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Vierunddreißigstes Kapitel

Von dem Überflusse des Landes, den Krankheiten der Walachen und ihren Heilmitteln

Da die Walachen gewöhnlich nichts als Vegetabilien essen, welche sie mit sehr viel Knoblauch und spanischem Pfeffer zu würzen pflegen, und nur sehr selten etwas vom Geflügel verzehren, übrigens die meiste Zeit fasten müssen, das Land aber alles im größten Überflusse hervorbringt, so kann man leicht denken, daß alle zum Lebensunterhalte erforderlichen Artikel äußerst wohlfeil sein müssen. Doch wird es manchem unglaublich vorkommen, wenn ich sage, daß ein paar Schnepfen oft nicht mehr als zwei Kreuzer, ein paar alte Hühner drei bis vier und ein paar recht schöne indianische zwölf bis sechzehn Kreuzer gelten. Sommerszeit bekommt man gewöhnlich 30 bis 35 Eier für drei Kreuzer, für einen Hasen bezahlten wir gewöhnlich zwölf, auch zuweilen nur zehn Kreuzer und bekamen Winterszeit oft zwölf bis vierzehn Kreuzer für das Fell, allein seit dem Jahre 1781 haben sich die auf alles spekulierenden Juden diesen Hasen-Nahrungszweig gänzlich zugeeignet. Sie kaufen den Walachen alle Hasen, die sie zum Markte bringen, um einen billigen Preis auf einmal ab und tragen selbige nachgehends in der Stadt zum Verkauf herum; will nun jemand einen haben, so ziehen sie selbst den Balg ab, nehmen ihn sogleich mit, und dann gibt man ihnen für das Fleisch des ganzen Hasens drei, zuweilen vier Kreuzer, womit sie vollkommen zufrieden sind, weil sie das Geld mehr für ihre Mühe, den Balg abzuziehen, als für den Hasen selbst erhalten. Das Rindfleisch kostet in Temiswar zwei, auch drei Kreuzer das Pfund, allein auf dem Lande habe ich mehrmals die Ocka, welches ohngefähr 2¼ Pfund beträgt, für einen Poltracken oder 1½ Kreuzer gekauft. Wein und Bier ist in Temiswar beinahe in gleichem Preise, nur muß man vom erstern den Ofner und Östreicher ausnehmen, nämlich fürs Maß gibt man zwei Kreuzer, an der türkischen Grenze aber haben wir fast nie mehr als einen Poltracken für die Ocka Wein gegeben.

Die Walachen erreichen gewöhnlich ein hohes Alter; abgehärtet zur Arbeit und daran gewöhnt, bald zu fasten, bald zuviel zu essen, zu Hause auf der harten Bank und im Felde auf der bloßen Erde zu schlafen, sich Schnee, Wind und Regen, ohne alle andere Bededamg als des schon gedachten Mantels, auszusetzen: alles dieses gibt ihnen eine feste Natur. Mehrere Familien siehet man, wo die ein ganzes Jahrhundert alten Väter sich in einem Kreise von Kindern, Enkeln und Urenkeln befinden und noch ganz munter mit ihnen herumgehen. Nur erst im Jahr 1728 starb zu Karansebes ein Walache nebst seiner Frau in einem sehr hohen Alter; der Mann hieß lanko Kovin und war 172 und seine Frau, welche Sara hieß, 164 Jahre alt, und hatten 147 Jahre miteinander in der Ehe gelebt. Der General Mercy ließ sie abmalen, schickte das Gemälde nach Wien, wo es Kaiser Karl der Sechste in seine Bildergalerie aufstellen ließ und wo es noch zu sehen ist.

Die Krankheiten, denen die Walachen am meisten unterworfen, sind das Fieber, die Lustseuche und der Ausschlag. Demohngeachtet löst weder Doktor noch Apotheker einen Kreuzer von ihnen, denn das älteste Weib in der Familie ist gewöhnlich ihr Arzt, die aber freilich kein anderes Heilmittel kennt als Bitterwein, spanische Fliegen, spanischen Pfeffer und das Hundskraut (Solanum dulcamara); einige Drachmen der pulverisierten giftigen Beere nehmen sie ohne alle Bedenklichkeit in Wein oder noch häufiger in Raki ein, wovon sie nicht selten erschreckliche Konvulsionen bekommen, allein halten sie diese Kur aus, so werden sie nach ihrem Geständnisse wie neugeboren; doch gehört zu einer solchen walachischen Kur, wie leicht zu erachten, auch ein guter walachischer Magen. Diejenigen, welche die Bäder von Mehadia in der Nähe haben, bedienen sich ihrer in allen Arten von Krankheiten; sie kommen gewöhnlich des Sonnabends daselbst an, brauchen vorzüglich die Schwitzbäder bis sonntags nachmittags, wo sie dann wieder abreisen, es wäre denn, daß einer wegen offenen Schäden sich länger daselbst verweilte.

Dieses sei genug vom Banate gesagt, und will ich nur noch zweierlei schädlicher Insekten erwähnen, von welchen dieses Land teils periodenweise, teils zu unbestimmten Zeiten heimgesucht wird, dieses sind Heuschrecken und eine Art sehr giftiger Fliege.


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