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Siebenundzwanzigstes Kapitel

Undankbare Arbeit

Als im Jahr 1739 der Friede zwischen den Türken und dem Kaiser im Lager vor Belgrad geschlossen wurde, wo diese Festung durch bekannte Intrigen in türkische Hände gespielt wurde, so begehrten erstere auch noch die Erdzunge, welche die Szerna, ehe sie bei Orsowa in die Donau fällt, bildet. Auf gedachter Erdzunge liegen sieben Örter, Bersa, Besaneska, Loplitz, Karabink, Furfura, Schuppaneck und die Warmen Bäder, um welche es den Türken eigentlich zu tun war. Unter andern Aufopferungen wurde ihnen auch dieses verwilliget, doch unter der Bedingung, die Szerna unter Mehadia abzugraben und bei Alt-Orsowa in die Donau zu leiten, um solchergestalt diese Erdzunge in ihr Gebiete zu ziehen, mit dem Zusatze, daß, wenn diese Arbeit in Jahresfrist nicht geendiget sei, sie ihres Rechtes auf diesem Distrikte verlustig sein sollten. Dieses war nun ein sehr großes und schwer auszuführendes Unternehmen, denn sie mußten dem Flusse, wenn man die Krümmungen mitrechnen will, zehn Stunden weit ein neues Bette durch Berg und Tal machen; doch dieses benahm ihnen den Mut nicht, und der Bassa von Belgrad ließ sogleich durch französische Ingenieure die Arbeit anfangen. Etwa eine gute Stunde von Mehadia, da, wo die Szerna die Bellarega aufnimmt, wurde der Kanal, so sein Wasser aufnehmen sollte, angefangen und eine Stunde ohne große Beschwerlichkeit fortgeführt. Ein schräg gegen die Szerna laufendes Tal war die erste Schwierigkeit, die sie antrafen. Hier mußten große, mit spitzigen Winkeln versehene Bogen aufgeführt werden, welche mit dem Flußbette waagerecht waren, worüber das Wasser geleitet wurde. Bei dem Dorfe Döplitz dämmen sich große Felsen im Weg, an deren senkrechten Abhänge sie wieder viele Bogen aufführen mußten, auf welchen sie das Wasser neben der Felsenwand hinleiten wollten. Nun mußten sie, um dem Fluß keinen zu starken Fall zu geben, den Kanal bald am Fuße, bald an der Mitte des Gebürges, je nachdem dieses hoch oder niedrig liegt, bis in die Donau führen, womit sie wirklich in der gesetzten Zeit fertig wurden; sie ließen auch schon eine Mühle daran bauen, worin die Orsowaer mahlen sollten. Allein als sie nun die Szerna abgruben, so fand sich, daß ihre Wasser tiefer als das neue Flußbette liefen und in ihrem alten Bette fortflossen. Man will sagen, der berühmte General Engelshofen habe in geheim eine große Menge Quecksilber von Wien kommen lassen und solches unter dem neuen Flußbette auf einmal in die Szerna werfen lassen, dieses soll das alte Flußbette vertieft und die ganze Arbeit der Türken fruchtlos gemacht haben. Dieser Distrikt gehört also zu dem Hause Östreich und beruht auf gedachter Mühle, so die Waititzer heißt, welche jetzt zu einem kaiserlichen Wachthaus umgeschaffen ist, noch ein Recht, vermöge welchem sie die Türken, im Fall sie solche leer antreffen sollten, wieder in Besitz nehmen dürfen. Einst hatte sich die aus einem Gefreiten und sechs Gemeinen bestehende Mannschaft bis auf einen hinter dem Wachthause im Grase liegenden entfernt. Weil jeder den da vorbeigehenden Fußpfad passierender türkischer Untertan in die Wachtstube zu sehen pflegt, so machte sie einer, der sie leer antraf, zu, trat in die Tür und lockte durch sein »Allah! Allah!« mehrere Türken herbei. Durch dieses Geschrei erwachte der Schlafende, schlupfte durchs Fenster in gedachte Wachtstube und verbarg sich unter der Pritsche. Als nun die Türken hineingingen, um Besitz davon zu nehmen, kroch der Soldat hervor und frug, was sie wollten. Die Wachtstube sei nicht leer gewesen, sondern er habe sich nur der Kühlung wegen unter die Pritsche gelegt. Dieses mußten sie wohl glauben, allein weil sie die List merkten, so trugen sie, um ein andermal nicht auf gleiche Weise hintergangen zu werden, darauf an, das Fenster mit eisernen Gittern zu versehen, welches auch geschehen ist. Viele sagen, daß die ganze Erdzunge von der Behauptung dieses Postens abhänge, welches aber gar nicht wahrscheinlich ist, weil man solchen in diesem Falle gewiß keinem Gefreiten anvertrauen würde.


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