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Mel.: Dich Maternus zu begrüßen.
Starb Matern der Segenslehrer,
Der Kölns erster Bischof war;
Um den eifrigen Bekehrer
Weint der Gläub'gen schwache Schar;
Wer soll nun das Werk vollenden,
Des er mit geweihten Händen
Sich beflissen immerdar?
Zu St. Peter fuhren Boten
Romwärts ohne Rast und Ruh',
Denn ihm hat der Herr geboten,
Meine Lämmer weide du!
»Welch ein Leid uns hat betroffen,
Uns geziemt's auf dich zu hoffen,
Wie zu helfen, schaue zu.«
Als St. Peter hört die Kunde,
Vor den Boten spricht der Papst:
»Noch, Matern, ist nicht die Stunde,
Daß du dich mit Ruhe labst.
Noch nicht kann ich dein entbehren,
Noch der Frommen Zahl zu mehren
Fordr' ich, daß du Sorge habst.
Sitzet wieder auf die Pferde,
Diesen Stab will ich euch leihn,
Schlagt damit die heil'ge Erde,
Wo da ruhet sein Gebein:
Heißet ihn bei meinem Stabe,
Auferstanden aus dem Grabe,
Noch ein Kämpfer Gottes sein.«
Schnell die Boten ritten wieder
Heimwärts in das schöne Land;
Wo da ruhten seine Glieder
Schlugen sie den leichten Sand;
Da geschah ein sichtlich Wunder,
Daß Maternus ein Gesunder
Neugeboren auferstand.
Lag Maternus in der Bahre
Vierzig Tage fahl und bleich,
Sollt' er jetzt noch vierzig Jahre
Blühend mehren Gottes Reich,
Mit St. Petri Stabe schalten,
Drei Bistümer zu verwalten,
Tungern, Trier und Köln zugleich.
Jenes blieb ihm unvergessen,
Wenn ihm dies im Sinne lag,
Allen dreien las er Messen,
Allen drein an einem Tag:
Nach dem Tode solch ein Leben
Mög' auch uns St. Peter geben,
Der des heil'gen Bischofs pflag.
K. S. [Karl Simrock]
Vionetus in Engelland
War König mächtig sehr,
Seine Tochter, Ursula genannt,
Der Jungfrauschaft ein' Ehr'.
Weil sie mit Christi Blut erkauft
Und nach des Höchsten Will' getauft,
Hat sie sich ihm vermählt allein,
In Keuschheit stets zu dienen rein.
Sieh da, eins heidnischen Königs Sohn
Nach Ursula stand sein Sinn,
Fragt, ob sie wollte seinen Thron
Als seine Königin?
Verhieß ihr Land und wilde See,
Sehr große Schätze zu der Eh';
Sonst wollt' er streiten mit Gefahr
Um ihre schöne Jugend klar.
Als Vionetus dies erhört,
Bekümmert er sich hart,
Sein Reich wollt' halten ungestört
Von Heiden böser Art,
Dazu sein' Tochter fromm und schön
Wollt' er dem Mann nicht zugestehn;
Jedoch des Fürsten Drohwort groß
Dem Herzen sein gab harten Stoß.
Ursula in ihr Zimmer trat,
Ausgoß vor Gott ihr Herz,
Sich in des Höchsten Willen gab
Ohn' Trauern und ohn' Schmerz:
In einen Schlaf sie fiel zur Hand,
Alsbald ihr Gott einen Engel sandt':
Derselbig' bracht' ihr gute Mär',
Was Gott der Herr von ihr begehr'.
Nachdem sie wohl war unterricht't
Durch engelische Lehr',
Von Stund' zu ihrem Vater spricht
Mit fröhlicher Gebär:
»Sei nicht betrübt, Gott ist mit uns,
Vor ihm besteht kein' Macht noch Kunst,
Kein Mensch mag je verlassen sein,
Der nur auf ihn vertraut allein.
Ich will den Jüngling nehmen an,
Doch unter dem Beding,
Daß du samt meinem Bräutigam
Verschaffest mir geschwind
Zehn fürstliche Jungfräulein zart,
Dazu elftausend guter Art,
Adlig, jung, schön und tugendreich,
Zu Gottes Ehr' im Himmelreich.
Dazu elf Schiff' gar wohl versehn
Mit Rüstung allerhand,
Daß wir drei Jahr von dannen ziehn
So fern in fremde Land',
Und unsrer Keuschheit heil'gen Preis
Erhalten rein durch diese Reis'
Dem Bräutigam im Himmelsthron,
Herrn Jesu Christ, Mariä Sohn.«
Da nun der König dies verstund,
Ward er von Herzen froh,
Der Heiden Botschaft in der Stund'
Sprach unverzaget zu:
»Will euer Fürst mein' Tochter han,
So soll er sich erst taufen lahn,
Und geben Jungfraun edler Art
Und Schiffe zu der großen Fahrt.«
Die edle Botschaft Abschied nahm
Wohl zu derselben Weil',
Zu ihres Königs Sohne kam
Geschwind in aller Eil'.
Da hielt man Spiel und Freudenfest,
Der junge Fürst erkennen läßt,
Er sei bereit ein Christ zu sein
Und sich gar bald zu stellen ein.
Eilend die Kön'ge gleicher Hand
Die elf Schiff' kaufen ein,
Erkiesen auch durch ihre Land'
Die Zahl der Jungfräulein;
Da schauet man viel junges Blut
An Ehr' und Adel trefflich gut:
Sie eilen nun in wenig Tag'
Der neuen Königin schon nach.
St. Ursula sie froh umfangt,
Die edeln Gespielen gut,
Dem lieben Gott von Herzen dankt
Für all dies keusche Blut,
Zeigt ihnen ihr Vorhaben an,
Gab allen auch recht zu verstahn,
Was zu der Seligkeit gehör',
Damit sie nie die Sünde stör'.
Sie nahmen all' den Glauben an
Und liebten Keuschheit sehr,
Das Vaterland auch gern verlahn
Und gaben sich aufs Meer.
Da schifften sie sich fröhlich hin
Zu suchen geistlichen Gewinn;
Jetzt kommt ein Wind von Gottes Hand,
Der setzt sie an ein fremdes Land.
Den Rheinstrom sie da ohne Schad
Auffuhren sicherlich,
Bis hin nach Köln zur heil'gen Stadt:
O Köln, des freue dich!
Zu Ursula da ein Engel schon
Sagt: »Reiset fort und kommt gen Rom,
Verrichtet eure Andacht dort,
Kehrt wieder dann zu diesem Ort.«
Des andern Tags am Morgen fruh
Sprach sie so gnadenreich:
»Was mir verkündet in der Ruh',
Das höret an zugleich:
Wir ziehn gen Rom und wieder her
Nach Gottes Will' und Engelslehr':
Für alles wird uns dann der Lohn,
Jungfräulichkeit und Marterkron'.«
Da hört man von den Jungfraun schön
Danksagung und groß Lob,
Daß Gott sie wollt' zu sich erhöhn
Durch Not und Martertod.
Gen Basel schifften auf dem Fluß,
Und gingen weiter dann zu Fuß,
Bis daß sie kamen in die Stadt,
Da Petrus seinen Sitz noch hat.
Als sie ihr' Andacht da verricht't
In jungfräulicher Still',
Sie haben sich zurück gericht't
Gen Köln nach Gottes Will';
Von Hunnen da mit Schwert und Pfeil
Getötet sind zu ihrem Heil,
Darum sie jetzt mit Engeln rein
Hell singen, jubilieren fein.
Katholisches Kirchenlied.
Als die elftausend Jungfraun wert
Erlagen vor der Hunnen Schwert,
Im Schrecken flüchtete sich eine,
Das war eine stolze Magd so reine,
Mit Namen Cordula genannt,
Die Schönste weit ob allem Land.
Verborgen bis zur Morgenstunde
Lag sie in eines Schiffes Grunde;
Doch wie sie dort in Ängsten lag,
Da sah sie zwischen Nacht und Tag
Der Schwestern Seelen aufwärts streben,
Sich höher, immer höher heben.
Nun tat sich auf des Himmels Tor
Und heil'ge Engel flogen hervor,
Die krönten die Seelen allzugleich
Und führten sie zu Gottes Reich
Mit großen Freuden und mit Sange.
Fürwahr, hier hab' ich allzulange
Gelegen, rief die schöne Magd,
Zu lang' der Himmelslust entsagt.
Gott aller Welten König hehr,
Mich reuet meine Sünde sehr,
Hilf, lieber Jesus, hilf mir hin
Zu deines Himmelreichs Gewinn.
Ich will mich Etzels Schwertern stellen,
Freudig folgen meinen Gesellen,
Nicht fürchten Schuß, Stich oder Schlag,
So ich deine Huld erwerben mag.
Wer soll sich nicht der Welt begeben,
Dort ewiglich bei dir zu leben!
Da ging St. Cordula ans Land
Und ward erschlagen allzuhand;
Nicht ferne war es von dem Rhein,
Wo sie erlitt des Todes Pein.
Also erwarb die reine Maid
Des nächsten Tags die Seligkeit,
Da ihre Gesellen waren gestorben,
Die vor ihr Gottes Reich erworben.
Nun hört, was auf denselben Tag,
Da Cordula dem Schwert erlag,
Dem Hunnenkönige geschah,
Welch entsetzliches Gesicht er sah:
Dem Könige ließ Gott erscheinen,
Dazu dem ganzen Heer der Seinen,
Bei offnen Augen so groß ein Heer,
Daß er schändlich sonder Gegenwehr,
So war der Schreck in ihn gefahren,
Von Köln entfloh mit seinen Scharen.
Nach Meister G. Hagens Reimchronik.
Sankt Reinold als Einsiedler war
Der Andacht wohl ergeben,
Vergessen hatt' er ganz und gar
Des Ritters Lust und Leben.
Er sucht' sich seine Walstatt aus
Bei Köln, der Stadt am Rheine,
Daselbst zu baun ein Gotteshaus,
Das wünscht' er noch alleine.
Der Bau war all sein Augenmerk,
Er treibt es unermüdlich,
Vollendet will er sehn das Werk,
Sodann nur sterben friedlich.
Schon sieht er wie der Bogen springt,
Der Chor an rechter Stelle;
Und wenn des Turmes Kunst gelingt,
Ist fertig die Kapelle.
Vom Bauen ist Verdruß nicht weit,
Herr Reinold muß es büßen;
Die Knechte waren arge Leut',
Die leben ihren Lüsten;
Der alte Ritter sich ihm regt
Ob diesem faulen Wesen,
Treulich mit Fäusten er sie schlägt,
Schilt sie mit frommen Reden.
»Wenn ihr zum Bau verdrossen seid,
Die Hand in Schoß wollt legen,
Mit Schwätzen bringen hin die Zeit,
Den Leib in Wollust pflegen,
So seid ihr schlimme Knechte wohl
Vor Gott und aller Augen,
Die man zur Arbeit zwingen soll,
Daß sie zum Frommen taugen.«
So treibt er's fürder Tag und Nacht,
Streng haltend auf dem Rechte,
Vor Sonnenaufgang ist er wach,
Treibt an die faulen Knechte.
Kaum daß er sich gedulden kann,
Das Gotteshaus zu schauen,
Da will er fürder beten dann,
Sein Grab sich selber bauen.
Indes die Knechte halten Rat,
Wie sie ihn möchten fassen,
Bereden sich zu schlimmer Tat,
Weil sie sein Strafen hassen.
Faulheit vor allem in der Welt
Ist wohl die ärgste Sünde;
Der Böse fest den Faulen hält,
Die alte Tück entzündet.
Reinold, der redlich ihnen traut,
Kam wieder da gegangen,
Beginnen die zu murren laut;
So sollt' es nun anfangen:
Sie warfen nach ihm manches Stück,
Furchtsam ihn zu umklammern,
Bis endlich da er fällt zurück,
Schlagen sie ihn mit Hammern.
Als tot nun auf dem Boden lag
Der fromme Herr im Blute,
Da fliehn sie wie vom Donnerschlag
Verrückt in wildem Mute.
Bauern des Weges fanden ihn,
Die ihn sogleich erkannten;
Erschrocken knien sie bei ihm hin,
Für ihn zu Gott sich wandten.
Prachtvoll ward er bestattet dann
Mit Singen und Geläute,
Die Fahne weht dem Zug voran
Der schwarzen Trauerleute.
Und in der schönen Fahne war
Auf buntem Schmuckgefilde,
In schwarzer Farbe, brennend klar,
Roß Baiard abgebildet.
Panzer und Harnisch ziert den Sarg,
Den Helmbusch sieht man wehen
Am Steine, der den Helden barg,
Glöcklein und Stab daneben.
Und nun, wo er erschlagen war,
Auf dieser selben Stelle,
Ward nun errichtet ein Altar;
Man zeigt noch die Kapelle.
Fr. Schlegel.
St. Anno, Bischof Kölns, wo denkst du hin?
Willst du der heil'gen Stadt ihr Recht entziehn?
»Sie hat's verwirkt,« so sprach der strenge Mann,
»Ich stumpf' es, daß es nicht mehr schaden kann.
Das Horn der Kuh ist allzu spitz und scharf,
Die übern Zaun den eignen Herren warf.
Mit Müh' erstand ich von dem schweren Fall:
Gebunden steht sie jetzt in meinem Stall.
Ein edles Roß bezwingt Gebiß und Zaum,
Wie es sich bäumt und knirscht und spritzt den Schaum.
Ich Salz der Erde, sollt' ich werden dumm?
Den Baum, der keine Frucht trägt, hau ich um.«
So sprach der Bischof und in Knechtsgestalt
Gehorcht' ihm Köln durch Furcht und durch Gewalt.
Doch als er siech ward und zu sterben kam,
Ein heil'ger Engel seine Seele nahm,
Führt' ihn in einen königlichen Saal,
Von Perl' und Gold die Wände nirgend kahl.
Da war Gesang und wonnigliches Spiel
Und aller Himmelsfreuden überviel.
Bischöfe saßen da in vollen Reihn,
Und jedem schien vom Haupt der Heil'genschein.
Da saß mit Petri Stabe St. Matern,
Der Jünger des Apostels unsers Herrn.
An Severin sah Kunibert empor
Und Hildebold, den Kaiser Karl erkor.
Bei Bischof Bruno, König Heinrichs Sohn,
Empfing St. Heribert den Himmelslohn.
St. Annos Vorfahr Herman saß zuletzt,
Und neben ihm ein Stuhl war unbesetzt.
Wie freute sich St. Anno, das zu sehn!
Er sah den Stuhl zu seiner Ehre stehn.
Wie gerne säß' er bei der sel'gen Schar!
Den lieben Stuhl ergriff' er gern fürwahr;
Dazu nicht gönnten ihm die Fürsten Fug,
Weil vor der Brust er einen Flecken trug.
Aufstand der Herren einer, hieß Arnald;
Als Bischof hatt' er einst zu Worms Gewalt.
Der nahm St. Anno freundlich bei der Hand,
Beiseit' mit süßer Red' er ihn bestand:
»Mann Gottes, tröste dich, und wisse nun
Noch diesen garst'gen Fleck hinweg zu tun:
Fürwahr, dir ist der ew'ge Stuhl bereit,
Willkommen bist du uns in kurzer Zeit;
Doch hier verbleiben jetzo kannst du nicht:
Dir zeigte Christus darum dies Gesicht,
Damit du sähst, wie lauter und wie rein
Ein Herz, das er hier dulde, müsse sein.
Geh und bedenke deiner Seele Heil:
Welch herrlich Leben wird dir bald zuteil!«
Das fiel dem Bischof Anno schwer aufs Herz,
Daß er sich sollte wenden erdenwärts.
Nicht um die Welt, wenn man ihn nicht verstieß,
Entsagt' er jetzt dem schönen Paradies.
Als aus dem Schlaf St. Anno war erwacht,
Was ihm zu tun blieb, hatt' er bald erdacht.
Den Kölnern schenkt' er wieder seine Huld,
Und sprach sie los von schwerer Sünde Schuld.
Er gab ihr Recht der heil'gen Stadt zurück
Und mehrt' es noch um manches wicht'ge Stück.
Da war der schwarze Fleck hinweggetan
Und wie ein Goldstern fuhr er himmelan.
K. S. [Karl Simrock]
»Bevor zum Dom ihr Steine findet,
Bevor das Fundament verschwindet,
Euch Schwätzern rühm' ich's ins Gesicht,
Soll mir ein Bach die Stadt begießen,
Gefaßt in Marmelsteine schießen.«
Nun höret, was der andre spricht:
»Bevor ihr finden mögt die Quelle,
Bevor ihr leiten mögt die Welle
Die Straßen hin, in Stein gefaßt,
Soll stehn vollendet was ich baue,
Soll schwimmen in des Himmels Blaue
Des Domes Schiff und Doppelmast.
Erst dann, wie unter Moses Stabe,
Wird euch des reichsten Quelles Labe
Entspringen aus dem Münsterflur;
Der Quell entströmet nur den Händen,
So diesen Gottesbau vollenden;
Ihr kennt den Meister, hört den Schwur!« –
Auf seinem Steine steht der Meister,
Die Seinen ruft er, stellt und weist er,
Das Pergament in fester Hand;
Aufspringt der Erde Felsenkammer,
Der Meißel klingt, es tönt der Hammer,
Lebendig wird das weite Land.
Er senkt das Kreuz im Grunde nieder:
Als Säulenwand ersteht es wieder,
Das lebenreiche Samenkorn;
Das Kleeblatt quillt aus seinem Schoße,
Die Lilie steigt, es flammt die Rose
Aus seinem unerschöpften Born.
Die Säulenäst' im Dach verwoben,
Wie eine Brust im Schmerz gehoben,
Gen Himmel atmend, steigt der Chor;
Wie mit Gesang hinangeschwungen,
Wie im Gebet erstarrte Zungen
Stehn tausend Blumentürm' empor.
Schon blicken durch des Domes Bäume
Des Himmels lichtgemalte Räume,
Die ew'ge Morgenröte schon:
Du darfst die Königin der Frauen
Im Seraphinenkranze schauen,
An ihrer Brust den ew'gen Sohn.
Derweil zerquält der andre Meister
Vergebens forschend seine Geister,
Die Stirne drückt der schwarze Wahn:
Er pocht am Hügel, in den Tiefen,
Doch alle Nixen, Elbe schliefen:
Drum hebe mit dem Höchsten an!
Und endlich sprengt des Hauses Jammer
Des Stolzes lang gehaltne Klammer:
»Geh hin, o Weib, ich beuge mich.«
Sie wirft, der Schwester Knie umschlingend,
In bleichem Gram die Hände ringend
Zu der Beglückten Füßen sich:
»Ich weiß, dir hält er nichts verborgen:
In seine höchsten, tiefsten Sorgen
Hat dich der Meister eingeweiht;
Sein Name tönt im Psalmenruhme,
Er baut ihn auf im Heiligtume:
Nun, Schwester, übt Barmherzigkeit!«
Sie sprach: »Mein Glück will Glück nur sehen;
Geschehe mir was mag geschehen!
Heb, Schwester, Knie und Augen hell:
Der Stein, auf dem er einst gestanden,
Das Pergament in seinen Handen,
Im Flur des Turmes, deckt den Quell.« –
Und kaum hat jener Kund' empfangen,
So kommt er stolz zum Dom gegangen:
»Heran! hier ist der Mosesstab!«
Er schwingt den Hammer, bricht die Schwelle,
Und lustig springt die reiche Quelle
Hervor aus ihrem Marmorgrab.
Des Domes Meister naht im Grimme,
Er singt mit feierlicher Stimme,
In seiner Hand das Pergament:
»Ich leg' euch, Türm', in Zauberbande!
Hinunter Quell, verdürst im Sande!«
So sang der Meister und verschwand.
Erloschen sind des Himmels Kerzen,
Es starren zwei gebrochne Herzen
Die Türme noch vom Kölner Dom:
Doch mögt ihr nachts geruhig lauschen,
So hört ihr dumpf die Tiefe rauschen
Und Geister hadern in dem Strom.
A. L. Follen.
»Wenn Gott mit den Aposteln einst zu Gerichte sitzt
Und in der Angststunde die Seele Trübsal schwitzt,
Wenn meiner Sünden Schale dann tief und tiefer schwebt,
Was werf' ich in die andre, daß jene wieder sich hebt?«
So dacht' in Köln ein Kaufherr mit Namen Jost vom Bühl,
Der sorgenvoll sich wälzte bei Nacht auf seidnem Pfühl.
»Die Sünden«, schloß er endlich, »sind schwer, die ich beging;
Doch großer Ankersteine Gewicht ist auch nicht gering.«
Da ging er hin und kaufte ein Schiff am andern Tag,
Das mit den größten Quadern gefüllt im Hafen lag.
Die Steine waren mächtig, wie man in Bell sie bricht
Oder Niedermendig, sie fielen schwer ins Gewicht.
Die wurden gleich auf Karren gekrahnt, und mancher Gaul
Davor gespannt – die zogen ihm aber allzu faul.
Er ließ noch Vorspann nehmen: da ging's vom Fleck zuletzt.
»Wohin denn nun? wo werden die Blöcke niedergesetzt?«
»Vor St. Aposteln-Kirche,« rief er den Schürgern zu,
»Da ladet ab und wendet hieher zurück im Nu:
Ihr müßt noch öfter fahren, sonst leert ihr nicht das Schiff.«
So taten denn die Kärrner, sie tanzten gern wie er pfiff.
Da lagen nun die Blöcke vor St. Apostelnstift:
Die Knönche stehn verwundert, der Dechant aber trifft
Den Kaufmann auf dem Platze, der just die Kärrner lohnt.
»Was soll uns,« frug er diesen, »ein Geschenk so ungewohnt?«
Er sprach: »Ihr bauet wieder einmal, das bleibt nicht aus,
Dann braucht ihr solche Steine zum Fundament des Baus.« –
»Wir bauen bald,« sprach jener, »hier seht Ihr schon den Riß,
Da kommen solche Quadern uns sehr gelegen gewiß:
Doch das Geschenk befremdet uns sehr, das Ihr macht,
Hier werden solche Gaben gar selten dargebracht:
Was hat Euch nur bewogen?« Er sprach: »Ihr wüßtet's gern;
Doch das ist mein Geheimnis, darauf verzichtet ihr Herrn.
Noch hab' ich einen Skrupel, den löst ihr mir vielleicht:
Seht, diese Bruchsteine sind von Gewicht nicht leicht.
Ihr dient den Aposteln und wißt, wie stark sie sind:
Hebt einer solchen Stein wohl, wenn er es ernstlich beginnt?« –
»Das ist den Gottesboten,« sprach jener, »Kinderspiel;
Die ganze Kirchen heben, der Heil'gen gibt es viel.
Die tragen sie mit Türmen und Zinnen auf der Hand
Und werden nimmer müde; das ist hier allen bekannt.«
Da sprachen auch die Knönche: »So ist es, sicherlich.«
»Der Auskunft,« sprach der Kaufherr, »von Herzen freu' ich mich.
Verbaut nur bald die Steine, zum Lohn begehr' ich nichts:
Mir lohnen die Apostel am Tag des Jüngsten Gerichts.«
K. S. [Karl Simrock]
Die alte Stadt von Köllen ist aller Welt bekannt,
Sie wird an vielen Stellen die heilige genannt.
Das Blut im Glaubensstreite hier manchem Held entrann,
Bis er nach seinem Leide die Marterkron' gewann.
In grauen Zeiten lebte ein Mann da schlecht und recht,
Hochhin ins Alter strebte sein adelig Geschlecht.
Sein Haus und Türmlein lagen am Neumarkt, wohlbekannt,
Wo hoch die Zinnen ragen, Apostelnstift genannt.
Vom Stamm der Aducht führte Herr Mengis Schild und Nam',
Sein Haus Richmodis zierte, die er zum Weibe nahm.
Sie lebten treu und friedlich mit Gott und mit der Stadt,
Und schafften unermüdlich den Armen Rat und Tat.
Der beiden treuer Liebe kein Kindlein war geschenkt,
Drum sah man gram und trübe sie stets in Trau'r versenkt.
Wer soll in alten Tagen ihr Stab und Pfleger sein?
Sie sind in Leid und Klagen dann allzusehr allein.
Drob grämte sich der Ritter gar sehr in stillem Schmerz;
Es floß so schwer und bitter der Kummer in sein Herz.
Richmodis aber sandte nur Seufzer zu dem Herrn,
Und an Maria wandte sie sich so treu, so gern.
Da mochte ihr einst bedünken, als ob der Jungfrau Bild
Ihr huldreich täte winken und wunderlieb und mild:
Als öffnet sie das Mündlein und ihre Augen zart,
Und würd' vom fernen Stündlein ihr etwas offenbart.
Ein Totenköpflein reichet Maria ihr mit Huld,
Und Frau Richmodis schweiget und nimmt es in Geduld.
Doch aus dem Schädel heben drei Rosen sich hervor,
Aus deren Dufte schweben drei Englein sanft empor.
Richmodis sieht das Zeichen, doch dunkel ist der Sinn.
Die Kräfte ihr entweichen, sie sinkt aufs Lager hin.
Und stets in süßen Träumen drei Rosen vor ihr blühn,
Stets wie aus Himmelsräumen sieht sie drei Englein ziehn.
Allein ihr ist so bange, das Herz wird ihr so schwer,
Herr Mengis bleibt so lange, das kümmert sie so sehr.
Der saß im hohen Rate, sein Lieb das war so krank,
Und als er endlich nahte, sie mit dem Tode rang.
Der Ritter sich entsetzte, ihr Weh das Herz ihm brach,
Ihr Lager er benetzte mit Tränen Nacht und Tag.
Er konnte nicht erfragen der Trauten Schmerz und Not,
Und schon nach dreien Tagen da war Frau Richmod tot.
Drob sank in Trau'r und Leiden der tiefbetrübte Mann,
Wollt' auch von hinnen scheiden, wollt' mit der Lieben gan.
Er zierte sie mit Golde und reichem Edelstein,
Es sollte stets die Holde ihm noch verbunden sein.
Auch ließ als Pfand der Treue er ihr den goldnen Ring,
Den sie in heil'ger Weihe als Braut dereinst empfing.
Den nahm von ihm die Gute hinunter in das Grab.
Er sprach in trübem Mute: »Sänk' ich auch bald hinab!«
Da lag in kühlem Grunde geziert so schön und reich
Zur mitternächt'gen Stunde Frau Richmod starr und bleich,
Und stets ihr noch in Träumen drei schöne Röslein blühn,
Stets wie aus Himmelsräumen sieht sie drei Englein ziehn.
Doch sie den Röslein saget: »Ihr blühet nicht für mich!«
Doch sie den Englein klaget: »Ihr zieht nicht her für mich!
Denn seht, ich muß hier weilen in tiefer dunkler Nacht
Bis sich die Wolken teilen und neu der Morgen tagt.
Schwebt auf, ihr süßen Düfte, zu Gottes Mutter hin!
Schwebt auf in hohe Lüfte, ihr schönen Seraphin!
Maria, keine Rose, kein Englein sende mir,
Mir wird wohl nur zum Lose ein Totenköpflein hier.« –
Und als sie so noch denket, vom Schlummer sie erwacht
Und fühlt sich nun versenket in tiefe Grabesnacht:
»Maria, wird gerochen mein Kleinmut alsosehr,«
Sprach sie, »so nimm« – ein Pochen hört sie rings um sich her,
Das Grab, der Sarg sich lüften – »so nimm doch nun mich auf!«
Sprach's: von den Totengrüften eilt was in schnellem Lauf.
Der Totengräber fliehet, und läßt den reichen Schatz,
Um den er sich bemühet angstvoll an seinem Platz:
Verläßt auch die Laterne zusamt und sein Gerät
In großer Furcht schon gerne, wie es da liegt und steht.
Frau Richmod sich erhebet, sieht nach dem Grab sich um,
Hört fern den Mann noch, bebet und dankt Gott still und stumm.
Und mit dem Lämpchen schleichet sie von dem Kirchhof fort,
In Graus und Frost erreichet sie ihres Hauses Pfort'.
Sie pocht so wie Gespenster mit matten Händen an,
Bis endlich wird ein Fenster behutsam aufgetan.
Der Ritter war's. Der fragte: »Wer stört hier meine Ruh'
In finstrer Nacht?« und machte das Fenster wieder zu.
Allein Richmodis pochte von neuem mehr und mehr.
Die kalte Nachtluft mochte sie drücken allzusehr.
Der Ritter kehret wieder: »Könnt Ihr in Nacht und Graus,
Mein Ehherr und Gebieter, mich schließen vor das Haus?
O traget doch Erbarmen, viellieber Hauswirt mein!
Gönnt der erstandnen Armen Eu'r kleinstes Kämmerlein.«
So sagt die Frau. Der Ritter erschrickt ob dieser Mär',
Und spricht durchs Fenstergitter: »Mein Lieb kehrt nimmermehr!
Ist's gleich auch ihre Stimme, ist's doch nur ein Gesicht!«
Zu wehren Gottes Grimme er De profundis spricht.
Allein Richmodis weinet, hüllt sich ins Todeskleid,
Fleht, daß ihr nun erscheinet der Herr in ihrem Leid.
»So mögen denn zum Zeichen erst meine Rosse nun
Hinauf zum Boden steigen, statt in dem Stall zu ruhn!«
Sagt er. Und Gottes Güte viel Wunderding' vermag,
Zu frein ein fromm Gemüte aus schwerer Pein und Klag':
Herr Mengis hört die Gäule, wie sie mit schwerem Gang
Zum Söller ziehn in Eile schon seiner Stub' entlang.
Da greift ihn Furcht und Schauer, er rennt zu seinem Weib;
Die stand an feuchte Mauer gelehnt den müden Leib.
Er weinte, fleht' und faßte sie küssend in den Arm,
Trug schnell dann die Erblaßte zum Bette sanft und warm.
Herr Mengis, seine Mägde und Diener hocherfreut,
Ein jeder ihrer pflegte in Lust und Herzlichkeit.
Da ward von allen Seiten viel Treu' und Lieb' geübt:
Gott kann zur Freude leiten, wen er zuvor betrübt.
Auch ward in wenig Tagen Frau Richmod ganz gesund,
Und nach so vielen Klagen ward jung die Hochzeitstund'.
Oft schien noch die Geschichte der Frau und ihrem Mann,
Als hätt' sie ein Gesichte getäuscht in Trug und Wahn.
Auch scholl zu jedem Ohre alsbald die Wundermär',
Und zu des Hauses Tore drängt bunt die Menge her.
Und traun! da sehn die Pferde vom Söller stumm und starr
Hinunter auf die Erde, und sehn noch manches Jahr.
Richmodis aber spinnet still in dem Kämmerlein,
Und lacht nie mehr und sinnet dem Herrn zu Dank zu sein.
Sie weihet manche Gabe Maria und dem Kind,
Die selbst im tiefsten Grabe ihr hold gewesen sind.
Und wie drei Röslein schweben zu ihr drei Kindlein hin,
Die als drei Englein leben und für den Himmel blühn.
So ward am End' erfüllet Richmodis' heiß Begehr,
In ihrem Herzen quillet stets Gottes Lob und Ehr'.
Sie wob ein schön Gebilde mit eigner zarter Hand,
Das sie dann fromm und milde zu ihrer Kirche sandt'.
Da war es lang' zu sehen, es hing zur Fastenzeit
Im Chore von den Höhen in Pracht und Künstlichkeit.
Maria und die Jünger sah man am Kreuze stehn,
Wie sie zum starken Ringer fürs Heil der Menschheit flehn.
Am Kreuze liegt der Schädel, auf dem die Rosen blühn;
Und rechts und links hochedel die Rittersleute knien.
Und aus den Rosen heben drei Englein sich empor,
Die zu dem Heiland schweben in wundersüßem Chor.
So hat uns zum Gedächtnis Richmod das Tuch gestickt,
Und es dann zum Vermächtnis in jenes Stift geschickt.
Lang stöhnt' es auf dem Grabe, das nun das Paar vereint,
So schauerlich, als habe das Leichentuch geweint.
Allein den frommen beiden gab Gott auf seinem Thron
Nach ihren vielen Leiden der treuen Liebe Lohn.
E. v. Groote.
In der heil'gen Stadt am Rhein hängt ein altertümlich Kreuz,
In der Nacht gibt's lichten Schein, Tröstung manchem Armen beut's.
Aus der Wand hervorgesprossen, wie die alte Kunde sagt,
Ist es schwarz ins Holz geschossen, das zu rühren keiner wagt.
Christus traurig niederblickt, tief das Haupt in Schmerz gesenkt,
Wer ihn ansieht, der erschrickt, wenn er seiner Schuld gedenkt.
Beugt er doch sich ob den Sünden dieser lasterhaften Welt,
Wie sein Spruch einst wird verkünden, wenn das All in Staub zerfällt.
Weit die Arm' am Kreuzesstamm breitet er, wie Gnade flehnd,
Weil auf sich die Schuld er nahm, liebreich nach den Kindern sehnd.
Doch stets neue Sünden mehren seine, des Erbarmers, Last,
Lasten drücken und beschweren ihm das Haupt zur Erde fast.
Und wenn müd' er sich einmal ganz bis auf den Boden neigt,
Reif ist dann die Saat im Tal, die aus Totengräbern steigt.
Und bei der Posaunen Schalle öffnet sich der Grüfte Schoß,
Legt die Taten, Täter alle vor dem ew'gen Richter bloß.
Wird der Herr dann zum Gerichte kommen mit der schweren Last,
Ruft der Sünder: O vernichte, Herr, die du gebildet hast!
Fallet über mich, ihr Berge! ew'ge Nacht, bedecke mich,
Daß ich mich vor ihm verberge, denn sein Zorn ist fürchterlich! –
Nahm ein Maler einst sich vor abzufein das heil'ge Kreuz;
Doch das Aug' umzog ein Flor, und den Kecken bald gereut's.
Denn die freche Hand verdorrte, löste sich und fiel herab,
Wahnsinn wurden Tat und Worte, und er sank ins frühe Grab.
J. Kreuser.
Kinderunschuld, Gottestaube, heil'ger Engel Spielgenoß,
Dir ist stets der Himmel offen, den der Sünde Schuld verschloß.
Kinderunschuld, Himmelsblume, die auf öder Erde blüht,
Eine Rose auf der Heide, die der kalte Wind umzieht.
Jung noch war St. Herman Joseph, in die Schule noch er ging,
Und ein Knabe unter Knaben noch am Kinderspiel er hing.
Doch es schien der Zukunft Klarheit dämmernd schon aus ihm hervor,
Gleich den bildbemalten Scheiben, wenn der Morgen graut empor.
Gleich der silberklaren Quelle, die im Fels ruht unbekannt,
Gleich der Harfe voll der Lieder, unberührt noch von der Hand.
Goldner Sprüch' aus Christi Lehre hörte viel das gute Kind,
Wie die Demut und die Liebe schönster Schmuck der Weisheit sind.
Hörte von dem Gotteslamme, das für die am Kreuze starb,
Die ans Kreuz die Liebe schlugen, die den Mördern Heil erwarb.
Wie von tausend Silberstimmen hell erklinget Berg und Tal,
Wenn auf Blumen und auf Bäume fällt der Sonne erster Strahl:
Also ward von dieser Lehre hell erweckt des Kindes Brust,
Ward zum reichen Gottesgarten voll Gesang und Himmelslust.
Und so oft er ging zur Schule, eilt' er zu der Kirche hin,
Vor dem Bild der Mutter Gottes und dem Jesuskind zu knien.
Betend blickt er dort zur Mutter und erzählt dem Kindlein viel,
Streut ihm seine schönsten Blumen, ladet's ein zum Kinderspiel.
Lange trieb es so der Knabe, wie ein Engel fromm und rein,
Als der Frohe froher einstens eilte in die Kirch' hinein.
Einen Apfel in der Rechten, kniet er nieder ganz geschwind,
Und es lacht der rote Apfel und es lacht das frohe Kind.
Und es mußte jeder lachen ob so heil'ger Unschuld Bild,
Ob dem Knaben mit dem Apfel vor der Jungfrau hehr und mild.
Und er reichet ihr den Apfel, bittet sie gar ernst und heiß,
Daß sie gnädig nehmen wolle seinen Apfel rot und weiß.
Siehe! was er also flehet vor dem Bild von hartem Erz,
Laut erklang's im Himmel wieder, rührte tief der Jungfrau Herz.
Freundlich blickt sie auf den Knaben, und das starre kalte Bild
Nimmt des Kindes fromme Gabe, lächelt hold und dankt ihm mild.
Und es hat die Gnadenreiche freundlich stets auf ihn geblickt,
Große Gnade dem verliehen, der so hoch ihr Herz entzückt.
Kinderunschuld, Gottestaube, heil'ger Engel Spielgenoß,
Dir ist stets der Himmel offen, den der Sünde Schuld verschloß.
G. Görres.
Zu Köln ein junger Maler war
Marien fromm ergeben,
Er sah die Benedeite klar
Vor seinen Sinnen schweben.
Wenn er vertrauend aufgeblickt,
Hat sie ihm freundlich oft genickt
Und mild Gehör gegeben.
Da dacht' er sie aus Dankbarkeit
An eine Wand zu malen,
Wie er sie sah in Lieblichkeit
Als Magd und Mutter strahlen:
So möcht' ihr jeder gläub'ge Christ,
Der säh' wie schön und gut sie ist,
Den Zoll der Andacht zahlen.
Er malte fleißig Nacht und Tag
An ihren sel'gen Zügen,
Doch was ihm klar im Busen lag,
Will sich der Hand nicht fügen.
Und wie er bildet, sinnt und schafft,
Aufbietend alle Kunst und Kraft,
Es kann ihm nicht genügen.
Ermüdet schläft er endlich ein
Vor dem entworfnen Bilde;
Da schwebt ein Engelpaar herein:
Was führt es wohl im Schilde?
Es lächelt schalkhaft, nimmt gewandt
Palett' und Pinsel von der Hand
Dem von der Künstlergilde.
Schon malt der eine rüstig zu,
Der andre will nicht schweigen:
»Viel besser mach' ich das als du:
Gib her, ich will dir zeigen.«
So lösen sie einander ab,
Bis sich das Bild zu schauen gab,
Dem wir noch heut' uns neigen.
Als sie den Jüngling nun geweckt,
Noch lauschen sie verstohlen:
Er blickt empor, erstaunt, erschreckt
Und kann sich kaum erholen.
Das Bild ist fertig, Zug um Zug,
Wie er es längst im Sinne trug,
Vom Scheitel zu den Sohlen.
Da reden sie ihn freundlich an,
Den fast ihr Lichtglanz blendet:
»Die Mutter Gottes, junger Mann,
Hat mich zu dir gesendet.
Das Bild ist dein, du hast's gedacht:
Was wir an deiner Statt vollbracht,
Ist alles dir entwendet.«
»O wollte der Himmel nur blauen, die Erde nur blühn!
Ich ritt' in die Heiden rot, in die Wälder grün,
Ich gäbe dem blumigen Frühling ein einsam Geleit,
Und fände die Hütte und fände die rosige Maid.«
Leis sprach Herr Wilhelm von Holland das heimliche Wort,
Er zog nach Köln im eisigen Winter fort:
Es glänzten um ihn die Ritter, es lärmte der Troß;
Er ritt still träumend dazwischen auf prächtigem Roß.
Bald grüßte die heilige Stadt am brausenden Fluß,
Drin klingen die Glocken, dem Fürsten ein freundlicher Gruß!
Er zieht in die wogenden Straßen durchs dunkele Tor,
Laut jauchzet das Volk: kaum klingt es dem Träumer ins Ohr.
Und freudig empfängt ihn der warme, glänzende Saal,
Kronleuchter schimmern, gespiegelt viel tausend Mal,
Stolz rauscht die Musik durch des Raumes üppigen Glanz,
Und ringsum windet und bindet sich reizend der Tanz.
Es glühet und blühet der Mädchen holdselige Schar,
Im Reigen umringt und umschlingt ihn manch liebliches Paar;
Sie kommen und gehen, lächelnd in kosigem Spiel,
Sie singen der Lieder, sie bringen der Blumen ihm viel.
Die Ritter nahn in der Waffen blinkendem Strahl,
Sie heben kredenzend den schäumenden, goldnen Pokal,
Sie preisen und rühmen; doch ihm ist alles zur Last,
Er spricht erinnerungssüchtig, der fürstliche Gast:
»O wollte der Himmel nur blauen, die Erde nur blühn!
Ich ritt' in die Heiden rot, in die Wälder grün,
Ich gäbe dem blumigen Frühling ein einsam Geleit –«
Da spricht ins Wort ihm ein Greis: »Der Lenz ist nicht weit.«
Albertus Magnus ist es, er faßt ihm die Hand,
Tief glühet sein Blick, weiß wallet ihm Haar und Gewand,
Er will durch wechselnder Bilder zaubrische Lust
Befreien des Fürsten gedankenverdüsterte Brust.
So zieht er den Kreis, so spricht er ein flüsterndes Wort,
Er schlägt mit dem Stab: da wandelt sich plötzlich der Ort,
Ein Blühen hebt an, der Frühling feiert sein Fest,
Hoch blauet der Himmel, warm treibet die Wolken der West.
Aus zackigen Bergen ergießt sich der Ströme Lauf,
Die Bronnen rauschen aus Felsen kühlig herauf,
Bunt grünen Wälder und Wiesen und Fluren umher,
Es lieget das Land ein jubelndes Frühlingsmeer.
Dazwischen erhebt sich der Städte betürmte Pracht,
Mit Bannern halten die Burgen auf Bergen Wacht,
Die fliegenden Reiter blinken im Sonnenstrahl,
Die Herdenglocken ertönen im duftigen Tal.
Still zieht durch den klingenden Frühling der fürstliche Held,
Ihn grüßt in den Lüften der Vogel, die Blume im Feld,
Er zieht nach der Heide und schwindet im Waldesraum;
Da fliehet das Bild und des Lenzes goldener Traum.
Und wieder umrauscht ihn im Saal die glänzende Pracht,
Er hat nicht der Schar, nicht des mächtigen Zauberers acht,
Denn Tänze, Musik und Tänze sind ihm zur Last,
Er bleibt traumselig und spricht, der fürstliche Gast:
»Wohl mochte der Himmel blauen, die Erde blühn,
Ich ritt in die Heiden rot, in die Wälder grün,
Ich gab dem blumigen Frühling ein einsam Geleit;
Doch fehlte die Hütte, es fehlte die rosige Maid.«
Zu Köln am Domhof saßen
Die würd'gen Herrn vom Stift,
Verdrossen über die Maßen
Vor lauter Gall' und Gift.
Es mocht' auch keiner dreister
Auf sie zu sprechen sein,
Als Grijn, der Bürgermeister
Der reichsgetreusten Stadt am Rhein.
Der wahrte jedem Bürger
Sein wohlverbrieftes Recht,
Daß auch der ärmste Schürger
Nicht würd' ein Pfaffenknecht;
Des bosten sich am meisten
Ein Knünch und ein Kaplan,
Die hätten dem Überdreisten
Doch gar zu gern ein Leids getan.
Am Domhof lag im Zwinger
Ein Löwe grauenhaft,
Dem kein Athlet und Ringer
Gewachsen war an Kraft.
Den plagten sie mit Fasten
Und luden dann gleißnerisch
Den Mann, den bestgehaßten,
Auf guten Imbiß ein zu Tisch.
Der hat's wohl angenommen,
Und als er dort erschien,
Da hieß es: »Schön willkommen
Seid Ihr, Herr Herman Grijn!«
Doch als er stand im Saale –
Sie ließen ihn just allein –
Da brach mit einem Male
Das Löwenungetüm herein.
»Ha! Bin ich so zu Gaste
Geladen an diesen Herd?«
Er rief's voll Zorn und faßte
Sein doppelschneid'ges Schwert.
»Komm her, Gesell! Maskiere
Dich auch, da man's erlaubt!«
Er rief's und warf dem Tiere
Den seidnen Mantel übers Haupt.
Eh' noch der Leu begriffen
Den kölnischen Maskenscherz,
Da fuhr ihm scharfgeschliffen
Der Stahl ins wilde Herz.
Er sank mit Wutgebrülle,
Getroffen auf den Tod;
Da lag, mit seidner Hülle
Bedeckt, das arge Gastgebot.
Und als nun tief erschrocken
Das Pfaffenpaar erschien, –
»Ihr hofftet zu frohlocken,«
So sprach Herr Herman Grijn;
»Ihr hattet mich dem Leuen
Zum Imbiß zugedacht;
Das wird euch schwer gereuen,
Ihr sollt noch sterben diese Nacht.«
Da half kein Drohn und Bitten,
Bald war der Spruch getan,
Den Henkertod erlitten
Der Knünch und der Kaplan.
Am Rathaus sieht man heuer
Gemeißelt noch in Stein
Das Löwenabenteuer:
Zur Lehre soll's dem Enkel sein.
So geht die köln'sche Sage
Vom Löwenkampf am Dom;
Drum gilt noch heutzutage
Das Wort am deutschen Strom:
»Ob süß es fall', ob sauer,
Es sei dir beides gleich;
Halt fest, du köln'scher Bauer,
Halt fest am Kaiser und am Reich!«
Hermann Grieben.
Zu Ende des XIV. Jahrhunderts.
(Nach Ghiberti.)
Du hast, Ghiberti, scharf und streng und richtig
Beurteilt meine Kunst und mich gelobt;
Das Lob aus deinem Munde klang gewichtig.
Ich habe dir, den ich als Freund erprobt,
Von meines Meisters Kunst zu Köln am Rheine
den höchsten, seltensten Genuß gelobt.
Blick her! du glühest wie von jungem Weine:
Worauf dein Auge fällt, ein Meisterstück!
Du jauchzest, und du siehest, daß ich weine.
Entschwundne Tage ruft mir dies zurück,
Und auch den Tag, wo ich ihn trug zu Grabe,
Der liebend mich und lehrend war mein Glück.
Auf diesem Bruchstück hier, der blonde Knabe,
Der von der Stirne sich die Locken streicht,
Der bin ich, wie ich einst gedient ihm habe.
Er hat mir treu die Führerhand gereicht,
Ich wurde stark in seinem milden Strahle;
Nun hat der Winter mir das Haar gebleicht.
Die griech'schen Meister sind dir Ideale:
Sei selbst du zwischen ihm und ihnen Richter:
Auf welche Seite neiget sich die Schale?
Sieh, wie er hochgelehrt und doch mit schlichter
Natürlichkeit das Nackte hier gestaltet,
Und hier die hohe Schönheit der Gesichter.
Die Kunst bewundre, die er hier entfaltet,
Die Zierlichkeit der Arbeit, die Vollendung,
Und dieser Riß: da hat wohl Gott gewaltet.
Das Werk bestimmte seines Schicksals Wendung,
Es sollt' ihn zu des Ruhmes Gipfel tragen,
Und ward das Werkzeug einer höhern Sendung.
Ich muß vom frommen Meister mehr dir sagen;
Wie lieblich er in seiner Kunst erscheint,
War selbst er liebenswert in seinen Tagen.
Anjou, der mit der Kunst es gut gemeint,
Hat ihn geehret vor den Meistern allen,
Die huldreich er an seinen Hof vereint.
Für Anjou hat der Meister den Metallen
Das Siegel seines Geistes eingedrückt,
Und Kirchen ihm verziert, Altar und Hallen;
Auch seinen Schenktisch hat er ihm geschmückt,
Geschmiedet ihm Pokale, Krüge, Schilde,
Die jedes Kunsterfahrnen Blick entzückt.
Da wollte denn der Fürst in seiner Milde,
Daß noch aus lauterm Golde, sondergleichen,
Sein Meisterstück er, eine Tafel bilde;
Versehen sollt' er die mit seinem Zeichen,
Auf daß die Nachwelt seinen Ruhm erfahre,
Und staunend ihm den Lorbeer möge reichen.
Hier liegt der Riß dir vor, den ich bewahre;
Am Werke selbst hat meines Meisters Hand
Gehämmert und gefeilt drei volle Jahre.
Und wie er fertig war, wie er's gesandt
Dem guten Fürsten, welcher es bestellt,
Da hatte sich das Glück von dem gewandt.
Die Feindschaft weißt du, die sich eingestellt
Verderblich zwischen ihm und Lanzelote
Und aufgereget eine halbe Welt;
Da kam zum Meister ein betrübter Bote:
Einschmelzen hatt' er jene Tafel lassen,
Weil ihm kein Geld, kein schnödes, zu Gebote.
Da sahn den guten Meister wir erblassen,
Erschrocken schweigen eine lange Zeit,
Und krampfhaft nach dem wunden Herzen fassen.
Dann, niederkniend in Unterwürfigkeit,
Sprach er und hob die Arme himmelwärts:
Auch das war eitel! eitel Eitelkeit!
Am ird'schen Abglanz hing mein töricht Herz,
An dem vergänglichen des ew'gen Lichtes:
Nun faßt um Eitles mich ein eitler Schmerz!
O Herr, was falsch und eitel war, vernicht es!
In meinem Busen dienen dir und büßen,
Das will ich bis zum Tage des Gerichtes.
So stand er auf und sah uns an mit süßen,
Wehmüt'gen Blicken, schritt sodann hinaus,
Rückschauend nur noch einmal uns zu grüßen.
Und in die Berge, in der Wildnis Graus
Trug weltverlassend ihn sein Fuß, zu bauen
Einsiedlerisch Kapell' und niedres Haus.
Da mocht' er Unvergänglichem vertrauen
Und suchen, klares Auges, reines Licht,
Vermeidend in das Nebeltal zu schauen.
Wie fromm er war, ein Frömmler war er nicht;
Oft suchten wir ihn auf, er sah uns gerne
Und gab uns lächelnd Rat und Unterricht.
Er liebte noch die Künste wie die Sterne,
Und seine lieben Schüler und Genossen;
Er hielt sein Herz nur von dem Schlechten ferne.
Einst fanden wir wie schlummernd hingegossen
Am Kreuz ihn, wo zu beten er gepflegt;
Sein altermüdes Auge war geschlossen.
Wir weinten, als wir ihn zur Ruh' gelegt.
A. v. Chamisso.
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn war man faul . . . man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht Ehe man's gedacht
Die Männlein und schwärmten Und klappten und lärmten
Und rupften Und zupften
Und hüpften und trabten Und putzten und schabten,
Und eh' ein Faulpelz noch erwacht,
War all sein Tagewerk bereits gemacht.
Die Zimmerleute streckten sich
Hin auf die Spän' und reckten sich,
Indessen kam die Geisterschar
Und sah, was da zu zimmern war:
Nahm Meißel und Beil Und die Säg' in Eil':
Sie sägten und stachen Und hieben und brachen,
Berappten Und kappten,
Visierten wie Falken Und setzten die Balken:
Eh' sich 's der Zimmermann versah,
Klapp, stand das ganze Haus schon fertig da.
Beim Bäckermeister war nicht Not,
Die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
Die Heinzelmännchen regten sich –
Und ächzten daher Mit den Säcken schwer!
Und kneteten tüchtig Und wogen es richtig,
Und hoben Und schoben
Und fegten und backten Und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor:
Da rückte schon das Brot, das neue, vor.
Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh'.
Indessen kamen die Männlein her
Und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.
Das ging so geschwind Wie die Mühl' im Wind:
Die klappten mit Beilen, Die schnitzten an Speilen,
Die spülten, Die wühlten,
Und mengten und mischten Und stopften und wischten.
Tat der Gesell die Augen auf –
Wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf.
Beim Scheuken war es so: es trank
Der Küfer bis er niedersank:
Am hohlen Fasse schlief er ein:
Die Männlein sorgten um den Wein
Und schwefelten fein Alle Fässer ein,
Und rollten und hoben Mit Winden und Kloben
Und schwenkten Und senkten
Und gossen und panschten Und mengten und manschten.
Und eh' der Küfer noch erwacht,
War schon der Wein geschönt und fein gemacht.
Einst hatt' ein Schneider große Pein:
Der Staatsrock sollte fertig sein;
Warf hin das Zeug und legte sich
Hin auf das Ohr und pflegte sich:
Da schlüpften sie frisch In den Schneidertisch
Und schnitten und rückten Und nähten und stickten
Und faßten Und paßten
Und strichen und guckten Und zupften und ruckten,
Und eh' mein Schneiderlein erwacht,
War Bürgermeisters Rock bereits gemacht.
Neugierig war des Schneiders Weib,
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin; die andre Nacht
Die Heinzelmännchen kommen sacht.
Eins fährt nun aus, Schlägt hin im Haus;
Die gleiten von Stufen Und plumpen in Kufen;
Die fallen Mit Schallen,
Die lärmen mit Schreien Und vermaledeien!
Sie springt hinunter auf den Schall
Mit Licht: husch, husch, husch, husch! – verschwinden all'!
O weh, nun sind sie alle fort
Und keines ist mehr hier am Ort!
Mau kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
Man muß nun alles selber tun!
Ein jeder muß fein Selbst fleißig sein
Und kratzen und schaben Und rennen und traben
Und schniegeln Und biegeln
Und klopfen und hacken Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie vormals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her.
August Kopisch.
Ich seh' euch schon im Trauerflor,
Und bring' auch, doch sei Gott davor,
Vielleicht nicht gute Kunde:
Nehmt diesen Brief, doch lest ihn nicht,
Gebt, daß ein andrer ihn erbricht,
Und nicht in dieser Stunde. –
»Schwarz muß der Brief gesiegelt sein,
Er kommt von weit, von Köln am Rhein,
Von heute vor acht Tagen:
Und siehe mich hier und mein Kind,
Daß wir bereits berichtet sind,
Und Trauerkleider tragen.
Denn in der bangen Sterbenacht
Hat meiner noch mein Mann gedacht,
Und ist bei mir gewesen:
Er sprach nicht mehr, er winkte doch,
Und gab uns seinen Segen noch –
Gib, laß den Brief mich lesen.«
O. F. Gruppe.
Als Probe kölnischer Mundart.
Zo Köln em ahlen Kümpchens-Hof
Wunt ens nä Boersmann,
Dä hat en Mäd, de nannt sich Griet,
Nä Knäch, dä nannt sich Jan.
Dat Griet dat wohr en fresche Mäd,
Grat we vun Milch un Bloot,
Dä Jan dat wohr nä starke Boorsch,
Dem Griet vun Häzen good.
Ens säht hä: »Sag,« esu säht hä:
»Sag, Griet, den ich deer räch?
Nemm mich zom Mann, do bes en Mäd,
Un ich, ich ben nä Knäch.«
Do säht it: »Jan, du bes nä Knäch,
Und ich en schöne Mäd:
Ich well nä däft'gen Halfen han
Med Oes un Köh un Päd.«
Un als dä Jan dä Kall gehoot,
Do trock hä en dä Kreeg,
Schlog immer düchtig en dä Feind,
Holf wennen mänchen Seeg.
We widder hä no Köllen kom,
Sos hä op stolzem Päd,
Dä Jan dä wohr no Feldmarschall,
Dä große Jan vun Wäht.Jan von Werth.
We widder en de Poz hä kom,
Sos en der Poz dat Griet,
It sos vör einem Appelkrom,
Wo it Kruschteien briet.
Un als dä Jan dat Griet dät sin,
Leth stell sing Päd hä stonn,
Un größten it, un sät zo im:
»Griet! wer et hät gedonn!«
Un als dat Griet dä Jan dät sin
Su blänkig usgeroß,
Do größt it in, un säht zo im:
»Jo! wär et hät gewoß!«
Ehr kölsche Mädchen, merk üch dat,
Un sit mer nit so friet,
Gar mäncher hät et leid gedonn,
Dat lehrt vum Jan un Griet.