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Komm in den kühlen Wald mit mir: im grünen Dämmerlichte
Entroll' ich deiner Wißbegier Zähringens Urgeschichte;
Die hohen Tannen hier im Kreis, sie neigen sich mit Rauschen,
Die Sage, die nicht jeder weiß, dem Sänger abzulauschen.
Einst schaffte hier mit vielem Fleiß ein Köhler an der Stelle,
Doch ward ihm auch dafür sein Schweiß zu einer Segensquelle;
Bald war der Meiler aufgebaut, mit Erde wohl bedecket:
Wie knisterte die Glut so laut, im Innersten verstecket!
Als nun der Köhler wiederkam, die Kohlen abzuholen,
Und sorglich weg die Hülle nahm, was funkelt durch die Kohlen?
Er sieht, und traut den Augen kaum, geschmolzen und gediegen
Viel Klumpen Goldes rings im Raum des Aschenhaufens liegen.
Und von demselben Orte holt er immer nun sich Erde:
Sobald das Holz sich hat verkohlt, liegt unten Gold im Herde;
Er findet, daß der ganze Platz viel Adern noch enthalte,
Und sammelt bald sich einen Schatz in einer Felsenspalte.
Krieg war im Land zur selben Zeit; mit Jammer und mit Klagen
Flog rings die Kunde weit und breit, der Kaiser sei geschlagen,
Sein Reich verheert durch Mord und Brand, der letzte Schatz genommen;
Der Kaiser selbst im Mönchsgewand sei nur mit Not entkommen. –
Wer klopft so spät in tiefer Nacht an unsers Köhlers Pforte?
Der Köhler aus dem Schlaf erwacht, da hört er draus die Worte:
»Um Gottes willen aufgemacht! sonst ist's um mich geschehen!
Schütz deinen Kaiser heute nacht, laß ihn nicht lange flehen!«
Und in die Hütte tritt herein in Mönchestracht ein Wandrer,
Der Köhler sieht beim Lampenschein: »der ist es und kein andrer!«
Und vor den Kaiser stürzt er hin, im Innersten gerühret:
»Dank sei der Himmelskönigin, die Euch zu mir geführet!«
Ein Köhlerkleid nun legt er an dem Kaiser gleich am Morgen,
Doch keinerlei Verfolger nahn, der Ort ist zu verborgen.
Bald mag der Köhler seinen Schatz ihm nimmermehr verschweigen,
Und führt ihn zum geheimen Platz, sein Glück ihm dort zu zeigen.
»Indes, o Herr! Ihr auf der Flucht Euch habt herumgeschlagen,
Da haben eine seltne Frucht die Kohlen mir getragen.«
Mit diesen Worten deckt er ab die Moos- und Erdenhülle
Und schüttet aus dem Felsengrab des Goldes reichste Fülle.
»Da nehmt, mein Fürst, was ich bisher gesammelt hab' an Golde,
Und werbt damit ein neues Heer: hier ist genug zum Solde.
Gequollen ist mir dieses Glück aus meinem Kohlenfeuer:
Führ' es Euch bald zum Thron zurück: nehmt, es ist alles Euer!«
Der Kaiser ruft: »O helfe bald mir Gott zu deinem Lohne!
Nie dacht' ich, daß in diesem Wald noch solche Treue wohne.
Sobald ich aus des Feindes Macht mein Reich befreiet habe,
Sei dir zuerst mein Dank gebracht für eine solche Gabe!«
Und Segen wohnt' in diesem Gold; bald im gerechten Kriege
Wird neu das Glück dem Kaiser hold und führet ihn zum Siege;
Kaum hat er wieder seinen Thron auf Lorbeern aufgeschlagen,
Sorgt er vor allem, seinen Lohn dem Köhler abzutragen.
Aus seiner Wälder stillem Schoß läßt er den Jüngling holen
Und spricht: »Sieh! dieser Segen floß allein aus deinen Kohlen!
Empfange meiner Tochter Hand zu deiner Treue Ruhme,
Und auch des Breisgaus reiches Land zu deinem Herzogtume.
Zähringen hab' ich es benannt nach deinem Heimatstale,
Wo einst dein Meiler hat gebrannt mit solchem goldnen Strahle;
Zu deinem Stammschloß nah daran sollst du den Grundstein legen,
Und möge dein Geschlecht fortan erblühn im ew'gen Segen!«
August Schnetzler.