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Auf dieser Insel hatte ich kaum einige Monate in Betreibung meiner Profession zugebracht, als ich Gelegenheit hatte, mit einem Lieutenant Sch – tz, der sich zu Putbus auf Urlaub befand, bekannt zu werden. Dieser schlug mir vor, schwedische Kriegsdienste zu nehmen, und versprach mir, mich als Korporal bei der Königin Leibregimente anzubringen, wo er es dann, nach seinem eigenen Geständnis, meiner Sorge überlassen müßte, mich bis zum Brigadier emporzuschwingen. Zwar spürte ich nicht den geringsten Beruf in mir, mich bei entstehender Gelegenheit zum Besten des Königs von Schweden tot oder wohl gar zum Krüppel schießen zu lassen, auch war mir das Avancement vom Korporal bis zum Brigadier nicht einleuchtend genug; aber der Gedanke, gleich Korporal, und zwar Korporal unter der Königin Leibregiment zu werden, und die Möglichkeit, mit der Zeit, wo nicht Brigadier, doch wie Sch – tz, der auch nur ein gelernter Bäcker war, Lieutenant zu werden, brachte den Entschluß in mir hervor, mein Glück eine Zeitlang beim Militär zu versuchen. Nach einem viermonatlichen Aufenthalte auf dieser Insel gingen wir nach Stralsund zurück, wo ich beim Leibregiment der Königin, unter der Compagnie des Grafen Janke, zwar Korporal wurde, mich aber in Ansehung des Gehaltes sehr geirrt hatte; denn erstlich glaubte ich, daß das schöne Epithet »der Königin Leibregiment« überhaupt etwas mehr eintragen, und zweitens, daß ein Korporal etwas mehr als ein Gemeiner bekommen würde, allein ich bekam als Herr Korporal nicht mehr und nicht weniger als des Monats zweimal 20 und einmal 22 Schillinge, nebst einem Scheffel Korn, wie die Gemeinen auch.
Es könnte sich jemand wundern, daß die Schweden Leute anwerben, die sie zu Korporals kreieren, ehe sie noch das Regiment gesehen oder vorher gedient haben, allein diese Verwunderung wird aufhören, wenn ich ihnen sage, daß zuweilen eine schwedische Compagnie mit vierzig bis sechzig Korporals versehen ist, welche von den gemeinen Soldaten in nichts unterschieden sind, als daß ihre Hüte mit einer silbernen Tresse, die sie übrigens selbst kaufen müssen, die Hüte der Gemeinen aber nur mit einer wollenen Schnur bordiert sind und daß sie keine Schildwache stehen, sondern als Anführer, Gefreite, Kalfaktoren und zu ähnlichen Ehrenämterchen gebraucht werden. Dabei sind sie noch dem verdrüßlichen Umstande ausgesetzt, vom Adjutanten wieder nach Hause geschickt zu werden, wenn ihrer mehr auf Parade kommen, als er zu erwähnten Diensten brauchen kann; doch befinden sich bei jeder Compagnie drei bis vier, welche die Kommandokorporals heißen und einige Pfennige mehr als die andern bekommen. Zwei Jahre hatte ich als Korporal bei der Königin Leibregimente gedient, als ich nach Schweden eingeschifft wurde und meine Station zu Ystadt (in Göthaland) bekam. Daselbst traf ich einen Rottmeister von dem in Stralsund in Garnison liegenden Blickschen Regimente an, der sich allhier auf Urlaub befand. Dieser bezeigte große Lust, daselbst zu bleiben, und wünschte seine Stelle zu verkaufen. Jeder schwedische Unteroffizier, worunter die Korporals nicht mit begriffen sind, hat die Freiheit, seine Charge zu verkaufen, der Preis beträgt 80, 100, zuweilen auch 150 Reichstaler. Da mir nun der Aufenthalt in Schweden gar nicht behagte und ich mich wieder nach Stralsund sehnte, wo ich unter andern eine Person kannte, die mir bei meiner Abreise eine Unteroffizierstelle versprach, so schrieb ich ihr, und diese hielt ihr Wort so pünktlich, daß sie mir gleich die 450 Kupfertaler, so der Mann forderte, mit der ersten Postjagd übermachte. Ich trat also in Unterhandlung mit ihm und erhielt die Stelle für 385 Kupfertaler, und sobald unsere Sache in Richtigkeit war, ging ich wieder nach Stralsund über, um der gedachten Person meinen Dank abzustatten.