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Es war ein Ritter in Niederland,
Der trug einer Jungfrau große Minne,
Die Reine war St. Gertrud genannt,
Die benahm ihm Herz und alle Sinne.
Die Jungfrau liebte keinen Mann,
Sie hatte sich in ein Kloster begeben,
Gott und dem guten St. Johann,
Dem wollte sie dienen all ihr Leben.
Der Ritter, der sonst täglich kam,
Jetzt durft' er sie nicht sehn noch sprechen:
Das schuf ihm Kummer und bittern Gram,
Er dachte, sein Herz sollt' ihm zerbrechen.
Hatt' er schon viel mit mildem Mut
Gespendet, der Schönen Gunst zu erringen,
Nun gab er gar sein Hab und Gut
Zu ihrer Ehre Messen zu singen.
Sein Land, sein Volk, sein ritterlich Schloß
Gab er dahin an ihren Orden,
Und als das dritte Jahr verfloß
War er ein armer Mann geworden.
»Nun ade, Süßlieb, und bleibt gesund,
Ade, muß Euch auf ewig meiden.
Mir ist nicht Weg noch Straße kund,
Muß einsam schweifen auf wilder Heiden.«
In einer finstern Mitternacht,
Da er auf wilder Heide gehet,
Sein hat der böse Feind wohl acht,
In Mannsgestalt er vor ihm stehet.
Da sprach der böse Feind ihm zu:
»Wie ist Euch, Freund, dies Leid gekommen?
Gebt Euer armes Herz in Ruh',
Wollt Ihr, ich schaff' Euch Glück und Frommen.
Mir ist noch mancher Schatz bekannt,
Ich will Euch Guts die Fülle geben,
Nur setzt mir Eure Seele zu Pfand,
Und sprecht, wie lang' Ihr denkt zu leben?« –
»Sieben Jahre und dann nicht mehr,
Sieben Jahre, das soll mir genügen.« –
»Nun reicht mir Brief und Siegel her.« –
Der Ritter schrieb es mit klaren Zügen.
Er hing sein Siegel wohl an den Brief;
Gezeichnet war's mit seinem Blute.
Er diente so gern seinem süßen Lieb:
Schon wollt' er hin mit frohem Mute.
»Und sind die sieben Jahr' verbracht,
Stolzer Ritter, des sollt Ihr gedenken,
Hier harr' ich Euer um Mitternacht;
Ich will Euch keine Stunde schenken.«
Nun hatte der Ritter sieben Jahre Zeit,
Da durft' ihm Gutes nie gebrechen,
Er mochte zu Ehren der schönen Maid
Nach Lust die Ritter vom Sattel stechen.
Und als es kam an das siebente Jahr,
Und als es ging in die letzten Wochen,
Der Ritter ward es mit Schrecken gewahr,
Er gedachte, was er dem Feinde versprochen.
Und als es kam an den letzten Tag:
»Ade, St. Gertrud, wir müssen uns scheiden,
Den ich vor Euch nicht nennen mag,
Der harret mein auf wilder Heiden.«
»Nun trinket, Ritter, St. Johanns Geleit
Und meine Minne, das muß Euch frommen.
Nun trinket, Ritter, wie traurig Ihr seid,
Ich hoffe, Ihr sollt noch wiederkommen.«
Er hob den Becher wohl an den Mund,
Er trank den Wein auf ihre Minne,
Er trank ihn aus bis auf den Grund
Und ließ keinen Tropfen darinne.
Da ritt er hinaus in die Mitternacht
Und stach das schnelle Roß mit den Sporen,
Er hatte sich keiner Weile bedacht:
»Es ist doch nun allzumal verloren.«
Und als ihn der böse Feind ersah,
Der wich zurück vor ihm mit Zagen:
»Nehmt Euern Brief! kommt nicht so nah!
Ich will Euch los und ledig sagen.
Sie sitzt dahinten auf Euerm Pferd,
Deren Minne zuletzt Ihr getrunken:
Sie hat es mir allzustreng verwehrt,
Da ist mir alle Macht entsunken.«
Der euch das Lied von neuem sang,
Dem braucht St. Gertrud nur zu winken,
Ihm währt der Tag oft viel zu lang',
Am Abend ihre Minne zu trinken.
Nach dem Volksliede