über den Beifallssturm und stieg zu so hohem Jubel empor wie ihr Erfolg. An die dramatischen Vorführungen schloß sich ein Ball an, und alles drängte sich um Becky, die der Hauptanziehungspunkt des Abends war. Die Königliche Hoheit schwor, sie sei großartig, und zog sie zu wiederholten Malen ins Gespräch. Das Herz schwoll Becky vor Stolz und Freude über diese Ehrungen. Sie sah schon Reichtum, Ruhm und Ansehen vor sich. Lord Steyne war ihr Sklave, er folgte ihr überallhin, sprach fast nur mit ihr. Er überhäufte sie mit Komplimenten und erwies ihr große Aufmerksamkeit. Sie trug noch ihr Kostüm als Marquise und tanzte ein Menuett mit Monsieur de Truffigny, dem Attaché des Herzogs von La Jabotière, und der Herzog, der noch ganz in den Traditionen des Ancien régime lebte, erklärte, Madame Crawley sei würdig, eine Schülerin von Vestris gewesen zu sein oder in Versailles eine Rolle gespielt zu haben. Nur ein Gefühl der Würde, die Gicht und sein strenger Sinn für Pflicht und sein Opfergeist hinderten Seine Exzellenz, selbst mit ihr zu tanzen. Er behauptete aber öffentlich, daß eine Dame, die so tanzen und sich so unterhalten konnte wie Mrs. Rawdon, würdig sei, die Frau eines Gesandten an jedem Hof in Europa zu sein. Er tröstete sich erst, als er hörte, sie sei Halbfranzösin von Geburt. »Nur eine Landsmännin von mir«, erklärte Seine Exzellenz, »konnte diesen majestätischen Tanz so vollkommen ausführen.«

Dann tanzte sie einen Walzer mit Monsieur de Klingenspohr, dem Vetter und Attaché des Fürsten von Peterwardein. Der begeisterte Fürst, der weniger Zurückhaltung besaß als sein französischer diplomatischer Kollege, mußte unbedingt einmal mit dem bezaubernden Geschöpf tanzen. Seine Exzellenz wirbelte mit ihr durch den Ballsaal, daß ihm die Diamanten von den Stiefelquasten und der Husarenjacke sprangen, bis er völlig außer Atem war. Auch Papusch-Pascha hätte gern mit ihr getanzt, wenn die Sitten seines Landes ihm dieses Vergnügen gestattet hätten. Die Gesellschaft bildete einen Kreis um sie und klatschte so rasend Beifall, als wäre sie eine Noblet oder Taglioni. Alles war in einem Taumel der Begeisterung und Becky selbst nicht weniger. Mit verächtlichem Blick tanzte sie an Lady Stunnington vorüber. Sie sprach Lady Gaunt und ihre erstaunte und empörte Schwägerin mit Gönnermiene an -kurz, sie vernichtete ihre bezaubernden Rivalinnen. Wo war nur die arme Mrs. Winkworth mit den langen Haaren und den großen Augen geblieben, die zu Beginn des Abends einen so großen Triumph gefeiert hatte? Sie war aus dem Rennen ausgeschieden. Mochte sie sich das lange Haar ausreißen und sich die großen Augen ausweinen – es gab niemanden, der sie beachtet oder ihre Niederlage bedauert hätte.

Ihren größten Triumph aber feierte Rebekka beim Souper. Sie saß an der großartigen exklusiven Tafel neben Seiner Königlichen Hoheit, der bereits erwähnten erlauchten Persönlichkeit, und den übrigen hohen Gästen. Man servierte ihr auf goldenem Geschirr. Hätte sie gewollt – man hätte ihr wie Kleopatra im Champagner Perlen aufgelöst, und für einen freundlichen Blick aus diesen verwirrenden Augen hätte der Fürst von Peterwardein gern die Hälfte der Brillanten an seiner Jacke hingegeben. Jabotière berichtete über sie an seine Regierung. Die Damen an den übrigen Tischen, die nur von Silbergeschirr speisten und Lord Steynes beständige Aufmerksamkeit für sie beobachteten, schworen, es sei eine ungeheure Verblendung, eine grobe Beleidigung aller Damen von Rang. Wenn Spott töten könnte – Lady Stunnington hätte sie auf der Stelle ermordet.

Rawdon Crawley ärgerte sich über diese Triumphe. Sie schienen seine Frau weiter als je von ihm zu entfernen. Mit einem fast schmerzlichen Gefühl dachte er daran, wie unendlich überlegen sie ihm doch war.

Als die Zeit zur Abfahrt herankam, folgte ihr eine Schar junger Männer zum Wagen. Die Leute draußen riefen nach ihm, der Ruf wurde von den Fackelträgern aufgenommen, die vor den hohen Türen vom Gaunt-Haus aufgestellt waren und jeden Herauskommenden beglückwünschten und hofften, daß Seine Lordschaft sich bei diesem herrlichen Fest gut unterhalten habe.

Mrs. Rawdon Crawleys Wagen fuhr nach gehörigem Geschrei vor, rasselte in den erleuchteten Hof und kam bis an den bedeckten Gang heran. Rawdon setzte seine Frau in den Wagen, und sie fuhr ab. Mr. Wenham hatte dem Oberst vorgeschlagen, zusammen zu Fuß nach Hause zu gehen, und bot ihm eine Zigarre an.

Sie zündeten sie draußen am Feuer eines Fackeljungen an, und Rawdon schritt mit seinem Freund Wenham davon. Zwei Menschen trennten sich von der Menge und folgten den beiden Herren; und als diese ein paar Dutzend Schritte auf dem Gaunt Square zurückgelegt hatten, kam einer von den Männern heran und berührte den Oberst an der Schulter. Dabei sagte er: »Verzeihung, Oberst, ich muß mit Ihnen unter vier Augen sprechen.« Der Begleiter des Sprechenden, ließ bei diesen Worten einen lauten Pfiff ertönen, worauf sich aus der Reihe der Wagen vor dem Gaunt-Haus eine Droschke löste und herbeigerattert kam. Der Adjutant lief um Oberst Crawley herum und stellte sich vor ihm auf.

Der tapfere Offizier wußte sogleich, was ihm zugestoßen war. Er war den Gerichtsdienern in die Hände gefallen. Er fuhr zurück und stieß gegen den Mann, der ihn zuerst berührt hatte.

»Wir sind drei – Ausreißen nützt nichts«, meinte der Mann hinter ihm.

»Sie sind's, Moss, nicht wahr?« fragte der Oberst, der sein Gegenüber zu kennen schien. »Wieviel ist es?«

»Nur eine Kleinigkeit«, flüsterte Mr. Moss aus der Cursitor Street, Chancery Lane, Assistent des Sheriffs von Middlesex, »hundertsechsundsechzig Pfund sechs Shilling und acht Pence auf Antrag von Mr. Nathan.«

»Leihen Sie mir hundert Pfund, Wenham, um Gottes willen«, bat der arme Rawdon. »Siebzig habe ich zu Hause.«

»Auf der ganzen Welt besitze ich nicht zehn Pfund«, sagte der arme Mr. Wenham. »Gute Nacht, mein lieber Junge.«

»Gute Nacht«, sagte Rawdon betrübt. Wenham entfernte sich – und Rawdon rauchte seine Zigarre zu Ende, während die Droschke auf Temple Bar zufuhr.


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